Tscha Kinners,
Ich finde ja die ganze Frage nach dem "Besten, dem schnellssten usw."nicht wirklich sinnvoll. Eigentlich ist auch die Frage nicht sooo schlecht, schlimm wird nur, wenn dann die Glaubenskriege anfangen zwischen Fans und Nichtfans.
Daher hier meine Gedanken über ein paar auch teilweise hier immer wieder angesprochene Drummer, eingedenk der Tatsache, dass man da sehr wohl anders drüber denken kann (Reihenfolge ohne Bedeutung und ohne tieferen Sinn):
I. Dave Weckl: Einer der großen, und zwar gerade nicht wegen seiner Technik, sondern wegen seiner Musikalität, die ihm ja so viel absprechen und der tatsache, dass er das Schlagzeugspiel tatscählich auf einen neuen Level gehoben hat. Was er mit Michel Camillo, Mike Stern, Aziza Mustafa Zadeh, insbesondere in der Chick Corea Acoustic Band und bei seinen eigenen Soloprojekten abgeliefert hat, gehört wohl zum Besten, was jemals auf dieser Welt in die Felle gedrückt worden ist. UND: alles was er spielt, hat DEN GROOVE, was man nicht von allen technisch versierten Drumemrn sagen kann.
II. Vinnie Colaiuta: Perfekte Technik, phantiasievolles Spiel, aber ich kann mir nicht helfen, er kommt zu kalt rüber. Auf Karizma Concerten hat man den Eindruck, er spielt nur für sich und die Leute im Publikum, die auch Schlagzeuger sind. Seine überaus starken Fähigkeiten sind unbestritten, aber hier scheint zu häufig die technik um der Technik Willen im Spiel zu sein. Die besten Sachen von ihm sind aus seiner zeit mit Zappa und Abercrombie.
III. Terry Bozzio
Ja was soll ich sagen, auch seine Meriten sind unbestritten. Eigentlich mag ich diese ganze Solo Trommel Geschichte nicht so sehr, auch seine Art zu spielen, aber jedesmal wenn ich ihn und seine Schlagzeugkunst sehe, zieht er mich unweigerlich in seinen Bann. Er ist fürwahr immer wieder inspirierend in jeglicher Hinsicht. Und das ist wohl einer der größten Komplimente, die man einem Drummer machen kann.
IV. Alan Dawson
Jaja, den kennt wieder keiner, ich weiß, und es will ihn auch keiner hören, ist ja Jazz, ich weiß, trotzdem einer der besten , die je gelebt haben (ich glaube, er ist Ende der 90iger gestorben). Er war der Lehrer von vielen heutigen "Cracks" und wer sein Drum-Solo in "Take 5"
von der Scheibe "Dave Bruckek - we are all together again for the first time" noch nicht gehört hat, sollte erst einmal schweigen, sich die cd anhören und dann anfangen, vieles ganz anders zu sehen (zum Beispiel, was ist Geschwindigkeit). Zum abschließenden "Yeah" nach dem Solo kann ich jedenfalls nur mit dem Kopf nicken.
V. Joe Morello: Hier gilt:
"Einer der Väter. Wer diese nicht kennt, kennt die Vergangenheit nicht, weiß nichts um die Gegenwart und hat daher auch keine Zukunft" :-). Leute hört ihn euch an uns seht ihn an: Mit seinen über 80 hat er immer noch Swing und Soul. Und wer jemals über Handtechniken nachdenken will, kommt an ihm einfach nicht vorbei.
VI. Elvin Jones: "Der Gott ?" Unnachahmlich sein Feeling, seine Phrasierung, seine Polirhythmik, seine Taktauflösungen, Kinder hier ist einer, der SPIELEN kann, mag sein, dass ihr den Stil nicht mögt, aber wer den Begriff FREIHEIT jemals in Verbindung mit einem Musikinstrument gedacht hat, der muss hier niederknien.
---------------------- zu Jack deJohnette kann mann weitestgehnds ähnlichhes ausführen.
VII. Joel Rosenblatt: Wer ihn Live mit Spyro Gyra gesehen hat, hat einen Verdacht bekommen, wer ihn mit Michel Camillo gesehen hat, der weiß: Joel is Hot Hot Hot Hot Hot !!!!!!!!. Unvergessen sein Auftritt im Kölner Subway mit Camillo und sein Solo bei "Why not". Wenn Musik physisch Reibung erzeugen würde, wär das Subway abgebrannt.
VIII. Mike Portnoy: Zugegeben sein Spiel ist brilliant, seine Bassdrumtechnik ausgefeilt, sein HH-Ride-Gliding schön und er spielt mit Phantasie. (By the way: Grovvemaster, ich glaube dass ist der Unterschied, den keiner versteht: Der Unterschied zwischen der Phantasie eines Portnoy und der Poesie eine E.Jones). Aber wenn ich ehrlich bin, überzeugt er mich auch nur im Spiel bei Dream Theater, alles andere wirkt nicht so stark. Und sein Solo Spiel ist ziemlich kappes vom musikalischen Standpunkt aus: Test gefällig ? Okay: Nehmt sein Drumsolo von "Once in a lifetime" und dann das oben genannte von Alan Dawson. Und liebe Rocker: seid bitte eehhhhhhrrrrrrlicccchhhhhh !!!!!
Ich mag ihn, aber nicht den Hype, der um ihn gemacht wird.
IX. Buddy R:. Ohne Worte, ich glaube, da sind sich ziemlich alle mal einig. ABER: andere aus der Swing Aera waren auch gut: Gene Krupa, Louie Bellson, Joe Jones (!) usw.
X: Mich Mitchell: Ja wirklich mal ein Drummer, der so viele beeinflußt hat, dass er allein deshalb in die Galerie muss. Sein Drumming ist für heutige Verhältnisse gar nicht mal so doll, aber eins steht fest: vor ihm hat man anders die Drums bedient. Bei Ihm hatte man wirklich das Gefühl, sowas hat man noch nicht gehört, diese leichten schnellen Jazzrolls übertragen in den Rock Bereich. (Ähnlich wie auch Clive Bunker von Jethro Tull)
XI. Stewart Copeland: Ich glaube, es gibt Tausende, die technisch besser spielen können als er und sein Timing war scheisse (wenn ich da an alte Police Live Auftritte denke uiuiuiuiu). Aber auch hier gilt: Das Drummen hörte sich nach ihm anders an. Ich weiß es noch, als damals "Walking on the moon" rauskam: (Ich weiß, ich weiß, technisch nicht soo wertvoll): meine Reaktion war die von allen: Was zum Teufel ist das ?
Denn eins ist mal klar: Rimclicks und Splash Becken und einige Copeland typische Taktphrasierungen sind seither Standard im modernen Schlagzeugspiel. Und wenn man überlegt, dass er eigentlich als PUnkdrummer angefangen hat, wird seine stilistische Leistung noch etwas größer.
XII. John Bonham: DAS Monster. Seine Soli waren träge und kacke, seine Handtechnik müde, selbst seine typischen Bassdrum-Licks waren aus Faulheit geboren (so er selbst im Interview), aber er war der Rockdrummer, der immer Groovte, da waren immer die entscheidenen Ghoste-notes, die das ganze trotz bumbumbasch zum Swingen brachte. Nicht wegzudenken aus unserem Metier.
XIII. Ian Paice: Wer sich einen Eindruck verschaffen will, mag sich Deep Purple"Live in Japan" anhören, für mich immer noch die Quintessenz des Paicschen Schaffens. Eine für damalige Verhältnisse unfassbare Single-Stroke-Snare-Technik im Rockbereich, (ebenso die Schnelligkeit seiner SingleBass)auch er groovte immer, auch er hatte immer die richtige Mischung aus BasisGroove und Licks. Mit Bonham zusammen der Rock-DrumHeroe der ausgehenden 60iger und der beginnenden 70iger.
XIV. Steve Gadd: Der ungekrönte Champ, der Alles-Könner, der Wegbereiter, der große Erneuerer im Drumbereich, alles das ist er zugleich. Er kann alles, er spielt aber nie alles, seine Handsätze sind Geschichte, seine musikalische Bandbreite allumfassend, sein Groove steht, sein Mikrotiming genauer, als alle Uhren der Schweiz zusammen. Wenn man Pech hat, erwischt man eine Scheibe, auf dem er wenig spielt und sich zurückhält, dann fragen alle, und das soll der große Gadd sein ? Ja, deshalb, weil er das spielt, was paßt. Will man ihn wild trommeln sehen, muß man sich halt ne Scheibe von Chick Corea anhören.
XV: Billy Cobham: Der große "wilde" Gegensatz zu Steve Gadd (zumidest in den 70igern). Auch er hat den Groove, er hat die Technik (die er seinerzeit aber manchesmal zu sehr raushängen liess) und er hat Licks, bei denen man nicht weiß, wie er beim Spielen die Time hält bzw. die 1 im Auge behalten kann. Im vergleich zu modernen Drummern wie Weckl und Colaiuta wirkt sein Stil heutzutage vielleicht etwas eindimensional, aber er ist einer der ganz Großen. Seine Soli habe ich nie gemocht, da war mir immer zuviel Technik und zu wenig Groove drin, aber dennoch: Das ist halt seine Seele. Und: Ohne ihn würden Heerscharen von Drummern nicht so spielen, wie sie heute spielen.
XVI: Phil Collins: Jaja, nicht der POpBarde, so wie viele ihn kennen, sondern der innovative Drummer der frühen 70iger bei Genesis und bei Brand X. Hört ihn euch an als 22jährigen auf der ersten LiveScheibe von Genesis: Geschmackvolles und innovatives Drumming, was es so zu dieser Zeit auch von keinem in dieser Art gab. Zum filigranen Spiel eines PC wirkt das Spiel des gleichzeitig agierenden John Bomham dagegen richtig plump. Ein feiner innovativer Drummer der Extraklasse, ohne jeden Zweifel.
XVII. Simon Phillips: Ja, anfangs hörte er sich an wie ein Billy Cobham Klon. Aber dann hat er sich weiterentwickelt, insbesondere sein Sound wurde legendär, man kann ihn überall heraushören, sein Stil ist einzigartig, sein Spiel geschmackvoll, seine Technik präzise und teilweis eumwerfend. Und wer ihn mit Babko gesehen hat, wird zugeben, dass er selbst Bebop gut spielen kann. .
XVIII: Omar Hakim: Wenn ich einem Außerirdischen erkären müßte, was Groove ist, würde ich ihm OH vorspielen. EIn Monster, dessen Initialzündung bei mir einsetzte , als ich sein Solo im Sting Film "bring-on-the-night" beim Stück "i burn for you" zum ersten Mal sah. Immer wenn ich ihn höre, frage ich mich, wie kann ein einzelner Mensch so grooven. Habe ein Bootleg-Aufnahme von ihm,mit einem Solo, wo ich in Kenntnis von allen anderen Drummern ernsthaft gedacht habe, die wollen mich Covermäßig verarschen: Aber nirgends auf dem Cover war verzeichnet, wer der zweite Drummer war :-)-
Uns so gibt es noch viele, der expressive in-the- Pocket-Man Dennis Chambers, von dem man lernen kann, wie man nur mir Snare, HH und BD grooven kann, bis der Arzt kommt, der zurückhaltene Manu Katche, Rod Morgenstein, Jojo Mayer, Rene Cremers, Chad Wackermann nicht zu vergessen, sie alle sind gut, sie alle inspirieren uns und lassen uns immer wieder aufs Neue an das Set gehen, um uns technisch zu verbessern, bringen uns immer wieder auf andere Gedanken und Ideen, ja und nicht zuletzt: geben uns einen Lebensgroove, der uns zu dem macht, was wir sind: Drummer, und uns an dem teilnehmen läßt, was wir über alles lieben: Musik.
In diesem Sinne Seelanne