Hy Matze,
zunächst mal: schön, dass mal ein User hier solch gute Aufnahme ins netz stellt und sich der Kritik aussetzt, das ist aller Ehren wert.
Wie du ja selber sagtest, freust du sich über jedwede Kritik und Anregung, daher mal hier meine Anmerkungen. Eins vorweg: Alle kritischen Anmerkungen sind in keinster Weise abwertend oder überllaunig gemeint, sondern geben nur halt meinen subjektiven Eindruck wieder, der ja aber auch vielleicht als Anregung helfen kann. Meine Kritik richtit sich im übrigen in erster Linie an die musikalische Seite deines Solos. Daher also im Einzelnen meine Anmerkungen:
I. Deine Handtechnik und insbesondere Fußtechnik ist schön, deine Geschwindigkeit ist auf schon recht hohem Level.
II. Erster Kritikpunkt: Das Solo ist extrem hektisch, Auf den Betrachter wirkt das, als wolle der Drummer zeigen, wie schnell er spielen kann. Nur zum Verständnis: Geschwindigkeit ist ne feine Sache, erschöpft sich ein Solo jedoch darin, wirds langweilig. Wie Joe Morello schon zu berichten wußte: "Selbst wenn ein Drummer es schafft, 1 Stunde lang 64tel bei einem Tempo von 100 auf das Set zu verteilen, ist das Ergebnis gleich null, schlimmer noch, das Publikum wird sich langweilen." Daher mein Tip: Slow Down ! Da du ja ohnehin das Solo ohne festes Metrum spielst und daher die Geschwindigkeiten variierst, würde ich raten, langsamere Passagen einzubauen. Ich weiss, dass das zuweilen schwieriger ist, da die gewohnten Breaks und Fills teilweise in anderen Gewchwindigkeiten nicht recht wirken, da muss man halt etwas erfinderisch werden.
II. Dein Einbau von unterschiedlichen Groove-Takt-Passagen ist immer ein gutes Mittel, um ein Solo ohne Hintergrund zu gestalten, von daher well-done, nur: Die Grooves müssen dann auch grooven ! Auch diese sind viel zu hektisch, als das sie grooven könnten. Nicht mißverstehen: Ich meine nicht, die Grooves müßten langsamer sein, aber sie müßten einfach mehr ins Gebein gehen. Die Takte kommen so daher, dass kein Mensch im Publikum unwillkürlich mit dem Fuß wippen müßte. Bei einem Solo ist es aber wichtig, die Leute im Publikum mit auf die Reise zu nehmen, was jedoch voraussetzt, dass sie sich auch emotional angesprochen fühlen, und das geht halt beim Drummen über das Gefühl des Rhythmus. Seh dir mal das Tony Royster Jr-Video an: Der hat auch Takt Passagen drin, aber die Dinger grooven. Deshalb mein Tip: bei diesen Passagen am Feeling arbeiten.
III. Alle Breaks werden sehr lange ausgepielt, Jedwede gespielte Kombination wird jeweils sehr lange durchgehalten, das Ergebnis ist eine relativ schnelle Eintönigkeit mit relaltiv wenig Abwechselung.
IV. Dementsprechend solltestdu vielleicht auch mal versuchen, das Solospiel dynamischer zu gestalten. Die Dynamik in deinem Solo ergibt sich in erster Linie aus dem Sound der verwendeten Sounds: So bei der Bozzio-liken-China Passage am Schluss, oder der Paradiddle Kombination mit den Blocks (etwas Peart-ähnlich, aber ok). Versuche aber mal, alles was du spielst, in unterchiedlichen Nuancen darzubieten, das Ergebnis ist kolossal. Wenn ein Drummer bereits realtiv schnell die Lautstärke des Closing-Fill erreicht, beraubt er sich halt den Möglichkeiten, über die Dynamik zu begeistern. Wie schon Weckl sagte: Als Drummer hat man halt nur eingeschränkte Möglichkeiten: Geschwindigkeit, Rythmik und Dynamik, da muss man halt auch alles nutzen, (Bei entsprechendem Setaufbau ist dann ja auch noch Melodik und Harmonik möglich)
V. Die einzelnen Pasasagen stehen ein wenig zusammenhanglos im Raum, sie ergeben sich nicht in musikalischer Weise auseinander. Mein Tip wäre, zu versuchen, die einzelnen Übergänge beispielsweise zum Doubke-Bass-Shuffle oder wieder heraus, so anzulegen, dass sie sich organisch auseina
nder ergeben oder halt zumindest so anhören.
VI. Alle gespielten Licks ergeben einen relativ ähnlichen Eindruck vom Soundgebilde her, da ist wenig überraschendes, wo man aufmerkt und sagt, was war das denn jetzt. Alles läuft dasnn letztlich immer auf die Hand-Fuß-Kombinationen hinaus, alles im fast gleichen Tempo, alles in gleicher Dynamik. Daraus ergibt sich dann , insbesondee für den Zuhörer als NichtDrummer der EIndruck, dass er den Lick bereits schon 5 mal gehört hat. Daher mein Tip: Abwechslung !
So weit, so gut, wie gesagt, ich weiss nicht, wie lange du schon spielst, oder in welchem Entwicklungsstadium du dich derzeit konkret befindest, aber das ist auch alles egal: Musikalischer werden !!!!! Das wäre mein Tip alles in allem, wie gesagt, nicht übel nehmen, istnicht so gemeint, sondern nur als konstruktive Kritik.
In diesem Sinne
Bis denne
Seelanne