Bevor man sich in solchen Angelegenheiten in endlosen Überlegungen und endlos-Diskussionen verliert, sollte man sich vielleicht vergegenwärtigen, was es überhaupt für Lösungsmöglichkeiten gibt, wobei es imho eigentlich nur auf drei Alternativen hinausläuft:
1. Gig spielen: du nutzt die nächsten sechs Wochen konzentriert dazu, deine Dämonen zu bekämpfen, indem du dir das Programm dermaßen in die Birne prügelst, dass du es tatsächlich nachts um drei spielen kannst. D.h. volle Konzentration in jeder freien Minute auf diese Angelegenheit. Pack dich dermaßen mit Schlagzeugspielen ein, dass du fürs Nachgrübeln keine Zeit mehr hast. Und spiel den Gig.
2. Gig jetzt absagen: du sagst deinen Band-Mitstreitern, wie es bei dir aussieht und dass du dich dazu entschieden hast, den Gig sausen zu lassen, weil du ihn psychisch nicht durchstehen kannst.
3. Faken: lässt dir eine fadenscheinige Ausrede einfallen und sag den Gig einen Tag vorher wegen Magen-Darm ab.
Soweit ich das sehe, hast du keine andere Möglichkeit. Für eine musst du dich entscheiden. Und das am besten: jetzt. Und wenn du dich entschieden hast, ziehst du das durch bis zum bitterem Ende.
Wenn du allerdings Alternative 2 oder 3 wählst, solltest du dir vielleicht überlegen, das Schlagzeugspielen gänzlich aufzugeben. Ich habe irgendwo gelesen, dass du Mitte 40 bist: die Frage würde sich dann stellen: Wann, wenn nicht jetzt, willst du jemals einen Gig spielen ? Wann, wenn nicht jetzt, wirst du dich jemals so sicher fühlen, dass du kein Muffensausen hast ?
Und insbesondere: wirst du jemals eine Band finden, die dich als Schlagzeuger akzeptiert, wenn feststeht, dass es eigentlich mehr oder weniger vom Zufall abhängig ist, ob ihr jemals auf die Bühne geht, weil du an deiner Konstanz zweifelst oder sonstiges Muffensausen hast ?
Ich meine nämlich, jeder neuen Band solltest du das Problem mitteilen. Die haben ein Anrecht darauf, das zu wissen. Ich jedenfalls käme mir erheblich verarscht vor, wenn mir jemand 4 Wochen vor nem Gig offerieren würde, dass er grundsätzlich so Lampenfieber hat, dass es für ihn ausgeschlossen ist, jemals aufzutreten. Solche Info würde ich von Anfang an von jemanden erwarten.
(Insofern würde ich mir um meinen guten Ruf erst recht keine Gedanken mehr machen, wenn ich Alternative 2 wählen würde. Ich bekomme doch dann anschließend keinerlei Band-Angebot mehr.)
Solltest du dich also für Alternative 2 oder 3 entscheiden, würde ich - und das ist jetzt echt nicht böse gemeint - das Hobby wechseln.
Tatsächlich aber würde ich Alternative 1 ergreifen: packt den Stier bei den Hörnern und gib alles. Wenn's dann scheitert, hast du es zumindest probiert.
Und denk immer an den alten Spruch von Epiktet: "Die Vorstellungen von den Dingen sind zumeist viel schlimmer als die Dinge selbst."