Zitat von JürgenIch persönlich habe gar nichts gegen ein zweites Pedal, auch nicht am Anfang. Von reinem Geklopfe auf einer Trommel für den Anfänger halte ich auch nichts. Meiner Meinung nach macht es die Mischung. Wer Popularmusik spielen will, sollte das auch lernen dürfen und zwar von Anfang an. Die Zeiten als in der Schule Englisch mit Shakespeare gelehrt wurde, sind ja nun auch vorbei. Es bringt einfach nichts, wenn der Schüler dann in England mit "Holder Wirt, reichet uns doch ein Bier eures Hauses!" aus dem Rahmen fällt. Nichts desto trotz gehört eben auch ein bisschen Drumherum dazu. Wer vier Jahre lang 40 Rudiments lernen soll und sonst nichts, der wird bis dahin in seiner Kapelle kläglich versagen und die Stöcke an den Nagel hängen oder das Masochisten-Diplom anstreben.
Mischung ist ein gutes Stichwort. Ich war Sonntag mit nem Kumpel im Proberaum, der Interesse am Drummen zeigte und mich bestaunte (sah mich mal bei nem Gig) etc. .. dachte allerdings, er könne schon ein paar Sachen, aber Pustekuchen. Da musste alles von Grund auf erklärt werden, von Stickhaltung, ja sogar über Armhaltung und Sitzposition - ganz abgesehen davon, dass ein Timing / Taktgefühl quasi nicht vorhanden war. Als er dann auf mehr als 2 Sachen gleichzeitig spielte kam nur noch Müll heraus - ergo ging es garnicht anders, ihn erstmall Single Strokes auf der Snare durchklopfen zu lassen, nebenbei Haltung etc. zu erklären und zu wiederholen, dass das ganz gleichmäßig sein müsse (dass das Timing hinten und vorne nicht stimmte hätte auch jeder Laie gehört). Da wurde mir nur nochmals der Grundsatz bewusst, dass man tatsächlich klein anfangen muss. Und dass man letztlich viel mehr kann, wenn man aus wenig viel herausholen kann. Hatte zwischenzeitlich mal alle 3 Toms (vorher lange Zeit nur mit einer Standtom gespielt ..) am Set hängen, aber hab dann vor zwei Wochen das 10er wieder abgehangen. Mein Spiel hatte sich m.E. negativ verändert und ich wollte wieder etwas mehr "back to the Roots", zumal der Setaufbau mit der 10er Tom unnötig in die Breite gezogen wurde - v.a. was die Hi-Hat angeht (hatte 10er+12er Tom mittels Multiklammer auf nem Beckenstativ, zentral vor die Snare (also links der BD) ausgerichtet.
Vielleicht spielt da auch wirklich ne Portion Veranlagung und Begabung mit ein - z.B. Rhythmusgefühl und die Begeisterung fürs Instrument. Aber ich hab am Sonntag erstmal richtig gemerkt, dass es keine Selbstverständlichkeit ist, Schlagzeug spielen zu können
Gerade das brachte mich zum Nachdenken, da ich - als ich mit 7 anfing - auch erstmal ohne Lehrer (hatte mit 8 ein jahr Unterricht) oder irgendwelche großartigen Instruktionen mich an mein Billigschlagzeug setzte und das spielte, was mir so in den Sinn kam. Wobei sich mein Musikgeschmack schon damals an dem meines Vaters orientierte, was wohl ganz hilfreich war. Erst später ging ich an Sachen systematisch an und beschäftige mich jetzt erst (oder noch?) mit Rudiments - z.B. weil meine linke Hand (auch rein Snaretechnisch betrachtet) nicht ganz mit meiner rechten gleichzieht.
Von allen Instruktionen, Rudiments, Unterricht etc. abgesehen ists finde ich wichtig, seinen eigenen Stiefel bzw. seine eigene Spielweise zu finden, also das Instrument selbst für sich zu interpretieren. Allein deswegen sollte man m.E. auch vieles einfach auto-didaktisch oder frei machen. Wahrscheinlich finde ich Schlagzeuger, die nur das Produkt ihrer Lehrer oder irgendwelcher Übungen sind, nicht ohne Grund langweilig ..
Davon abgesehen denke ich, dass man die Gleichwertigkeit der Gliedmaßen mit den Rudiments und diversen Double Bass Sachen schon ganz gut trainieren kann. Genau darauf zielen die Rudiments ja u.a. ab - wobei eben nur insoweit, um die Grundlage für ein möglichst flexibles Spiel zu schaffen. Kein Mensch - nicht mal z.B. Simon Phillips als Allrounder - kann seine Spielweise (auf dem gesamten kit - also nicht was Rudiments angeht) komplett spiegeln. Wozu auch?