Hui, das hätte ich ja nich gedacht, dass dazu ein eigener Thread hier hoch kommt - wobei Kollege orange mod doch Recht hat: so ein Job wie Peter Lübke ist sicher nicht der Schlechteste...
Warum antworte ich hier?
Weil ich die Aufzeichnung der Show live miterleben durfte...
Wie kam es?
Meine Mutter ist einer der etwas größeren Udo-Jürgens-Fans auf diesem Planeten: das erste Konzert von ihm besuchte sie im Herbst 1969 auf seiner legendären "Udo '70"-Tour - davon gab es sogar Bilder in unserem Familienalbum, woran ich mich noch erinnern kann, als ich den als Kind ab und zu durchgeblättert habe.
Da meine Mutter im September ihren 66. Geburtstag feierte, dachte sich der Herr Sohnemann, dass ein Geschenk mit Bezug zu Herrn Jürgens ("Mit 66 Jahren" ist ja keiner seiner unbekannteren Hits) doch ganz nett wäre... Und da lese ich im Sommer durch Zufall davon, dass das ZDF eine Geburtstags-Show plant, die in Freiburg aufgezeichnet werden sollte. Also direkt an den Rechner gesetzt und Karten bestellen wollen: natürlich ausverkauft (innerhalb weniger Stunden)...
Aber halt: da gab es eine Warteliste... - also einfach mal eingetragen (ohne wirkliche Hoffnung auf Erfolg).
Die Zeit verging, ich hatte um diese Zeit auch anderes im Kopf und um die Ohren, dann kommt tatsächlich am Freitag, den 29. August am späten Nachmittag ein Anruf auf's Handy mit Mainzer Vorwahl - das ZDF: "Sie hatten sich doch für die Udo-Jürgens-Gala am kommenden Montag auf die Warteliste eingetragen - hätten sie da noch Interesses?"
Die Antwort könnt Ihr Euch denken, ich habe jedenfalls meine Mutter angerufen: "Hör zu, egal, ob Du Montag einen Termin hast - sag ihn ab, ich hole dich um 14.30 Uhr ab."
Da ihr Geburtstag zwei Tage später war, fragte sie auch nicht nach, wie, wo, was, warum - sondern sie stand am Montag um halb drei abholbereit vor der Haustür (nicht ohne jedoch vorher gefragt zu haben, ob sie was Besonderes anziehen müsste - da sie jedoch eher nicht zu denjenigen gehört, die mit Jogginghose aus dem Haus geht, meinte ich nur: "Nein, ganz normal - das passt schon!").
Von uns aus nach Freiburg sind es knapp 200 Km und etwa zwei Stunden Fahrzeit. Da ihr ja nichts verraten wurde, fing sie nach Karlruhe (nach etwa 50 Kilometern) schon mal an, sich zu fragen... ("...wenn ich gewusst hätte, dass wir länger unterwegs sind, hätte ich ein Lunch-Paket gerichtet...")
Erste Vermutungen (sie hatte gehört, wer so unterwegs ist, daher: "Gehen wir zu Peter Maffay?", "Ein Musical?") konnte ich locker mit Nein beantworten, konkreter wurde es dann nochmal kurz vor Freiburg: "Irgendwas im Fernsehen?" (sie war vor ein paar Jahren mal mit einer Freundin im "Nachtcafé" bei Wieland Backes), darauf dann: "Ja".
Nach der Nennung von ein paar Sendungen, die ich nicht kannte, fiel dann der Name "Kerner" - darauf ich: "Ja, den Herrn Kerner sehen wir heute Abend."
Da der Gute zu der Zeit aber keine eigene Sendung hatte (ich weiß nicht, ob das mittlerweile anders ist), half ihr das immer noch nicht so recht weiter.
Also haben wir bei der früheren Schwarzwaldhalle, die jetzt Rothaus-Arena heißt, geparkt und ich war froh, dass es noch keine Schilder gab, die in Richtung "Udo Jürgens" zeigten. Da wir nocht recht früh dran waren, haben wir noch eine Kleinigkeit in der Nähe gegessen und sind dann zur Saalöffnung wieder zurück gekehrt. Da gab es dann vor dem Haupteingang einen Hinweis: ein Kleinlaster mit Tour-Werbung für die anstehende "Mitten im Leben"-Tour (für die meine Muuter schon seit Monaten eine Karte für November hat). Da wurden ihr das erste mal die Knie weich: sie hatte das zwar von einer Freundin gehört, dass es eine solche Show geben soll, diese hatte aber damals direkt gesagt, dass sie schon ausverkauft wäre. Also war die Sache gleich wieder vergessen...
Im Foyer war ihr die Anspannung dann schon ein bißchen anzumerken (da fällt mir der Spruch einer guten Bekannten von uns ein, die einmal zu ihrem Mann sagte: "Gell, den Udo würdest Du mir verzeihen..." ).
Unsere Karten waren recht gut, achte Reihe im Parkett - das heißt, schon recht weit vorne.
Nach dem Einlass ging es zuerst einmal an der Bühne vorbei und ich durfte im Logbuch vermerken, dass Herr Lübke ein Recording in schwarz spielt.
Die Kulisse war auch nicht von schlechten Eltern - sowas sieht man ja nicht alle Tage live. Ich glaube, da musste der Hausmeister schon zwei, drei Nachmittage für aufbauen...
Nachdem wir unseren Platz eingenommen hatten: wenn man nach dem Portrait eine Honigkuchenpferdes sucht, darf man ab sofort das Gesicht meiner Mutter dazu nehmen...
Es ging dann auch recht bald los: die anwesenden 1.800 Zuschauer in der Halle wurden über den Ablauf des Abends informiert. Ein Regieassistent übernahm dies und sagte, dass geplant sei, die Show quasi live aufzuzeichnen und nur dann unterbrochen würde, wenn etwas Grobes passieren würde. Es wurde das Applaus-Verhalten besprochen ("...einmal Ausflippen bitte am Anfang...") und erklärt, dass man doch versuchen sollte, möglichst seinen Platz nicht dreimal während der Sendung zu verlassen.
Die Frage an einen männlichen Besucher in der ersten Reihe: "Sind sie wegen Udo Jürgens oder Helene Fischer da? - Helene Fischer." wurde vom Rest des Publikums zwiespältig aufgenommen, man merkte, dass da doch einige Hardcore-Udo-Fans mit am Start waren.
Danach kam Herr Kerner noch kurz raus, fragte die Stimmung ab und wünschte einen guten Verlauf - und das es jetzt in fünf Minuten los gehe.
Das tat es dann auch und die folgenden zweieinhalb Stunden waren sehr beeindruckend.
Als nach der Eröffnug Udo Jürgens heraus kam, brach ein applaustechnischer Höllensturm los und selbst jetzt, beim Schreiben dieser Zeilen, habe ich noch eine Gänsehaut, wenn ich daran denke.
Im Anschluß kamen alle, die an der Show mitwirken durften, als Ganzes heraus und nahmen ihre Plätze ein - auch das ein sehr beeindruckendes Bild.
Um mal etwas Name-Dropping zu betreiben: neben der oben schon erwähnten Helene Fischer kamen José Carreras, David Garrett, Yvonne Catterfeld, Otto, Annette Louisan, Chris de Burgh, Lang Lang, Santaino, La Brass Banda und das Ensemble vom Musical "Ich war noch niemals in New York" auf die Bühne bzw. in ihre Sessel.
Der Ablauf der Show war so gestaltet, dass jeweils ein Künstler ein Lied von Udo interpretieren durfte, selbstverständlich jeder in seiner Art. Dazwischen wurde natürlich immer ein bißchen geredet und Trailer eingespielt (z. B. startete die Karriere Udos 1964 so richtig bei seiner ersten Teilnahme am Eurovision mit einem fünften Platz, ein Jahr später war es dann Platz vier und 1966 gewann er mit "Merci Cherie").
Das Ganze war unglaublich kurzweilig - als ich das erste mal bewusst auf die Uhr schaute, waren bereits zwei Stunden vergangen. Kerner machte das sehr gut, genau einmal hat er sich verhaspelt und meinte, dass er nochmal raus kommt. Ansonsten ging die Show so durch, wie sie gestern gesendet wurde.
Hier jetzt ein paar Eindrücke in zufälliger Reihenfolge:
Frau Fischer
Udo Jürgens mit David Garrett und Jose Carreras
Yvonne Catterfeld
...und gleich nochmal in Kulisse.
La Brass Banda
Lang Lang
Die Show blieb übrigens nicht ohne weitere Überraschungsgäste: Emil (Steinberger) und Paola, die ja eigentlich total von der Bildfläche verschwunden sind, erinnerten mich als Fernsehkind der Achtziger doch an Sendungen wie "Verstehen sie Spaß" oder den etwas langsameren Schweizer Emil.
Die Musikperformances waren durch die Bank gut (und fast alle live - wer nicht, verrat ich jetzt nicht...) - das Orchester Pepe Lienhard kann auch was...
Kurz gesagt: die Überraschung ist mir wohl gelungen (auch wenn es zu einer kurzen Verstimmung meiner Mutter mit ihrer Freundin geführt hat, deren erste Reaktion: "Was?!? Das kann doch gar nicht sein, dass ihr da Karten bekommen habt... Der Jens muss doch da jemanden kennen...") und mittlerweile vertragen sich die beiden auch wieder.
Meine Mutter wird ihren 66. Geburtstag wohl eher nicht vergessen...
Viele Grüße
Jens