Tag, Suckcessor (nettes Wortspiel, übrigens)!
Aus Deiner Fragestellung/Wunschkonfiguration, Deinem Beckensetup und der Tatsache, dass Dein erster Beitrag gleich ein Thread zu einem Thema geworden ist, das so oder in ähnlicher Form schon zigfach diskutiert wurde, schließe ich, dass Du Drumanfänger im Rock- bzw. Metalbereich bist, der es kaum erwarten kann, seinen Ballerburg-Idolen nachzueifern. Sollte ich falsch liegen, korrigiere mich bitte, und nein, ich mein's nicht böse und will auch nicht arrogant auf die Suchfunktion verweisen o.Ä. Ich bin jemand, der's am Anfang seiner Drummer"karriere" genau so gemacht hat (bzw. hätte, wenn's schon Internet und DF gegeben hätte).
Nun mal mein klein wenig Senf zum Thema: Ich hab' mit einem billigen, aber nicht ALLZU schrottigen Pappel-irgendwas-Mischkessel-Schlagzeug angefangen (4piece + Metallsnare), mit einstrebiger Hardware und Messingtellern (ähnlich Deinen pst3). Am Set musste ich natürlich alle 12-15 Monate die Felle austauschen; der Sound war je nach Befellung mal besser, mal schlechter, aber nie zum Davonlaufen. Dieses Set war nach 16 Jahren immer noch nicht am Ende und hat sich währenddessen in 5 Metalbands, vielen Transportautos und auf einigen Bühnen gar nicht mal schlecht geschlagen. Geschätzter Euro-Anschaffungspreis der Kessel: 250.
Die billige einstrebige Hardware habe ich schrittweise durch günstige zweistrebige Hardware (Marken und No-Name Mix) ersetzt, die mittlerweile zwar nicht mehr so toll aussieht, aber immer noch gute Dienste leistet. Investitionsvolumen bei Hardware: ca. 500 Euro.
Die Messingbecken hingegen haben zwischen 1,5 und 2 Jahre gehalten, danach waren sie nicht nur "uppe", sondern ich fand auch ihren Klang sauschlecht. Meine ersten Bronze Cymbals waren Meinl Raker, die immerhin schon durchschnittlich 5 Jahre hielten. Ersetzt habe ich die Rakers dann durch Paiste 802 und pst5 (sogar etwas unter dem Niveau der Rakers), weil sie ja ein "so günstiges Preis-Leistungsverhältnis" haben. Investitionsvolumen Becken: ca. 750 Euro. Als ich vor wenigen Monaten dann feststellte, dass an der Bevorzugung von B20-Bronze doch mehr dran ist als nur der Hype der "alten Hasen", weil sie generell wärmer, voller und variabler als B8-Bronze klingt, reifte so langsam die Erkenntnis, dass ich mir lieber weniger Zeug, dafür aber von besserer Qualität, hätte kaufen sollen, selbst wenn das bedeutet hätte, dass ich länger hätte sparen und warten müssen.
Der eigentliche Schlag traf mich aber, als ich bei der näheren Beschäftigung mit der Beckenmaterie hier im Drummerforum las, wie wenig Becken selbst von gestandenen Rockern und Metallern zerkloppt werden, auch wenn die Materialstärke sich zwischen "thin" und "medium" bewegt. Bisher hatte ich Cymbals - wenigstens in Bezug auf Rock und Metal - als Verschleißteile angesehen, von daher waren mir B20-Becken immer zu teuer und zu schade, zumal ich deren Klangvorteil nie wirklich hören konnte (wie denn auch, ich hab' von vornherein immer nur B8-Becken angetestet ).
Was soll Dir diese lang(weilig)e Geschichte denn nun sagen? 1500 Euro sind eine Menge Holz, für die man wirklich Tolles im Drumsektor bekommen kann. Vorausgesetzt, man setzt sich konkrete Ziele, testet ausgiebig, hat Geduld und lässt den Endorsement-Hype der großen Firmen links liegen.
Außerdem ist der Kesselsatz meiner Ansicht nach die unwichtigste Komponente eines Drumkits, da muss ein Mindeststandard an Verarbeitungsqualität gegeben sein und alles ist gut. Die Hardware spielt eine größere Rolle, denn die soll nun mal das ganze Gerödel halten und wird (bei entsprechender Gig-Auftragslage) oft zusammengeklappt, transportiert, wieder aufgebaut und nachjustiert.
Die Becken sind der undankbarste Teil der Geschichte, denn, wie schon so oft geschrieben wurde, sie sind meist der teuerste Teil der Zusammenstellung und sie lassen sich nicht nachstimmen, d.h. bei klanglichen Geschmacksveränderungen muss man entweder damit leben oder wieder tiiiieeef in die Tasche greifen. Die billigen Teller der großen Hersteller tragen zwar nämliche Logos, klingen aber bestenfalls neutral-charakterlos, so dass man sich nach relativ kurzer Zeit doch wieder nach anderen Becken umschauen wird...
Ach ja, das Ballerburg-Syndrom hatte ich auch mal, gottseidank war mein Geldbeutel dafür wirklich zu schmal; heute dankt es mir mein Rücken, dass ich stets nur eine Normalkonfiguration schleppen musste ... Außerdem ist ein schlankes Setup viel geiler, wenn man denn richtig spielen kann, dann wundern sich nämlich alle, woher bloß diese vielen Schläge und unterschiedlichen Klänge kommen - da steht doch nur so ein kleines Trommelset .
Apropos richtig spielen können: Dass ich nie wirklich Unterricht genommen und mir so viel Falsches angewöhnt bzw. nichts Tolles gelernt habe, bereue ich heute noch. Jetzt sitze ich nach Feierabend im Büro und kloppe Paradiddles auf meinen mitgebrachten Übungspads, weil ich sonst keine Zeit mehr dafür hätte...
Also: Spar noch ein bisschen weiter, kauf' Dir ein solides, gebrauchtes 4- oder 5piece-Set mit hochwertiger Befellung, eine anständige Snare, stabile Hardware (inkl. Doppelhuftreter und gutem Hocker!) und schöne Becken (die gängigen Empfehlungen à la Istanbul Samatya, Masterwork Troy oder Zultan Rockbeat unterschreibe ich bedenkenlos, ziele selbst darauf ab).
Einen nicht zu knappen Rest solltest Du übrig behalten und Dir dafür Unterricht nehmen und evtl. Lehrmaterial zum Selbststudium kaufen, dann hast Du vor allem eine bessere Anschlagtechnik und schrottest Felle und Becken nicht so schnell bzw. gar nicht. Außerdem wirst Du bei entsprechendem Talent mit spieltechnischem Können später auch am kleinen Set besseren Alarm machen können als Joey Jordison und Co, die meist nur irgendwelche zusammenhanglosen Single-Stroke-Roll-Dauerfeuer-Passagen zu Pseudo-Soli verwursten. Zählst Du (wie ich damals) Lars Ulrich zu Deinen Vorbildern? Streichen und durch John Bonham ersetzen! Für Joey etc. gilt entsprechendes.
Und last, but not least: Lerne Stimmen! Ein solides Set mit guten Fellen und dem entsprechenden Knowhow zum Klingen zu bringen, war für mich eine der genialsten Erfahrungen, die ich als Trommler bisher gemacht habe, dabei hatte ich mit dem wirklich gezielten und bewussten Stimmen gerade mal angefangen. So langsam wird's besser, und sowohl das Stimmen als auch das Spielen machen immer mehr Spaß.
Mit lieben Grüßen und vielem Dank für die aufgebrachte Geduld
André