Ich habe als Autodidakt begonnen und erstmal alles am Set rausgelassen, was so in mir war. Das waren keine rudiments, allenfalls sehr rudimentär das, was ich auf einigen Platten glaubte herausgehört zu haben. Dann kam ich schon bald mit einem Gitarrist mit Banderfahrung zusammen, der auch selbst etwas Schlagzeug spielte. Er zeigte mir dann typische Rhythmen und Fills verschiedener Stilistiken (grob: Rock in langsam und schnell,16-tel funky Zeugs,12/8-Blues...), die ich dann für unsere "Stücke" üben musste. Mein erster Lehrer brachte dann in Sachen "Tempo, Timing, Dynamik, Klang, musikalischer Form und SYSTEMATISCHEM Üben" etwas Ordnung in mein "Kraut und Rüben-Repertoire" und zeigte mir, wie man die Sachen auszählt und als Noten darstellt. Erste rudiments kamen dann auch irgendwann.
Ich unterrichte selbst und gehe mit Anfängern eigentlich auch diesen Weg: verschiedene Grooves mit entsprechenden Fills als zunächst 4 oder 8 taktige Phrasen, um möglichst schnell einfache Stücke auf CDs oder mit Mitmusikanten spielen zu können.
Dieses System funktioniert ganz gut und lässt sich sogar mit Grundschulkindern recht schnell umsetzen.. Der von Dir angedachte Weg erscheint mir daher eher nicht ratsam, denn bevor Du als Anfänger grooves mit inverted rolls ans Laufen bringst, wird wahrscheinlich ordentlich Zeit vergehen, die man im Sinne der Sache besser nutzen könnte.
Ganz generell finde ich es eher nicht hilfreich, noch bevor man überhaupt mal ein paar einfache Rhythmen am Set spielen und sie im "Ganzkörpermodus" auch ansatzweise als "groovend" empfindet, sich schon auf sehr detaillierte, ineinandergreifende Bewegungsabläufe von Ober-, Unterarm, Handgelenk und Fingern zu konzentrieren und das als Notwendigkeit mit entsprechendem Zeitaufwand ansieht. Natürlich gibt es Bewegungstalente, die sehr schnell einiges davon leicht Umsetzen (als Lehrer bietet man das an und sieht dann eben, was aktuell machbar ist.... und natürlich arbeitet man konstant daran, die Bewegungsabläufe zu optimieren- durchaus auch mit kleinen Übungen, die dann im Ansatz schon in Richtung "rudiments" gehen. Das sind dann allerdings kleinste Bausteine eines grooves/patterns/licks, die dann gerne auch noch bassdrum beinhalten und als Kombination von Noten in ein Bewegungskonzept gebracht werden und im Idealfall auch noch musikalisch sinnvoll geübt werden können), aber darauf sollte zunächst nicht zuviel Fokus liegen. Wichtig ist bloß, dass man sich keine "Technik" aneignet, die dann später den weiteren Feinheiten im Wege steht.
Natürlich sind Motivation, Fleiß und eigene Ideen sehr gut und unterstützungswürdig, worauf man als Lehrer sicher auch reagiert. Im besten Fall auf eine für beide Beteiligten möglichst sinnvolle Art und Weise. Allerdings besteht besonders für Anfänger eben die Gefahr, sich hier zu verzetteln und die zunächst nützlichsten Dinge aus dem Blick zu verlieren. Effektives Üben ist halt schon ein entscheidend wichtiges Element auf dem Weg zum fähigen Musiker/Instrumentalist.
So, das mal grob meine Philosophie zu diesem Thema...kann man aber auch sicher alles ganz anders sehen.