Beiträge von Shufflegod

    Hallo


    Ich kann auch kurz was dazu berichten.
    Auch ich habe seit 5 Wochen das erste Mal in meinem Leben Muskelbeschwerden. Ich bin 25 und spiele schon seit ich 11 bin.
    In den letzten Wochen war ich auf Tour und irgendwann konnte ich beim Spielen meinen Arm nicht mehr heben.
    Dann musste ich mich (grad so) durch die letzten Tourtage schlagen, mit Schmerzen und großer Angst. Ich begleite einen Act der zw. 1200-2000 Besucher hatte, und damit war auch der psychische Druck entsprechend da.


    Generell möchte ich mich nicht als "schlimmsten" Fall darstellen, aber ich glaube dass ich Dir Corinna, bestimmt mit ein paar Sätzen helfen kann.
    Aufgrund meiner Situation (gute Jobs, aber durch die Schmerzen->Canceln der Termine->kein Geld->gebe keinen Unterricht->auf Heilung meines Arms angewiesen) habe ich glaub ich allen Grund hier mal was Grundsätzliches loszulassen:


    Ich glaube einfach nicht, dass man aufgrund ner chronischen Erkrankung (Fibro...dingsbums) nicht schlagzeugen kann. Das macht für mich keinen Sinn, denn Spielen ist ne Leidenschaft, Spass, Lebenserfüllung und Berufung. Warum sollte das nicht jedem der das erleben möchte, möglich sein?
    Es gibt so viele Drummer, die so schlechte Muskeln haben, null Technik, kaputte Rücken, nur Drogen im Kopf, viele Gigs, wenig Schlaf, ...und undund.
    Diese Drummer schaffen das aber trotzdem, auch wenn sie nicht die besten Voraussetzungen erfüllen. Den bei diesen Drummern tickt der Kopf anders, als bei uns „Patienten“. (nicht mehr lange, bald ist alles besser(-; )



    Ich war die letzten Wochen bei sehr vielen Ärzten, und das was alle sagen ist, dass es bei Musikern um den Kopf geht. Denn der psychische Druck ist das größte Problem bei uns.
    Was kann denn schon ein Sportler groß an Existenz verlieren, wenn er verletzt ist? Nix, er hat meistens ne Versicherung, nen richtigen Job noch, und genügend Geld und Zeit für Physiotherapie. Würde jemand (musiker) der ne Sehnenscheidenentzündung hatte, nach 3-4 Monaten wieder so hemmungslos in die Trommeln hauen, wie ein Fußballer, der fortan wieder hemmungslos in den Zweikampf geht, und vor einigen Monaten noch nen Kreuzbandriss hatte? Das würde ich gerne sehen. Vielleicht gibt es auch Ausnahmen.


    Aber grundsätzlich sollte diese Sache im Kopf meiner Ansicht nach mal als das Hauptproblem erkannt werden.


    Die klassischen Musiker sind uns Jazz-Pop und Rockmuckern da schon weit voraus. Die haben mit ganz anderen physischen und psychischen Belastungen zu kämpfen als wir (Probespiele, täglich 5-8 Stunden üben, keine Fehler spielen dürfen, alles bis ins kleinste Detail auswendig können, viele Liverecordings).


    Und, wie machen die das? Mit systematischem Üben auf der einen Seite, auf der anderen Seite mit Feldenkrais, Alexandertechnik oder Joga, also alternativen Methoden. Nicht mit Fitnessstudio oder Hanteln.


    Das ist auch das was mir Musiker-Spezial Ärzte empfohlen haben, und!, die haben mir gesagt, ich sollte nicht aufhören zu üben, sondern ganz langsam, und ganz leise anfangen, in kleinen Portionen (mehrmals täglich 10 Minuten), wenn Schmerzen auftreten, dann aufhören, bis es besser wird.
    Aufhören ist nicht gut!!!!! Das ist unser Leben, oder ? Wenn wir Bock haben zu spielen, sollte man sich das nicht von so blöden Schmerzen kaputt machen lassen, denn das würde dem Schmerz zu viel Bedeutung geben, die er nicht verdient hat.
    Besser das Üben überdenken, umstellen (vielleicht war das bei vielen eh mal nötig), mal die Füße trainieren, die Sitzposition, mal mehr transkribieren, auf Konzerte gehen, aber auf keinen Fall in dieser schwierigen Zeit (und ich habe während meiner Auszeit 3 Wochen kaum geschlafen wegen dieser Scheißvorstellung im Kopf) aufhören damit. Wenns wieder alles funktioniert kann man ja mal in Urlaub fahren, und alles vergessen, aber mit diesem „Unfähigkeits-Invalidegefühl“ im Hinterkopf, wird das Pausieren zur Qual, ich kann mir nicht vorstellen, dass es den meisten Betroffenen da anders geht.


    LG