Ich habe auch zur Zeit ein Mikro hinter meinem Kopf als Mono-Gesamtsetmikro dran, das ich gerne zumische (natürlich EQed und komprimiert) - wenn ich diese Spur um -7 Milisekunden verschiebe (also zeitlich nach vorne hole) geht echt die Post ab. Den Wert habe ich mit Trial and Error ermittelt. Wenn ich das nicht mache, dann klingt es trashy und gedoppelt. (Hörbeispiele lege ich vielleicht bald nach -. hab dummerweise die Festplatte im Proberaum liegen lassen und meine kleinsten sind grad krank - komme erst nächste Woche dazu.
Ich habe mich vorgestern beim Mittagessen mit einem Masteirngingenieur aus meinem Freundeskreis drüber unterhalten und denke bei allen Überlegungen was man tun kann, sollte man die Theorie dennoch sauber beachten: Phase, Polarität und Delay sind drei Paar Stiefel.
Phase ist frequenzabhängig - daher ist ein Verhindern irgendwelcher Auslöschungen oder Kammfiltereffekte eh immer nur nach Gehör vorzunehmen. Ein Rechenschieber oder milisekunden helfen hier wenig. Was aber immer hilft ist die 3:1 Regel - denn entfernte Mikrophone nehmen nicht nur das gleiche Signal in anderer Phasenlage auf, sondern auch leiser - manchmal so viel leiser, dass es einfach egal ist. Das ganze ist also eher eine Frage der Mikrophonaufstellung (oder schon Auswahl - insbesondere in Bezug auf die Richtcharakteristik)
Polarität ist das Problem bei Mikrophonen die in verschiedenen Richtungen dieselbe Signalquelle aufnehmen: Also Snare Top und Snare Bottom, oder Bassdrum von vorne und von hinten. Da hilft nur, auf einem der beiden Wege 180° umschalten.
Und Delay entsteht bei Raummikrophonen oder bei zusätzlichen am Set angebrachten Mikrophonen (evtl. auch bei Overheads) - da lässt sich durch Zeit-Ausgleich dafür sorgen, dass die wesentlichen Signalanteile in der Amplitude aufaddiert werden können und dadurch einfach mehr Druck entsteht - da dies aber immer noch verschiedene Signale sind - sind auch die Frequenzverläufe anders - daher werden bestimmte Frequenzen mehr geboostet, als andere. Ein weiterer Aspekt ist, dass alle Delays über 5 Milisekunden vom menschlichen Gehör wahrgenommen werden können und für einen anderen Räumlichkeitseindruck sorgen - das Drum steht also mit Delay in einem anderen Raum - ungünstigsten Falles in einem klatschigen Betonkeller - das kann man brauchen oder vermeiden.