Mahlzeit!
Zunächst mal zur Klarstellung dessen, was ohnehin klar ist:
brauchen tue ich nichts und wer diese vier Trommeln hat, wird auch keine andere brauchen, es sei denn, er braucht etwas extrem Spezielles.
Was dünne und schmale Kessel betrifft:
Zur allergrößten Not habe ich ja noch die Universalwaffe "Baby", die JSD 10, besser bekannt als "Jungle Snare Drum" in 10" x 2" mit eingebauten Schellen.
Die würde ich aber nicht als "normale" Snare Drum bezeichnen, sie lässt sich aber zumindest funky so einsetzen.
An eine 12er habe ich auch immer mal gedacht, muss aber nüchtern feststellen, dass ich nicht wüsste, wo ich die hätte in der Vergangenheit vernünftig einsetzen können (wie gesagt: die 10er wäre ja auch noch da). Bei 13 sage ich: nicht Fisch, nicht Fleisch. Zwar ist die (alte) Benny G. wunderschön, aber für einen echten Rocker ist die doch irgendwie zu niedlich und Club-Jazz kann man auch in 14 machen.
Bei der Tiefe ist es mir optisch irgendwie zuwider, wenn es nicht ein bisschen Kessel hat. Mir gefallen die kleinen Dinger einfach nicht. Klanglich brauche ich Reserven, also flach stimmen oder dämpfen oder spielen (haha) ist ja möglich, aufpumpen ist immer schwierig und fällt in den Bereich der Esoterik. Unter Sechseinhalb will ich nicht wirklich. Eine Fünfdreiviertel hatte ich mal (D 505) und die habe ich trotz ihres phänomenalen Klangs ... verkauft.
Jeder hat so seinen Dachschaden.
Holz oder Metall?
Früher (1985 ungefähr) war ich ja der festen Meinung, dass Metall, insbesondere Stahl nach Dosenblech klingt und scheppert. Nur das feine Holz wärmt die Härchen im Ohr. Diese Meinung wurde durch meine erste Trommel, eine Tromsa unterstützt. Auch die zweite, eine Perle, nicht Pils, sondern Export, schmeckte wie das billige Bier, wenn es warm genug war. Erst mit der dritten Trommel (BLX) ging die Sonne auf und somit war Holz ganz weit vorne im Glauben. Selbst der Kauf der D528 hat das zunächst nicht geändert.
Wenn ich allerdings alte Aufnahmen so höre, dann war die D528 im Rockbereich absolut herausragend. Sie hat in jedem Raum funktioniert. Und sie verzeiht auch nicht so ganz optimale Felle.
Eine später hinzu gekaufte HLD 580 war sehr schön, allerdings im Spektrum deutlich fokussierter auf Pop und gepflegten Schöngeist. Selbst die achtzöllige zwölflagige Buche war im Bereich brutal erheblich eingeschränkt. Aus Blödheit in Kombination mit Geldmangel ist die zwischenzeitlich gegangen.
Die Messingperle im Freiflugkäfig (der streng genommen gar nicht so frei ist) perlt tatsächlich und wird durch Gussreifen und Alukäfig so eingeschränkt, dass sie universell leuchtet. Der gleiche Käfig mit Ahorn aus Taiwan ist dann wieder wie zuvor die Buche aus Berleburg eher brav.
Und das stört mich zunehmend bei Holztrommeln: sie sind für normale Allerweltsmusik angenehm, sie können auch mal knallen, wenn es sein muss, aber so richtig extrem gewaltig in den dynamischen Extremen wollen sie nur noch gefällig-schüchtern leicht erröten und am liebsten gleich wieder zurück zum mezzoforte.
Metalltrommeln strahlen manchmal zu viel (vor allem gerne Messing), aber das kann man ja wegdämpfen oder -stimmen, der Holztrommel etwas hinzuzudichten wird wieder wissenschaftlich nicht möglich sein. Daher tendiere ich mit zunehmendem Alter immer mehr zum Metall.
Und damit wird es wieder klassisch, einerseits sind ja die bekannten Ludwigs alle aus Metall und andererseits sind die modernen Klassiker mehr oder weniger deren Nachbauten oder eben direkt vom Kirchturm geholt.
Woher kommt die Ludwig-Unverträglichkeit?
Sie ist tatsächlich nur partiell gegeben.
Klanglich finde ich die Trommeln heraus- und überragend, ich konnte schon einige Male welche hier und da versehentlich spielen, zuletzt bei einem Akkordeon-Orchester regelmäßig. Dort habe ich das Ding aber nicht wirklich angefasst. Schon der Hebel für den Teppich, den man gefühlvoll mit zwei Händen wieder anheben darf, sollte man ihn mal heruntergelassen haben, ist ein Ding, was mich für den praktischen Betrieb ultra nervt. Ich hasse Instrumente, die nicht gehörig ihren Dienst versehen. Daher ist die Verarbeitung bei den Ludwigs eine Sache, die mir den Spaß verleidet.
Man könnte vielleicht eine ins Portfolio nehmen, aber ist das nötig und würde sie auch mal ans Tageslicht kommen, denn es gibt dann ja immer eine, die für den Bühnenbetrieb dann doch solider ist.
Bei Ludwig sage ich also: vielleicht, aber eher dann doch nicht.
Bei den Metallen habe ich ja schon mal mit Stahl einen Standard für universal, insbesondere in der Sechseinhalber. Die Messing ist dann tendenziell für Klassik, die Achter für Rock, die Holz für ... Zartes ..., die hat gerade einen ganz wackeligen Platz, den sie für etwas anderes frei machen werden wird, sofern mich nicht noch im Traum eine Perlenfee überrascht.
Aluminium habe ich ja schon so ein bisschen dank des Perlenkäfigs.
Als komplette Trommel weiß ich den fokussierten geklärten Klang durchaus zu würdigen. Als Gerät für Rock und Bühne denkbar, für alle Fälle ist mir das Material aber dann doch zu eingeschränkt.
Interessant fände ich Messing in schöner, das klingelt hübsch und kann aber auch gebändigt werden. Leider sind solche Trommeln nicht immer preisgünstig und die Frage ist, ob man die Messingperle wirklich ersetzen will oder muss oder sollte oder darf.
Ebenfalls interessant ist natürlich immer Bronze.
Wobei mir der Begriff "Phosphor" dann schon wieder wie "Philippinian" erscheint, ich mag diese schönfärberischen Verbilligungen einfach nicht, weshalb ich die Perlenbronze für den Alukäfig schon mal ausgeschlossen habe.
Bei Tempest mag ich die Beschlagteile nicht und die Paiste Ocheltree sind ja wohl wirklich ausverkauft und das locker schon gestern. Wenn ich dann noch sehe, dass Tama seinen rustikalen Eimer mit altbackenen Beschlagteilen verunedelt und dafür einen wirklich schmerzlichen Preis aufruft, dann erscheint mir das Ruthenium-Teilchen aus Berleburg schon fast (aber auch nur fast) wieder preiswert, zumal es der einzige mir ersichtlich Kessel ist, der neben den 3 mm auch noch 5 verdickend oben und unten hat, was ich für Stabilität und Klang nicht ganz uninteressant finde. Leider gibt es die nur in 6" und mit den schwarzen Teilen muss man auch erst mal fröhlich werden.
Ja, irgendwie sagt mir mein Gefühl, dass es mir an dezentem Glanz in Bronze oder wenigstens Messing fehlt, aber Gefühle können täuschen und verfliegen, daher erst mal abwarten, ob es anhält.
Und bis dahin kann man ja mal was verkaufen.
Irgendwie ist hier schon wieder so wenig Platz, wo gerade der Upsmann da war und mir ein bisschen Besteck für den Gong übergeben hat.
Wegen der Befellung:
neben der Standardbefellung (Ambassador beschichtet oben, milchig unten) nehme ich unten auch gerne mal Emperor und werde Black Suede und Renaissance ausprobieren, dann oben jeweils wieder mit Ambassador in passender Farbe, ansonsten nehme ich für Rock auch gerne die CS Coated Black Dot Underneath. Für richtig harten Rock habe ich auch mal Kugelsicher (Falams dingsbums in Kevlar-Gelb) probiert, ist Geschmackssache. Eigentlich ist alles, was dicker als Ambassador ist, obenrum sinnlos, wenn es universell werden soll.
Grüße
Jürgen