Guten Morgen,
Rechts- und Verfolgungsratschläge sind immer so eine Sache.
Und Ermittlungen anhand von Erkenntnissen, die jeder ohne weiteres bekommt, sind auch meistens nicht so richtig valide.
Interessanter ist es dann schon, wenn sich jemand wirklich Mühe macht und da scheint ja manchmal die Temperatur oder auch der feste Biss zu helfen.
Ohne psychologische Kenntnisse kommt man da oft nicht weiter.
Was der rechtstreue Bürger beim Erkunden von kriminellen Fällen oftmals stets vernachlässigt, ist, dass der Kriminelle ein Motiv hat, das ein rechtstreuer Bürger - jedenfalls aktuell - nicht hat. Das kann persönlich sein, das kann auch wirtschaftlich sein. Bei Wirtschaftsdelikten ist meist das Wirtschaftliche im Vordergrund (dennoch gibt es auch Täter, die nebenbei oder sogar hauptsächlich Spaß an ihrem Tun empfinden). Wenn wir uns nun vorstellen, wir wollten Berufsbetrüger werden, wir würden wir das anstellen?
In der Tat: wir nehmen unsere Heimanschrift, melden unser Gewerbe da ordnungsgemäß an und benennen uns selbst brav als Geschäftsführer.
Nun denn: wir kommen damit erstaunlich weit, aber nicht ganz so weit, wie man sich beim Einschalten weiterer Gehirnzellen vielleicht denken kann.
Natürlich bin ich überhaupt nicht gemeldet, dort wo ich wirklich wohne, da wäre ich ja - blöd. Und natürlich habe ich mein Unternehmen von einem Strohmann anmelden lassen. Och jo. Ja, genau. Das macht man in Autoschieberkreisen so (habe ich mal beim Landgericht gelernt, da hatten die lustigen Gesellen eine Luxuskarre lustigerweise über München sonstwohin verschifft und für das neugegründete Unternehmen zwecks Verschleierung hat man eben mal einen Clochard von der Straße gefischt und gegen kleines Entgelt zum Geschäftsführer gemacht. Danach wurde der wieder auf die besagte Straße gesetzt, natürlich ohne Dienstwagen.
In dem hier vorliegenden Fall wurde wohl ein Unternehmen, das einem Türken gehörte, an einen Peruaner verkauft. Und der Betrogene hat auf ein spanisches Konto gezahlt, während das Unternehmen ja seinen Sitz in München hat und sein virtuelles Lager wohl auf einem ganz anderen Stern.
Ich möchte da gar nicht weiter spekulieren, aber mir scheint es doch so, dass der Hintermann weiß, was er tut und das macht er offenbar mit Verstand und ohne natürlich ohne Skrupel.
Bei dem Strohmann könnte ich mir sogar vorstellen, dass er gar nicht mehr lebt oder inzwischen irgendwo bereits eingerückt ist. Vermutlich ist der Hintermann Spanier oder jedenfalls hat er Bezüge zu Spanien und ist des Spanischen mächtig. Es kann natürlich auch ein Bayer auf Mallorca in seiner Finca sein.
Wer also denkt, Ermittlungen in solch einem Bereich wären einfach, der denkt zu einfach.
Natürlich kann man versuchen, die Sache zivilrechtlich anzugehen.
In der Praxis bedeutet das aber eher, dass man zusätzliches Geld ausgibt.
Es ist ja schön, wenn man irgendwann mal ein Urteil hat, dass man sich in Gold gerahmt an die Wand hängen kann, aber bis dahin ist es ein steiniger Weg und vom Täter bekommt man natürlich nichts. Warum? Weil der nichts hat. Ja, das Geld, was man bei ihm findet, gehört wem? Natürlich nicht ihm. Und aller Wahrscheinlichkeit nach, hat er das, was wir ihm irgendwann mal gegeben haben, bereits in schöne Dinge investiert (Essen, Trinken, Urlaub ...) und damit verbraucht. Es ist faktisch nichts mehr da. Nein, die Trommel gibt es auch nicht, das war ein schönes Foto von einer, die irgendwo ganz anders steht und auch jemand ganz anderem gehört.
Und ja, es gibt Ausnahmen. Die bestätigen aber die Regel und hier sehe ich keine Anhaltspunkte für eine Ausnahme.
Wenn man wirklich Licht haben will, dann hilft nur Akteneinsicht.
Die kann man (auch) als Geschädigter nehmen.
Ob man sich da - nach so kurzer Zeit - bei den Ermittlungsbehörden Freunde macht, sei mal dahingestellt.
Grüße
Jürgen