Original von seelanne
Okay, keiner kann mir vorwerfen, ich hätte gekniffen, ich habs mir gegeben: 4 stunden (oder warens 40 ?) Rockpalast "Wunschkonzert", mit so ziemlich allem, was offenbar heutzutage Rang und Namen hat und uptodate zu sein scheint.
Ergebnis vorweg: Das waren definitiv die schlimmsten 4 Stunden meines Lebens in musikalischer Hinsicht, die Aufführung des Blockflötenquintetts meines Neffen beim diesjährigen Grundschul-Jubiläums-Konzert bereits eingerechnet.
Genau betrachtet habe ich sowas überhaupt noch nicht erlebt: gegenüber diesem Erlebnis hatte die Ermordung Kennedys gar noch etwas Tröstliches, nämlich in Form des Aufkommens menschlicher Gefühle.
Ich habe 4 Stunden lang Menschen dabei beobachten dürfen, wie sie Musikinstrumente in den Händen halten oder an ihnen sitzen und es dabei tatsächlich schaffen, ihr vornehmlichstes Ziel, nämlich Musik zu machen, um exakt 100 % zu verfehlen.
Nicht nur konnte fast keine einzige Combo überhaupt ein Musikstück vorweisen, welches diese Bezeichnung auch nur annähernd verdient hätte. Nein: wenn denn mal irgendwie am Horizont auch nur luzide Notenkonfigurationen erkennbar bzw. erahnbar waren, die zumindest den Rückschluss auf das Vorhandensein eines Gedanken an ein Musikstück jedenfalls nicht von vorneherein verboten, sorgten die ausführenden "lustigen "Musikanten" sodenn aber schlagartig dafür, dass dieser Rückschluss sich denn auch sofortig wieder verflüchtete: Fundamental-Logiker wurden jedenfalls so an den Rand ihrer Wissenschaft gebracht: Es wurde eindrucksvoll bewiesen, dass man sehr wohl das Nichts auch noch vernichten kann.
Nicht minder übelst die Drummer: Diese bestanden entweder aus verzärtelten leptosom-Spackos, die genau so zerbrechlich aussahen wie ihr Timing war, oder aber aus geklonten Cyborgs, die in frühester Kindheit ausschließlich mit kaputten Sticks, derrangierten Fellüberresten oder ausrangierten Dofumas gefüttert worden seien mussten.
Dass fast alle Sänger/Sängerinnen im übrigen live keine einzige vernünftige Textzeile stimmtechnisch auch nur annährend so bewältigen konnten, dass man überhaupt von menschlichem Gesang und eben nicht nur von der Absonderung gutturaler Nasallaute sprechen konnte, machte die Sache dann insofern zumindest rund.
So gaben sich die Unsäglichen ihrer Zunft die Klinke bzw das Mikro in die Hand, beispielhaft seien erwähnt:
"Linkin Park", die wie angeschossene Eichhörnchen auf einem LSD-Trip auf der Bühne rumeierten,
"Turbonegro", deren Sänger und auch der Gitarrist definitiv in medinzinische Behandlung gehören, allein die Diagnose wäre noch zu ergründen: Gesichtsspastik wegen zuviel Grimmassenschneiderei oder einfach nur wegen ganz schnöder Hirnlähmung,
"Machine Head", für die ein uralter Ausspruch wieder seine aktuelle Bedeutung fand: "Magst du keine Songs über Außerirdische ?" "Nicht, wenn sie von Außerirdischen gespielt werden".
.............. und schließlich nicht zu vergessen meine Freunde von "Slayer", die mich immer wieder in das gleiche schier unlösbare Paradoxon hineinführen:
Eigentlich hätten sie ja niemals mit dem Konzert beginnen dürfen, aber einmal angefangen dürfen sie aber niemals wieder aufhören, weil ich berechtigte Angst hege, dass sie anschließend Geiseln nehmen.
Fazit: Ohne weiter auf unerfreuliche und häßliche Details einzugehen, erweckten fast alle Akteure den Eindruck, beim Müll-Rausbringen auf Muttis Befehl hin vor das heimische Garagentor gelaufen zu sein und sich bis zum heutigen Tage nicht wirklich davon erholt zu haben.
Für alle, dies nicht gesehen haben: Nein, es war eigentlich alles noch viel schlimmer. Frank Zappa sagte mal zum Jazz, er sei nicht tot, er rieche nur seltsam. Im hiesigen Fall beim Patienten "Rock" konnte man am Bildschirm den Riechkolben anstrengen, wie man wollte: Einfach Nichts. Nach kurzem nachdenken war es auch klar, warum: Asche riecht nicht.
Positiv zu bemerken und am Ende dann auch auch irgendwie symptomatisch war denn aber auch, dass auf Platz 1 ausgerechnet eine Combo aus den 70igern Jahren erschien, die - von allen Fragen der Geschmacklichkeit abgesehen - demonstrierte, wie Rock Musik auch sein kann, wenn man die 4 Elemente der Musik nicht gänzlich aus den Augen verliert:
666 ist the number of the beast ?
Nicht immer, leider.
See