Im Grunde genommen besteht hier möglicherweise überhaupt kein Diskussionsbedarf. Weil - Wenn man tatsächlich irgendwann einmal ein Schlagzeug spielen kann welches gleichzeitig maximale Zimmerlautstärke verursachen wird, dann sollte wohl angefangen vom blutigsten Anfänger bis zu den Weltklasse Helden a la Colaiuta's primär wohl ein Jeder diese Techniken bevorzugt nutzen wollen.
Fruchtbar wären hier eher Beiträge welche fundierte Vorschläge in dieser Sache anzubieten haben wie so ein zeitgerechtes System zuverlässig funktionieren sollte. Und bei allem Respekt. Beiträge wie - ich habe für mein herkömmliches (Nostalgie) E-Drum Set aktuell über 7000.00 € bezahlt und mir wurde dabei das Nonplusultra versprochen und daher sind anderweitige leistungsfähigere Gerätegattungen nicht erwünscht und sollten besser niemals eingeführt werden - einmal höflich ausgedrückt, nicht gerade sehr produktiv und informationstechnisch auch nicht wirklich ergiebig.
In diesem Sinne
Gruß
Trommeltotti
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Meinst du damit meine Aussage, dass die Interessenten und Besitzer die Updatefreiheit gar nicht schlecht finden? Das war der Versuch einer Erklärung, warum sich auf dem Markt nicht viel tut. Ich habe das Argument sogar mal von einem Verkäufer im Zusammenhang mit dem Werterhalt gehört.
Davon abgesehen fürchte ich, dass deine gesamte Argumentation an der Fehleinschätzung krankt, dass die Industrie nur eine leise und authentische A-Set-Kopie auf den Markt bringen muss und dann alle das kaufen wollen. Dazu würde ich behaupten: das wird nicht der Fall sein! Menschen fangen an zu trommeln, weil es direkt, authentisch, laut ist. Weil es Holz, Metall und Luft bewegt. Weil es etwas Archaisches, Reales hat.
Dass die Industrie auf Rendite setzt und dafür alle Register des Marketings zieht, ist eine normale Angelegenheit. In deiner Argumentation schwingt immer leise der Vorwurf der Irreführung mit. Tatsache ist: dass ein E-Set mit bekannten Profis und Begriffen wie "supernatürlich" beworben wird, ist genau das gleiche, wie wenn die Marketingstrategie von Hersteller XY suggeriert, die neuen Messingblechteller würden vom bekannten Endorser bevorzugt eingesetzt.
Tatsache ist auch, dass der erfahrene (Berufs-)trommler in jedem Geschäft heute ein TD 30 vorfindet und dort auch meistens ungestört lange testen kann. Kauft er das System, ist das seine bewusste Entscheidung.
Und es gibt noch eine unbestreibare Tatsache, die ja auch drumdidis Ausführungen belegen: egal, welche Analogien man zieht oder auch nicht: E-Pianos und E-Gitarren haben Musikkultur geschaffen. Sie haben sich als eigenständige Instrumente durchgesetzt. Ich behaupte mal, dass dies dem digitalen A-Set Imitat nicht mehr gelingen wird.
Ich muss auch gerade wieder an meine ersten Erfahrungen mit E-Drums denken: das war ca. 1995, ich habe mit einem Gitarristen und Technikfreak in einer WG gewohnt und mir ein Alesis DM5 gekauft (das Gerät wird immer noch verkauft, glaube ich, haha...!). Seine Vision war, dass mit der flächendeckenden Verbreitung des Internets akustische Instrumente der Vergangenheit angehören würden. Wir wollten die virtuellen Vorreiter werden und übers Internet auch so schnell wie möglich musizieren können. Nach 5 Minuten spielen klingelte es Sturm, unsere Untermieterin zerrte meinen Gitarristen nach unten in ihre Wohnung, um zu demonstrieren, wie ihre Teller im Regal wackeln. Das war die erste Ernüchterung, der Kunst wurde ein jähes Ende gesetzt, ich stellte das Kit dann zu meinen Eltern und wir fuhren wieder in unsere Proberäume.
Aber wir gaben nicht auf. Als wie ein paar Jahre später beide in Bremen wohnten, starb meine Oma. Sie hinterliess ihren Enkeln Geldbeträge, die mir den Kauf eines TD-10 mit Erweiterungskarte TDW 1 ermöglichte. Ich war begeistert: was für ein Unterschied, eine Revolution quasi! In der ersten Nacht klingelte die Dame von nebenan, sie würde wahnsinnig, ob ich wüsste, woher das Geklacker käme...
Ich hatte zwar 4500 Euro ausgegeben, trotzdem konnte ich mir Meshpads nur bei BD und Snare leisten. Ein Dilemma.
Die nächste Ernüchterung folgte, als mir der technikfreakige Gitarrist schon bei meiner ersten Vorführung des neuen TD-10 eines seiner unzähligen neuen Programme zeigte: es hiess BFD und selbst bei fleissigstem Schönreden des TD-10 musste ich eingestehen, dass da was nicht stimmen konnte, die Sounds des TD-10 klangen zudem bei der Verwendung mit anderen Klangquellen wie Casio unterm Weihnachtsbaum (dieses Merkmal ist bis heute geblieben und wird den Roland TD Geräten vielleicht in 100 Jahren zu Kultcharakter verhelfen). Fortan nutzten wir das TD 10 nur noch als Interface. Diese Entwicklung führte mich zum Erwerb des TD 3. Kostete ein Fünftel des TD10 und funktionierte als Interface genauso gut.
Die Latenzen machten mir allerdings Sorgen, das Projekt starb dann irgendwann, ich verkaufte alles und investiere seitdem in akustische Drums und ausgewählte digitale Geschichten wie zB das Nord (mit dem ich regelmässig arbeite) und NI Maschine, sowie Plugins. Nichts davon würde ich je benutzen, um authentisch klingende Sounds zu spielen.
Eine damals bei vielen als sicher angenommene Entwicklung blieb dann im Nachhinein auch aus: dass die Internetrevolution zu einem Boom der digitalen Instrumente führen würde. Das ist nicht passiert: Stattdessen geht die eine Richtung in die Aufnahme von analogen Instrumenten, welche dann per AD netzfähig gemacht wird. Die andere Richtung, die gerade einen massiven Boom unter ambitionierten Leuten erlebt, ist sogar die totale Abkehr von der neuen Technik hin zur vollanalogen Aufnahme mit Outboard und Bandmaschine. Die digitale Seite ist dabei also aus dem kreativen Prozess vollkommen ausgeklammert.
Und innerhalb des Analogbooms und Retro und Vintage ("Sound City") soll Roland große Mengen Geld in die Perfektionierung einer digitalen Kopie stecken? Hm.
lg
max