Beiträge von Luddie

    Jetzt ist es raus, es sind die Schuhe! :)


    Das mit dem Raum ist wirklich eine bittere Sache, denn gerade die großen, kunsthall-freien Drumsounds sind mit einem schlechten Raum im Grunde gestorben, egal, wie man den ausstaffiert. Da muss man wissen, wo die Grenzen sind und wo man aufhören sollte, in Mics und weitere Aufnahmehardware zu investieren.


    Aber es gibt auch da wieder große Unterschiede, denn in Metal usw. wird sowieso deutlich mehr in der Bearbeitung gemacht und die Sounds werden wesentlich mehr gebogen, wenn nicht gar ersetzt. Dort wirkt sich ein schlechter Raum möglicherweise wesentlich weniger aus, weil man vom ihm kaum was hört. Aber wer ein kleines Akustiktrio hat und schon in natura toll klingt, ist beim ambitionierten Aufnehmen auf einen wirklich guten Raum angewiesen, sonst wird die Band ihr Potenzial nicht ausschöpfen können.


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    Vielleicht hilft ein kleiner Denkanstoss, den ich mittlerweile relativ häufig verteile: es hilft gerade beim Recording wenig, sich auf einzelne (Equipment-) Teile isoliert zu konzentrieren. Die Anschaffung eines neuen, vermeintlich besseren Mics ist wenig sinnvoll, wenn man zB von der grundlegenden Nachbearbeitung keine Ahnung hat, bzw. nicht weiß, wo man hin möchte.


    Alle aufgenommenen Referenzsounds (also Sounds, dei einem gefallen und die man auch erreichen möchte) sind in irgendeiner Weise "präpariert". "Hier z.B." findet man einen der besten und umfangreichsten BD Mic Vergleiche im Netz. Laut Angabe der Ersteller keine Bearbeitung. Aber: erfahrenes Personal, guter Raum, guter Drummer, gute Bassdrum, gute Stimmung, gute Preamps (Hardy M1, 1000 Euro pro Kanal!).


    Wie man hört, klingen die Files alle grundlegend ähnlich, was sich ändert, ist das Verhältnis aus Attack und Sustain. Bei einigen hört man die BD mehr "atmen", andere klingen etwas geschlossener. Keines dieser Files würde ein halbwegs guter Tonmensch oder passionierter Homerecorder so lassen, wenn es um die Weiterverwertung geht. Aber mit jedem dieser Files kann man sehr gut arbeiten.


    Um es kurz zu machen: gefällt dir dein natürlicher Sound im Raum denn gut? Wenn ja, fange an, dich mit den Grundlagen der Soundbearbeitung auseinander zu setzen. Sonst lohnen sich die 200 Euro für ein anderes Mic einfach nicht. Normalerweise "fehlen" bei den meisten Mics keine Frequenzen, sie sind nur in unterschiedlichen Gewichtungen repräsentiert.


    Noch ein Hinweis: ich finde deinen BD Sound mit der Band zusammen gar nicht schlecht, leider ist der Bass viel zu weit hinten. Wäre er weiter vorne, würden sich beide Elemente sehr schön ergänzen. Was wieder zeigt, dass ein Drums Only Sound deutlich anders funktioniert als ein Drumsound im Bandkontext. Dort geht es nicht darum, jedes Instrument so fett wie möglich zu machen und am Ende alles zusammenzurühren, sondern es geht darum, jedem Instrument einen möglichst konkurrenzfreien Platz im Mix zu schaffen, damit es atmen kann und keine Maskierungsprobleme auftreten. Das Schöne: all dies kann man heute tatsächlich kostengünstig umsetzen (per DAW im Rechner) und auch lernen.


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    max

    Wenn man sich ansieht, dass um D herum gerade alles zusammenfällt die Beschäftigungsstatistiken eine wahnsinnig große Anzahl prekärer Arbeitsverhältnisse beinhalten, dann könnte man vermuten, dass man vielleicht bald tatsächlich eine Regierung braucht, die eine Idee (manche nennen es auch Vision) davon hat, was Europa neben einer Wirtschaftsunion eigentlich sein soll.


    Ich sehe einen Abbau der Kultur, einen Abbau von Zeit gerade auch bei jungen Leuten, eine Straffung der Ausbildung bei gleichzeitigem Fehlen von Kitaplätzen, eine zunehmende Flexibilisierung was Wohnorte und Arbeitsplätze angeht.


    Ich bin gespannt...und habe als Freiberufler manchmal auch ein bisschen Angst.
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    max

    Blahzay Blahzay, damals noch schön auf Cassette gehört...


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    Bändchen allgemein funktionieren nur in passabel bis gut klingenden Räumen. Als Overheads bei eher niedrigen Decken nicht zu empfehlen, auch im Bereich Metal würde ich die Teile wohl eher als Stütz- oder Dirtmics verwenden. Da könnte es sonst Enttäuschungen geben, denn in mässig klingenden oder kleinen Räumen fangen Bändchen durch ihre Figure 8 Bauweise eben auch den rückwärtigen Schall ein. Klingt der nicht gut, wird es matschig und dumpf anstatt natürlich und fett.


    Für den Bändcheneinstieg würde ich zunächst eins ausprobieren. Wichtig ist auch ein Preamp, der genügend Reserven hat, denn wenn man ein Bändchen weiter weg stellt, möchte es ordentlich gefüttert werden. Günstige Interfacepres gehen da oft in die Knie. Schon der Unterschied zwischen meinen Mackie Preamps und dem GAP Pre73 war wirklich deutlich hörbar.


    Wenn dir der Sound tendenziell gefällt, der Pre aber an seine Grenzen stösst, funktionieren Cloudlifter oder der Triton Fethead super, das sind kleine +20db Pres, die man an das Mic ansteckt. Vorteil auch, dass man nicht so höllisch auf eventuell an- oder abgeschaltete Phantomspeisung aufpassen muss.


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    Ich würde zwei Dinge tun: mir überlegen, ob ein extra HH Mic wirklich not tut. Ich würde behaupten, in den meisten Fällen nicht. Ich benutze es im Studio nur, wenn ich den Hihat-Sound wirklich "formen" möchte, bzw. besonders herausstellen. dafür nutze ich dann kurioserweise oft dynamische Mics (zB SM7b, EV 468)


    Der Ansatz: so wenig Zeug wie möglich funktioniert eigentlich immer am besten.


    Wenn du zu dem Schluss kommst, dass Tonleute auch bei den größeren Events keine HH-Mics dabei haben, du aber unbedingt eins haben möchtest, dann ruf bei T. an und frage, was es da so im Hypernierenbereich (besonders schmales Pickup Pattern) in deiner gewünschten Qualitätsklasse gibt.


    Ansonsten hat RRLL wohl ziemlich recht.


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    max

    Hallo Trommlerinnen und Trommler,


    mein Freund und Kollege Dietmar Hussong hat gerade ein kleines Promovideo für seine Schule drehen lassen und ich dachte mir, dass ich euch das mal zeige. Außerdem komme ich in dem Filmchen auch vor und habe mit dem Kollegen Jonas Böker in meinem Studio den "Soundtrack" aufgenommen und produziert. Wir finden, dass das alles ganz schön geworden ist und die Schule recht originalgetreu darstellt.


    http://www.youtube.com/watch?f…er_embedded&v=A061n5JfCsk


    Wem gefällt, was er/sie da sieht, ist auch herzlich eingeladen, am 14. und 15. September zu den Tagen der offenen Tür vorbei zu kommen. Steht hier unten auf der Webseite auch nochmal.


    beste Grüße
    max

    Es gibt heutzutage wahnsinnig viele Möglichkeiten und Kombinationen, wie Drumsounds live und im Studio erzeugt, bzw. abgerufen werden. Das hängt wiederum von noch viel mehr Faktoren ab. Vom reinen Akustikset über Hybridgeschichten (also Pads und reine Akustikdrums genischt), über Akustikset mit Triggern, die zusätzlich abgenommen sind, um beide Signale zu "blenden" oder Akustiksets, die komplett "tot" sind und als reine Triggerträger fungieren. Es gibt sogar die Variante, dass live zwar Trigger am Set zu sehen sind, diese allerdings nur die Schlaginformationen für eine spätere Nachbearbeitung aufzeichnen. Live ist davon dann nichts zu hören, erst der Soundmensch im Studio bekommt dann die einfache Möglichkeit, Samples dazu zu mischen.


    Warum was wie gemacht wird, hängt von der Musik, dem Künstler, den Locations usw. ab. Bei Chartmusik (Robbie Williams, Rihanna, Madonna usw.) trifft man fast immer Hybridlösungen an. Das liegt daran, dass der Fan bestimmte Sounds erwartet, gleichzeitig aber ein Livedrummer gebraucht wird, um die Performance organisch und lebendig gestalten zu können. Diese Sounds haben oft synthetischen Charakter, können also gar nicht mit akustischen Instrumenten erzeugt werden. Meistens sind das Klänge, die dynamisch eher eindimensional sind und problemlos über Pads abgerufen werden können. Es können aber auch Bassdrum- oder bestimmte Snaresounds usw, sein.


    Dann gibt es die großen, "erdigen" Rockbands, bei denen der akustische Klang mit seinen Variationen einfach alternativlos ist. Man stelle sich das Led Zeppelin Revival Konzert mit getriggerten Drums vor. Undenkbar, eine gesamte Fanszene (nicht nur die Musiker) wäre vermutlich empört.


    Ich selbst nutze für meine Gigs mit dem 2d.trio (DJ und ich) auch Elektronik. Und zwar deswegen, weil eine natürliche Bassdrum sich oft nicht so gut gegen die stark "bearbeiteten" Sounds, die vom DJ kommen, durchsetzt. Unser Set ist ca. 90 Minuten nonstopp elektronisch klingende Musik mit zig unterschiedlichen Sounds. Da möchte ich auch einfach die Möglichkeit haben, die Kernsounds (BD und Snare) zu variieren. Die Elektronik hilft dann dabei, das Signal zu "supporten" und zu formen. Dasselbe gilt für eine getriggerte zweite Snaredrum, deren Triggerempfindlichkeit so eingestellt ist, dass Ghostnotes nicht auslösen, also akustisch sind, bei Backbeats aber elektronische Signalteile zugemischt werden. Zusätzlich benutze ich ein oder zwei Pads für spezielle Effektsounds. So ein Setup sehe ich relativ häufig. Kollegen wie der Sebastian Arnold (hier spanky) oder Oli Rubow (rubeatz) gehen da noch diverse Schritte weiter.


    Es geht dabei auch nicht darum, den Trommler zu ersetzen (die Zeiten sind lange vorbei, das war in den 80ern), sondern um zusätzliche Ausdrucksmöglichkeiten.


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    max

    Ich stehe nicht mehr so auf so lange Bassdrums, hatte allerdings auch ein paar dieser Sorte (22x19 und 22x20). Der Grund dafür ist, dass sich besonders lange Bassdrums im Fuss minimal träger anfühlen und gerade bei Aufnahmen einen Subbass produzieren, der nur selten wirklich verwendbar ist. In natura ist das natürlich beeindruckend und klingt nach "mehr" als zB bei einer 22x14. Wer mir das nicht glaubt, kann sich ja mal die Bassdrums der berühmten Studiotrommler ansehen.


    Bei der Abnahme mit zwei Mics entstehen bei solchen Schläuchen auch oft komische Phasenprobleme, die bei kurzen Maßen wesentlich leicher in den Griff zu bekommen sind.


    Ich würde die Wahl der BD Größe von meiner Spielweise und den Dämpfungsmethoden abhängig machen. Wer keine sonderlich schnellen Füsse hat und vorwiegend Rock spielt, der kann die 2" von 22x18 zu 20 sicherlich vernachlässigen, denn bereits etwas Dämpfung und ein größeres Frontloch gleichen den Unterschied da praktisch aus.


    Wer jedoch offene BD-Sounds mag, schnelle Füsse hat und/oder in unterschiedlichen Genres spielt, der sollte etwas nehmen, was der Spieltechnik entgegen kommt. Eine 22x20 finde ich persönlich offen gespielt (also ohne Dämpfung, kleines oder gar kein Frontloch) anstrengend, da kämpft man tatsächlich gegen die viele Luft, die sich im Kessel befindet und zwar sowohl akustisch (wenn die BD "Boooooom" macht, verträgt sich das nicht mit Definition bei schneller Spielweise) als auch physisch. Der Rebound ist dann ziemlich energisch und möchte nicht gestört werden. :)


    Wer einen definiert klingenden Raum ohne die üblichen Bassrumpeleien hat, der holt zB aus einer 20x16 oder 22x16/14 oder sogar 24x16 fulminant definierte Bässe mit schönem Attack. Man kann dann auch offen stimmen und behält trotzdem Kontrolle.


    Wer da komplett umschlüssig ist, fährt mit den gängigen Standardmaßen bestimmt gut. Wenn viel Dämpfung und/oder gelochte Frontfelle im Spiel sind, relativieren sich die Unterschiede sowieso sehr stark. Auch sehr schlaff gestimmte Schlagfelle lassen zB den Unterschied zwischen 18 und 20" Tiefe sehr klein werden.


    Fazit: BD-Maße wirken sich am meisten bei tendenziell offener Stimmung und Spielweise aus...und wenn der Spieler eine genaue Vorstellung von Sound und Technik hat.


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    max


    Danke für den Tipp mit dem Maschinengewehr, muss mal sehen, wo ich das hier herkriege. Und das Abspielgerät für Multilayersounds, wann muss ich das denn einschalten? Direkt nach dem Vorzähler auf der ersten 1?


    Und die Snare vom Vom scheint ja auch ein Wundergerät zu sein: da ist wohl ein eigener, aufblasbarer Raum dabei, der die Snare immer gleich klingen lässt...


    Aber wir wissen jetzt immerhin, dass Vom Ritchie aus Überzeugung ein E-Set spielt. Ich akzeptiere das zähneknirschend, revidiere alle meine Aussagen und bedanke mich für die guten Tipps. Schön, dass ab und zu mal jemand vom Fach postet :)


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    Über so ein Video kann man Sounds natürlich nicht wirklich fair beurteilen. Und natürlich kann man dort keine Unterschiede zwischen Sample und Natursound mehr hören. Die Samples sind vermutlich auch selbstgemacht, also im Studio von den eigenen Instrumenten. Ich kenne keine großen Produktionen, die auf Konservensamples zurückgreifen. Das passiert meistens bei großen Rockproduktionen, die in Stadien aufgeführt werden. Musik und Location brauchen da nicht viel Dynamik und der Fan wünscht den Sound von der Platte.


    Und bevor das so abgleitet wie in der Rimshot Diskussion ("also ich spiele Rock, benutze aber keinen Rimshot"), möchte ich nochmal betonen, dass selbstverständlich alle Sorten Technik eingesetzt werden und umso mehr bei großen Produktionen. Warum auch nicht, es geht nicht um Dogmen.


    Die Frage ist immer nur, ob die Sachen tun, was sie tun sollen bzw. ob sie tun, was der Künstler braucht, um sich damit auszudrücken.


    Eine meiner Lieblingsbands, NIN, viel digitale Elektronik, Trent Reznor ist einer der kreativsten Soundvisionäre, wie ich finde: http://www.youtube.com/watch?v=mWH_4UZ_mfQ


    QOTSA, wenig digitale Elektronik, eine meiner Lieblingsbands: http://www.youtube.com/watch?v=Qajl2OlEams


    Amon Tobin, auch einer meiner Lieblingsmusiker, wer sich über vermeintliche Konservensounds mokiert, findet hier einen wirklich schönen Film zur Entstehung derselben: http://www.youtube.com/watch?v=VFWgJjKQ2Jo


    Aber dieses Arbeiten ist WEIT vom simplen Kaufen und Anschliessen eines Drummoduls entfernt.


    Oder anders: zwischen Elektronik und E-Drums kann es einen sehr großen Unterschied geben. Nur um zu verhindern, dass das ab jetzt in einen Topf geworfen wird.


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    So geht es mir auch und wo du es gerade schreibst, fällt mir noch etwas Wichtiges ein: das E-Set als Imitat eingesetzt erkennt man meistens daran, dass es klanglich meist nicht in seine Umgebung passt (und zwar unabhängig von der Qualität der Sounds). In Proberäumen mit anderen Instrumenten hört man das sofort, in Livesituationen kann es etwas dauern, weil die PA und die Bearbeitung eher einen homogenen Klangraum schaffen: alles wird bearbeitet und kommt aus denselben Boxen.


    Das perfekte E-Set besitzt demnach noch eine Art Sensorsystem, welches die Sounds auf den Raum abstimmt, in dem das Kit steht.


    ...es bleibt spannend :)


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    PS: ich liebe auch alte Sounds und habe in meinem Studio Preamps stehen, die in Röhrentechnik arbeiten und keine ICs besitzen. Da habe ich beim Kauf drauf geachtet. Analogzeug klingt auch einfach geiler.... :)

    ...übrigens sind Instrumente nicht das einzige Feld, auf dem akuter Handlungsbedarf bestünde: die gesamte Autoindustrie baut seit Jahren veraltete, umweltschädliche Technik, weil sich niemand in dieser angeblich so wahnsinnig innovativen Branche traut, den ersten Schritt zu gehen und sich auf eine umwelt-technisch bessere Alternative festzulegen. Denn die Pläne gibt es schon längst. Man mag sie aus Angst vor dem Verbraucher nur nicht bauen. Denn der redet zwar von Umwelt, fährt aber mit dem 250 PS starken Turbodiesel Geländewagen zum Biomarkt.


    Nochmal direkt zum Thema: eine weitere Vermutung, warum der E-Drummarkt etwas altmodisch daherkommt könnte auch sein, dass man die zu entwickelnde Technik nirgendwo anders zweitverwerten könnte.


    Man sollte auch bedenken, dass es sich bei Instrumenten nie um wirkliche Massenware handeln wird. Sieh dir doch einmal die anderen Instrumentengattungen an. Ich habe mir gerade ein knapp 40 jahre altes Rogers Kit gekauft. Beim Restaurieren ist mir aufgefallen, was sich im Vergleich zu heute geändert hat: NICHTS. Absolut nichts, sogar der Kesselzulieferer ist heute noch Marktführer. Wie gesagt, der Trend geht sogar in Richtung Rückentwicklung und niemand beschwert sich. In den Neunzigern waren Folien und direkte Bohrungen in den Kesseln tabu, diese Ära des "schlechten" Sounds schien vorüber. Heute bekommt man die aktuellen Edelsets wieder mit direkt montierten Halterungen und Folien sind so in wie noch nie. Man braucht noch nichtmal die Marketingbezeichnung "Finishply" mehr. Die damals verpönten Banana-Railmounts auf Bassdrums sind wieder da, wer hätte das für möglich gehalten! Flatbaseständer! Bald kommen die gerasterten Tomarme wieder und die Drummerwelt wird jubeln über diese wahnsinnige Stabilität!


    Ludwig und Gretsch werden wahrscheinlich demnächst auch die Designer feuern und einfach nach den alten Katalogen aus den 50ern designen.


    Mich interessiert auch Studiotechnik sehr. Kommen wir da zu Mikrofonen: Die primitiven Bändchenmics sind wieder da und jeder will eins haben. Am besten gebaut wie zu Großmutters Zeiten, je weniger Hightech desto besser und teurer! Preamps: bitte rein diskret, wer ICs verbaut, lässt die Gehäuse auf Messen besser geschlossen. Kopien alter Neve- Telefunken und API-Preamps verkaufen sich wie warme Semmeln, Röhrentechnik wird als der heilige Gral gefeiert! Bitte keine Neuerungen!


    Der Musiker ist tendenziell konservativ. Warum? Weil die Sounds und die Musik, die wir mögen mit Geräten aus der Vergangenheit gemacht wurde und wir die kennen und reproduzieren wollen.


    Diese Dinge sollte man im Hinterkopf haben und man sollte die Szenen kennen.


    Und wenn ich mich nicht völlig täusche, hast du weder einen konkreten technischen Ansatz was die Innereien deines Traummoduls angeht noch eine tragfähige Idee, wie denn konkret (!) so ein superleises - dabei schon toll klingendes und realistisch spielbares - Becken oder eine ebenso reagierende E-Trommel aussehen sollte. Und ich trete dir wahrscheinlich auch nicht zu nahe, wenn ich vermute, dass du vermutlich auch nicht wüsstest, wie man diese Wundertechnik dann nächstes Jahr für 1500 Euro - denn das ist der Preisbereich, den der lärmsensible Hobbyspieler maximal für so ein E-Set auszugeben bereit ist - anbieten könnte. Daher reagieren einige hier auch irgendwann ermüdet.


    Die Forderung an die Firmen, innovativ zu sein, ist eine gute Sache und wichtig aber wer durchblicken lässt, dass das im Grunde auch alles ist, der läuft schnell Gefahr, nicht ernst genommen zu werden.


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    Du suchst also einfach eine DAW, also ein Musikproduktionsprogramm?


    Da wird bei kostengünstigen Varianten ja immer Reaper empfohlen und ich habe viel Gutes drüber gelesen. Die meisten DAWs haben die Standard-Tools an Board, also einen Kompressor und einen EQ.


    Und wovon soll euer Sänger überzeugt werden? Davon, dass auf jeder minimalst professionellen Aufnahme Kompression und EQ auf dem Gesang ist? Das Wissen darüber sollte er sich im eigenen und im Interesse der Band schnell selbst aneignen.


    Es sei denn, er hat die fast übermenschliche Fähigkeit, so zu singen, dass es keinen Kompressor auf der Stimme braucht und die noch viel übermenschlichere Fähigkeit, seine Stimme an jede Aufnahmekette so anzupassen, dass auch ein EQ nicht vonnöten ist. Und wenn er auch den leichten Hall selbst erzeugen kann, dann...nunja, dann spielst du mit einem Genie in der Band! :)


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    Meinst du damit meine Aussage, dass die Interessenten und Besitzer die Updatefreiheit gar nicht schlecht finden? Das war der Versuch einer Erklärung, warum sich auf dem Markt nicht viel tut. Ich habe das Argument sogar mal von einem Verkäufer im Zusammenhang mit dem Werterhalt gehört.


    Davon abgesehen fürchte ich, dass deine gesamte Argumentation an der Fehleinschätzung krankt, dass die Industrie nur eine leise und authentische A-Set-Kopie auf den Markt bringen muss und dann alle das kaufen wollen. Dazu würde ich behaupten: das wird nicht der Fall sein! Menschen fangen an zu trommeln, weil es direkt, authentisch, laut ist. Weil es Holz, Metall und Luft bewegt. Weil es etwas Archaisches, Reales hat.


    Dass die Industrie auf Rendite setzt und dafür alle Register des Marketings zieht, ist eine normale Angelegenheit. In deiner Argumentation schwingt immer leise der Vorwurf der Irreführung mit. Tatsache ist: dass ein E-Set mit bekannten Profis und Begriffen wie "supernatürlich" beworben wird, ist genau das gleiche, wie wenn die Marketingstrategie von Hersteller XY suggeriert, die neuen Messingblechteller würden vom bekannten Endorser bevorzugt eingesetzt.


    Tatsache ist auch, dass der erfahrene (Berufs-)trommler in jedem Geschäft heute ein TD 30 vorfindet und dort auch meistens ungestört lange testen kann. Kauft er das System, ist das seine bewusste Entscheidung.


    Und es gibt noch eine unbestreibare Tatsache, die ja auch drumdidis Ausführungen belegen: egal, welche Analogien man zieht oder auch nicht: E-Pianos und E-Gitarren haben Musikkultur geschaffen. Sie haben sich als eigenständige Instrumente durchgesetzt. Ich behaupte mal, dass dies dem digitalen A-Set Imitat nicht mehr gelingen wird.


    Ich muss auch gerade wieder an meine ersten Erfahrungen mit E-Drums denken: das war ca. 1995, ich habe mit einem Gitarristen und Technikfreak in einer WG gewohnt und mir ein Alesis DM5 gekauft (das Gerät wird immer noch verkauft, glaube ich, haha...!). Seine Vision war, dass mit der flächendeckenden Verbreitung des Internets akustische Instrumente der Vergangenheit angehören würden. Wir wollten die virtuellen Vorreiter werden und übers Internet auch so schnell wie möglich musizieren können. Nach 5 Minuten spielen klingelte es Sturm, unsere Untermieterin zerrte meinen Gitarristen nach unten in ihre Wohnung, um zu demonstrieren, wie ihre Teller im Regal wackeln. Das war die erste Ernüchterung, der Kunst wurde ein jähes Ende gesetzt, ich stellte das Kit dann zu meinen Eltern und wir fuhren wieder in unsere Proberäume.


    Aber wir gaben nicht auf. Als wie ein paar Jahre später beide in Bremen wohnten, starb meine Oma. Sie hinterliess ihren Enkeln Geldbeträge, die mir den Kauf eines TD-10 mit Erweiterungskarte TDW 1 ermöglichte. Ich war begeistert: was für ein Unterschied, eine Revolution quasi! In der ersten Nacht klingelte die Dame von nebenan, sie würde wahnsinnig, ob ich wüsste, woher das Geklacker käme...


    Ich hatte zwar 4500 Euro ausgegeben, trotzdem konnte ich mir Meshpads nur bei BD und Snare leisten. Ein Dilemma.


    Die nächste Ernüchterung folgte, als mir der technikfreakige Gitarrist schon bei meiner ersten Vorführung des neuen TD-10 eines seiner unzähligen neuen Programme zeigte: es hiess BFD und selbst bei fleissigstem Schönreden des TD-10 musste ich eingestehen, dass da was nicht stimmen konnte, die Sounds des TD-10 klangen zudem bei der Verwendung mit anderen Klangquellen wie Casio unterm Weihnachtsbaum (dieses Merkmal ist bis heute geblieben und wird den Roland TD Geräten vielleicht in 100 Jahren zu Kultcharakter verhelfen). Fortan nutzten wir das TD 10 nur noch als Interface. Diese Entwicklung führte mich zum Erwerb des TD 3. Kostete ein Fünftel des TD10 und funktionierte als Interface genauso gut.


    Die Latenzen machten mir allerdings Sorgen, das Projekt starb dann irgendwann, ich verkaufte alles und investiere seitdem in akustische Drums und ausgewählte digitale Geschichten wie zB das Nord (mit dem ich regelmässig arbeite) und NI Maschine, sowie Plugins. Nichts davon würde ich je benutzen, um authentisch klingende Sounds zu spielen.


    Eine damals bei vielen als sicher angenommene Entwicklung blieb dann im Nachhinein auch aus: dass die Internetrevolution zu einem Boom der digitalen Instrumente führen würde. Das ist nicht passiert: Stattdessen geht die eine Richtung in die Aufnahme von analogen Instrumenten, welche dann per AD netzfähig gemacht wird. Die andere Richtung, die gerade einen massiven Boom unter ambitionierten Leuten erlebt, ist sogar die totale Abkehr von der neuen Technik hin zur vollanalogen Aufnahme mit Outboard und Bandmaschine. Die digitale Seite ist dabei also aus dem kreativen Prozess vollkommen ausgeklammert.


    Und innerhalb des Analogbooms und Retro und Vintage ("Sound City") soll Roland große Mengen Geld in die Perfektionierung einer digitalen Kopie stecken? Hm.


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