Die Sache ist, dass man bestimmte Charakteristiken nur im Direktvergleich hört. Es gibt im Mikrobau im Groben zwei Ansätze: Neutralität oder geschneidert. Die geschneiderten Mikros haben den Vorteil, dass man auch in akustisch ungünstigen Situationen meistens mit einem gewissen (meist auf Rockstyles getrimmten) Sound rechnen kann. Rückwärtige Abschirmung und die Betonung bestimmter Frequenzen machen Sinn für Leute, die schnell einen funktionierenden Sound haben wollen oder müssen (Livesituationen, wo nicht ewig Mics oder Positionen gecheckt werden können).
Diese Mics schinden meistens im ersten Direktvergleich mehr Eindruck, denn wenn die Bass schon klingt als wäre sie durch die PA geschickt worden, ist das natürlich schon was. Dasselbe gilt für Toms und Snare natürlich auch. Manche dieser Mics entpuppen sich aber in der Studioumgebung als nicht sehr wandlungsfähig. Frequenzen lassen sich nämlich immer besser absenken als anheben und ein Mic, welches in der Mitte einfach wenig hat, weil es auf Attack und Bumms geschneidert ist, wird sich im Mix möglicherweise eher zäh verhalten. Das ist zumindest meine Erfahrung für den Sound, den ich in meinem Raum zu erzielen versuche.
Gedanken würde ich mir auch drüber machen, wo am meisten abgenommen wird. Ein schickes Klemmmikro ist natürlich praktisch (zB Opus 88 o.ä.), die mehr oder minder starre Höhe beraubt einen aber der Möglichkeiten bei der Positionierung. Für mich war das ein Grund, die wieder zu verkaufen.
Wer also wirklich rumbasteln will, kann sich bei Mics auf eine ähnliche Reise wie bei Trommelzeug einstellen: kaufen, testen, leihen, verkaufen, weitertesten, umbauen, kaufen, modifizieren, wieder verkaufen, testen, kaufen...
...aber irgendwann hat man (ein bisschen) Plan!
Jedenfalls macht man mit keinem der genannten Kandidaten was falsch, Trommler, Raum, Stimmung und Bearbeitung sind sowieso wichtiger. Komplizierter wird es, wenn man auf Basis der eigenen Ideen schon einen recht genauen Charakter im Ohr hat. Und spätestens dann führt nichts mehr am kaufen, testen, leihen...vorbei
lg
max