Die Sache mit dem "verkaufswürdig" würde ich mir abschminken. Auch wenn das hart klingt, aber aufnehmen kann heute jeder. Aber gut aufnehmen können immer noch nur die wenigsten. Ich rate allen Schülern und Amateurbands dazu, sich intensiv mit Recording auseinander zu setzen, denn Recording ist im Grunde nix anderes, als zu verstehen, wie Sound funktioniert. Und das können gerade Drummer sehr gut gebrauchen. Aber eine Aufnahme zu machen, die sich messen kann mit professionellen Erzeugnissen dieser Art, erfordert sehr viel Wissen und eine sehr gute Band. Je besser die Band, desto geringer der Aufwand.
Zu einer wirklich guten Aufnahme gehört:
- ein guter Song, der ausgewogen arrangiert ist
- eine gute Band, die tight ist und sich nicht dem Irrglauben hingibt, dass ein Rechner die Fehler ausbügelt, sowohl spieltechnisch als auch soundmässig.
Zu Aufnahmen, die "verkaufswürdig" sind, kommt dann meist noch dieses:
- Instrumente, die bewusst ausgewählt wurden
- Mics, Vorverstärker, Pulte, Räume, die zur Musik passen. Natürlich kann man da viel virtuell basteln, man braucht aber Erfahrung dafür (s. Slotty). Studios, in denen die Produktionen entstanden, die die Leute so gerne hören, haben meistens einen großen Fundus an Zeug.
- einen Tonmenschen, der meistens mehrere Jahrzehnte Erfahrung hat.
Eine Geschichte dazu: ich habe mich neulich mit so einem Tonmenschen getroffen. Der macht sonst den Sound für eine der drei großen deutschen HipHop-Acts. Sein großes Studio hat er gerade abgegeben, weil die frühere Klientel (Amateurbands mit Ambitionen) heute denkt, das alles selber machen zu können. Was er jetzt macht? Er bügelt verhunzte Eigenaufnahmen dieser Bands soweit glatt, dass sie das Gefühl haben, dass es jetzt gut ist.
Fazit: man sollte mit Recording soviel experimentieren wie möglich. Irgendwann hat man dann die Erfahrung, gut klingende Aufnahmen machen zu können. Wer allerdings denkt, der Kauf eines Interfaces plus Mics und DAW resultiert in einem Album, welches so klingt wie bei den Chili Peppers, Nickelback oder das (im Proberaum aufgenommene) letzte Beatsteaks Album, der wird schnell an enttäuschende Grenzen stossen. Das Bittere: leider erwarten Konsumenten meistens nicht weniger, wenn sie Geld für Musik ausgeben.
lg
max