Beiträge von Luddie

    ThomasTrommelt
    Auch ein sehr schöner Post wie ich finde!


    Aber was das Hochlegen der Messlatte im praktischen Studiobetrieb betrifft, finde ich, dass das nicht unbedingt durch Leute wie Thomas Lang oder den wahnsinnigen Virgil geschieht, bzw. geschehen ist, sondern vielmehr durch die Einführung von Drummaschinen Anfang der 80er sowie die immer musikalischer werdenden Möglichkeiten der sythetischen Drumtrackherstellung.


    Ernsthafte Drummer waren eben gezwungen, ihr Timing zu verbessern und die vertrackten Loopgrooves zu spielen, um nicht ausgemustert zu werden. Ich hatte letztes Jahr eine mehrtätige Masterclass bei Russ Miller und was der allein so alles zum Thema Präzision und Clickspiel präsentiert hat, war unglaublich. Ihr kennt sicherlich diesen Moulin Rouge Song "Voulez vous coucher avec moi". Den hat der Russ eingetrommelt, ich hatte bis dahin angenommen, das sei ein Drumcomputer. Oder auch Zoro: der trommelt zu alten Funk und Soul Scheiben und man hört vom Originaldrumset keinen einzigen Schlag mehr, es flamt nicht mal!


    Und sowas finde ich einfach um Längen beeindruckender als die TLschen MPOs (Multi Pedal Orchestrations :)) Spannend sind auch Sachen wie interne und externe Dynamik z.B., also die Fähigkeit, die eigene Lautstärke am Set zu regulieren und zwar nicht nur als Ganzes (extern), sondern auch die einzelnen Trommeln und Becken zueinander (intern). Oder eben die Fähigkeit, auf, vor und hinterm Click zu spielen und zwar konstant. Was ich damit sagen will ist, dass es vermutlich Dinge gibt, die genausoviel Übung erfordern, den talentierten und übewilligen Drummer aber wesentlich eher in Lohn und Brot bringen als die TL-Dinger.


    Und sicherlich hat der TL recht, wenn er sagt, dass ihn das Erlernen schwieriger Sachen die einfachen Geschichten besser spielen lässt. Aber ich bin und bleibe fest davon überzeugt, dass das Drumset der Zukunft keine neun Pedale haben. Das wird es erst geben, wenn eine Band weltberühmt wird und Geschichte schreibt, deren Drummer mit neun Pedalen so unglaublich songdienliche, eigenständige und musikalische Sachen macht, dass die Leute scharenweise die Musikgeschäfte stürmen um sich die Dinger auch zu kaufen.

    Gibs zu: für diesen Post hast du verdammt lange Luft geholt ;)


    Und ich sage dazu: er ist schlicht wunderbar geworden. Wenn ich nicht so schreibfaul wäre, hätte ich das so ähnlich ausgedrückt. Da erscheint mir jeder Satz absolut wahr. Und vielleicht helfen deine Worte ja auch, das ein oder andere Missverständnis auszuräumen...

    Komplettes V-Drumset TD-10, 4500 Euros, 2 Jahre in Gebrauch. Dämliche Entscheidung, für den Wertverlust hätte ich mir für die Zeit nen schicken Proberaum + A-Set besorgen können...

    Mein Beileid, schöne Sch...sowas!


    Bei uns sieht es großteils wieder besser aus. Alle Räume wurden mit neuen Teppichen ausgestattet und viele (meiner auch) sind wieder (fast) fertig! Endlich, das ist keine schöne Zeit gewesen, ultraviel Stress, negative Energie und Nervenzusammenbrüche von einigen.


    Nunja, wir werden sehen, was jetzt wird. Nächsten Dienstag ist die letzte technische Prüfung der Versicherungsgutachter, da werden dann auch Verdienstausfälle eingereicht. Dann wird wahrscheinlich eine CD erscheinen zum Thema. Da werden dann auch Bands wie President Evil, Trash Monkeys u.v.a. drauf sein. Infos gibts dann noch ausführlichere.


    Im Namen vieler Musiker aus unserem Keller jedenfalls nochmal vielen Dank für die rege Anteilnahme, viele Nichtdrummer konnten diese positive Resonanz aus diesem Forum kaum glauben...:)

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    Aber Luddie, TL muss sich so aggressiv vermarkten, denn er lebt davon.


    Das darf er ja auch, nur muss ich es dann ja trotzdem nicht gut finden.


    Jeder muss halt seinen persönlichen Einkommensmix finden, aber das sind Sachen, über die ich zwar gerne nachdenke, die aber eben nicht mein emotionales Gefühl, ob ich etwas mag oder nicht, beeinflussen.


    Mir gefallen tendenziell einfach die geilen Groover, die sowas von cool spielen, das Ganze ab und zu mit unfassbar effektiven Fills (die ruhig auch unfassbar kompliziert sein können) garnieren und menschlich einfach lockere Freaks sind. Hab gerade wieder Keith Carlock gesehen, wenn ich den am Drumset pumpen höre, könnt ich ausflippen. Oder Adam Deitch (John Scofield-Drummer und HipHop-Produzent) oder Matt Chamberlain (sowohl mit Tori Amos als auch mit seiner Band Critters Buggin). Dann Benny Greb und Wolfgang Haffner. Unglaublich musikalisch-groovige Drummer und im persönlichen Gespräch nett und offen.


    Das sind einfach Leute, gegen die ein TL einfach blass aussieht. Meine Meinung, wohlgemerkt.

    Ich glaube, hier gibt es ein paar Missverständnisse. Es geht hier doch nicht um Neid oder Missgunst, sondern nur um eine Diskussion um die TLsche Spielweise.


    Natürlich kann der TL auch grooven, da gibt es diverse Beispiele für. Und dass bei seinen Technikeskapaden teilweise auch sehr ansprechende Sachen rauskommen, hat ja - soweit ich das sehe - auch keiner bestritten.


    Was die Studiosachen angeht: der könnte auf unzähligen Produktionen trommeln, nur darum gehts dem doch gar nicht. Der hat seine Nische gefunden, hatte seinen Auftritt beim Modern Drummer Festival, war musikalischer Direktor bei zahlreichen großen Produktionen, hat mit hoher Wahrscheinlichkeit eine eigene kleine Produktionsfirma nebst Studio usw. Außerdem denke ich, dass man zwischen TLs Sologeschichten und den Sachen, die der für andere trommelt, eine Grenze ziehen muss. Und dass es im täglichen Musikbetrieb nicht um die schnellsten Paradiddles und die krassesten Twinpedallicks geht, ist wohl auch klar. Übrigens schätze ich mal, dass der die meisten dieser angeblichen 250 Sachen vor seiner Rampenlichtzeit gemacht hat, s. Falco.


    Es geht hier einfach um persönliche Vorlieben von uns Drummern. Der eine mag das Gesamtkunstwerk TL, der andere nicht. Mir gefällts nicht mehr so gut, weil es mir zu aufdringlich klingt, zu aggressiv vermarktet wird und ich nicht will, dass mir permament aufs Brot geschmiert wird, was ich alles NICHT kann ;). Trotzdem hab ich höchsten Respekt vor dem.


    Der andere findet gerade das technische gut, weil er in einer anderen Phase der spielerischen Entwicklung ist, oder andere Musik mag, wo das Zeug besser einzusetzen ist.


    Was mir aber seit geraumer Zeit unter den Nägeln brennt: es entsteht hier der Eindruck, dass TL die einzig Hohe Schule der Technik ist und alles andere "nur" Groovespiel. Dabei wird ausgeklammert, wie schwierig es sein kann, einen Groove zum swingen zu bringen (kann auch ein rockiger sein, wie man zB bei Josh Freese hört). Viele dieser Dinge erfordern auch einfach eine musikalische Reife, die ich persönlich mittlerweile bei Drummern einfach viel spannender finde. Gute Technik ist bei denen dann sowieso Voraussetzung.


    Jemand, der zB einen Steve Jordan oder auch Zoro als langweilig abtut, hat jedenfalls noch mehr vor sich, als das Üben von TLs sämtlichen Fussparadiddles.

    Cooler Typ, Charmeur, nicht unsympathisch...die Frau ist auch nett. Trotzdem: irgendwas stimmt da nicht...nebenbei auch noch lesen, heimwerken und mit den Kids spielen...der Typ ist ein Verräter ;)

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    Steht es irgendeinem Menschen zu, über einen anderen Meschen zu urteilen oder diesen zu bewerten?


    Ähhh, ja! Wo kämen wir da hin, wenn man keine Kritik üben dürfte???

    Toll, diese Diskussion! So soll es sein! Darum gehts doch hier: um Austausch.


    Und Kritik darf doch wohl erlaubt sein. Und der TL exponiert sich ja auch, da muss man auch damit rechnen, dass mal geschossen wird. Auf dem Modern Drummer Festival 2006 spielt der mit Terminator-style-Sonnenbrille!


    Ich für meinen Teil kenne TL aus den DVDs, über einen guten Freund und Lehrerkollegen, der eine halbe Woche Intensivkurs bei TL hatte, sowie aus einem Gespräch mit Steve Smith (bei welchem ich wiederum eine halbe Woche Unterricht hatte), der mir dargelegt hat, dass er die Herangehensweise von TL zwar respektiert, sie aber nicht für sehr musikalisch hält.


    Daraus leitet sich meine Meinung über den Thomas ab. Würde ich 20 sein und in einer ProgRock oder Dreamtheater-Coverband spielen, würde ich anders denken.


    ...so hat jeder seine Meinung.

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    Tut er nicht, ihr/wir lassen nur keine Meinungsfreiheit zu. Polarisieren wuerde er, wenn er mitdiskutieren wuerde, dann waers auch halbwegs fair. Stattdessen ist das ne Art Stellvertreterkrieg der TL-Fans und der TL-Hasser. Dem Mann abzusprechen, dass er nicht grooven kann, halt ich fuer falsch ( bestes Beispiel die Falcosachen), ebenso auch dass seine sicherlich feine und gut koordinierte Technik so in den Himmel gelobt wird. Fakt ist, er kann spielen, auch fakt ist, nicht jedem gefaellts und fakt ist auch, dass er anscheinend gut von leben kann. So what? Kauft deswegen einer ernsthaft die endorsten Teile ( mal von den Hardcorefans abgesehen - die hat aber jeder gute Drummer)? Worueber regt ihr euch eigtl. seitenlang auf?


    Nun, das ist schließlich ein Diskussionsforum und dass hier keine anderen Meinungen zugelassen werden, kann ich nicht erkennen. Ich habe mich jedenfalls um Sachlichkeit bemüht.


    Und wie man unzweifelhaft erkennen kann, polarisiert er eben doch. Der Begriff meint ja nichts weiter, als das etwas oder jemand zwei gegensätzliche Meinungen hervorruft.


    Und die endorsten Sachen WERDEN gekauft und zwar in Massen und nicht nur von den Hardcorefans...Werbung funktioniert nunmal großteils unterbewusst. Thomas Lang hat zu einem nicht unerheblichen Teil dazu beigetragen, Meinl in den USA populär zu machen.


    Zitat

    @ Luddie: In Deiner Aufzählung der artistischen Solodrummer vermisse ich Bozzio. Oder hast Du den bewusst rausgelassen, weil er ja eigentlich Musik macht ?


    Äh, ja :)

    ...ja, der Mann polarisiert! ;)


    Ihn mit den Beatles zu vergleichen, finde ich aber unpassend. Häufig erklären sich solche Phänomene, wenn man sich seine eigene Geschichte ansieht. Als ich mit 13 anfing zu trommeln, habe ich die Dave Weckl-Back to Basics- VHS Kassette täglich 5 mal gesehen. Für Uneingeweihte war das schon schwer verdauliche Technikpräsentation und mein Vater sagte damals schon zu mir, dass ich mich lieber auf musikalische Sachen konzentrieren sollte. Wenn man jung ist, weiss man aber noch gar nicht so recht, was musikalisch ist, daher muss man auf den technischen Masstab als Einschätzungshilfe zurückgreifen. Ausserdem ist es wahnsinnig beeindruckend.


    Ein Kollege und ich waren auf der letzten PPC-Drumnight. Völlig gekickt von den Drumbassadors und Zoro, quälte uns das technische Gedonner von Virgil Donati letztendlich aus dem Zelt. Einem jüngeren Kollegen, den wir von dort nach Bremen mit zurückgenommen haben, konnten wir jedoch nicht erklären, warum wir das so unerträglich fanden. Er war vollkommen hin und weg und konnte seinerseits nicht verstehen, dass wir es nicht auch total toll finden, dass da einer mit der einen Körperhälfte akzentuierte Tripleparadiddle spielen und auf der anderen Seite Spargel schälen konnte.


    Für die älteren Kritiker unter uns möchte ich das so zusammenfassen: einerseits wird uns klar, dass wir da nicht mehr hinkommen. Das ist irgendwie natürlich frustrierend (hätte man nicht vielleicht doch kurz nach der Geburt anfangen sollen, 8 Stunden täglich zu üben...?).


    Aber andererseits merkt man - und das ist ein ehrliches Gefühl - dass man diese Techniksachen nur braucht, wenn man ein artistischer Solodrummer werden möchte. Und von denen gibt es weltweit momentan drei: Minnemann, Lang, Donati.


    Und was das musikdienliche Spiel angeht: selbstverständlich können diese Drummer die meisten Musikstücke begleiten, für manches sind sie dabei sicherlich besonders gut geeignet. Wer die alten Freaky Fukin Weirdoz Sachen mit Minnemann kennt, der weiss, wie geil der das kann.


    Das zentrale Problem bei denen ist für mich einfach, dass sie suggerieren, dass Technik das Wichtigste ist. Und das tun sie, schließlich erklären sie nicht die Hälfte der Zeit, dass auch musikalische Zurückhaltung und Dynamik wichtig ist, sondern sie holen permanent alles aus ihren Schläuchen. Und das Marketing unterstützt das: die neue Minnemann DVD (von DW herausgebracht) heisst: "The Marco Show". Und nicht umsonst spielt Thomas Lang diese grauselig klingenden Billigbecken, denn die Strategen bei Meinl wissen genau, dass sich die Zielgruppe keine ultrateuren Bleche leisten könnte.


    Mir persönlich fehlt bei denen einfach der "Dreck" im Groove, das Entspannte in der Persönlichkeit, das Überraschende im Spiel. Als Attraktion unübertroffen, als technische Entwicklungshilfe vielleicht auch, aber musiklisch...s.o.

    Thomas Lang gehört zu einem neuen Typus selbstbewusster Drummer, die Dinge wie Unabhängigkeit und enorme Geschwindigkeit zu einer sportlich-intellektuellen Erfahrung machen. Ich denke, daran gibt es wenig zu rütteln.


    Mein Problem damit: es ist wahnsinnig schnell die Luft raus. Warum? Es beeindruckt, aber berührt einen nicht. Musik als Leistungsschau ist meiner Ansicht nach ein Paradoxon. Das auf den ersten Blick unspektakuläre Steve Jordan Video habe ich mir bereits unzählige Male angesehen und bin jedesmal wieder begeistert. Die Thomas Lang DVD Creative Control hat mich kurz aus den Socken gehauen, zuende gesehen habe ich sie nie.


    Thomas Lang ist der Typ smarter Leistungsträger (was sein Oufit im neuen Video ironischerweise noch unterstreicht) und könnte auch als Extremsportler oder Investmentbanker durchgehen. Der lebt natürlich den Traum, nur mit Drumming (noch nicht mal mit Musik ;)) seinen Lebensunterhalt zu verdienen.


    Und was man definitiv sehen muss, ist folgendes: der Thomas Lang ist im Grunde ein Vertreter der Drumindustrie. Seht Euch das Set, das Marketing für alle Produkte, die der spielt an. Was meint ihr, wieviel Einnahmen der seinen Firmen beschert? Mit Thomas Lang haben Firmen wie Meinl schon enorme Umsätze gemacht.


    Man sollte ihm aber keine Vorwürfe machen, der hat einfach gemerkt, dass er technisch den meisten voraus ist, dazu eloquent ist und super aussieht. Und dann hat er die Konsequenzen daraus gezogen.


    Was seinen Standpunkt zu Technik angeht, kann ich viele Sachen nachvollziehen. Man braucht einfach Vokabeln, um sprechen zu können. Und ich bin ganz sicher, dass es einige junge Talente gibt unter den Trommlern, die ganz wild auf die krassen Sachen mit 34 Pedalen sind und daraus auch ganz sicher was für später mitnehmen. Aber als universelle musikalische Lehre finde ich Thomas Lang gefährlich.