Beiträge von intuitiv

    [...] würdest du für gesang auch die gefell vorziehen? bzw. meintest du das aktuelle AI model oder das alte u87?


    Ich habe in der Frage einen eigenen Geschmack und erhebe keinerlei Anspruch auf Allgemeingültigkeit. Die weiche, volle Färbung haben alle U87 (AI oder nicht) denen ich je begegnet bin. Mir ist das zu viel, ich will es klarer und wenn ich einen Färbung möchte bevorzuge ich eben Mikrofone, bei denen ich weniger Filter brauche um die Aufnahmen in eine Mischung zu integrieren. Ich besitze keine M930, 940, 950 aber habe damit gearbeitet. Mein Eindruck ist, dass sie ungefähr zwischen TLM 103 und TLM 49 liegen, ein wenig klarer auflösen als ein TLM 103. Ich nehme Gesang, je nach dem, auch mit Kleinmembran-Mikrofonen auf. Es kommen hier auch Kugel und breite Niere zum Einsatz. Ausserdem mag ich die MB Haun Großmembran Kapsel KA 1000 N, die bei mir für Gesang, Sprache, Bläser und einiges anderes sehr oft Verwendung findet. Auf einem MBP 603 Vorverstärker klingt sie sehr solide, es ist das am wenigsten "dröhnige" Großmembran Mikrofon, dass ich je gehört habe. Wenn ich Leute aufnehme, die ihr Leben lang, jeden Tag an ihrem Ton und an Ihrem musikalischen Ausdruck gearbeitet haben, stelle ich denen kein U 87 hin. Ich möchte meistens mehr Nuancen, weniger Weichheit im Klangbild.


    Nun noch ein paar Klarstellungen, ohne das ich hier jemandem seinen Spieltrieb madig machen will: Der obige Kabeltest ist methodisch nicht aussagekräftig. Ich habe, wie bereits gesagt, selber vor ein paar Jahren, als die "Klangleiter Kampagne" begann, von einem Händler der wissen wollte wie das blumige Gefasel von "Transparenz" und "Luftigkeit" fundiert ist, ein paar dieser Kabel bekommen und ich habe einen Doppel-Blindtest durchgeführt, an dem sich freundlicherweise einige Kollegen beteiligt haben. Alle (ausser mir - leider hat das Getrommel spuren hinterlassen) Musiker, Komponisten und Techniker mit absolutem Gehör. Das Ergebnis ist gewesen, dass die Teilnehmer nicht in Lage gewesen sind, dass Vovox-Kabel von anderen Produkten zu unterscheiden. Die Aussage "[...] messtechnisch kann man keinen klang erfassen [...]" ist nicht korrekt, aber trotzdem ist ein Doppel-Blindtest ein zuverlässiger Beweis. Meiner sollte allerdings lediglich dazu dienen die Frage zu beantworten, ob ich mehrere Tausend Euro in die Verkabelung meines Studios stecken muss oder sollte. Wie sich jeder denken kann, habe ich es bleiben lassen. Die anderen Kunden, die dieser Händler um ihre Meinung gebeten hatte, sind nach dessen Aussage mit mir einig gewesen.


    Darüber hinaus gilt in Deutschland die Religionsfreiheit, verschiedene Meinungen sind ja ebenfalls Erlaubt und, wie Professor Binsen immer sagte: viele Wege führen nach Rom. Aber das Internet ist in manchen Fällen vielleicht keine ausgesprochen zuverlässige Quelle, wenn es um belastbare Fakten geht. Naturgemäß bleiben oft ein paar Fragen offen und in diesen Fall frage ich mich zum Beispiel, in welchem Raum die diskutierten Beispiele aufgenommen wurden. Um einen seriösen Vergleichstest durchzuführen, brauche ich einen Aufnahmeraum der zu diesem Zweck optimiert wurde und das heisst für mich mindestens, dass die Akustik geeignet ist und nicht etwa ein Haufen Krempel überall herumsteht. Ich brauche eine konsistente Signalkette, die Aussagen zulässt und eine Regie mit einer Abhöre, die dasselbe leistet. Falls es mir daran mangeln sollte, ist das ja kein Problem. Ich kann trotzdem herumbasteln und mich an den Ergebnissen freuen, aber wenn ich etwas veröffentliche wäre eine angemessene Aussage in meinen Augen eher: "Jippieh - ich habe mit meinen zwei neuen Mikrofonen, ein paar total schöne Aufnahmen von dem Zeug gemacht, dass ich auf meinen schicken, alten Trommeln fabriziere" und weniger "[...] meiner ansicht nach färben gerade die kleinmembraner extrem in der preisklasse bis 1100€. ich hatte so einige kleinmembraner zuhaus am start. finde die färben alle ganz ordentlich [...]".


    Also, ich schreibe das nicht etwa alles, weil ich jemandem die Laune verderben will. Ich habe einfach eine andere Meinung in Puncto "Kabel" und "Färbung von Kleinmembran-Kondensatoren", es soll ja vorgekommen sein, dass solche Kontroversen in Internetforen schon einmal eskalieren und falls sich da jemand in Versuchung geführt sieht äussere ich schon mal prophylaktisch ein bekanntes Mielke-Zitat: "[...] ich liebe doch alle [...]".

    [...] seit heute mit vovox kabeln versorgt [...]


    Ausserdem sollten Vovox Kabel immer in West-Ost-Richtung verlegt werden. Da geht dann so richtig die Sonne auf.


    Um das klar zu sagen: die Idee, dass Vovox-Kabel oder ähnliche, so genannte "Klangleiter", den Klang einer Aufnahme verbessern entspringt astreinem HiFi-Voodoo-Marketing. Messtechnisch lässt sich ebenso wenig eine Veränderung beweisen, wie mithilfe des Gehörs. Ich bemerke das nur um allgemein darauf hinzuweisen, dass man sich das Geld für unseriösen Schnickschnack sparen kann um es sinnvoller in einen vernünftigen Lötkolben zu investieren. Ich weiss, es gibt Leute, die behaupten diese Kabel hören zu können. Aber nach einem eigenen Doppel-Blindtest und nachdem der behauptete Effekt nie seriös von unabhängiger Seite verifiziert wurde bin ich ziemlich erstaunt darüber, wie hartnäckig eine Marketingkampagne jeder empirischen Widerlegung standhält. Aber bitte schön: wer nach der Anschaffung seiner Klangleiter noch weiteren Optimierungsbedarf sieht, sollte nicht zögern die "elektromagnetische Stabilität" und die "Schallleitfähigkeit der Raumluft" zu verbessern.


    Nichts für ungut, ich bin kein Dogmatiker und wenn mir ein Kollege erzählt, seine Sachen klängen alle so entspannt, seit er vor jeder Session den Puff an der nächsten Straßenecke besucht, bin ich der letzte der Zweifel anmeldet. Falls er einer der Damen deshalb eine Festanstellung anböte und deren Gehalt im Stundensatz versteckt würde, fände ich das konzeptionell interessant. Auf den Doppel-Blindtest wäre ich ebenfalls gespannt, aber im Ernst: Unfug bleibt Unfug. Es gibt sehr viele Parameter, die eine Aufnahme weit mehr entscheidend beeinflussen und deshalb mehr Aufmerksamkeit verdienen.


    Diese merkwürdige Grafik auf "thelisteningsessions" würde ich mit Vorsicht genießen. In einem solchen Koordinatensystem einfach ein paar Produkt- oder auch lediglich Herstellernamen zu platzieren ist zwangsläufig ungenau und selektiv. Ich finde, man lernt auf der Basis eines soliden Grundlagenwissens besser von erfahren Ingenieuren und eigenen Versuchen.

    [...] welche kleinmembraner findest du nüchtern? [...]


    Sehr unauffällige Vorverstärker sind Schoeps CMC oder Haun MBP-603. Ich benutze selber ein Haun Wechselkapselsystem und bin sehr glücklich damit. Das Stück, dass ich heute in der Hörzone verlinkt habe, ist beinahe komplett damit aufgenommen.


    Ich finde erstmal die KM 184 und MC 930 gar nicht so schlecht. Eine extreme Mittenbetonung der Haun 440 kann ich hier auf keiner Abhöre bestätigen (optimierte Regie, Focal Solo, 6301, DT 990). Ich finde sie zwar etwas Matt, aber das Modell ist ja auch eher als Low-Budget-Stütze konzipiert, es rauscht halt ein bisschen mehr - ich ziehe MC 930 vor, wenn die Stützmikrofone knapp werden.


    Aber wie gesagt, finde ich die Microtech M930 aussergewöhnlich gut und weit besser, als beispielsweise ein paar, TLM 103 oder U 87.


    Das Großmembrane weniger verzeichnen als Kleinmembran Kondensatormikrofone ist eine Meinung, der ich widersprechen möchte. Dies höre ich zum ersten mal, es entspricht nicht meiner Erfahrung und steht im Gegensatz zu den Ansichten sämtlicher Ingenieure, mit denen ich in den letzten fünfundzwanzig Jahren gearbeitet habe. Aber natürlich gilt für mich wie immer: dies ist ein freies Land.

    Hallo liebe Schlagzeuger-Kollegen. Von mir gibt es auch noch etwas zu hören, bevor das Jahr vorüber ist.


    Eine Sache, die mich an Becken begeistert hat seit ich mein erstes Ride erkundete ist, was für ein unglaubliches tonales Spektrum ein grosses Becken abbildet und wie es klingt, wenn man sich mit den Ohren dem Cymbal nähert. Die fantastisch tiefen Töne, dass Obertonspektrum und wie lange es klang, hat mich damals schlicht umgehauen.


    Ich bin allerdings nie auf die Idee gekommen, diese Klangfarben einmal so, wie man sie hört wenn das Becken direkt neben den Ohren klingt, musikalisch zu verwenden. Dazu bot sich erstens wenig Gelegenheit und zweitens erschien es mir immer einigermaßen kompliziert, so etwas aufzunehmen. In den letzten Jahren habe ich aber viel experimentiert und zum Beispiel herausgefunden, dass Becken mit sehr unterschiedlichen Methoden angeregt werden können, auch ungewöhnliche Klänge von sich zu geben. Einiges davon ist dem, was man in der Nähe eines Beckens zu hören bekommt, sehr ähnlich.


    In diesem Stück werden Becken hauptsächlich mit einem Bassbogen gestrichen oder mithilfe eines Massagestabes in Schwingung versetzt. Das Verkaufsgespräch mit der Verkäuferin im Sexshop (es ging darum welcher ihrer Dildos dem leisesten Motor besitzt) ist sehr unterhaltsam gewesen ("Nein, in diesem Fall ist die Größe tatsächlich ganz unwichtig...").


    Hier ist das Ergebnis: "Sinus"


    Viel Vergnügen - und allen hier im voraus ein schönes neues Jahr.

    Tja, wie ich immer sage: man kann mit zwei brauchbaren Mikrofonen eine sehr schöne Stereoaufnahme von einem Schlagzeug machen.


    Wenn dafür Großmembranmikrofone zum Einsatz kommen, ist die klangliche Färbung meist erwünscht und hier führt diese dazu, dass diese Aufnahme ziemlich komplett klingt ohne das Stützmikrofone Verwendung finden. Die Microtech M930 klingen sehr schön fett und frisch. Eine gute Alternative zu den verbreiteten AKG C-414 (die allerdings bis beinahe 20 Hz sehr straff klingen) und nicht so weich, wie U-87.


    Ich finde, dieses Beispiel ist sehr gelungen, obwohl ich nach wie vor "nüchterne" Kleinmembran-Kondensatormikrofone vorziehen würde. Ausserdem klingst Du auf dem Sonor sehr schön.

    Ich will niemanden ermahnen, aber nach meiner Erfahrung ist es schon schwierig genug, sich seiner eigenen Motivationen bewusst zu sein. Beinahe unmöglich ist es dagegen, die Motivation anderer zu beurteilen. Hier befindet man sich mehr als schnell im Land der Mutmaßungen.


    Und (hallo!) wenn jemand ein kleines bisschen eitel ist, wen stört´s denn? Ich dachte, wir sind hier unter Musikern.

    Herzliches Beileid von mir.


    Ich kenne ehrlich gesagt keinen einzigen Kollegen der niemals beschummelt worden ist und ich muss sagen, nach mehr als einem Vierteljahrhundert in diesem Beruf, traue ich den meisten Menschen eigentlich nicht weiter, als ich sie werfen kann. Nachdem ich vor einigen Jahren einmal richtig ernsthaft betrogen worden bin habe ich aber aus meiner eigenen offensichtlichen Unfähigkeit, mich selbst vor diesem Risiko zu schützen, Konsequenzen gezogen. Ich kann nur sagen, dass folgendes erfolgreich funktioniert.


    Erstens: ich verhandle niemals selbst geschäftliches. In meinem speziellen Fall, habe ich das Glück mit einer auf Marketing und PR spezialisierten Wirtschaftswissenschaftlerin verheiratet zu sein. Es war eine nahliegende Idee, den ganzen wirtschaftlichen Bereich in ihre Hände zu legen. Aber es gibt auch Manager, denen man so etwas anvertrauen kann ohne das man sie zuvor heiratet.


    Zweitens: das gilt ebenso für rechtliches, dass heisst Verträge werden von einem spezialisierten Medienanwalt geprüft. Konflikte von diesem betreut. Das dieser Anwalt zu den prominenten Experten in Deutschland gehört, hat sich immer wieder als Vorteil erwiesen. Es ist eigentlich jedem in der Brache bekannt, wen man besser nicht ficken sollte.


    Meine Erfahrung ist ausserdem, dass mündliche Absprachen unglaublich oft nicht eingehalten werden. Ich würde beinahe mit Beschiss rechnen, wenn mir einer auf die Schulter klopft, anstatt einen Vertrag zu unterschreiben. Auch die große Zahl von Formulierungen mit dem Ziel der Übervorteilung, die mein Anwalt in den Jahren aus Verträgen entfernen musste, spricht für sich. Für mich hat sich aus diesem System eine Situation ergeben, in der ich sehr überwiegend kreativ arbeite.
    Das ist eine große Entlastung.


    Es gibt aber nun einmal Musikanten, die unheimlich optimistische Persönlichkeiten sind. Vor einiger Zeit erzählte mir ein Kollege von einem größeren Engagement, an das er sich vertraglich gebunden hat. Auf meine vorsichtige Nachfrage, ob und von wem er den Vertrag habe prüfen lassen bekam ich zur Antwort, sein Anwalt habe keine Zeit gefunden, er habe den Vertrag dann seinem Steuerberater gezeigt. Mit offenem Mund vernahm ich dann, der Steuerberater habe den Vertrag gelesen und dann geraten (sinngemäß, Hörensagen): ".. unterschreib´das doch einfach, wenn´s schief geht biste halt mal reingefallen. .." Das Projekt hat einen Major-Deal, inklusive Medienpartnerschaften mit einer großen Sendergruppe in Deutschland und wird im Weihnachtsgeschäft exzessiv beworben.
    Überraschen würde es mich, wenn der Gute nicht hinter die Fichte geführt wird.


    Warum lassen Musiker so etwas mit sich machen? Vermuten könnte man vieles: der Markt ist eng, die Konkurrenz drückend, die Vertragspartner sitzen nicht selten am längeren Hebel, es gibt keine funktionierende Gewerkschaft. Aber eines ist sicher, nämlich sind Musiker nur sehr selten Ökonomen (ja, Herr Bohlen ist eine Ausnahme) und ungeachtet dessen vermarkten sich viele selbst. Ich kenne einige, die sind nicht mal Rechtsschutzversichert. Ich erinnere mich, welche Zweifel ich Anfangs hatte, als es darum ging jetzt mit einem versierten Anwalt zu arbeiten. Ich dachte: "meine Güte ... der arbeitet für den Jauch und den Lindenberg ... was will ich von dem ... der ist sicher zu teuer ..." und so weiter. Aber der Mann erwies sich schnell als überdurchschnittlich kompetent und engagiert. Ähnliches galt für das Management, ich hatte befürchtet, dass die persönliche Kontaktanbahnung schwieriger würde, aber das Gegenteil trat ein. Bei persönlichen Kontakten geht es jetzt aber um Dinge, von denen ich etwas verstehe. Will einer über Geld reden, habe ich das an jemanden delegiert, der alle Tricks kennt.

    [...]Der Akustiker weiß eben sofort welche Maßnahme an welcher Stelle am meisten bewirkt und was sie kostet. [...]


    Sofort, nachdem er die Akustik der Räume vermessen, notwendige und mögliche Maßnahmen berechnet und die Kosten dafür kalkuliert hat. Also sofort, nachdem er diejenigen Fähigkeiten zum Einsatz gebracht hat, die zu erlangen ein Hochschulstudium und/oder jahrelange Erfahrung nötig gewesen ist.


    Ich bin sicher, man kann viele Gründe dafür finden sich die Dienste von Fachleuten zu sparen, die Kosten zu senken ist häufig das schlagende Argument. Das ist auch eine Form von Vernunft. Aber wenn einer meint, Akustiker seien Ihr Geld nicht wert und schreiben die Rechnung gleich, nachdem sie einen Blick auf das Projekt geworfen haben, deckt sich das nicht mit meinen Erfahrungen. Ohne jemandem reinreden zu wollen, halte ich das für groben Unfug.Manche Dinge sind, wie sie sind - ob man es glaubt oder nicht.


    Ich insistiere lediglich zur Ehrenrettung der spezialisierten Architekten und Akustiker, falls hier jemand mitliest den das Thema ersthaft interessiert und meine natürlich nicht, dass man in jeden Übungskeller eine Weltklasse-Akustik-Optimierung stecken muss.

    [...] Raumakustiker kochen auch nur mit Wasser. [...]


    Das gilt übrigens auch für die Statiker und trotzdem überlassen wir den Brückenbau nicht jedem. Ausserdem hast du natürlich mit der Bemerkung Recht, die Physik gälte ebenfalls für die "Konstruktionen" von "Profis" - ich habe nichts gegenteiliges behauptet. Sie (die Physik) gilt übrigens auch für Laien, nur kennen die einen im Gegensatz zu den anderen die Gesetzmäßigkeiten der Physik vielleicht ein wenig genauer und das kann sehr nützlich sein. Natürlich ist mein Ansatz davon geprägt, dass ich das meiste was ich aufnehme auch verkaufen möchte oder muss. Aber auch das ändert nichts an der Physik.


    Übrigens bin ich auch ziemlich sicher, dass man beispielsweise mit einem Primacoustic Standart Paket, einen Raum hübsch trocken bekommt ohne allzu viel zu versauen. Wolldecken hingen einst auch schon im Ocean Way und vielen anderen guten Studios von der Decke. Das kann alles nützlich sein, aber optimal ist sicher etwas anderes und wer meint, er brauche keinen Architekten oder Akustiker, dem wünsche ich viel Vergnügen. Heimwerken macht ja auch Spaß. Ich brauche übrigens sehr wenig Filter auf meinen Aufnahmen und neben den verwendeten Mikrofonen, hat das auch viel mit der Raumakustik zu tun. Womit ich sagen will, dass es sich lohnt auf diesem Sektor nicht allzu viel falsch zu machen.


    [edit] Im Übrigen fällt mir gerade auf, dass man sagen könnte: gerade Akustiker, die wissen was sie tun kochen nur mit Wasser! Was mir schon an Akustik- und Tech-Voodoo in Aufnahmestudios von Musikern begegnet ist, die nicht über fundierte Sachkenntnis verfügten, als sie das Rad neu erfanden, war schon hier und da lustig - und geklungen hat es auch so. [/edit]

    [...] Aber vielleicht ist das auch das falsche Forum. [...]


    Das könnte sein. Aber ich halte auch für nicht sehr wahrscheinlich das sich die Akustik eines Raumes ohne fundierten Sachverstand optimieren lässt und habe die Akustik meines Studios seinerzeit von einem befreundeten Architekten planen lassen, wodurch sich die Kosten der Maßnahmen in Grenzen hielten ließen, die im Rahmen meiner Möglichkeiten lagen.


    Wir haben uns aus der Produktpalette der kanadischen Firma Primacoustic bedient. Neben der Akustik-Optimierung von Regie und Aufnahmeraum, mit Venice Panels, Australis Corner Traps und einem Scandia Scatter Block (in der Regie), haben sich ausserdem die Freeport XT Absorber als nützlich erwiesen. Wie bei allen Primacoustic-Modulen ist das verwendete Material akustisch sehr effizient und die Trägerkonstruktion besteht aus ausreichend stabilen, leichten Kunststoffrohren. Der Ständer lässt sich einfach montieren und demontieren, sechs Freeports kann man bequem im Auto verstauen und ich verwende sie bei Aufnahmen in verschiedensten Räumen.


    Ich empfehle, in einer solchen Angelegenheit Fachleuten vertrauen zu schenken, denn in meinem Fall hat dies zu einem optimalen Ergebnis geführt. Die Akustik ist ein Feld, dass sich für Selbstversuche genau so wenig eignet wie die Statik.

    ... empfiehlst du für die ersten Gehversuche wirklich Schoeps und Neumann mit RME und einen neuen Mac gleich mit dazu? ...


    Natürlich nicht! Ich habe dem Fragesteller einen überblick verschaffen wollen, wie der Einstieg in die Materie ungefähr aussehen kann und begründet, dass die Beschränkung auf absolut notwendiges, einfaches Equipment sinnvoll und nötig ist, weil die Sache, betreibt man sie ernsthaft, sonst erstens sehr teuer und zweitens zweitaufwendiger und komplizierter sein könnte als "Aas Kla" offenbar meinte.


    Meine Empfehlung ist der Erwerb eines Zoom H4, dazu höchstens ein Paar Beyerdynamic MC-930 (jetzt oder später). Damit lässt sich vieles lernen und die Ergebnisse sind schnell im brauchbaren Bereich.


    Wenn man ernsthaft Aufnahmen machen möchte, wäre es nicht optimal einen Budget-Mikrokoffer von der Stange und ein bisschen anderen Krempel zu erstehen. Wer das möchte sollte wissen, dass man einfach schnell an einen Punkt kommt, wo der Erwerb hochwertigerer Technik sinnvoller ist. Darüber hinaus zeigen meine Beispiele, wie ein gutes kleines Studio daheim aussehen könnte. Das ich nicht meine, jeder sollte losziehen und sich blauäugig professionelle Technik zulegen, dachte ich klar gesagt zu haben. Aber noch einmal: Kauft Euch was einfaches, wie den Zoom, zwei brauchbare Mikrofone, vielleicht noch einen Dickreiter, Band zwei auch und dann würde ich sagen: "viel Spaß".

    Es sind ja nicht selten Musiker unterwegs, die meinen sie hätten irgendeine Ahnung von Tontechnik und sich damit gewissermaßen im Irrtum befinden. Aber es gibt eben auch Schreiner, die sich berufen fühlen, Tontechniker im Nebenberuf zu sein. Möglich, dass man die Meinung diskutieren kann, aber indem das musizieren für viele ein geeignetes Hobby ist unterscheidet es sich von der Tontechnik. Technische Berufe eigenen sich selten als Nebenberuf, weil sie ein hohes Maß an Kompetenz erfordern. Es ist sicher ein Fehler, zu glauben "... zwei Jahre Erfahrung ..." würden hier etwas bedeuten, aber ein professioneller Tontechniker kennt so etwas gewöhnlich und geht souverän mit solchen Kunden um. Das muss er auch, denn ohne professionelle Gelassenheit, ist man bei jedem Event deplatziert. Dieser Herbergsvater-ähnliche Stil der "zu bedenken"-Seite von "RH Sound" ist doch im unfreiwillig komischen Bereich. Da bleibt kaum Raum für Illusionen, auch wenn am Ende natürlich die Schuldfrage hier nicht geklärt werden kann.

    Ich kenne nicht jeden Koffer voller Low-Budget-Mikrofone, den irgendein Hersteller zusammenpackt und kann über dieses Produkt im speziellen nichts sagen. Solche Lösungen sind allerdings eigentlich nicht für Aufnahmen gedacht. Es ist also keine seriöse Idee, damit Aufnahmen zu machen obwohl es natürlich irgendwie geht.


    Dein Ansinnen, zunächst zwei brauchbare Kleinmembran Condenser anzuschaffen, ist sicher eine bessere Idee als einen Haufen unbrauchbares Low-Budget Equipment zu erwerben. Möglichst gute Mikrofone sind besonders wichtig, damit Du erstens überhaupt eine Chance hast gute Ergebnisse zu erzielen und zweitens, damit Du Fortschritte und Fehler die Du machst, auch deutlich hören kannst.


    Sehr preisgünstige Modelle sind zum Beispiel Beyerdynamic MC 930. Es gibt sie auch im Stereoset. Bevorzugen würde ich ein Wechselkapsel System, beispielsweise von MBHO (Mikrofonbau Haun Obrigheim). Der Vorverstärker MBP 603 und die Nierenkapsel KA 200 N wären schon mal ein Anfang. Auf die Paarung dieser Modelle kann man getrost verzichten. Bei Herstellern wie Schoeps, Neumann oder Haun sind gewöhnlich die Fertigungstoleranzen und damit die messtechnischen Unterschiede nur noch geringfügig und in der Regel unhörbar. Gepaarte Stereo Versionen sind hier nur noch ein Marketing-Argument und manchmal spart der Endkunde ein paar Euro.


    Die Anschaffung eines Audio-Interfaces, dass über zwei brauchbare Mikrofonvorverstärker verfügt ist darüber hinaus nötig. Das RME Fireface 400 ist eine gute Wahl. Es gibt auch preisgünstigere Interfaces, die Qualität der Wandler und Mikrofonvorverstärker dieser Geräte ist gewöhnlich der entscheidende Unterschied. Vielleicht ist das M-Audio ProFire 610 eine mögliche Empfehlung, wenn es etwas billiger sein muss. Diese Meinung basiert aber auf Hörensagen, ich habe selber keine Erfahrung mit dem M-Audio Modell.


    Zu einen minimal brauchbaren Setup gehören ausserdem Nahfeldmonitore, ohne die Du Deine Aufnahmen nicht beurteilen können wirst. Zum Beispiel sind Yamaha HS-80 gut und günstig. Ein Monitor-Controller ist obligatorisch.


    Welche DAW (Digital Audio Workstation) - Software Du benutzt und was für ein Rechner wird, ist ein wirklich weites Feld. Ich bin jedenfalls nicht im Stande, die Kompatibilität von Firewire Karten zu beurteilen. Ob es einem gefällt oder nicht, ist die einfachste Lösung in diesem Fall ein Apple Macintosh. Zur Zeit ist ein iMac mit 2,4 GHz Intel Core Duo Prozessor und mindestens 2 GB Ram eine günstige Lösung, für einen zuverlässigen DAW-Rechner. Die mitgelieferte Anwendung "Garage Band" ist eine gute Schnittsoftware für Anfänger, es gibt andere Freeware-Lösungen wie Audacity. Wem diese nicht reichen, kann für wenig Geld Logic Express erwerben.


    Es besteht nicht selten ein gewisser Unterschied, zwischen der Vorstellungswelt von Leuten, die noch nichts über Aufnahmetechnik wissen und der Wirklichkeit. Meine Meinung, dass Musiker nicht gut daran tun, sich in endlosem Gebastel vom wesentlichen - der Musik - abzulenken, habe ich schon hier und da kundgetan. Mein Fazit ist nach wie vor: die einfachste Lösung für einen Musiker, sein Spiel, seine Proben und Übungen, sowie seine Ensembles aufzunehmen ist im Moment der Erwerb eines portablen Aufnahmegrätes mit eingebauten Mikrofonen und XLR-Anschlüssen für externe Mikrofone. Geräte wie der Zoom H4 sind unkompliziert brauchbar für jedermann.


    Ich hoffe, meine Meinung hat Dir trotz des offensichtlichen Unterschieds zu Deinem eigenen Ansatz weitergeholfen.

    Ich kenne nun wirklich beide Seiten des FOHs und kann nur sagen, dass man gut damit fährt sein Ego aus der Sache heraus zu halten und darauf zu achten, dass alle Beteiligten den Job tun für den sie bezahlt werden und für den Sie hoffentlich qualifiziert sind. Übrigens: selbst wenn ich mit einem lauten Schlagzeuger arbeiten muss, ist es meine Aufgabe nicht, mich pädagogisch zu betätigen sondern die Show so gut wie möglich klingen zu lassen. Weil das eine große Herausforderung sein kann und der Beruf des Tontechnikers ohne die nötige Qualifikation, jeden Laien, Hobbyisten und die meisten Schreiner, die ich kenne in der Regel überfordert, ist es eine gute Idee viel Wert auf eine angemessene Ausbildung zu legen. Man muss diese nicht zwingend an einer Hochschule erwerben, aber ohne Fachwissen scheitert jeder in dieser Branche.


    Wenn diese Auseinandersetzung einen Sinn haben sollte, besteht der vielleicht in einer gewissen Abschreckungswirkung. Die Idee, dem Schlagzeuger seinen Monitor zu laut zu mischen ist jedenfalls ein ungeheurer Unfug. Es ist komplett sinnlos und gefährlich obendrein, denn so etwas kann eine bleibende Gehörschädigung bewirken. Der Mann hat großes Glück gehabt, dass er nicht an den Falschen (oder den richtigen?) geraten ist, wenn Ihr mich fragt.

    ... Was ist eure Meinung dazu? ...


    In Anlehnung an den Titel dieses Threads, fällt mir zuerst ein, dass Dein Bericht über die Arbeitsauffassung dieses Ingenieurs (wenn man ihn so nennen darf) sich liest, als gehöre der Mann selbst eingesperrt und nicht etwa der Schlagzeuger. So was ist mir in Dekaden nicht vorgekommen. Monitoring pädagogisch zu optimieren oder als politisches Druckmittel zu missbrauchen, kommt eigentlich höchstens vor, wenn man als Vorgruppe den Ingenieuren der Konkurrenz ausgesetzt ist, wenn unfähige Veranstalter ihre Leute entsprechend briefen oder wenn man es mit einem Profilneurotiker zu tun hat, der aus dem Blick verliert wer seine Rechnung bezahlt.


    Wie hat die Show denn geklungen? Diese Frage ist nicht unwichtig, wenn man die Leistung des FOH Technikers beurteilt. Andererseits ist die Sache einfach: der Job erfordert Fachkenntnisse, professionelle Gelassenheit und daraus resultierendes Vertrauen. Frag doch mal nach, ob er selbst mit seiner und Eurer Arbeit zufrieden gewesen ist. Vielleicht kannst Du etwas lernen. Wenn allerdings das, was dieser Kandidat auf seiner Internetseite äussert, den Spitzenpegel seines Sachverstands bildet wird das nicht so einfach.


    [edit] Ich kommuniziere während einer Show schon mal sehr deutlich, was ich gerne mehr oder weniger hören möchte. Der Techniker sollte nie den Eindruck haben, seine Leistung sei unbedeutend. Wenn einer seine Arbeit nicht tun will oder kann, gibt es Ärger. Es sollte niemand glauben, dass seine Leitungen nicht ausserdem in der Szene reflektiert werden. Da ich allerdings wenigstens indirekt vom Publikum bezahlt werde, bekommt dieses von mir unter allen Umständen was es verdient, nämlich die absolut beste Show zu der ich an diesem Abend fähig bin. Man sollte sich nie zu sehr von den Umständen beeinflussen lassen. Das schulden wir nicht nur unserem Publikum, sondern vor allem auch der Musik. [/edit]

    Obwohl es nur um bessere Diktiergeräte geht, reden wir hier nicht über Unterhaltungselektronik. Es ist nun mal noch immer nützlich, wenigstens in Grundzügen zu wissen was man tut, wenn man solche Aufnahmen macht. Ich habe Aufnahmen gehört, die mit einem Zoom H4 gemacht wurden, bei denen kein Mensch glaubt das ein Low-Budget Gerät beteiligt gewesen ist und andere, die sehr bescheiden klingen.


    Wer das Gerät bedient, was derjenige über die elektrotechnischen, physikalischen und mathematischen Grundlagen der Technik weiss und (last but not least) ob er seine Ohren zu gebrauchen versteht, ist entscheidend für den qualitativen Erfolg einer Aufnahme. Nicht nur der Preis des Recorders. Ein Miniatur-Fieldrecorder mit eingebauten Mikrofonen ist, aber sicher eine bestechend einfache Lösung.


    Ausserdem, entschuldigt bitte die Wiederholung, ist es zwar immer eine gute Idee einfache Aufnahmen zum üben - also zur Leistungsüberprüfung zu benutzen, aber ich sage entschieden, dass Musiker der Versuchung widerstehen sollten zu Ungunsten Ihrer musikalischen Fähigkeiten zu viel Zeit mit der Aufnahmetechnik zu vergeuden. Die Versprechungen mancher Marketingabteilungen, die beinahe implizieren man hätte den Geltungsbereich der Physik aufgehoben, sind unrichtig. Der Vorsatz, es sich so einfach wie möglich zu machen ist dagegen zielführend. Mit einem Zoom H2 oder H4 lässt sich das auch erreichen. Wenn später jemand vorhat, mit den Geräten flexibler zu arbeiten, kann er schließlich einfach ein Paar gute Kleinmembran-Kondensatormikrofone an ein solches Gerät anschließen. Mit der Kombination aus zwei Sennheiser MKH 416, MKH 40, Beyerdynamik MC 930 oder den unglaublich preisgünstigen MBHO Wechselkapsel-Systemen und einem solchen Recorder, lassen sich professionell verwertbare Ergebnisse erzielen, wenn man weiss was man tut.

    Du kannst mit einem Zoom H2 natürlich auch aufnehmen, was Du zu Playalongs übst. Und: es gibt keine "Overhead-Mikro(s)", wahrscheinlich meinst Du also Kondensatormikrofone, was nahelegt, dass ein Mikrofonvorverstärker nötig ist. Vom Kauf eines USB-Mikrofons mit eingebautem Wandler, sollte man eher Abstand nehmen, wenn das Budget für einen mobilen Recorder ausreicht. Gute Kondensatormikrofone, die sich Batteriespeisen lassen sind auch selten. Am ehesten fällt mir da die Allzweckwaffe AKG C 1000 ein. Unter dem, landest Du eher im Consumer-Bereich.