[...] wieso genau setzen 90% der Studios, die cih gefunden habe, eben jene Neumänner oder Schoepse oder was auch immer, Großmembraner ein? [...]
Die Beobachtung ist nicht ganz richtig. Es gibt in jedem professionellen Studio Kleinmembrankondensatormikrofone. Ein Wechselkapselsystem ist für die meisten Toningenieure das Brot und Butter-Werkzeug schlechthin und sowohl Neumann als auch Schoeps oder Haun bauen solche Mikrofonsysteme auf höchstem Niveau. Ein Kleinmembran mit fest eingebauter Kapsel ist gewöhnlich preisgünstiger als ein Wechselkapselsystem und wird gerne von Musikern benutzt, die ohnehin in erster Linie die Nierencharakteristik brauchen und die höheren Kosten scheuen.
Neumann Großmembran Mikrofone gelten unter Musikern nicht selten als Sinnbild des Großmembranmikrofons schlechthin. Es gibt allerdings in Wirklichkeit sehr unterschiedliche Modelle, die sich durchaus an unterschiedliche Zielgruppen wenden, aber in der Hauptsache unterschiedlichen Anwendungsgebieten dienen. Schoeps ist dagegen vor allem für die hervorragenden Kleinmembrankondensatormikrofone bekannt und hält sich aus dem Großmembran-Markt heraus.
Für sehr viele Anwendungen, zum Beispiel die Aufnahme eines Orchesters, sind Kleinmembrankondensatormikrofone das vorwiegende, wenn nicht das einzig notwendige Werkzeug. Wozu sind denn dann Großmembrankondensatormikrofone gut? Die Antwort ist einfach: sie kommen immer dann zum Einsatz, wenn ihre spezifischen Eigenschaften gefragt sind. Diese können von Modell zu Modell aber äusserst unterschiedlich sein. Ein Neumann U-87 und ein AKG C-414B-XLS sind zwar beide Großmembrankondensatormikrofone, klingen aber vollkommen unterschiedlich.
Will man das 'richtige' Mikrofon, muss man wissen wozu die unterschiedlichen Typen geeignet sind und während man mit einem guten Kleinmembrankondensatormikrofon alles mögliche brauchbar aufnehmen kann (es sei denn, sehr laute Schallquellen wie z.B. Explosionen oder Turbinen - für so etwas sind dynamische Mikrofone empfehlenswert) gilt das selten für Großmembrankondensatormikrofone. Ich habe schon Musiker gesehen die mit einem Budget von kaum 16.000 Mark für ihr Projektstudio loszogen und sich a) ein Mackie d8b Mischpult und b) ein Neumann U-87 kauften. Danach besaßen sie halt ein Pult mit 64 Eingängen und ein einziges Mikrofon, dass jede Aufnahme hörbar warm färbt. Das ist ebenfalls ein Fehlkauf gewesen. Niemand hatte daran gedacht, dass ausser Pop-Sängerinnen mit dünnen Stimmchen, denen das U-87 gut steht, ein Haufen Instrumente aufzunehmen sind, für die das Mikrofon ebenso weniger geeignet ist, wie für viele andere Sänger.
Apropos Schoeps: Jörg Wuttke, ein (wenn nicht der) Ingenieur, der dieses Unternehmen maßgeblich geprägt hat, ist der Verfasser der äusserst lesenswerten und darüber hinaus kostenlos erhältlichen Mikrofonaufsätze, die viele der häufig gestellten Fragen genauer und ausführlicher behandeln, als es hier möglich ist.
Also Sven, Dein T.Bone scheint nicht so ausgewogen zu klingen, wie die Frequenzdiagramme des Datenblatts behaupten. Vielleicht ist es wirklich defekt oder (tolle Idee BuddyPoor) Du hast es vielleicht tatsächlich falsch herum aufgestellt.
Danke übrigens für die Blumen, Buddy. Ich fände es nett, wenn Du weiterhin mitschreibst - auch wenn ich offenbar über ein optimistischeres Temperament verfüge. Es ist doch eine gute Sache, hier möglichst seriöse Informationen anzusammeln und es nützt vielleicht auch einigen, die zukünftig vor ähnlichen Fragen stehen. Wir haben in diesem Forum schon Schlagzeugaufnahmen gehört, die mit den Haun MBC-660 gemacht wurden, die klar zeigen wo der Hammer hängt oder? Wenn ich diese Aufnahmen höre und bedenke, dass die Haun nur 30 Euro teurer sind als die T-Bone SC1100, ist der Unterschied noch beachtlicher.