Eine Sache, die mir immer wieder auffällt ist, wie großzügig Schlagzeuger im allgemeinen mit ihrem Wissen umgehen. Während andere Musiker sich nicht selten eifersüchtig beneiden, zeigen sich Drummer meistens ihre Tricks und Schliche - ich finde toll, dass das auch in diesem Forum so ist.
Was Du da im ersten Teil des Videos gespielt hast , gefällt mir wirklich gut. Ich war ausserdem überrascht, dass ausser mir noch andere Drumsticks verwenden, um die Höhe des Overheads zu bestimmen. Ich nehme ebenfalls ungefähr zwei Längen des Stocks, eher einen Zentimeter weniger, aber ich messe meistens mit SD 6 Swizzles.
Es gibt aber auch offene Fragen oder Kritik: Als ich mir Basis und Winkel Eurer OH-Mikrofonierung angesehen habe stellten sich mir ein paar Fragen:
- Warum richtet der Ingenieur beide OH Mikrofone auf die Snare?
- Wird diese Pseudo-A/B-Anordnung überhaupt ein brauchbares Stereo-Signal abbilden?
- Ist die Begründung des Ingenieurs zielführend, wonach die Snaredrum auf diese Weise genau in der Mitte abgebildet wird?
In den meisten modernen Musikstilen ist das Schlagzeug fundamental wichtig. Deshalb gehört es für mich auf jeden Fall zu den Instrumenten, die ich Stereo aufnehme. Wie der Ingenieur in diesen Videos richtig bemerkt, dient das Overhead-Mikrofon dazu das komplette Schlagzeug abzubilden und nicht etwa dazu, die Becken aufzunehmen oder den Raum. Es ist quasi das Hauptmikrofon für´s Schlagzeug. Was könnte also der Grund dafür sein, dass sich dieser Ingenieur nicht für eine den Spezifikationen für Stereo-Mikrofonierungen folgende Anordung entscheidet?

(aus "Jörg Wuttke, Mikrofonaufsätze, zweite, erweiterte Auflage")
Nach meiner Erfahrung ist es eine einfache Sache, mithilfe einer A/B- oder ORTF-Anordnung ein sauberes Stereobild zu erzeugen, bei dem die Snare im Zentrum ist. Meine Vermutung wäre, dass die im Video gezeigte Anordnung kein gutes Stereobild liefert und ein kurzer Blick auf den Korrelationsgradmesser scheint das zu bestätigen. Hier gibt es über weite Strecken nur ein sehr schmales Stereobild:

Ein ähnliches four-piece Jazz-Kit mit einem ORTF Hauptmikrofon aufgenommen, klingt deutlich breiter:

Ich vermute also, dass eine herkömmliche Stereo-Mikrofonierung viele Vorteile hätte: Eine natürlichere, eindeutigere Ortbarkeit der einzelnen Trommeln und Becken im Panorama und ein glaubwürdigerer Raumklang. Die Vorteile der auf die Snare gerichteten Overheads erschließen sich mir nicht.