maxPhil:
Ich verstehe deinen Standpunkt völlig - VST Plugins sind etwas sehr feines und erleichtern die Arbeit um einiges, allerdings ist das nur eine Seite. Es existieren schon sehr viele freie Alternativen und mit der Lauffähigkeit einiger VST-Plugins unter Linux werden auch die letzten Wünsche erfüllt werden. Dass es hier und da noch Defizite gibt, möchte ich nicht verschweigen.
Es ist auch eine Frage des Standpunktes, was "professioneller arbeiten" denn eigentlich heißt. Ich für meinen Teil finde die Integration der einzelnen Komponenten unter Linux durchaus einheitlicher, als unter Windows. Bei letzterem hast du Asio, VST, ReWire und was nicht alles... unter Linux reicht "Jack" und gut ist. Hast du mal unter Windows versucht, die Daten einer Anwendung in eine andere über VST-Plugins zu realisieren. Da kommst du schnell in Teufels Küche - man muss den Umweg über ReWire gehen. (wieder Lizenz-Kosten) Es gibt weitere Beispiele.
Fairerweise muss aber gesagt werden, dass das Spiel auch anders herum funktioniert. Je nachdem, was man macht, sollte man also abwägen. Ich für meinen Teil bin vorbelastet, was meine Meinung über ClosedSource angeht, also nehmt es mir nicht allzu krumm.
BTW: Die <1ms Werte sich nicht utopisch. Allein das realtime-lsm Modul schafft durch die Priority-Verlagerung schon Werte im 10ms Bereich. Dabei ist das wirklich nicht sehr schnell. (der Linux-Kernel ist unbetastet sehr langsam, was bis zu 50ms Verzögerung erzeugt und das hört man durchaus) Durch den "preemption"-Patch werden sämtliche Flaschenhälse im Linux-Kernel beseitigt, was dir Latenzzeiten von max. 1ms erzeugt. Auszug:
"as a practical goal, this patch aims to fix all latency sources that
generate higher than ~1 msec latencies. We'd love to learn about
workloads that still cause audio skipping even with this patch applied,
but i've been unable to generate any load that creates higher than 1msec
latencies. (not counting driver initialization routines.)"
Ich habe den Patch am Laufen und kann bisher nichts anderes nachweisen. Leider ist ein derart gepatchter Linux-Kernel nicht 100%ig zuverlässig, was sich aber in der Version 2.8 ändern soll. (der Patch soll standardmässig integriert werden)
Für HighEnd-Lösungen bietet sich aber auch "RTLinux" an - ein Echtzeitbetriebssystem. Dort kommt der "Professionalitätsfaktor" erst richtig zum Tragen. Wir haben bei uns in der Uni solche Systeme getestet, die normalerweise für Maschinenbau-Echtzeit-Anwendungen konzipiert wurden und es wurde schnell klar, dass der Audio-Sektor dadurch sehr profitiert. Es ist auch ein Projekt auf dem Markt, welches solche dedizierten Systeme vertreibt, allerdings ist mir der Name entfallen.