Die Forderung nach Demut find ich auch völlig daneben, kam aber glaube ich nur als singuläre Meinung und repräsentiert (hoffentlich) nicht die Mehrheit.
Mag sein - in diesem Fred.
Aber insgesamt wird hier manchmal vermittelt, dass der fragende Anfänger doch bitte erstmal hier oder da, dieses oder jenes tun sollte, bevor er sich an etwas heran traut. Sogar das Lerntempo wird beurteilt: Das kannst du nach einem halben Jahr noch nicht!
Oder die Herangehensweise: Spiel keine Playalongs, spiel deine Übungen aus dem Unterricht! Oder: Lass schwierige Stellen weg und spiele stattdessen etwas auf deinem Niveau!
Da mögen gutgemeinte Ratschläge dabei sein, aber manchmal kommt das ein bisschen arrogant rüber. Ich meine, da wird etwas beurteilt, was man doch aus der Ferne gar nicht beurteilen kann.
Ich rede jetzt nicht von Wunderkindern, die ein Instrument zur Hand nehmen und nach wenigen Wochen die kompliziertesten Sachen spielen können, sondern von durchschnittlich talentierten Leuten. Jeder bringt doch unterschiedliche Voraussetzungen mit, die es zu beachten gilt. Vielleicht hat der ein oder andere Schlagzeug-Anfänger schon jahrelang Bongos oder Congas oder Taikos getrommelt. In dem Fall dürfte man ihm zu Beginn mehr zutrauen. Vielleicht kann er Noten lesen und ist Turniertänzer. Dann sollten ihm Rhythmen ebenfalls nicht unbekannt sein.
Vielleicht hat er aber auch noch nie selbst einen Ton erzeugt und dachte sich: Ich probiere es mal mit Drums, da kann man wenigstens nicht schief spielen. Nicht umsonst wird das drummen von vielen - selbst von Mitmusikern - in der Schwierigkeit unterschätzt. Der desinteressierte Laie denkt wahrscheinlich häufig, dass da wild auf irgendwelche Trommeln gehauen wird. Halt zu vernachlässigen.
Jemand, der jahrelang spielt und darüber richtig gut geworden ist, aber keine Note lesen kann, wird das Notenlesen eher als überflüssig erachten und seine eigene Methode als die richtige sehen. Das trifft aber nicht auf jeden anderen zu.
Wenn ich im Unterricht mit Shuffle-Beats anfange, muss ich erstmal die Technik auf der HH hinkriegen, auch bei höherem Tempo. Es ist doch wirklich uninteressant, ob da der korrekte Ausdruck drin liegt, denn das wird er zunächst sowieso nicht!
Ich komme noch einmal zum Tennis-Training zurück:
Wenn der Schüler mir jetzt in aller Regelmäßigkeit eine annehmbare Vorhand zurück schlägt, sage ich nicht: Ja, aber du musst jetzt noch lernen, den Ball zu platzieren, den Gegner zu beobachten, einen Slice oder Topspin zu spielen, wie wäre es mit einem eingeworfenen Stop oder Lob, und bitte beim Seitenwechsel noch ein paar Bemerkungen, die den Gegner psychisch derart beeinflussen, dass er nichts mehr auf die Reihe kriegt.
Erinnert mich manchmal ein bisschen an die Szene aus "Ein Offizier und Gentleman":
"Okay, aber du musst noch über die Wand!!"
Wie dem auch sei, bei manchen Äußerungen muss man schon ein etwas dickeres Fell haben, ansonsten würde man die Sticks entmutigt zur Seite legen.
Mein Schlagzeuglehrer, der das Spiel und das Unterrichten von der Pieke auf gelernt hat, hat wahrscheinlich auch nicht die Weisheit mit Löffeln gefressen, aber er sagt:
"Wenn du schnell spielen willst, musst du schnell spielen. Wenn du schwierigere Passagen spielen willst, musst du sie spielen. Ansonsten lernst du es nicht."
Hört sich für mich logisch an.