Ich war mein Leben lang mit Musik konfrontiert. Bei uns zu Hause liefen ständig Schallplatten, die Vater oder Mutter aufgelegt hatten. Kein achtlos eingeschaltetes Radio, das irgendetwas spielte und das Programm von Gebrabbel unterbrochen wurde.
Bis heute mag ich kein "Hintergrund-Radio", bei dem niemand wirklich hinhört. Für mich ist das eine nervige Lärmquelle.
Meine Eltern besorgten uns viele günstige Musikinstrumente, die sie einfach zwischen unser Spielzeug legten: Blockflöte, Mundharmonika, Melodika, Xylophon, Tamburin, Panflöte, kleine Trommeln, Ziehharmonika, Spielzeug-Gitarre usw.
Und dann haben sie uns machen lassen. Ich weiß noch, dass meine Schwester einfach durch die Mundharmonika geatmet und dabei die unterschiedlichsten Töne erzeugt hat. So haben wir eine Menge spielerisch entdeckt.
Unsere erste bewusste Seelen-Musik war das Klavierkonzert Nr.1 in b-moll von Tschaikowski. Meine Mutter liebte es ebenfalls, und legte die Platte oft auf. Meine Schwester wollte Klavier lernen - und ich Geige.
Ich habe es schon mal woanders erzählt: Geigenunterricht war zu teuer. Also bekamen wir beide Klavierunterricht.
Damals vertrat man noch oft die Ansicht, dass das Kind bereits ein bisschen lesen können sollte - wegen der Noten. Also mussten wir beide warten, bis wir 7 Jahre alt waren.
Unser beider Leben ist durch Musik geprägt, ohne Druck oder bewusstes Hinführen. Es war einfach die ständige Konfrontation, glaube ich.
Ich kenne niemanden, dessen Eltern viel mit Musik anfangen können und der selber nur ab und zu das Radio im Hintergrund brabbeln lässt. Für mich ist das eine Prägung im frühesten Kindesalter.
Ein Beispiel sind schwarze Bevölkerungsgruppen, die ganz oder teilweise traditionell aufgewachsen sind. Mit den typischen Rhythmen, Tänzen und Gesängen. Diese Leute bestehen daraus. Sie gehen sogar im Rhythmus. Sind hervorragende Tänzer und Musiker. Vielleicht wird das aber auch vererbt, keine Ahnung.
Ich denke, man muss eine Menge Gespür haben, wenn man ein Kind an ein Instrument heranführen will. Das kann auch nach hinten los gehen, wenn man nicht genau hinsieht. Eine Gratwanderung.
Man könnte es auch so machen wie meine Eltern: verschiedene Dinge anbieten und dann hören, welche Instrumente besonders häufig durchs Haus tönen.