Moin Konstantin,
hier vielleicht mal eine Rückmeldung von jemandem, der den ganzen Zirkus mit dem Studium (relativ) kürzlich abgeschlossen hat.
Ich habe 2009 bis 2013 in Arnhem (NL) Jazz/Pop Drums studiert. Angefangen mit dem Spielen habe ich ähnlich wie du mit 7 Jahren und mit 15/16 habe ich mir in den Kopf gesetzt, zu probieren, das Ganze zum Beruf zu machen.
Habe jetzt nur kurz in dein Video reingehört, glaube aber nicht, dass ich damals wesentlich weiter war als du.
Ein paar Sachen, die ich dir also sagen kann, die du aber vielleicht auch schon weisst:
Wenn du das Ganze wirklich willst, und dich deine Eltern im Idealfall auch noch unterstützen, dann probier es und mach die Aufnahmeprüfung.
Schau dir davor gut an, welche Unis/Schulen für dich interessant sein könnten. Check die Seiten der Unis, such Schlagzeuger, die dort studiert haben, check die Dozenten, zieh dir soviel rein, wie möglich. YouTube ist super dafür.
Stell dir dann eine Liste zusammen, wo du dich bewerben willst. Check die Aufnahmeanforderungen und probier ein Gefühl dafür zu bekommen, wie gut die Leute sind. Das Niveau ist hoch, aber ich habe schon so viele verschiedene Typen und Einstiegsniveaus gesehen. Es gibt Leute, die werden schon wahnsinnig gut aufgenommen, und es gibt Leute, die sich noch mehr als alle anderen den Arsch aufreissen (müssen) und dann in den 4 Jahren Riesensprünge machen.
Es ist keineswegs so, dass nur Halbgötter an die Uni kommen (sonst wäre ich da auch nicht hingekommen). Aber du musst dich organisieren können, bereit sein viel Neues zu hören und auszuprobieren und viel zu lernen/arbeiten. Auch nach den Aufnahmeprüfungen fallen im Laufe der Jahre Leute weg. Von den ca. 45 Leuten, mit denen ich im Jahrgang war (über alle Instrumente) habe ich am Ende mit ungefähr 20 meinen Abschluss gemacht.
Du scheinst dir im Klaren zu sein, dass du mit dem Musikerdasein höchstwahrscheinlich nicht reich wirst und auch nicht nur die Jobs und die Musik wirst machen können, an der dein Herz hängt. Das gehört in den meisten Fällen einfach dazu, genau wie andere Jobs Vor- und Nachteile haben. Aber ich kann z.B. für den Lebensstandard, den ich mir gesetzt habe, im Moment ganz okay davon leben. Wie das später mit einer Familie aussieht, kann ich dir auch noch nicht sagen, aber weiß von genug anderen Kollegen, dass das auch schaffbar ist - nur finanziell komplett sorgenfrei wirst du wohl nie leben ... aber das teilst du auch mit genug anderen.
Bis du es zur Aufnahmeprüfung schaffst: Mach die Ohren auf! Hör alles, was du in die Finger bekommst. Probier so viel Musik wie möglich zu entdecken. Spiel mit allem und jedem, das sich ergibt - Connections sind bei uns Musikern genau so wichtig wie überall im Leben. Das sind die Leute, die dich vielleicht später für nen Subjob bei anderen Bands empfehlen, oder dir Gigs klarmachen.
Hoffe, das konnte dir weiterhelfen. Falls du konkrete Fragen hast, kannst du mir gerne eine PN oder Mail (meine Seite ist in der Signatur) schreiben.
Viele Grüße,
Robert