Also so vor dreissig Jahren waren die ganzen Jazzer vs Rock vs Pop Musiker Witze vielleicht noch irgendwie gültig.
Heute sitzen alle Musiker/Instrumentalisten in einem Boot und die beruflichen Perspektiven sind nicht sonderlich unterschiedlich.
Zu nem Konzert einer unbekannten Pop/Rockband kommen ähnlich wenige Leute wie zu einem Jazz Konzert.
Eine "Mittelkkasse" in der Pop/Rockmusik gibt es auch kaum noch. Da gilt auch eher Top oder Flop...
Und man sollte sich nichts vormachen, grosse Teile der heutigen kommerziellen Musik kommen ohne Musiker und vor allem auch ohne Drummer aus.
Das wird heute alles mehr oder weniger von Software erledigt.
Der geneigte Instrumentalist darf dann hier und da noch vielleicht als Live Tour Musiker zu ner überschaubaren Gage mehr oder weniger live zu halbplaybacks spielen und das nur bei entsprechend kommerziell erfolgreichen Acts fpr ne Tour und ein paar Festivalgigs im Sommer...
Und was Coverbands angeht, darf/sollte man sich auch gerne mal mit Leuten unterhalten, die seit vielen Jahren diese Branche bedienen. Auch dort sind die DJs oder Teil Playback Ensembles, bei denen Instrumentalisten eingespart werden (und nicht selten der Drummer) auf dem Vormarsch.
Insofern ist der geneigte Jazzmusiker vielleicht gar nicht so viel schlechter dran als der Rock/Pop Musiker, vor allem weil der Drummer im Jazz nicht so schnell durch den Sequenzer/Laptop ersetz wird wie in der Pop Musik...
Also kann man die Genre Diskussion mehr oder weniger aussen vorlassen. Ich hab schon mit manchen Jazzgigs bessere Gagen erzielt als mit Gigs für nen kommerziellen Act, unglaublich aber war...
Lange Rede, kurzer Sinn: die Perspektiven für junge Nachwuchsmusiker sind bescheiden.
Wer das machen will, soll sich 100% reinhängen, da gebe ich Michelchen absolut recht, alles andere ist nämlch Unsinn! Entweder oder, ganz oder gar nicht!
Wenn er Glück hat, gehört er dann vielleicht irgndwann zu dem erlesenen Teil derer, die ihren Lebensunzerhalt ganz ordentlich mit Musikertätigkeiten bestreiten kann.
Da ich aber davon ausgehe, dass sich die Gruppe der Musiker im Nebenerwerb noch weiter vergrössern wird, wird auch dies auf Dauer dem Hauptberufler zunehmend Probleme bereiten. Wenn es eins gibt, dann nämlich zu viele Musiker. Ein Bedarf fpr "neue" gibt es jedemfalls nicht...
Zum Thema Unterricht vertrete ich die Auffassung, dass dies als vermeintliches Standbein vielleicht doch nicht mehr tragen könnte.
Gründe dafür sind
1. sinkende Geburtenzahlen und
2. ein Kulturwandel, in dem wir durch die veränderte Musiklandschaft, Internet, Streaming, DJs, Computermusik derzeit erleben,
3. auch hier gibt es mehr Nachfrage nach Unterrichtsjobs als Schüler da sind und das ist schon heute so.
Auf lange Sicht dürfte der unter 2 angesprochene Kulturwandel auch Spuren in der Zahl der potentiellen Interessenten für Instrumentalunterricht hinterlassen. Wer überwiegend Musik hört, in der z.B. gar kein Drumset mehr gespielt wird, verliert vielleicht auch das Interesse, so ein altmodisches Instrument zu lernen und lernt lieber Ableton mit Drummatrix zu bedienen...
Dabei lasse ich noch aussen vor, dass durch die Veränderung des Schulsystems mit zunehmenden Nachmittagsunterricht und Ganztagsschule sowieso die Möglichkeiten für Instrumentalunterricht für Schüler und überhaupt die Möglichkeit zum Musizieren mit Bands erschwert bis fast unmöglich gemacht wird.
Alles so Entwicklungen der letzten 10-15 Jahre, wo man noch nicht sicher sagen kann, wo die Reise hin gehen wird. Ich bin da tendenziell skeptisch, weil bislang nicht zu erkennen ist, dass sich durch die derzeitgen Entwicklungen irgendetwas für Musiker verbessert...
Da sich die Musiklandschaft mittlerweile in einem dramatischen Umgestaltungsprozess befindet, der im grossen Stil Existenzen vernichtet und völlig neue Strukturen schafft, würde ich heute niemandem mehr sagen können, ob man mit Plan xyz noch in 10-20 Jahren eine musikalische Existenz aufbauen/sichern kann.
Darüber sollte man sich klar sein und wenn man mal die letzten 30 Jahre betrachtet, was alles an Berufen und Tätigkeitsbereichen durch den PC, das Internet vernichtet/völlig über den Haufen geworfen worden sind und wie dramatisch und schnell sich mittlerweile vieles ändert, sind alle Aussagen, so kann man es machen und dann klappt das auch irgendwie, fahrlässig...
Wenn mir einer vor 15 Jahren gesagt hätte, im Jahre 2016 hören die Leute quasi auf, Musik zu kaufen, und hören Musik nur noch via Streamingservices, zahlen dafür gar nix oder nur ein paar Euro und kriegen fast alles an Musik, was sie haben wollen, hätte ich das auch nicht für möglich gehalten...
Hätte ich das z.B. vor 30 Jahren gewusst, hätte ich wohl einen anderen Beruf ergriffen...