Zum Thema "warum wird da nicht live gespielt":
Hier wechseln 16 Bands im Minutentakt über die Bühne.
Selbst bei einem "normalen" Festival, wo Bands im 30 -45 min Takt Wechseln, ist dies schon enorm stressig und kompliziert und führt immer wieder zu Problemen.
Hier verschärft sich das ganze noch, weil es eine Livesendung mit absolut striktem Zeitplan ist, wo es nicht die geringsten Verzögerungen geben darf.
Wer schon mal in einer Fernsehlivesendung oder auch sogar nur bei einer Aufzeichnung gespielt hat, der wird das kennen, wie da Leute mit Timetables stehen, auf denen die Abläufe mit Sekundenangaben stehen. Wenn da was hängt, passiert eine Katastrophe. Um das auzuschliessen müßte man eine gigantische Crew engagieren, was unfassbar teuer wäre.
Nennt mir auch mal eine vergleichbare Veranstaltung, wo im Minutentakt Bands auf der Bühne wechseln und dann Live spielen?
Das machen auch die Amis nicht und erinnert euch mal an die LiveAid und Co Geschichten, wie schlecht da oft der Sound der Bands war, oder irgendetwas im Zeitplan kurz hing etc. Das wäre in dieser Sendung absolut inakzeptabel!
Bei MTW Awards oder Grammys passiert deutlich weniger Live auf den Bühnen und nebenbei sind diese Veranstaltungen hinischtlich Budget eine ganz andere Hausnummer.
Und jetzt wechseln wir auch mal zur Perspektive der auftretenden Künstler:
Stellt euch mal vor, ihr spielt vor einem Millionenpublikum und müsst die ganze Zeit bangen, das u.U. in dem Moment, wo es drauf ankommt, das Monitoring versagt, der Gitarrenamp nicht geht, vom Drumset das BDr Mikro abkackt und alle sehen und hören dann eine gruselig klingende Band.
Niemand hat da Bock drauf , sich dadurch einen so wichtigen, grossen Auftritt zu versauen.
Ich hab selbst schon beim Bundesvisionsongkontest gespielt bzw. in der Raab Sendung war ich dabei, weil dort wirklich live gespielt wurde (und da hat man schon mittags eine Stunde lang Soundcheck gemacht).
Beim Wettbewerb war ich schon wieder mit einem anderen Act auf Tour und ein Statist wurde hingesetzt, um den Drummer zu mimen. Trotzdem waren die Proben für den Contest schon 2 Tage!
Würde man das Ding live machen, wären die Proben dafür wohl eine ganze Woche...
Die meisten hier haben wohl absolut null Ahnung, was für ein Aufwand hinter solchen Live Sendungen steckt.
Ich kann jedenfalls voll und ganz verstehen, warum man das mit Halbplayback macht.
Und nebenbei bemerkt waren da schon einige Künstler dabei, die aufgrund ihrer Biografie ausreichend bewiesen haben, das sie live spielen können.
Und Clueso ist ein hervorragender Musiker, der sich nicht verstecken brauch und der verdient so weit vorne gelandet ist. Das hat auch nix mit Ostblock oder so nem Scheiss zu tun.
Mann, den Typen hat sogar Grönemeyer auf seiner letzten Tour ins Vorprogramm geholt. So eine Chance bekommt man nicht, wenn man nichts drauf hat und vor allem nicht bei Grönemeyer, der selbst mitentscheidet, wer Vorgruppe sein darf...
Das Geschmäcker verschieden sind, ist absolut nichts neues und ich hab auch so meine Meinung zum einen oder anderen Act, der da aufgetreten ist und die ist bestimmt auch nicht mehrheitsfähig.
Aber man sollte auch nicht vergessen, das so eine Veranstaltung kein Gütesiegel für Bands ist.
Das ist nicht Stiftung Warentest oder so.
Das ganze ist ein Telefonvoting-Contest, der immer zu unkalkulierbaren Ergebnissen führt.
Man vergleiche dazu nur mal die anderen Telefonvotingveranstaltungen a la Superstars, Popstars, Uri Gellers, Topmodels usw.
Die Bands nehmen alle an diesem Wettbewerb teil, um sich dadurch etwas zu promoten.
So ein Event bringt u.U. auch unbekannten Bands wie Peilomat oder dieser Rostock-Nina Hagen Kopie mehr Popularität. Von denen hat sicher keiner mit gerechnet, das er da gewinnen kann.
Zwar halte ich in der heutigen Zeit den Promo Effekt für nur noch sehr gering, aber in schlechten Zeiten greifen halt alle zu jedem noch so kleinen Strohhalm, um ihren Traum verwirklichen zu können.
Viele Optionen gibt es ja heute nicht mehr, bekannt zu werden. Major Plattenfirmen bauen keine Künstler mehr auf, Indies haben kaum eine Chance mit ihrem winzigen Budget einen Künstler bekannt zu machen geschweige ihm ein überlebensfähiges Grundeinkommen für seine Arbeit zu sichern und und und
Und bis zu einem gewissen Grad ist der Bundesvisionsongcontest auch nur eine stinknormale Entertainment Sendung wie auch jede Kochsendung von Tim Melzer und Konsorten oder "Wetten Das" oder eine der vielen Raab Events, die mittlerweile das Programm von Pro7 ausfüllen.