Da muss ich meinem Vorredner schon irgendwie recht geben.
Trommler neigen im Vergleich zu anderen Instrumentengruppen viel zu viel dazu, alles auf Motorik- und Fintessübungen zu reduzieren.
Genauso ist der Zeitaufwand zum Üben wie hier z.b. mit einem 4h Übungsprogramm vorgeschlagen überbewertet.
Ich vertrete ja hartnäckig die These, das NIEMAND 4h am Tag üben muss, um ein toller Trommler zu werden.
Der zweite Teil meiner These heisst nämlich dann auch noch,das der Übeaufwand auch in einem Verhältnis zum Spielaufwand stehen sollte und muss.
Wer nie mit anderen Leuten spielt, d.h. Musik macht, der wird auch bei 6h üben pro Tag nicht gut und brauch auch gar nicht erst so viel zu üben.
Ich vergleiche das immer mit Schreiben lernen. Motorisch haben wir alle schreiben gelernt, aber trotzdem werden wir alle nicht Schriftsteller bzw. können allein durch Schreiben lernen automatisch Romane schreiben. Auch so etwas muss man dann erst mal praktisch üben bzw. durch Beschäftigung mit der Praxis erlernen (und natürlich kann auch nicht jeder ein grosser Schriftsteller werden, genauso wie auch nicht jeder ein toller Trommler werden kann, nur dadurch das er wie ein Wahnsinniger Technik übt)
Wer nur im stillen Kämmerlein Technik übt, lernt nicht wie man (musikalisch) Schlagzeug spielt, noch schlagen die Technikübungen so richtig an, weil einfach der wichtige Teil der Anwendung fehlt....
Trotz alledem ist es durchaus sinnvoll, sich immer wieder einen Plan zu machen, der sich aber auch permanent verändern sollte.
Da gibt es aber gar keinen generellen Plan, den Jeder™ üben müsste, in dem man fix bestimmte Übungen festlegt, frei nach dem Motto: das muss jeder immer üben.
Da muss schon geprüft werden, wo die wirklichen Probleme liegen, welche motorischen Fehlbewegungen vorliegen, wo die eigentlichen Schwächen liegen.
Das witzige ist nämlich, das wenn man gezielt an seinen Schwächen™ arbeitet, man sogar mit einem Übeplan auskommt, der nicht länger als 45-60 min pro Übeblock sein muss. Der Übeblock kann aber auch ruhig mal auf 20 min reduziert werden, wenn keine Zeit ist.
Diesen Übeblock sollte man halt mehrmals die Woche verfolgen und wenn man mal sehr viel Zeit hat, kann man so was auch 2 mal an einem Tag machen, um den Effekt etwas zu verstärken. Im Verlauf dieser Übeeinheit muss aber auch dynamisch der Plan angepasst werden, weil immer wieder neue Probleme und Schwächen aufgedeckt werden, wenn z.b. das eine Problem behoben ist. Üben und Lernen ist ein dynamischer und kein statischer Prozess. Presst man dies in ein starres Konzept kommt auch nur Starrheit raus.
Das alles funktioniert aber auch nur, wenn diesem Übeplan ein Praxisbezug gegenüber gestellt wird und der heisst SPIELEN.
Deswegen würde ich nie pauschal jemandem die Übungen xyz empfehlen, sondern erst mal grob formulieren, das man in seinem Übeplan alle wichtigen Aspekte des Drummings aufnehmen sollte.
Darin enthalten sein sollten
· Technik/Konditionsübungen für die Hände zur Schulung der Wrist, Finger, Rebound Kontrolle (das können verschiedenste Rudiments sein, aber auch einfach nur Sticking Übungen)
· Koordinationsübungen zwischen Händen und Füßen
· Grooveplay (verschiedene Beats und Styles üben)
· Improvisationsteile im Stil eines Drumsolos oder einfach nur experimentelles Rumtrommeln, in dem man versucht bereits geübtes frei zu kombinieren
· Präzision üben, d.h. gezielt an der Balance und dem Zusammenspiel der Hände und Füße arbeiten
· Artikulation und Phrasierung (schlicht gesagt Dynamik, Akzente, "Platzierung" der Schläge siehe Swing/Shuffle/Laid back etc)
· Spielen zu Musik zwecks Erlernen durch Kopieren (das verlangt auch die Schulung des Gehörs bzw. der Fähigkeit des Zuhören Könnens; sehr wichtig!!!)
· Spielen mit anderen Musikern, sei es eigene Band oder nur mit Kumpels zum Jammen
Alle diese teile sollten immer wieder Bestandteil sein. Sie müssen nicht jeden Tag bzw. jedes mal ALLE in einer Übeeinheit enthalten sein, aber über ein/zwei Wochen verteilt sollten alle Bestandteile vorgekommen sein.
Zu jedem dieser Teile kann man sich entsprechende Übungen suchen bzw, auch selbst erstellen.
Damit man dies auch über längere Zeit so durchzieht, sollte man sich einfach Notizen machen.
Ich empfehle da immer ein kleines Heftchen, das man an sein Drumset legt, in dem man immer einträgt, was man gerade übt.
Da kann man sich nämlich nach nem Monat mal hinsetzen und Revue passieren lassen, was man im letzten monat getrieben hat und dnach mal abklopfen, ob man wirklich dauerhaft an den verschiedenen Feldern dran geblieben ist. Das kann sehr aufschlussreich sein und hat schon so manchem meiner Schüler schon dabei geholfen rauszufinden, warum es nicht so recht voran geht. Wenn man dann nämlich sieht, das man an den Schwächen™ nicht richtig dran bleibt, dann ist es auch kein Wunder, warum man trotz stundenlangen Übens nicht wirklich besser wird...