richtig, dazu gehört auch die Wertschätzung gegenüber Kindern. Sorry aber in einem System, das in Kindergärten abkassiert, damit bei ein paar Hyperreichen in ihren Swimmingpool ein paar Groupies mehr rumschwimmen, ist nicht tolerierbar
Dieses Argument sticht überhaupt nicht.
Deine Aussage kann man auf ganz viele andere Dinge übertragen und da stimmen sie dann genauso (oder auch eben nicht)
Version 1:
Sorry aber in einem System, das Kindergärten abkassiert, damit ein paar große Stromkonzerne mit ihren überteuerten Tarifen weiter Kasse machen und sich noch mehr Villen und dicke Autos leisten können, ist nicht tolerierbar
Version 2:
Sorry aber ein System, in dem Kindergärten umsatzsteuerlich nicht genauso begünstigt werden wie Hoteliers, ist nicht tolerierbar
Version 3:
Sorry, aber in einem System, in dem Mitarbeiter von Kindergärten unfassbar schlecht bezahlt werden, ist nicht tolerierbar...
Version 4:
Sorry, aber ein System, in dem Kindergärten Abwassergebühren, Telefongebühren, usw. zahlen müssen, ist nicht tolerierbar...
Erstens gäbe es eine ganz einfach Lösung für die derzeitige Lage, nein eigentlich sogar zwei Lösungen.
Lösung eins: es werden in Kindergärten alte Kinderlieder und Volkslieder gesungen, wie z.B. "ein Vogel wollte Hochzeit halten" oder im "Märzen der Bauer" etc.
Da wird tatsächlich keine GEMA Gebühr fällig, weil diese Werke GEMA frei sind. Die Kinder können immer noch wunderbar singen (und die Weihnachtsbäckerei bleibt draussen)
Lösung zwei: die vielleicht auch netter wäre und recht leicht umzusetzen ist. Alle Kindergärten/Tagestätten bundesweit schliessen einen Rahmenvertrag mit der GEMA. Die auf den jeweiligen Kindergarten entfallende Gebühr dürfte im Vergleich zu den übrigen Betriebskosten eines Kindergartens dermassen niedrig sein, dass sie kaum einer Erwähnung wert wären.
Bis jetzt kann mir niemand erklären, worauf die besondere Stellung von Kindergärten gründet, warum es genau mit Kindergärten so verwerflich ist, das die GEMA Gebühren erheben will. Sie nutzen Musik bzw. urhebrrechtlich Geschütze Werke und dafür ist eine GEMa Gebühr fällig. Im Sinne einer gerechten Gleichbehandlung aller Nutzer von Musik ist dies nur logisch.
Man kann natürlich anfangen, über Befreiung zu diskutieren und einen Katalog aufstellen, wer dann noch alles in Frage käme. Ich wäre jetzt schon mal gespannt, wie eine solche Regelung vor Gerichten bestehen könnte unter dem Aspekt der Gleichbehandlung als auch unter dem Schutz von immateriellen Gütern, der in unserem GG festgehalten ist. Eine Pauschale Vergütung wäre da viel sinnvoller und die Kindergärten haben dies einfach versäumt.
Wobei ich mir z.B. bei kirchlichen Kindergärten noch nicht mal sicher bin ,dass das so ist, denn die Kirchen haben einen Rahmenvertrag mit der GEMA, der eigentlich den kompletten Bereich Musiknutzung im kirchlichen Raum, zu dem auch die kirchlichen Kindergärten gehören dürften, abdeckt. Da wäre Recherche nötig, um diesen Sachverhalt zu klären.
Und in diesem Zusammenhang bringe nich mal ins Spiel, dass wir Musiker uns im Bereich der Lehre ebenfalls anhören dürfen, dass das ja ein Unding ist, wie teuer Musikunterricht ist. Die armen Kinder sollen doch möglichst günstig ihren Unterricht bekommen. Die Politik hat ja auch schon längst reagiert und dieses fürchterliche Monster Namens Jeki geschaffen, in dem Kinder in Schulen gaaaanz günstig Unterricht bekommen (und die Lehrer Honrare dafür, die auf Hartz 4 Niveau angesiedelt sind)
Was in der ganzen Diskussion immer wieder auffällt, ist die Mißgunst, die letztendlich in breiten Bevölkerungsteilen mehr oder weniger allen Tätigkeitsfeldern von Musikern entgegen gebracht wird.
Uns Musikern wird erzählt:
1. wir sollen mit Tonträgern kein Geld mehr verdienen dürfen. Unser Geschäftsmodel sei überholt und sowieso alles viel zu teuer und reine Abzocke
2. Wenn wir Urhebrrechte erwerben und diese durch die GEMA vertreten lassen, wird uns gesagt, diese scheiss GEMA soll weg. Es gibt keine immateriellen Güter und dafür soll man kein Geld bekommen
3. Wenn wir unterrichten, wird gesagt, das ist zu teuer. Die Unterrichtsgebühren zu hoch. Wir sollen zu Tarifen arbeiten, die nur prekäres Einkommen sichern. Dann sollen wir noch Begeisterung und Freude an die Heranwachsenden vermitteln, nebenbei erziehen und auch noch Seelentröster für die geschundenen Kinderseelen sein
4. Uns wird gesagt, wir sollen dann unser Geld live verdienen, wo die Live Gagen im Keller sind, und die Leute laut aufschreien, wenn sie 20€ Eintritt für ein Konzert bezahlen müssen. In vielen Bereichen hat übrigens der DJ und die Dosenmusik unsere Tätigkeitsfelder massiv eingeschränkt bzw. die Preisschraube nach unten gedreht, weil der DJ natürlich mit ner Abendgage von 500-700€ super über die Runden kommt, ne 4 oder 5 köpfige Band mit ner 500€ Gage nur verhungert bzw. draufzahlt. Aber dann laut aufschreien ,wenn die GEMA diesen Bereich stärker belegt und der Diskothekenbetreiber aber vielleicht in Zukunft mal drüber nachdenken könnte, Live Musik statt Dose zu engagieren..
Am Ende des Tages bleibt von allen Geschäftsmodellen für Musiker nichts übrig. Seltsam das ist. Was sagt uns das? Worum geht es eigentlich? In den letzten Monaten voller Diskussionen gewinne ich immer mehr und mehr den Eindruck, dass es um Mißgunst und Neid geht.
Leute, die ein um vielfach höheres Einkommen haben und niemals zu unseren Honoraren arbeiten würden erzählen uns etwas von "es ginge uns Musikern nur um Geld, das sei alles überzogen, Musik als Beruf zu machen sei sowieso absurd usw.
Vielleicht sind sie einfach nur neidisch, dass sie es nicht hingekriegt haben, selbst in diese Welt einzutreten, selbst Erfolg mit ihrer Musik gehabt zu haben.
Deshalb ist man gerne dabei, den Musikern alles abzusprechen, damit die das am Ende des Tages auch nicht mehr können und auch einen anderen Job als den eigentlich gewünschten machen zu müssen und nur noch nebenbei Musik zu machen, so wie sie es müssen. Bei manchem Protagonisten werde ich diesen Eindruck jedenfalls nicht mehr los.
Und dann werden hier flammenden Reden über das hohe Gut der Freiheit gehalten und alle anderen als Kleingeister abgewatscht, und wenigen Posts später wird das Recht auf freie Berufswahl in Abrede gestellt bzw. mit diversen Aussagen eingefordert, sämtliche Einkunfstarten auf irgendeine Art und Weise zu beschneiden, was defacto immer einem Berufverbot gleich kommt.
Was soll man da noch sagen?