Da könnte ich ebenfalls eine Geschichte aus dem wahren Leben beitragen.
Ich hatte vor ca. 10 Jahren zusammen mit einer Sängerin ein Pop-Musik Projekt (nur wir 2 also keine komplette Band) und bekam da einen Management/Produzenten-Deal von jemandem angeboten, der einige Jahre A&R bei Sony gewesen war und nun frei arbeitete und nachweislich ziemlich gute Connections hatte.
Ich hatte mit dieser Person schon in einem anderen Zusammenhang zusammengearbeitet, wo ich "nur" als Gastmusiker bei einer Band mit Major Deal beschäftig war.
Soviel zur Vorgeschichte.
Dieser Mensch trat jedenfalls von sich aus auf mich zu, ich hatte ihm mal unsere CD Vorproduktion vorlaufen lassen, und bot uns beiden einen Management/Produzenten-Vertrag mit direktem Deal bei einem Major an.
Alles lief zunächst sehr freundlich und eben genau auf dieser "sehr persönlichen" Ebene ab und er betonte immer wieder, das er mich so klasse fände und er unbedingt mit mir zusammenarbeiten wolle.
Lange Rede kurzer Sinn, ich sagte ihm, lass uns einen Vertrag machen und Tage später hielt ich einen ca. 12 Seitigen Vertrag in den Händen, den ich mir "in aller Ruhe mit meiner Kollegin zusammen durchlesen könne".
Dann sollten wir einfach mal telefonieren und/oder uns treffen.
Da ich mal in einer Band getromelt hatte, wo ca. 50% der Bandmitglieder entchlossen hatten, Anwälte im Medienrecht zu werden und die mich damals schon während unserer gemeinsamen Tourneen im Tourbus mit dem Vortrag über Verträge im Musikgeschäft unterhalten hatten (sach mal Didi, wie findest du den Vertrag...Ich lese...Klingt gut, sage ich...Gelächter im Tourbus...bei dem Vertag verdienst du keine müde Mark...Gelächter...) und ich dadurch meine Lektion gelernt hatte (Helge kennt die Jungs aus der Band ), hab ich natürlich sofort die Jungs angerufen und die haben mich dann an einen Fachmann in dieser Branche verwiesen, weil sie selbst noch keine zugelassenen Anwälte waren.
Ich mit Sängerin zusammen ab zum Anwalt und der liest sich das Ding durch, lacht sich schlapp und erklärt uns, was da drinsteht und rät uns davon ab, den Vertrag so zu akzeptieren und entwirft einen Gegenvorschlag, der nichts auf den Kopf stellt, aber das Ganze mal eher im Interesse des Künstlers interpretiert.
Der Anwalt meinte noch, als wir gegangen sind, das sei ja auch so üblich, das es erst einen Vertrag der einen Seite gibt, dann macht man mal einen Gegenvorschlag und am Ende trifft man sich im Interessenausgleich irgendwo dazwischen.
Und jetzt kommt's!
Ich rufe den Herrn an, der bislang, wie gesagt, immer total nett und freundlich war und mich in den höchsten Tönen als toller Musiker, zuverlässigen Geschäftspartner usw. gelobt hat, teile ihm mit, das wir seinen Vertagsentwurf von einem Anwalt haben checken lassen und jetzt einen Gegenvorschlag vorbereitet hätten, den er sich doch bitte mal durchlesen könnte.
Antwort: Didi, ich bin echt enttäuscht. Ich hätte nicht gedacht, das du so drauf bist... Das ist ja gar kein Vertrauensverhältnis (aha, kommt das jemand bekannt vor?)
Auf meiner Seite herrschte schlagartig eine gewisse Verwirrung und Irritation.
Ich sagte so etwas wie, wo ist denn das Problem? Lies es doch erst mal?
Hier geht es doch nur um eine vernünftige vertragliche Regelung, die für alle cool sein soll usw.
Er beruhigte sich ein wenig und sagte zu, unseren Entwurf zu prüfen.
Fax mit Entwurf ging zu ihm.
10 Minuten später Anruf: Didi, du bist ein Arschloch! Mit so einem Typen will ich nicht zusammenarbeiten! Auf Wiederhören! (Dies ist nicht übertrieben sondern genau so passiert!)
Bis heute bin ich froh, das ich zu diesem Anwalt gegangen bin, denn erstens, war der erste Vertragsentwurf von ihm ein Witz, weil der in die Richtung ging, das er den absoluten Löwenanteil aller Einnahmen kassiert hätte, überall Verrechenbarkeit von jedem Pups versteckt eingebaut war und sich beteiligungsmässig in jedes Tätigkeitsfeld reingehängt werden sollte und zweitens, weil nur dieser eine Gegenentwurf ausreichte, um das wahre Gesicht dieses Typen hervorzubringen.
Ich hab übrigens im Nachhinein unseren Anwalt nochmals angerufen, der einen ziemlich guten Namen im Musikbusiness hat, und hab ihm erzählt, was ich da erlebt hab und er hat nur trocken gesagt: sei froh, das du mit DEM nix gemacht hast! Wer so reagiert, hat alles im Sinn nur nichts, was für dich gut sein könnte...
Im Nachhinein finde ich aber immer noch erschreckend, das ich zuvor mit dem Typen über ein Jahr bereits zusammengearbeitet hab und der zu keinem Zeitpunkt den Eindruck machte, das er so drauf sein könnte.
Man muss echt auf der Hut sein, kann ich da nur sagen....