Oh Mann, jetzt wird mir aber ganz anders...
Seppel, dein Verständnis von Kunst bzw. deine Definition von Kunst ist etwas verkürzt.
Warum sollte Kunst Aufruhr sein?
So ein Quatsch!
Kunst kann Aufruhr sein, aber der Mensch hat die Kunst für sich entdeckt und gepflegt, weil er etwas schaffen wollte, was über einem direkten Zweck steht und einfach nur der Sache selbst dient.
Lies mal hier eine mögliche Definition des Kunstbegriffs Kunst und denk mal darüber nach.
Ich zitiere ja gerne bei solch abgehobenen Kunstdiskussionen den Herrn Kinski, der mal auf den Vorwurf, warum er denn neben seinen "künstlerischen" Filmen auch so viele Schrottfilme gemacht habe, mit den Worten antortete:
Was heisst hier Kunst, du Arsch!
Deine Definition des Kunstbegriffes ist ganz schön überholt und wird in der von dir als Postulat aufgestellten freien Kunstszene, die auch gerne provoziert und Aufruhr erzeugen will, schon lange als obsolet empfunden.
Deine massive Ablehnung des Lehrens von Kunst widerspricht zudem der kompletten Kunsthistorie.
Recherchiere mal, bei wem solche genialen Künstler wie DaVinci, Michelangelo, Beethoven, Bach usw. Unterricht hatten. Sogar der Herr Mozart hatte Unterricht... Und noch schlimmer: er gab sogar welchen...
Dieser Irrglaube, grosse Künstler entständen nur aus sich selbst und unter freier Entfaltung jenseits jeglicher didaktischen Anleitung ist totaler Unsinn.
Umgekehrt wird niemand, der seine 5 Sinne beisammen hat, jemals behaupten, das ein Studium der Künste, sei es Tanz, Schauspiel, Malerei oder Musik aus jedem der Studenten einen grossen Künstler macht.
Jede seriöse Hochschule wird immer darauf verweisen, das sie den Studenten nur Handwerkszeug gibt, der Rest erwächst aus der Person selber (oder auch nicht).
Solche Statements gegen Ausbildung und Lehre erfolgen meist nur von Leuten, die selbst solche Einrichtungen nie von Innen gesehen haben, noch jemals einen guten Unterricht genossen haben.
Wenn man deine Ausführungen gegen die Lehre zu Ende denkt, sollte es überhaupt keinen Unterricht mehr im Bereich Kunst/Musik mehr geben.
Der Verlust von jahrhundertelanger Erfahrung in künstlerischen Schaffensfeldern wäre die Folge.
Zudem wird mir die Ausübung von Kunst unter dem Diktat der Einzigartigkeit oder dem Postulat des Aufruhrs plötzlich eine elitäre Tätigkeit für eine winzige Personengruppe.
Dabei kann Kunst und das Ausüben von Kunst einfach auch nur Spass an der Kunst sein, frei vom Streben nach Revolution, Neuerfindung oder Genialität.
Unter deiner Voraussetzung müssten 99% der Bevölkerung jegliche künstlerische Tätigkeit einstellen.
Was für eine traurige Gesellschaft hätten wir dann.
Dir empfehle ich einfach mal das Buch "Freude an der Musik" von Leonard Bernstein zu lesen oder sich mal dessen Children Concerts anzuschauen, wie jemand Kindern die pure Lust und Freude an der Musik vermittelt, frei von diesem kruden Ballast eines pervertierten Kunstbegriffs.
Und im Übrigen geht es im Instrumentalunterricht vieler Kinder an den Musikschulen auch um nichts anderes als den Spass am Musik machen.
Und die von dir vertretene These, das "Künstler", die Lehren, zu schlecht sind von ihrer Kunst zu leben, ist eigentlich auch völlig daneben.
Erstens sprechen tausende Biografien gegen deine These, zweitens gibt es auch bei weniger egozentrischen Künstlern durchaus den Drang, ihre Erfahrungen weiterzuvermitteln und drittens sind es gerade ganz oft die von dir geforderten "Aufruhr" stiftenden und extreme austestenden Künstler, die von ihrer Kunst alleine nicht leben können und sich durch Unterricht/Lehre finanzieren, um ihre kompromisslose Kunst ausüben zu können.
Ach ja, und wenn du willst, schreib ich dir mehrere DIN A4 Seiten lang Namen berühmter und respektierter Künstler auf, die alles genau so mach(t)en, wie du es völlig unpassend findest.
Ich vermute ja fast in deinem tiefen Inneren eine gewisse Frustration, die vielleicht in einem nicht erfüllten Ausleben deiner künstlerischen Neigungen gründet, und weswegen du deshalb meinst, das andere das auch nicht dürfen, weil sie ja eigentlich gar nicht gut genug dafür sind.
Ich finde es super, das wir in einer Zeit leben, in der viel mehr Menschen als früher ihrer künstlerischen Neigung nachgehen können, sei es als Hobby oder professionell, weil es das Leben jedes einzelnen und unsere Gesellschaft bereichert
Edit sagt: Rechtschreibung und wiederholte Füllwörter entfernt