Hi,
ich habe zu diesem Thema in der August Ausgabe der Zeitschrift "Bild der Wissenschaft" einen interessanten Artikel gelesen. Ich versuche mal, hier das wichtigste wiederzugeben:
1.) Es gibt kein allein zuständiges "Musikzentrum" im Gehirn und 2.) Musizieren verändert die Struktur des Gehirns.
Weiter steht da geschrieben...
[...] Vergleicht das Gehirn Tonhöhen und Melodien miteinander, sind vor allem Teile des Stirnlappens und Schläfenlappens auf der rechten Seite im Einsatz. Wenn das Hirn Rhythmen verarbeitet, sind vor allem Bereiche auf der linken Seite aktiv. Dies gilt indes nur für Nicht-Musiker oder Laienmusiker. Bei Profis haben Melodie- und Rhythmuszentrum die Seiten gewechselt. [...] Vermutlich hängt es mit der Art und Weise zusammen, wie Profimusiker Musik hören. Sie analysieren sie automatisch, [...] mit anderen Worten: Profimusiker benutzen beim Musikhören Sprachfunktionen des Gehirns - und die sitzen vorwiegend in der linken Hemisphäre. Das ist ein Hinweis darauf, dass wir Musik in Abhängigkeit von unserer Erfahrung und unserem musikalischen Training unterschiedlich verarbieten. [...]
Intensives Musizieren im Kindesalter hinterlässt - wie jedes andere intensive Training auch - sichtbare Spuren im Gehirn. Ähnlich wie Liegestütze den Bizeps schwellen lassen, lässt musikalisches Training das Gehirn wachsen. Prof. Gottfried Schlaug [...] stellete fest, dass das Kleinhirn von Musikern mehr graue Substanz enthält und ihre primäre Hörrinde stärker ausgeprägt ist als die von Nicht-Musikern. Außerdem ist bei Musikern das Corpus Callosum größer ( ). Diese Gehirnstruktur verbindet linke und rechte Hirnhälfte. Bei Frauen allerdings konnte Schlaug keinen solchen Unterschied entdecken. Als Ursache vermutet er, dass Frauen insgesamt vernetzter denken und dadurch die Gehirnbrücke von frühester Kindheit an mehr trainieren als Männer.
Besonders auffällig sind die Veränderungen in den Bereichen des Großhirns, die die Hände repräsentieren. Wer lernt, Gitarre oder Geige zu spielen, bei dem vergrößert sich die Verarbeitungsfläche für die linke Hand, die bei diesen Instrumenten genauer arbeiten muss, als die rechte. Bei einigen wenigen Musikern scheint sich das Gehirn allerdings zu "übernehmen". Eckart Altenmüller untersuchte Pianisten, die unter der sog. focalen Dystonie leiden. Sie können manche Finger einer Hand nicht mehr einzeln, sondern nur noch zu zweit bewegen. [...] Die Gebiete, die die einzelnen Finger im Gehirn repräsentieren sind so groß geworden, dass sie sich überlagern. [...] Je eher man beginnt, ein Instrument zu speieln, desto deutlicher sind die strukturellen Veränderungen im Gehirn - die anscheinend bis ins hohe Alter erhalten bleibt. Jäncke berichtet, dass Musiker im fortgeschrittenen Alter ein weit überdurchschnittliches Arbeitsgedächtnis haben. Ihre Gehirne zeigen viel weniger alterungsbedingten Abbau als die von Nichtmusikern. Offenbar ist Musizieren ein hervorragendes Gehirnjogging.
Weitere Infos zu diesem Thema findet man unter anderem bei
www.immm.hmt-hannover.de
www.cns.mpg.de
www.stefan-koelsch.de
faculty.washington.edu/chudler/music.html
Gruß
Marcus
(der mit dem kleinen Corpus Callosum)