Hi Groovemaster!
Das klingt aber gar nicht so einfach! Glaubst Du, dass es möglich ist, bewusst diese Schritte richtig zu gehen? Also bewusst die Idee hinter der Spielweise meiner Lieblingsdrummer zu entdecken, sie herauszuarbeiten und zu formulieren und schließlich bewusst in dem eigenen Drumming richtig umzusetzen? Diese Abstraktion und Erkenntnis ist extrem schwierig. Viel schwieriger wäre für mich dann noch, die gewonnen Erkenntnisse, z.B. die von Dir genannten Aspekte der verschiedenen Drummer bewusst und vor allem richtig umzusetzen und einzusetzen!
Ich bin eher der Meinung, dass man diese Ideen und Gedanken hinter der Spielweise eines guten Drummers unbewusst und sozusagen automatisch in sein eigenes Drumming übernimmt, wenn man viel Musik hört und viel zu der Musik spielt. Dadurch entsteht natürlich noch kein eigener Stil!
Der eigene Stil entsteht dann erst durch die Zusammensetzung. Man darf sich nicht auf einen einzigen Drummer "fixieren", sondern muss sich an mehreren "orientieren". Man übernimmt dann von jedem Drummer den Teil, der einem gefällt oder aus irgendeinem anderen Grund im eigenen Spiel hängenbleibt, und aus den übernommenen Einzelteilen entsteht zusammen mit der eigenen Technik und unter Einfluss persönlicher Charakteristika der ganz individuelle Stil - wohlgemerkt unbewusst und automatisch! Die unbewusste Beeinflussung beim Nachspielen mehrerer guter Drummer legt den eigenen Stil fest und kennzeichnet ihn.
Ich habe in letzter Zeit erst eine Schule von John Bonham und dann eine von Chad Smith durchgearbeitet. Bei Chad Smith kam mir eigenes bekannt vor, und als ich das Material genau durchgearbeitet habe, sind mir tatsächlich einige Phrasen in Bonham's Drumming aufgefallen, die sich ganz deutlich im Smith's Drumming wiederfinden lassen (z.B. 16tel-Triolen in der Bass-Drum). Und tatsächlich sagt Chad Smith in einem Interview in der Schule ("Red Hot Rhythm Method"):
Zitat
Mostly my real influences were just listening and playing with other people on records. I jammed with Led Zeppelin, I jammed with Black Sabbath, I jammed with Hendrix, [...] I'd put the headphones on and I'd played along with them. Bonham was a big influence. [...] So I'd try to sound like John Bonham [...]
Deswegen glaube ich, dass Chad Smith sich damals im Alter von 7 Jahren nicht viele Gedanken gemacht hat, sondern einfach mit seinem Tape-Deck gejammt hat, ihn wirklich nachgespielt und fast "nachgeäfft" (s.o.) hat und so auch viele Ideen von Bonham übernommen hat. Trotzdem hat er heute seinen ganz eigenen Stil. Aber ich denke, dass er erst jetzt, nach der unbewussten Beeinflussung durch's Nachspielen, als Profi in der Lage ist, Bonham's Spielweise richtig zu analysieren.
Was ich wie Du ganz wichtig finde ist, nicht einzelne Licks zu kopieren ("Schau mal, den hab von Bonham."), sondern sich mit dem ganzen Drumming und dem ganzen Stil und Feel eines Drummers zu beschäftigen!
Oder meinen wie im Grunde dasselbe und drücken uns nur anders aus? 
Ciao,
Jan
@maurice: Hey, ich hätte auch gerne ne Kopie! Wär Dir äußerst dankbar!