Hallo,
ich habe bisher verschiedene Vintage-Sets besessen (Ludwig 6ply, 3ply, Rogers Big R, Singerland 70s, Star aus den 60igern) und auf anderen gespielt (Premier, Sonor Teardrop und Phonic) und kann die hier vorgetragenen Bedenken bezüglich der Stimmstabilität überhaupt nicht teilen.
Ich habe die Sets sowohl auf Tour, im Studio und in verschiedenen Proberäumen (teils auch mit Nutzung durch andere Schlagzeuger) gespielt und habe nicht bemerkt, dass die Sets sich unnatürlich oft verstimmt hätten.
In Bezug auf die Verarbeitung muss man sich bewußt machen, dass damals viele der Fertigungsschritte per Hand ausgeführt wurden und es deshalb innerhalb der Serien zu Qualitätsunterschieden kommen kann. Oftmals machen diese "Fehler" jedoch gerade den Charakter des Sets aus. In vielen Studios wird genau aus Gründen des Charakters auf Vintagesets gesetzt.
Wenn man sich für den Kauf eines Vintagessets entscheidet, sollte man sich aber bewusst machen, dass es
a) Erhebliche Fertigungsunterschiede geben kann
b) die Sets alt sind und durch die Hände vieler Leute gegangen sein können und teilweise starken Umwelteinflüssen ausgesetzt waren.
c) Es innerhalb der Serien Mängel gibt (das wahrscheinlich berühmteste Beispiel ist die Verchromung der Supraphonic)
Daraus folgt, dass man besonders hinschauen sollte, was man da kauft. Damit meine ich, dass man sich die Kessel genau anschauen sollte mit besonderem Augenmerk auf:
- Möglichst 100%ige "Rundheit" der Kessel
- Gratungsqualität (aber auf hier im Hinterkopf haben, dass diese meist per Hand gezogen wurden und deshalb nicht mit heutigen Standards vergleichbar sind)
- Separation der Holzlagen und Verstärkungsringe
- Vollkommendes Anliegen der Folie
- Wasserschäden und damit verbundenes Aufquellen der Holzlagen
- Qualität der Hardware (starker Rost)
Das wichtigste (meiner Meinung nach) ist aber, die Kessel zu spielen und zu stimmen. Wenn alles gut klingt und man ein gutes Gefühl hat - auch beim Anklopfen der Kessel von außen-, die Trommel sich stimmen lässt, dann ist für mich, bei ordentlichem Hardwarezustand, das Hauptkriterium erfüllt.
Ich empfinde einen Vergleichen zwischen alten und neuen Sets in Form von "das ist besser" nicht zielführend.
Alte und neue Sets haben jeweils andere Klangcharakteristika und Vorteile, als auch Nachteile. Für was man sich dann entscheidet ist Geschmackssache, dauert echt lange und bedarf vielen Ausprobierens.
Wonach ich gucken würde:
Wenig Budget:
- Alte Japansets (Star, Royal-Star, Mercury, Bollero etc.). R.a.l.f hat eine tolle Seite, auf der man sich über diese Kits informieren kann.
Mittleres Budget:
- Verbastelte Amisets, gerade Rogers gehen für wenig Geld weg, wenn jemand eine andere Tomhalterung auf das Set geschraubt hat. ABER gucke dir das vorher an und spiele es möglichst.
- Sonor Teardrops gehen manchmal billig weg und sind tolle Sets. Beachte, dass es hier sowohl dreilage als auch sechslagige Kessel gibt. Ich mag die dünnen lieber, aber auch das ist Geschmackssache.
Höheres Budget:
- Denke auch über einen kauf in Amerika nach. Z.b. über das vintagedrumforum. Wenn du dort einen Verkäufer hast, der anerkannt ist, ist das Risiko Schrott zu kaufen relativ gering.
Abschließend noch:
Die Fellauswahl und das Stimmen (so langweilig das auch klingt) ist so extrem wichtig. Alleine der Unterschied zwischen einem Ambassador und einem Emad II auf der selben Bassdrum ist so enorm.
Aber den Mojo eines Vintagesets kriegst du damit natürlich auch nicht hin
Viele Grüße
Max