Ich hatte zu Beginn dieses sehr interessanten Themas gedacht, dass ich wenig dazu beitragen werde können, da ich kein Profi Musiker bin, sondern lediglich nach einer 20-jährigen Pause wieder zum Schlagzeug spielen gefunden habe und regelmäßig Themen hier im Forum verfolge.
Ich kann dir von der musikalischen Seite daher wenig Tipps geben.
Aber trotzdem kurz dazu: bevor du 3-4 Tage in der Woche, Schülern Unterricht gibst - was ja nun auch nicht wirklich die Offenbarung für einen Profi Musiker ist - nur um eine gewisse Grundsicherung zu erhalten, würde ich wirklich dazu raten einen sicheren, gut bezahlten Job mit steuerbaren Arbeitszeiten zu finden. Musikschüler sind unbeständig und nicht Krisensicher und: wenn du krank bist, dann gibts kein Geld von den Schülern.
Als Angestellter sieht die Sache ganz anders aus und du zahlst auch in eine Rentenkasse ein. Die restliche Zeit machst du deine Projekte und schaust, ob’s klappt oder nicht.
Und nun ein Aspekt, den ich auch als 40 jähriger Nicht-Musiker gut beurteilen kann: das Leben ändert sich! Ich habe als Student von 10 Euro am Tag gelebt und war glücklich und sorgenfrei. Dieses „glücklich sein“ , würde mir heute nicht mehr ausreichen. Ich habe andere Ansprüche und Bedürfnisse und vor allem meine drei Mitbewohner (meine Frau und meine beiden Kinder) haben ebenfalls gewisse Wünsche und Vorlieben, welche bezahlt werden müssen. Die drei hätten auch kein Verständnis ihre Bedürfnisse hinter meinem Wunsch nach Freiheit anzustellen. Ich glaube, das ist ein wichtiger Aspekt: Partner brauchen eine gewisse Sicherheit und Zuverlässigkeit- vor allem wenn es um die eigenen Kinder geht. Auch wenn es zu Beginn für beide Partner in Ordnung war, dass du als Künstler von der Hand in den Mund lebst; das wird sich ändern. Wenn Kinder da sind, gibt es kein Verständnis für die Lebenstraumerfüllung des Partners mehr.
Das Leben kostet sehr viel Geld: es gibt immer wieder unberechenbare Kosten (Gesundheit, Medikamente, Reparaturen der Waschmaschine oder des Autos, Wohnung, Wechsel der Wohnung in eine größere in einer Kinderfreundlichen Gegend, Urlaube für die GANZE Familie, und selbst der Musikunterricht für deine Kinder kostet Geld). Geld ist nicht alles, aber es löst sehr viele Probleme - auch wenn man als 30 jähriger diese Probleme noch nicht erlebt hat: die gibt es. Und spätestens im Alter kommt es darauf an Rücklagen oder eine Rente zu haben, um diese Probleme bewältigen zu können.
Ich denke die Überlegung ein Profi-Musiker zu werden, steht erst dann an, wenn du durch dein Schlagzeug-Hobby mehr Geld verdienst, als durch deinen Beruf für den du täglich morgens um 07:00 h von Montag bis Freitag aufstehst. Und selbst dann würde ich mir das zweimal überlegen, wie beständig dieser Erfolg sein könnte.
Ich will kein Spielverderber sein, es ist nur das was ich meinen Kindern raten werde.