Wenn ich mir hier die unterschiedlichen Argumente anhöre habe ich zum Teil doch eine sehr gespaltene Meinung - da ist viel Richtiges geschrieben worden, sowohl pro als auch contra, viel wurde meiner Meinung aber auch leichtfertig zu sehr vereinfacht.
Ich versuche mal in möglichst wenig Worten (wird dennoch viel) etwas zu differenzieren:
Zunächst die Schülerseite:
1. Aus Sicht des frisch beginnenden Schlagzeugschülers:
Will ich mit dem Schlagzeugspiel beginnen, habe noch keinerlei Ahnung von der Materie und muss meinen Unterricht evtl. selber bezahlen - womöglich als "armer Schüler" - da bin ich selbstverständlich daran interessiert wenig Geld auszugeben. Prima, wenn man dann einen Lehrer findet, der wenig verlangt.
Aus Sicht von vielen Eltern wird dies ähnlich sein: sie wollen erst mal antesten, ob die Kids bei der Sache bleiben und nicht viel investieren.
Nicht vergessen sollte man, dass viele Eltern sich nicht viel leisten können, falls etwa 2 Kinder auch noch mit Sportunterricht, Betreuung, Nachhilfe etc. finanziert werden müssen.
Dass später eventuell Fehler bezüglich Haltung etc. später wieder ausgebügelt werden müssen, ist vielen zunächst nicht klar oder egal.
2. Aus Sicht des etwas fortgeschrittenen Schülers:
Habe ich etwas mehr Ahnung, werde ich relativ schnell feststellen, wieviel der Unterricht taugt. Kann mir der Lehrer wirklich genug beibringen, kann er die Dinge, die ich wirklich erlernen will. Wenn´s trotzdem billig ist umso besser.
Hat man ein wenig mehr Einblick, stellt man irgendwann auch fest, wer die lokal Heroes, die regional angesagten Lehrer sind, denn natürlich spricht sich Qualität herum - dazu muss man aber oft erst etwas in der "Szene drin sein". Man ist zunehmend bereit mehr zu investieren. Eltern wollen sehen, wie der Nachwuchs vorankommt und sehen eventuell ein, dass das Trommeln doch keine Eintagsfliege war. Dann soll auch "mehr gehen", es darf mehr kosten, da manschließlich ja auch bei "höheren Kapazitäten" lernt.
3. Aus Sicht von fortgeschrittenen, semiprofessionellen Schülern:
Ich weiß was ich will und ich weiß, dass ich das nicht umsonst bekomme, gleiches gilt in diesem Stadium auch für die Eltern.
Bin ich auf einem Level mit dem Lehrer oder gar darüber, stelle ich dies in wenigen Minuten fest. Vermutlich werde ich aber Lehrer mittlerweile gezielt auswählen, aufgrund ihrer Reputation. Ist es sehr teuer gibt es auch die Möglichkeit einzelne Stunden zu nehmen und neue Inputs zu bekommen - das Übungsmaterial könnte dann für Monate reichen, was die Preise pro Stunde natürlich relativiert. Ich muss in einem bestimmten Stadium von einem Lehrer nicht mehr wissen, ob ich gut geübt habe, sondern kann dies auch selber beurteilen und bekomme vielleicht auch von anderen entsprechendes Feedback, beispielsweise von den Bandkollegen.
Nun zur Lehrerseite:
4. Aus Sicht des Anfängers:
Ich bin mittlerweile so gut, dass ich es mir zutraue selber Unterricht zu erteilen, habe (hoffentlich) Lust darauf und möchte auch mal etwas verdienen.
Das keine "Profis" zu mir kommen werden ist klar, will ich aber auch gar nicht. Wie komme ich ins Geschäft - mit angemessenen, vorsichtig gewählten Preisen. Ob das für andere Dumpingpreise sind ist mir zunächst egal - deren Pech.
5. Fortgeschrittene Lehrer:
Mittlerweile weiß ich was ich kann, habe nicht nur technisch etwas drauf, sondern auch mehr pädagogische, bzw. didaktische Fähigkeiten. In diesem Stadium habe ich natürlich längst mehrere Schüler und mehrjährige Erfahrung als Lehrer gesammelt. Ich kenne logischerweise auch die Preise der Konkurrenz.
Ich betreibe den Unterricht nebenberuflich, quasi als Hobby, denn ich muss mir eingestehen, dass es zu mehr eben (noch) nicht reicht.
Nun will ich mich natürlich nicht mehr unter Wert verkaufen - faire, nicht übertriebene Preise sind angesagt, denn viele meiner Schüler sind auch keine Newbies mehr und kennen die anderen Preise ebenfalls.
Dumpingpreise der Konkurrenz nerven mich zwar, meine Schüler wissen aber hoffentlich was sie an mir haben und neue kommen ja auch immer wieder mal dazu.
6. Professionelle, freischaffende Lehrer:
Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht und muss nun mit den Konsequenzen leben. Ich weiß, was ich kann, habe langjährige Erfahrung und bin in der Szene fest etabliert.
Dies sieht man an meinen Preisen - nicht billig aber dafür erhält man auch eine kompetente, umfassende Ausbildung. Dies kann ich natürlich auch mit zahlreichen Referenzen nachweisen.
Selbstverständlich muss ich den Markt im Auge behalten, mich an den Preisen der Konkurrenz, also der anderen Semis, Freischaffenden und Musikschulen orientieren - mmhhh, teils gar nicht so einfach davon zu leben. Dumping geht jedenfalls definitiv nicht mehr.
Bin ich an einer Musikschule angestellt, muss ich ohnehin mit dem Chef verhandeln, ich bekomme vermutlich unter dem Strich weniger, als bei den privaten Schülern.
Nicht zu vergessen die Zwänge, die als "selbständiger Unternehmer" auf mir lasten und mit dem Trommeln eigentlich gar nichts zu tun haben.
Der Schüler xy, der 4 Schüler für fast nix unterrichtet ist jedenfalls keine Konkurrenz mehr für mich, anderenfalls geht da schon lange irgendetwas schief - siehe weiter unten.
Nach so viel Grundsätzlichem möchte ich an dieser Stelle möchte auch einige Überegungen zur "Qualifikation" der Lehrer anbringen.
Was macht einen guten Lehrer aus? Aus meiner Sicht 3 Dinge:
- technisches Know-How
- didaktisch-pädagogisches Wissen
- Motivation
So habe ich auch mein Problem mit dem Begriff der "studierten Lehrer". Was bedeutet dies hinsichtlich ihrer Fähigkeiten als Lehrer? Musikhochschule, Pädagogische Hochschule, Schlagzeugschule. Diplom, Staatsexamen? Klassischer Bereich oder Popularmusik?
Hervorragende Techniker sind teils nicht in der Lage ihr Wissen an den Mann/die Frau zu bringen. Was hilft es mir wenn ich bei xy Unterricht habe aber ewig brauche, bis ich verstanden habe, was er mir vermitteln will.
Es gibt in allen Bereichen hervorragend ausgebildete Lehrer, die es eigentlich ankotzt unterrichten zu müssen, weil dummerweise das Geld von den Auftritten nicht zum Überleben reicht. Macht mir der Unterricht da Spaß?
Es gibt Lehrer, die mit vermeintlich wenig technischen Fähigkeiten in der Lage sind hervorragend Wissen zu vermitteln und ihrer Schüler zu fördern, fordern und wirklich effektiv weiter zu bringen.
Abschließend auch noch einige Worte zu den Preisen:
Anlehnend an das zuvor geschriebene ist es nur logisch, dass sich die Preise bei verschiedenen Lehrern unterscheiden. Zudem gibt es natürlich "marktwirtschaftliche" Überlegungen und regionale Unterschiede.
Musikschulen haben feste Preise, an denen man sich zunächst einmal grundsätzlich, als die "professionelle", da schulische Variante orientieren sollte.
Als freischaffender Lehrer, der keinen "Kultstatus" hat werde ich versuchen knapp unter diesen Preisen zu liegen. Da bleibt noch genügend hängen und mein organisatorische Aufwand, Mietausgaben, meine Investitionen etc. sind ja auch geringer.
Ich habe die Möglichkeit meine Preise zu staffeln und mich weiter von der Konkurrenz abzuheben:
- 30, 45 oder 60 Minuten (3 verschiedene Preise lassen vielleicht auch weniger betuchte Schüler/Eltern einsteigen - später sieht man weiter)
- fester Vertrag oder freie Einzelstunden
- mit oder ohne Anfahrt zum Schüler
- Einzel- oder Gruppenunterricht
- Ferien mitbezahlen oder nicht
- lange - kurze Kündigungsfristen oder gar keine
Konkret 2 Beispiele:
Im Raum Stuttgart/Ludwigsburg sind folgende Preise der Durchschnitt, jeweils für Einzelunterricht:
- Schlagzeugschule:
Zwischen 60 und 100 Euro für 30 Minuten wöchentlich. Bei 45 Minuten pro Woche zwischen 80 und 120 Euro. Schulferien sind unterrichtsfreie Zeit. Ferien müssen mitgezahlt, Kündigungsfristen beachtet werden.
- Öffentliche Musikschulen:
30 Minuten zwischen 55 und 70 Euro, 45 Minuten zwischen 70 und 100 Euro. Für die Ferien gilt gleiches, wie zuvor.
Auf eine Recherche bezüglich den Preisen verschiedener Privatlehrer habe ich keine Lust, ich denke jedoch, dass die grundsätzlichen Eckpunkte und Grundlagen angesprochen sind.
Jetzt liegt es an jedem selbst - Schüler und Lehrer - den vermeintlich optimalen und angemessenen Weg einzuschlagen und hoffentlich glücklich zu werden.
Ach ja:
ich selber habe lange Zeit selber unterrichtet. Seit Ende meines Studiums (ich bin "normaler Lehrer" geworden) habe ich weder Lust noch Zeit mir feste Schlagzeugschüler "anzutun". Benötigt jemand mal Hilfe gibt´s (wenn ich Zeit und Lust habe) eine Stunde kostenlos - das sollte dann eine Weile zum selbstständigen Weiterüben ausreichen.
So, fertig
viele Grüße