Beiträge von ipo

    Moritz Fiege forever, vielleicht könnte man aus rechtlichen Gründen das mit dem Frint-Shirt verbinden, Moritz Frint, das Bier für den Dramadrummer oder so...
    Er fuhr in einem Fort...
    Da war denn ja noch das A-Endorsement, A wie Aufkleber.

    Wenn unser Instrument mehr im Vordergrund steht, kommt kaum Stimmung auf, zeigte mir zumindest ein Konzert mit Simon Philips, 100 % Technik, aber nur wenig Musikalität. Billy Cobham zum Beispiel finde ich zwiespältig, "Stratus" groovt ungemein einerseits, andererseits habe ihn Anfang der 90er erlebt und das war ein Konzert, bei denen alle über seine Technik und Schnelligkeit staunten, wirklich zusammengepielt hat er mit der Rest der Band aber nicht. Danach wurde mir bewußt, dass ein gut gespielter Groove von Phil Rudd bei ACDC mehr Begeisterung bringen kann als ein Gefrickel auf hohen technischen Niveau.
    Ausser Tool ist mir bisher noch keine Band an die Ohren gekommen, bei der das Gefrickel von den Drums richtig gut abgeht und nicht nur etwas für den Kopf ist.
    Richtig ist aber auf jeden Fall, ohne ein Mindesmaß an Technik kann kein Schlagzeuger seine Musikalität transportieren. Wenn man Musik als eine Form der Kommunikation definiert, bedarf es eine technische Grundlage, sozusagen die gemeinsame Sprachkenntnis, damit diese Kommunikation funktioniert. Der Spass ist doch, dass wir uns mit dem Instrument mit den anderen Musikern "unterhalten" können, oder?

    Und dann ist da noch das Zwischenmenschliche, wenn man den Profis in den Interviews glaubt, dann bekommt ein A....loch-Drummer keinen Job langfristig. Die Fähigkeit, mit den verschiedenen Egos und Vorlieben der Frontleute klarzukommen, ist nicht zu unterschätzen. Man muss sich unterordnen und was sagen lassen können, sonst will keiner mit dir spielen. Alle Interviewpartner waren durch die Bank offen und nett, trotz teilweise Messestress. Ich denke, dass macht einen angesagten Drummer auch aus.

    Die Stütze einiger großartiger Schlagzeuger


    Rossi Roßberg ist einer der angesagtesten Drumtechs Deutschlands. Unter anderem für Christoph Schneider von Rammstein sorgt er für ein reibungslos funktionierendes Set und guten Sound. Während des Interviews gab er Einblicke in seinen Job, der ja auch eine Möglichkeit ist, als Drummer sein Geld zu verdienen. Ohne DF-Mitglied Sven wäre der Kontakt zu ihm nicht zustande gekommen. Danke!


    DF: Spielst du selber Schlagzeug? Falls ja, seit wann und warum
    gerade dieses Instrument?


    RR: Ja, ich spiele auch selbst seit etwa 1979 Schlagzeug. Hauptsächlich hat
    mich die Rhythmik und die ganzkörperliche Bewegung sehr angemacht.
    Außerdem war ich immer schon vom Gepose irgendwelcher Gitaristen genervt.
    Viel interessanter fand ich die Idee etwas unauffälliger im Hintergrund
    die entscheidenden Fäden ziehen zu können.


    DF: Was sind die Vorteile und die Nachteile des "Jobs" eines
    Drumtechs?


    RR: Schwer zu sagen. Ich liebe meinen Beruf sehr und bin mit großer
    Leidenschaft dabei. Oft werde ich gefragt: "Würdest du nicht lieber selbst
    spielen?", oder: "Kommst du dir eigentlich nicht blöde vor, nur für andere
    das Set hinzustellen?"...Alles Blödsinn. Ich stehe großartigen Künstlern
    zur Seite und bin auf Bühnen unterwegs, die man selbst als Musiker eher
    selten und nur mit außerordentlich viel Glück betritt. Ich erlebe die
    Spannung und die Energie genau an der Schnittstelle zwischen Artist und
    Publikum und bin genauso aufgeregt als würd´ ich selbst spielen. Darüber
    hinaus wird mein Ego mit dem zufriedenen Schmunzeln eines Superdrummers,
    der sich über den Sound und den Zustand seines Instrumentes beim Gig
    freut, mehr als gut genährt...


    DF: Wie bist du Drumtech geworden, welche Voraussetzungen sollte man
    mitbringen?


    RR: Das war eher zufällig. In meiner ehemaligen Heimatstadt Göttingen war
    ich ziehmlich umtriebig in Sachen Schlagzeugspielen und es hatte sich
    herumgesprochen, dass ich wohl ganz gut tunen kann. Ich selbst war
    eigentlich überrascht bezüglich des offensichtlichen Defizites vieler
    Trommler in diesem Bereich. Also wurde ich immer öfter gebeten die
    Trommeln von Freunden und Kollegen vor Auftritten oder Studio-Sessions mal
    durchzustimmen. So kam dann eins zum anderen...
    Grundvoraussetzung sollte sein, ein gutes Gefühl zum Instrument zu haben.
    Selbst spielen zu können ist sehr hilfreich, aber nicht unbedingt
    erforderlich. Es kommt sehr häufig nicht nur darauf an, das Instrument im
    Griff zu haben, sehr wichtig ist es auch herauszufinden wie der Künstler
    "tickt". Was ist erforderlich damit er od. sie sich gut fühlen auf der
    Bühne. Der psychologische Aspekt ist hierbei äußerst wichtig. Man sollte
    also in vielen Bereichen ein gutes Fingerspitzengefühl mitbringen.


    DF: Welche Aufgaben hast du als Drumtech und wie gehst du dabei vor?


    RR: Es gibt für mich zwei hauptsächliche Arbeitsbereiche. Live auf der Bühne
    und als zweites den Studiobereich. Im Live-Bereich kommt es zunächst
    darauf an das Instrument immer wieder exakt gleich und sicher aufzubauen
    und alle Einzelteile genau so platzieren, wie es dem Künstler am
    bequemsten ist. Darüber hinaus stimme ich das Schlagzeug sehr genau, damit
    der Tonmann vorne einen guten Sound mischen kann. Dafür ist es zum Teil
    erforderlich häufig die Felle zu wechseln, je nach dem, wie kraftvoll
    jemand drauf haut. Bei einigen meiner Künstler montiere ich bei jeder Show
    neue Felle. Dabei ist es sehr wichtig, daß die Trommel danach immer gleich
    klingt, unabhängig von den äußeren Umständen wie Größe des Saales, der
    Arena, ob drinnen oder draußen, ob irre heiß oder ganz kalt.
    Während der Show beobachte ich dann das Instrument und springe
    gegebenenfalls schnell mal zur Trommel und korrigiere Mikrophonpositionen,
    umgefallene Beckenständer etc.


    Der zweite Bereich ist die Betreuung bei Aufnahmen im Studio. Hierbei wird
    noch mehr auf gutes Tuning geachtet. Darüber hinaus kann man je nach Größe
    der Produktion in Sachen Tönen viel herumexperimentieren. Das heisst,
    verschiedene Charaktere und Sounds an der Trommel auszuprobieren. Welchen
    Bass-Drum Sound bei welchem Song z. B. oder welche Snare setzen wir ein,
    in welchem Bereich klingen die Kessel am besten, etc... Das setzt ein
    großes Abstraktionsvermögen voraus, denn nach meiner Philosophie entsteht
    der Ton vor dem Mikrophon und nicht dahinter. Alles was nach dem Mikro
    passiert, ist "Produktion". Daher versuche ich mit den akustischen Tönen
    vor dem Mikro so nah an das gewünschte Endergebnis wie möglich zu
    gelangen.
    Weiter Aufgaben sind: Materialbeschaffung, Ersatzteileversorgung,
    Kommunikation mit Endorsern usw. Grob gesagt, alles organisieren damit der
    Trommler sich ausschließlich mit dem Spielen zu beschäftigen braucht.


    DF: Wie wichtig ist die zwischenmenschliche Kommunikation als Drumtech?


    RR: Außerordentlich wichtig. Ein sehr großer Faktor ist der "Wohlfühleffekt".
    Um den zu erreichen muß man sehr viel kommunizieren. Es müssen Absprachen
    getroffen werden wie man sich auf der Bühne mit zum Teil sehr großen
    Lautstärken überhaupt verständigen kann. Sehr häufig bin ich das
    Sprachrohr des Trommlers zum Monitormann. Dabei muß ich aus irgendwelchen
    kryptischen Zeichen versuchen zu lesen, was verändert werden soll. Sehr
    lustig zum Teil...


    DF: Wie siehst du die Zukunft der Musikindustrie und was bedeutet
    dabei das Medium Internet?


    RR: Die Zukunft der Musikindustrie...tja, das ist so ein Thema. Eine Zeit
    lang hatte ich die Befürchtung, die Industrie castet sich zu Tode und die
    Herren Bohlen und Konsorten überschwemmen den Markt weiterhin mit völlig
    talentfreien, hochglanzpolierten Silikonprodukten als sog. "Superstars"
    verkleideten Würstchen. Glücklicherweise haben viele Musikfans dieses
    Blendwerk durchschaut und kehren zurück zu denen, die tatsächlich diese
    Kunstform sehr ernst nehmen und denen nicht das Wichtigste ist,
    hauptsächlich ihr eigenes Gesicht im so genannten Musikfernsehen zu
    verbreiten. Es gibt so viele Musikerinnen und Musiker mit sehr viel Talent
    und die auch tatsächlich etwas zu sagen haben. Leider bekommen diese viel
    zu selten die Chance ihr Können zu zeigen, da die Industrie lieber
    schnellen Profit mit Strahler-70-Lächeln, Untergewicht und mit
    Plastiktitten unterfütterter Geistlosigkeit am Strand von Ibiza
    herumhüpfenden Pudelfriseusen macht. Ich kann nur hoffen, daß bald ein
    Umdenkungsprozess einsetzt, und daß die Plattenfirmen wieder etwas wagen
    und langfristiger denken. Letztendlich kann ein "Produkt" auch dann
    profitabel sein, wenn es langsam und stetig gefördert wird und dann dafür
    länger als nur einen Sommer existiert. Die Musik ist ein wertvolles
    Kulturgut, welches über unsere Grenzen hinaus auch als eine Art Spiegel der
    Gesellschaft gesehen wird. Ich kann nur hoffen, dass bei der Beurteilung,
    welchen Stellenwert und welche Qualität unsere Pop-Musik hat, diese
    Auswüchse tumben Ballermanngedudels wenig Beachtung finden.
    Leider hat das Internet auch einen nicht unerheblichen Anteil daran, dass
    Plattenverkäufe im Allgemeinen stark zurückgegangen sind. Es entsteht der
    Eindruck, man sei ein völliger Idiot wenn man heute seine CD´s selbst
    kauft. Völlig ungeniert wird angegeben:“ Die neue soundso habe ich grade
    beim Studienkollegen runtergeladen...“. Viele glauben damit den
    Industriebossen ein Schnippchen zu schlagen. Wie sehr man damit jedoch den
    Musikern und Bands vor´ s Schienbein tritt, gerät völlig ins Vergessen.
    Andererseits kann das Internet natürlich auch ein großes Portal sein mit
    dessen Hilfe sehr viele Menschen erreicht werden können. Es gibt vielen
    Musikern die Möglichkeit sich zu präsentieren und für ihr Produkt zu
    werben. Gegenseitiger Erfahrungsaustausch, Kontakte knüpfen und
    dergleichen sind von großem Vorteil...


    DF: Den Tipp für das Drummerforum?


    RR: Seriös bleiben...

    Meister der Elektronikbeats
    Oli Rubow ist ein engagierter Drummer in Sachen Ästhetik und Sounds von Elektronikbeats, egal, ob diese auf einem akustischen oder elektronischen Set erzeugt werden.
    So arbeitete er Live und im Studio mit den unterschiedlichsten
    "elektronischen Künstlern" und DJs zusammen (u.a. Hattler,
    Turntablerocker, Dublex Inc., De Phazz, F4).
    Am Pfingstsonntag konnten einige DFler in Astheim sich von seinen kreativen Qualitäten während eines von den Teilnehmern hochgelobten Workshops überzeugen. Seine Methoden bei der Klangveränderung zeugen von seiner Phantasie und seiner Suche nach dem Neuen, Ungewöhnlichen.
    Er ist ein interessanter Profi, der sich im Umgang als ganz normaler und sympathischer Drummer-Kollege erwies. Ein Interview war folglich ein Muss.


    Oli bei seinen beiden drummerforum-Workshops im Mai und Juni ain Astheim:


    DF: Wann ging es los mit dem Schlagzeug? Ab wann professionell?


    OR: Den Erstkontakt mit einem Schlagzeug hatte ich als Sechsjähriger, als ich
    mit meinen Eltern auf einer Demo gegen das Kernkraftwerk Neckarwestheim
    mitgelaufen bin. Nachmittags gab es auf der Bühne eine
    Gitarren/Gesangs-Darbietung und plötzlich saß der kleine Oli hinter den
    (sonnengelben!) Drums und hat mitgejammt...
    Konkret angefangen habe ich dann mit zehn Jahren, und zwar auf einem Remo
    Übungs-Kit, sprich auf vier nicht klingenden Tellern, ohne Becken oder
    Fussmaschinen. Aber: ich fand mein Set grandios!
    Ein Jahr später habe ich ein „echtes“ Schlagzeug mit Hihat und Ride
    bekommen, natürlich ein Unterschied wie Tag und Nacht, und ein
    begeisternder Lift aufs nächste Level.
    Bis 15 konnte ich mich nicht so richtig entscheiden, ob ich lieber
    Profi-Fussballer oder Trommler werden will...
    In meiner Heimatstadt Schorndorf (in der Nähe von Stuttgart...) gab es
    zwei Schlagzeuger, die mich beeindruckt und motiviert haben, einmal den
    Kai Richter und dann meinen Lehrer Peter Kumpf. Und da beide
    unglaublich von ihrer Teilnahme am Popkurs in Hamburg geschwärmt haben,
    war mein nächstes Ziel ziemlich klar gesteckt.
    Als ich 1993 dann wieder zurück nach Stuttgart kam, geriet der
    Kontakte-Schneeball ins Rollen, na ja und seitdem lebe ich als
    Schlagzeuger, zunächst im Jazz-Kontext, dann zunehmend in elektronischen Gefilden.


    DF: Warum gerade dieses Instrument, was bedeutet es für dich?


    OR: Als Kind hat mich das Schlagzeug einfach magisch angezogen.
    Aus heutiger Sicht verkörpert das Trommeln für mich etwas sehr
    Ursprüngliches, Klares und Direktes:
    Du sitzt hinterm Set und spielst, der Rhythmus fliesst, du spürst ihn
    prompt körperlich, die Energie überträgt sich in den Raum und plötzlich
    „bewegst“ du deine Zuhörer, lässt sie tanzen oder berührst sie
    emotional...




    Zudem komme ich durch das Trommeln an die/meine verschiedensten
    Grenzen: von filigraner, sensibler Interaktion, über risikofreudiges
    Improvisieren, und heftig-aggressives Power-Play, hinein in zeitlose
    Gefilde und neue Welten, in Trance-artige Zustände...


    DF: Was sind die Vorteile und die Nachteile des "Jobs"?


    OR: Zunächst einmal hast du alle Freiheiten der Welt, du machst dein Hobby
    zum Beruf und entwickelst dich und deinen Stil nach deiner
    Interessenslage weiter. Natürlich musst du dir selbst auch Ziele
    stecken, eine Vision haben, wo du hin möchtest und auch dafür arbeiten,
    d.h. üben, interessiert und offen sein.
    Auf der anderen Seite gibt es aber auch wirtschaftliche und
    gesellschaftliche Zwänge.
    Sprich, du willst ja, und musst, mit dem Schlagzeugspielen dein Geld
    verdienen.
    Du merkst schnell, dass oft Kompromisse und auch Abstriche gemacht
    werden müssen, dass der Weg zu deinen selbstgesteckten Zielen nicht
    unbedingt einfach und schon gar nicht kerzengerade und hindernislos
    verlaufen wird.
    Es ist ein spannender Job, mit vielen Herausfordeungen, Unbekannten und
    Überraschungen...
    Aber zum Glück wird das Risiko belohnt ;)


    DF: : Wie siehst du die Funktion / Rolle des Drummers innerhalb einer
    Band/ eines Projektes?


    OR: Zunächst einmal sehe ich den Trommler als Musiker und Teamplayer.
    Erst im speziellen Kontext bekommt er eine „Rolle“ und muss eine
    bestimmte Aufgabe erfüllen: z.B. das Song-Tempo etablieren, die Band
    zusammen halten, strukturelle Impulse geben, Dynamik verwalten,
    songdienlich begleiten, oder solistisch in den Vordergrund treten...


    Für mich persönlich ist letzlich am wichtigsten, dass es unterm Strich
    groovt, und dass wir, meine Mitmusiker und ich, uns wohl fühlen!


    DF: Wie wichtig ist die zwischenmenschliche Kommunikation und sollte
    ein Schlagzeuger einen ausgleichenden Charakter haben?


    OR: Für mich ist es schwer vorstellbar, nur auf rein handwerklicher Basis,
    inspirierte Musik zu machen. Das Zwischenmenschliche ermöglicht es
    erst, gemeinsam auf ein neues Niveau zu klettern.
    Dialog und Auseinandersetzung sind nötig, gepaart mit den Parametern:
    Ehrlichkeit und Kompromissbereitschaft.


    DF: Wie siehst du die Zukunft der Musikindustrie und was bedeutet
    dabei das Medium Internet?


    OR: Das Internet bietet jedem Musikschaffenden eine super-zugängliche
    Plattform: mit relativ geringem Aufwand bündelst Du aktuelle
    Informationen, Hörbeispiele, einen Shop und einen Download-Store deines
    Projektes.
    Gepaart mit fleissigem Live-Spielen bzw. mit Promotion, kann sich da
    eine funktionierende und unabhängige Alternative zum herkömmlichen
    Plattenfirma-Schema entwickeln. Insofern, und weil ich nicht zum
    erlesenen Kreis der Tonträger-Spitzenverdiener gehöre, interessiert
    mich das ganze Branchen-Gejammer eigentlich nicht.


    Ansonsten schätze ich das WWW als Informations-Pool, Motivations-Börse
    und Kommunikations-Tool.
    In vieler Hinsicht werden Distanzen verkleinert...



    DF: Den Tipp für das DF?


    OR: ...mit offenen Augen und Ohren durch die Musikwelt ziehen:
    sich von unterschiedlichen Seiten aus motivieren lassen, Ideen und
    Konzepte abgucken, Beats klauen, imitieren, nachempfinden und
    schliesslich zu etwas neuem und EIGENEM
    zusammensetzen/weiterentwickeln, sprich zu DEINEM persönlichen Stil.


    Und nie vergessen: es geht um MUSIK ;)



    Das DF finde ich toll, und wünsche ihm ein langes, von der Industrie
    unabhängiges, Bestehen.
    Und zu guter Letzt gibt’s noch ein dickes Lob an die Säulen des DF, an
    die Betreiber und an alle Ehrenamtliche Mitarbeiter!!!
    Hut ab!


    Danke im Namen des DF für das Lob!!!

    Jede Menge Spass und dabei auch noch Geld verdienen
    Bernd Herrann ist mit den Söhnen Mannheims bekannt geworden. Neben Ralf Gustke sorgt er für den Groove bei der Band aus dem Rhein-Neckar-Delta. Bodenständig, bewußt, was er kann und was nicht, hat er viel Spass als Trommler. Auch im Interview überzeugte seine freundliche Art mit einer guten Prise Humor, die nie abgehoben oder gar arrogant wirkte. Während der Musikmesse bei einigen Besuchen des Standes von ICE-Stix und des Drummerforums ergab sich das Interview fast wie von selbst.


    DF: Wann ging es los mit dem Schlagzeug und warum gerade dieses Instrument?


    BH: Seit 1979, genauer gesagt seit dem 29.Dezember. Ich hatte den Beatles-Film „A Hard Days Night“ gesehen und der Ringo hat mich begeistert. Ich dachte, eh, das ist cool, das machste auch. Jetzt siehste, was draus geworden ist.


    DF: Seit wann professionell und was magst du an deinem Job und was nicht?


    BH: Eigentlich habe ich das von Beginn an professionell betrieben, selbst, wenn ich nebenbei Arbeiten gegangen bin. Nur davon leben, was eher Schlecht als Recht ist, kann ich so seit 2001. Ich habe immer davon geträumt berufsmäßig Schlagzeug zu spielen. Es ist einfach ein Privileg; das zu schaffen. Was mir nicht gefällt ist, dass ich zeitweise so lange von der Familie getrennt bin. Außerdem, wenn deine Freunde Zeit haben, bist du unterwegs, wenn du aber mal frei hast, müssen sie arbeiten.
    Das Tourleben macht mir sehr viel Spaß. Ich sage immer, das ist eine Reise, die man so nicht buchen kann. Einfach mit einer Band unterwegs zu sein, das gibt es im Reisebüro nicht. Wer also so weit kommt, kann sich glücklich schätzen.


    DF: Wie siehst die Rolle eines Drummers innerhalb einer Band und was macht einen guten Schlagzeuger aus?


    BH: Eine Band, die einen guten Schlagzeuger hat, hat immer einen aufgeräumten Proberaum, denn das sind die Einzigen, die Müll runtertragen und Aschenbecher leeren, usw. Ich möchte gar nicht sagen, was andere Kollegen so machen in Proberäumen. Aber, hast du einen Schlagzeuger, ist alles sauber.
    Der Schlagzeuger ist das Herzstück der Band. Nach dem sollten sich alle richten. Manche mehr, manche weniger. Im Prinzip dreht sich nicht, wie es aussieht um den Sänger, sondern der Drummer hält die Band am Laufen, wenn der Drummer aufhört, dann fehlt irgendwie was.
    Dein Job ist es, sich an die Vorgaben des Sängers oder Gitarristen, oder wer sonst den Song gemacht hat, zu halten. Wenn du diese Arbeitsweise nicht gewöhnt bist, dann wird sich dein Job schnell erledigen. In einer Band heißt es immer, zwar ein bisschen Ego dabeihaben, aber auch wieder sein Ego zurück zu nehmen. Du musst wissen, wann halte ich mich zurück und begleite den da vorne. Nur, weil jemand von mir möchte, dass ich etwas anders spiele, heißt das ja noch lange nicht, he Bernd, du kannst nichts. Dieser jemand hat vielleicht ein anderes Gespür für diese Stelle in der Musik und da bin ich als guter Schlagzeuger eben auch Dienstleister und mache das, was von mir verlangt wird.
    Ein guter Drummer sollte sich nicht nur mit seinem Instrument beschäftigen, sondern auch viel Musik hören um seinen Horizont zu erweitern. Außerdem, mit einem zu technischem Drumming langweiligst du das Publikum und lediglich die Musikerpolizei kommt auf ihre Kosten. Weniger ist eben meistens mehr. Ich versuche die Leute gut zu unterhalten, ich versuche nicht eine Minderheit im Publikum, die Musikerpolizei, zu überzeugen, dass ich am Schlagzeug ein toller Hecht bin. Wenn die Leute sehen wollen, was ich kann, sollen sie mich im Proberaum besuchen. Das aber interessiert ein normales Publikum nicht. Da kommt es drauf an, dass du einen guten Groove spielst und Übergänge, die die Leute nicht aus dem Takt bringen.


    DF: Wie siehst du die Zukunft der Musikindustrie und was bedeutet dabei
    das Medium Internet?


    BH: Ich denke, der Musikindustrie geht es immer noch blendend, sie müssen neue Wege finden ihre Sachen an den Mann zu bringen. Sie müssten die Teile attraktiver machen. 18 Euro für ein Produkt, das im Internet umsonst zu haben ist, da kann ich schon verstehen, dass die Leute sich die Sachen aus dem Internet holen. Wenn eine CD nur zehn Euro kosten würde, dann sähe das ganz anders aus.


    DF: Den Tipp für das DF?


    BH: Verschiedene Musik hören, auch wenn es am Anfang schmerzlich ist, mal etwas anderes hören. Musiker, die vielseitig sind, werden auch gebucht.


    Weitere Infos findet ihr unter
    http://www.soehne-mannheims.de



    Bernd Herrmann, Pat, DeVante und Oliver Rubow auf unserem Messestand auf der Musikmesse 2005

    Selbstbewust und sensibel
    Hermann Kock war auf dem DF 5.0 und auch auf der diesjährigen Musikmesse u.a. zusammen mit Gerald Stütz zu bewundern. Aber auch als Solodrummer an einem großen Set wusste er zu überzeugen.
    Auf dem Messestand von Wahan war er ein Publikumsmagnet, dem man die Freude an sein Können anmerken konnte. Während des Interviews verstärkte sich der sympathische Eindruck, den er spontan vermittelt.


    DF: Wann ging es los mit dem Schlagzeug und warum gerade dieses Instrument?


    HK:Ich spiele Schlagzeug, seitdem ich 16 Jahre alt bin und weil gerade dieses Instrument mich wesentlich mehr fasziniert hat als z.B. Klavier, das ich auch gelernt habe. Ich habe auch mal Flöte und als allererstes Trompete gespielt. Die Gruppe Chicago hat mich sehr fasziniert und das wollte ich unter anderem am Drumset spielen. Weitere Vorbilder waren Jon Bonham und Mitch Mitchell.


    DF: Ab wann professionell?


    HK:Ab 18 Jahren, ich hatte eine regelrechte Schlagzeugmanie entwickelt, nach der Schule ging ich in den Proberaum, den ich mir selber ausgebaut hatte, ich habe meine Pubertät im Proberaum am Schlagzeug verbracht. Mein erstes Geld verdiente ich mit italienischen Schlagern, bei uns im Dorf wohnte nämlich ein italienischer Gitarrist. Er hatte mich spielen gehört und dann gefragt, ob ich nicht in seiner Band mitspielen wollte. Nach der Schule studierte ich dann in Wiesbaden und dort lernte ich bei Karl Fritsch unter anderem einen vernünftigen Wirbel, dafür werde ich ihm ewig dankbar sein.


    DF: Was liebst du an deinem "Job" und was magst du überhaupt nicht?


    HK: Ich mag die ständige Abwechslung und die permanent neuen Herausforderungen. Früher z.B. habe ich nur Rock gehört bis ein Kumpel mir eine Freejazzplatte vorspielte und das zog mich dann tierisch an. Danach kam dann meine Fusionphase. Während meines Studiums lernte ich den Michael Sagmeister kennen und wir jammten zunächst und gründeten dann das Sagmeister-Trio. Ich tourte drei Jahre mit ihm. Da lernte ich dann, das man immer alles geben sollte und spielen, spielen, spielen. Mittlerweile habe ich meine Neigung zum Solodrumming entdeckt. Peter Gieger war derjenige, der mich drauf gebracht hat. Ich kann eigentlich für mich momentan nur positive Seiten an meinen Beruf entdecken, weil ich es geschafft habe, die ganze Zeit über professionell tätig zu sein und auch noch damit meine Familie zu ernähren, da bin ich richtig stolz drauf. Deswegen spiele ich alles, von Künstlerbegleitung wie z.B. mit Wencke Myhre bis Bebop oder Jazz, alles, weswegen man mich anruft. Ich versuche mir dann kurzfristig, quasi unter Vollgas, die Sachen draufzuschaufeln und das hat bisher immer gut funktioniert. Das mag ich wirklich an meinem Job. Natürlich gab es auch mal Durststrecken, ich war ja nie bei einer Band länger unter Vertrag, ich habe es z.B. nie sehr gemocht, wenn man mich zu sehr vereinnahmen wollte. Ich wollte immer meiner eigener Herr sein und mitbestimmen.


    DF: Wie wichtig ist die Fähigkeit zur zwischenmenschlichen Kommunikation innerhalb eines Projektes? Sollte ein Schlagzeuger einen ausgleichenden Charakter haben?


    HK: Beides beantworte ich mit sehr, sehr wichtig, zum Einem ist die zwischenmenschliche Beziehung mindestens genauso wichtig wie zum Anderen die technischen Fähigkeiten, man sollte spieltechnisch auf einer Ebene sein und sich zudem noch als Freunde bezeichnen können. Das ist natürlich ein großes Idealbild von mir, aber, ich versuche es immer zu erreichen. Je älter ich werde, desto wichtiger ist mir diese Kombination. Ich spiele nicht mehr mit Musikern, bei denen ich zu Beginn das Gefühl habe, es funktioniert nicht, da können die noch so berühmt sein, das ist mir ziemlich egal..


    DF: Wie siehst Du die Funktion eines Drummers in einer Band? Was macht einen guten Schlagzeuger aus?


    HK: Ein guter Schlagzeuger sollte die Stilistik, für die er engagiert wird, solide bedienen sowohl vom Technischen her als auch vom Feeling und sollte versuchen mit dem Bassisten zusammen eine solide Basis zu bilden und wenn ein Sänger dabei ist, sollte er immer so spielen, dass der Sänger optimal klingt. Ich habe ein Gespür dafür entwickelt, denn, wenn Sänger anfangen zu schreien, weil du zum Beispiel zu laut oder auch zu viel spielst, dann ist es vorbei.
    Es ist aber auch wichtig, als Schlagzeuger‚ Druck innerhalb einer Band zu machen, d.h. zu versuchen die Band zu zentrieren, wenn eine Frontperson da ist, zusammen mit dem Bassisten versuchen, dass die Band schön locker durchläuft. Wenn ich die Frontperson akzeptieren kann, dann mache ich alles, was er oder sie sagt, z.B. wenn die Ansage kommt, spiele nur Becken, dann spiele ich nur Becken. Das funktioniert aber wirklich nur, wenn ich die Frontperson akzeptieren kann.


    DF: Wie siehst du die Zukunft der Musikindustrie und was bedeutet dabei
    das Medium Internet?


    HK: Dadurch, dass ich noch nie wirklich von Plattenverkäufen abhängig war, kann ich das nicht wirklich beurteilen. Da ich jetzt aber dabei bin, mein eigenes Trio und anderes zu promoten, ist es wichtig, eine gute Homepage zu haben. Das ist für mich quasi Neuland. Auf meiner Homepage kann man meine Veröffentlichungen wie Bücher und CDs kaufen.
    Der Markt der Galabands und der Künstlerbegleitung ist zusammengebrochen und für mich entstand dadurch ein Loch, ich hatte jedoch insofern Glück, dass ich mit Musikunterricht das ausgleichen konnte.


    DF: Den Tipp für das DF?


    HK: Also, ich bin froh, dass es euch gibt, einige Schüler von mir sind im Drummerforum aktiv, es ist eine gute Quelle, um an Infos zu kommen und um Produktneuigkeiten zu erfahren.
    Sehr wichtig ist, Kontakte zu knüpfen, auch zu anderen Drummern, zu versuchen, zusammen etwas zu machen. Einige meiner besten Freunde sind Drummer, das hätte ich früher nicht für möglich gehalten. Wenn einer mal nicht kann, dann spiele ich für ihn und umgekehrt. Dazu gehört auch, dass du nicht versuchst, quasi hinterrücks die vermeintliche Konkurrenz für einen Job zu ermorden, sondern stattdessen die Leistung anderer respektierst und auch mal zu jemanden hinzugehen und ihm das zu sagen.



    Weitere Infos findet ihr unter http://www.kockrhythm.de

    Bewusstes Sein als Künstler
    Benny Greb ist eine der angesagtesten deutschen Solodrummer. In zahlreichen Workshops und auf Messevorführungen stellte und stellt er sein Können unter Beweis.
    Dabei zeigt er, dass solche Darbietungen nicht öde und trocken sein müssen. Mit seiner lockeren Art versteht er es, das Publikum zwischen seinen Stücken oder Songs zusatzlich zu unterhalten.
    Auch während des Interviews auf der Musikmesse 2005 in Frankfurt konnte er mit seiner freundlichen Art überzeugen. Seine Antworten zeigen, dieser Mensch weiss, was er macht.


    DF: Wann ging es los mit dem Schlagzeug und warum gerade dieses Instrument?


    BG: Ich habe schon überall drauf rum getrommelt seitdem ich denken kann. Es gibt eigentlich keinen Zeitpunkt, ab dem ich sagen kann, ich wollte Schlagzeuger werden. Ein Schlagzeug bekam ich dann mit fünf Jahren und das war natürlich ein Müllteil, aber, es ging dann qualitätsmäßig aufwärts. Man kann sagen, dass ich schon fast 20 Jahre spiele, obwohl ich erst 24 Jahre alt bin und Unterricht habe ich aber erst sehr spät bekommen, nämlich mit zwölf Jahren.
    Ich habe auch andere Instrumente gelernt, aber mit dem Schlagzeug konnte ich mich am Besten identifizieren.


    DF: Ab wann professionell?


    BG: So richtig ohne Unterstützung kann ich davon leben seitdem ich 21 bin.


    DF: Was liebst du an deinem "Job" und was magst du überhaupt nicht?


    BG: Ich mag daran, dass ich mir alles einteilen kann an Zeit und ich mag nicht, dass ich mir alles einteilen kann an Zeit.
    Es ist zum Einen der Riesenvorteil daran, aber eben auch ein großer Nachteil, es ist so, man gerät in Gefahr zu sagen, ich könnte immer noch mehr machen, denn da ist keiner, der sagt, jetzt ist mal Feierabend, denn als Freischaffender setzt du dir das Pensum selbst. Du musst auf dich aufpassen. Du musst auf deine Ernährung aufpassen, gerade, wenn man so jung anfängt wie ich, musst du erst Mal "Scheiße fressen". Es dauert, bist du verstehst, wie du es am Besten machen kannst. Ein Vorteil ist, dass ich etwas mache, was mich emotional berührt, ich mache keinen Job, den ich nicht mag.
    Ich suche mir die Sachen strikt aus, die ich machen will. Das war natürlich nicht immer so, aber, mittlerweile...


    DF: : Wie siehst du die Funktion / Rolle des Drummers innerhalb einer Band
    / eines Projektes?


    BG: Kommt darauf an, allgemein sollte man immer das Passende machen, dass man seine Rolle im Team versteht, sowohl menschlich als auch als Musiker, es ist immer eine zwischenmenschliche Situation, du kannst Menschen sehr verletzen, wenn du ihr emotionales Werk nicht richtig behandeltst. Z.B. auf Tour gibt es da einige, die ins Fettnäpfchen treten. Man muss da sehr behutsam und höflich miteinander umgehen. Sensibilität ist bestimmt 50 Prozent des Jobs. In einer Band sollte man sich nicht als Einzelner verstehen sondern als ein Rad im Uhrwerk. Man sollte das Gesamtkonzept im Kopf haben und nicht nur, stimmt der Sound und die Technik, sondern, wo will die Band hin, wie soll das Album klingen, was für ein Konzept steckt dahinter, wollen die "Retro" sein? Im Prinzip heißt das auf Produzentenebene mitzudenken.


    DF: Wie wichtig ist die zwischenmenschliche Kommunikation und sollte ein
    Schlagzeuger einen ausgleichenden Charakter haben?


    BG: Man sollte vermitteln können und der Drummer ist meist der, der organisatorisch tätig ist. Ich würde nicht sagen, dass andere Musiker das nichts machen, aber, meist sind es die Schlagzeuger. Diplomatie ist das Stichwort.


    DF: Wie siehst du die Zukunft der Musikindustrie und was bedeutet dabei
    das Medium Internet?


    BG: Alles so mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Die Musikindustrie bekommt das, was sie verdient. Es ist wie woanders auch, die Konzentration auf kurzfristige Produkte schafft keine dauerhafte Qualität, Firmen wie z.B. Porsche haben einfach einen anderen Namen, weil die ganz anders wirtschaften, sie gucken nicht nach dem billigsten Preis, sondern auf ihre Qualität. Das ist mir auch wichtig bei den Firmen, mit denen ich zusammenarbeite. Sonor z.B. bringt nicht jedes Jahr Signature-Snares raus, weil sonst die Endorser vielleicht beleidigt sind, sie denken sich etwas dabei und das hat auch etwas mit Qualität zu tun.
    Auf der anderen Seite ist es natürlich auch sehr schade, denn früher hat die Plattenindustrie Bands oder Künstler aufgebaut. Da gab es Budgets für die Nachwuchsförderung, die heute kaum noch vorhanden sind. Man sieht ja, das so Schulen wie die Popakademie, die sehr gut ist, aus dem Boden sprießen, die machen im Prinzip die Arbeit, die früher die Plattenfirmen übernommen haben. Der Vorteil ist, es bleibt so in der Musikerhand. Ich finde aber, da sollte die Plattenindustrie ihre Aufgabe verstehen und mehr mitmischen.
    Das Internet hat den Vor- und Nachteil, dass es für alle zugänglich ist. Es besteht keine Auslese, das Riesenangebot lähmt einen zunächst. Es ist eine Frage des Überblicks.


    DF: Den Tipp für das DF?


    BG: Analysiert euch selbst, guckt, was euch wirklich wichtig ist, ob ihr ein- oder doppelschichtiges Fell spielt, oder ist nicht vielmehr die Art, wie man aufs Fell schlägt viel wichtiger? Ich verstricke mich ja auch immer gerne in solche Diskussionen, aber, habe z.B. mein Drumset verkleinert. Die Frage ist, was lenkt dich ab? Allerdings macht es einem verständlicherweise die Industrie nicht gerade einfach, sie sagen, du brauchst dieses, du brauchst jenes. Deswegen möchte ich jedem diese Selbstanalyse empfehlen, was will ich eigentlich machen, wer bin ich überhaupt, einfach sich mal ein paar Gedanken darüber machen, bewusstes Sein als Künstler.


    DF: Möchtest du noch etwas zu deiner CD sagen?


    BG: Ja! Auf jeden Fall, so nach dem Motto, was machst du gerade?!
    Ich baue mir gerade ein Studio in Hamburg, da werde ich dann endlich wieder einen Raum haben. Ich war in letzter Zeit ziemlich viel unterwegs, habe meine Sets zeitweise in fünf verschiedenen Räumen gehabt, ich möchte da jetzt wieder mehr Ordnung reinbekommen. Ich schreibe ja schon länger, aber, jetzt habe ich endlich angefangen meine eigene Platte zu produzieren, die in diesem Jahr noch fertig werden soll. Ich wollte ja schon eher fertig sein, aber, ich habe jedes Instrument ausarrangiert und dann durch meinen "Gesang" ersetzt. Wenn z.B. die Gitarre einen Vier-Töne-Akkord hatte, musste ich diese vier Töne einsingen. Das ist natürlich ein tierischer Aufwand, aber, es macht Spaß und klingt einfach gut. Außerdem lerne ich ziemlich viel dabei. Hier auf der Musik-Messe habe ich ein Teil davon schon performt.
    Außerdem habe ich die Ehre als zweiter Deutscher nach Marco Minnemann auf dem Montreal-Drum-Festival zu spielen.


    Weitere Infos findet ihr unter
    http://www.bennygreb.de

    Verrückt nach dem Schlagzeug!
    Gerald Stütz war unter anderem zusammen mit Hermann Kock auf dem Drummerforumstreffen 5.0 zu bewundern. Seine freundliche Art, auch in hektischen Situationen wie zum Beispiel auf der Musikmesse in Frankfurt eine gewisse Ruhe auszustrahlen, macht ihn zu einem angenehmen DFler namens Jerrytrommler. Beim Wechseln zwischen Vorführungen auf dem Messestand von Wahan und dem von Bosphorus gelang es, von ihm ein Versprechen zu bekommen, die Fragen zu beantworten. Dies geschah dann nach der Messe fast unverzüglich. Danke!



    DF: Wann ging es los mit dem Schlagzeug?
    GS: Begonnen hat es mit 14, so richtig klassisch auf Mutters Kochtöpfen und
    selbstgeschnitzten Stöcken!


    DF: Warum gerade dieses Instrument, was bedeutet es für dich?
    GS: Mich hatten schon immer die Schlagzeuger fasziniert die ich live, oder im
    Fernsehen gesehen habe. Ich war und bin schon immer verrückt nach Schlagzeug
    gewesen, so daß es für mich klar war, dieses Instrument zu wählen. Was es für mich
    bedeutet? Wenn andere in Kneipen und Discos gingen, habe ich lieber geübt...

    DF: Ab wann professionell? Was sind die Vorteile und die Nachteile des "Jobs"?
    GS: So "richtig" professionell zu spielen begann ich 1992, als ich nach meinem
    Musikstudium an der staatl. Hochschule für Musik Köln eine Stelle im
    Orchester bekam.
    Ich sehe als festangestellter Musiker fast nur Vorteile! Ich kann es mir
    leisten nebenher Projekte zu spielen, die mich auch wirklich interessieren, und
    nicht jeden Mist anzunehmen, nur damit ich die Miete zahlen kann! Ein kleiner
    Nachteil ist, daß ich praktisch niemals irgendwo als festes Bandmitglied
    einsteigen kann, da ich fast immer Abends mit dem Orchester zu spielen habe! Aber ich
    helfe in meiner freien Zeit öfter in anderen Bands/Orchestern aus, wenn mal
    Not am Mann ist. Da spielt man dann halt alles "vom Blatt"!


    DF: Wie siehst du die Funktion / Rolle des Drummers innerhalb einer Band / eines Projektes?
    GS: Es ist in Bands wie in Orchestern das Gleiche: Den Laden
    zusammenhalten, das Gespür für die anderen Musiker und, was ganz wichtig ist, für die eigene
    Lautstärke zu entwickeln. Gerade im Orchester muß man manchmal extrem leise
    spielen, aber trotzdem mit "Druck" immer das Beste geben!


    DF: Wie wichtig ist die zwischenmenschliche Kommunikation, muss ein Schlagzeuger
    einen ausgleichenden Charakter haben?

    GS: Natürlich ist es wichtig mit anderen Musikern gut kommunizieren zu
    können, sei es auf musikalischer, oder zwischenmenschlicher Ebene! Dies ist leider
    nicht immer einfach und ich rate jedem sich selbst anzuschauen. Wie wirke ich auf
    andere? Eine gesunde Selbstkritik ist hier angebracht, denn leider liegt es
    manchmal auch an einem selbst und NICHT immer nur an den Anderen! Wir alle
    haben mal schlechte Tage! Bei mir ist es jedenfalls so, daß ich zuerst einmal den
    Fehler bei MIR suche wenn etwas nicht in Ordnung ist auf menschlicher od.
    musikalischer Ebene, DANN erst bei Anderen.



    DF: Wie siehst du die Zukunft der Musikindustrie und was bedeutet dabei das Medium Internet?
    GS: Bei der Musikindustrie, speziell im Schlagzeug-Sektor, ist es heute leider
    nicht mehr so, daß es darauf ankommt auf dem Instrument gut zu sein! Es kommt
    eher darauf an, daß man einen bekannten Vater/Mutter hat, in einer Band spielt
    die jetzt gerade mal ein bißchen bekannt ist,oder jemand dem Chef einer Firma
    sympatisch ist. Und diese Leute werden dann mit Endorsements regelrecht
    zugeschüttet! Mir wäre es peinlich, wenn ich nur auf Grund meines
    Bekanntheitsgrades und nicht wegen meiner Qualitäten als Drummer von den Firmen gepusht zu
    werden. Da werden DvDs aufgenommen von irgendwelchen 20 jährigen Newcomern oder
    andere nehmen DvDs auf mit dem Titel " Die Kunst des ....." Das würde ich mir
    jetzt mit 40 nicht erlauben, diese Selbstüberschätzung! Es gibt nun wirklich
    andere Drummer, die in meinen Augen schon aufgrund ihrer Geschichte eher diese
    Titel für Bücher oder DvDs nehmen "dürften"! Aber wahrscheinlich wird es von
    der Industrie diktiert, was man als Titel nehmen darf und was nicht!
    Das Internet ist eine hervoragende Sache, man kann sich z.B über Produkte
    informieren, was früher so nicht möglich war. Toll finde ich auch manche
    Musikerforen wenn sachlich diskutiert wird und man sich gute professionelle Informationen
    holen kann.A ber selbst dort sollte man aufpassen,es gibt dort auch
    Zeitgenossen, die sich selbst auf diesem Wege eine gewisse Popularität verschaffen
    wollen und sich als Forenkönige aufspielen wollen. Dies finde ich eher
    abstossend, da ich eher danach gehe wie jemand spielt und nicht wie jemand von Katalogen
    abschreibt!


    DF: Den Tipp für das DF?
    GS: Ganz wichtig finde ich einen guten Lehrer! Einer, der gut spielt UND gut
    unterrichtet! Dafür sollte man schon in Kauf nehmen für eine Unterrichtsstunde
    600 km hin und zurück zu fahren! Wichtig sind auch Snaretechnik, Notenlesen, in Vereinen/Bands
    spielen, egal welcher Stil, Klavier lernen für das harmonische Verständnis und sich
    andere Schlagzeuger anhören, nicht NUR die Bekannten! Es gibt so viele
    unglaublich gute Drummer, die die wenigsten kennen!


    Weitere Infos: http://www.geraldstuetz-home.com/

    Die wichtigeste Sache der Welt
    Matthias Tenthoff oder vielmehr Matzdrums ist sicherlich vielen von Euch schon länger bekannt, man könnte ihn als eine Art Urgestein des Forums bezeichnen. Mit Rat, Tat und einer eigenen Meinung, die er zu vertreten weiss, ist er als DFler aktiv. Besonders seine Musicfiles, die er in der Hörzone bereitstellt, beweisen die Qualität seiner Kunstfertigkeit. Bei zahlreichen Treffen in Astheim bot sich immer die Gelegenheit mit ihm entweder zu fachsimplen oder einfach nur Spass zu haben. So ist es denn auch nicht erstaunlich, dass Matzdrums auch auf meiner Wunschliste der Interviewpartner aus dem Drummerforum zu finden war.



    DF: Wann ging es los mit dem Schlagzeug?
    MT: Los mit der Musik so mit 8 oder 9, wenn ich mich recht entsinne. Mein Cousin hatte dieses Schlagzeug, da habe ich schon als 4-jähriger drauf rumgeklopft. Meine erste Handlung bestand darin einen kaputten Stick durchs Snare-Fell zu kloppen. Irgendwann hat der mir dann dieses Set geschenkt und es konnte losgehen.


    DF: Warum gerade dieses Instrument, was bedeutet es für dich?
    MT: Nun, ich glaube das das Schlagzeug das Instrument mit der größten dynamischen Bandbreite ist. Ich kann mich am Schlagzeug am besten musikalisch ausdrücken. Für mich ist Musik die wichtigste Sache auf der Welt. Und da mein Instrument das Schlagzeug ist, ist Schlagzeugspielen für mich eben die wichtigste Sache auf der Welt.


    DF: Ab wann professionell? Was sind die Vorteile und die Nachteile des "Jobs"?
    MT: Ich hab mit 9 als Trompeter in einer Marschkapelle auf dem St. Martins-Umzug meiner Schule mitgemacht und dafür 20 Mark bekommen. Davon konnte ich mir eine Schallplatte kaufen (ich glaube es wurde eine von „Kiss“). Da war mir klar, was ich werden wollte. Professionell bedeutet für mich, mit Schlagzeugspielen seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Das ist bei mir so seit 1997, glaube ich. Mein Beruf macht mir einen Riesenspaß, allerdings hat man nie dann Freizeit, wenn das Gros der Mitmenschen Freizeit hat. Dafür kann man morgens ausschlafen, das kommt mir als absoluter Nachteule ziemlich entgegen. Problematisch ist auch die Einkommenssituation. Einen Grundstock habe ich natürlich durch den Unterricht, aber Einnahmen durch Konzerte etc. sind halt schwer planbar. Und Reich wird man auf die Tour garantiert nicht. Aber ich habe alles, was ich brauche. Es gibt auch niemals diesen Alltagstrott. Jeder Tag läuft anders, das empfinde ich als großes Geschenk. Ich bin bis jetzt noch niemals Mittags aufgestanden und habe meinen „Job“ gehasst, das ist doch was.


    DF: Wie siehst du die Funktion / Rolle des Drummers innerhalb einer Band / eines Projektes?
    MT: Ich denke das der Drummer (und damit meine ich der Einfachheit halber auch weibliche Schlagzeuger) DAS Bindeglied ist. Es gibt sicherlich schlechte Bands mit guten Schlagzeugern, aber es gibt keine gute Band mit einem schlechten Schlagzeuger. Als Schlagzeuger habe ich so viele Möglichkeiten auf die anderen Musiker einzuwirken wie niemand sonst. Ich kann auf einen Solisten reagieren oder selber agieren und dadurch Solisten fordern. Ich kann eine Melodie unterstützen oder sie zerstören. In einer Big-Band zb. gibt es einen Leader, in einem Orchester gibt es einen Dirigenten, aber wenn der Schlagzeuger eine andere Idee von der Musik hat wird die Band folgen. Das finde ich einerseits grossartig, andererseits ist das natürlich eine ganz schöne Verantwortung. Wenn der vierte Hornist in einer Symphonie Grütze spielt merkt das kaum einer. Wenn der Solopauker sich verdaddelt hört das jeder.


    DF: : Wie wichtig ist die zwischenmenschliche Kommunikation und sollte man einen ausgleichenden Charakter haben?
    MT: Musik funktioniert nur über Kommunikation. Mit manchen Menschen funktioniert das besser als mit anderen. Mit jemandem, den ich persönlich gut kenne, kann ich viel besser zusammenspielen, weil ich weiss, was er denkt und derjenige weiss, was ich denke. Diese Form von non-verbaler Kommunikation hab ich schon mit einigen Leuten erlebt und wundere mich doch jedes Mal darüber. Das sind dann die Momente, wo das Ego geht und die Musik kommt. Ich bin ein ziemlich harmoniesüchtiger Mensch, aber es hat schon einige Situationen gegeben, in denen ich einfach den Kram hingeschmissen habe. Bei Gigs ist es manchmal absolut von Nöten zu vermitteln, weil es im Publikum nun wirklich niemanden interessiert, ob der Basser den Pianisten nicht gut leiden kann. Auf der anderen Seite lasse ich mir bestimmt nicht alles bieten, Geschissen auf Geld und Ruhm, wenn die Chemie nicht stimmt entsteht auch keine Musik.


    DF: Wie siehst du die Zukunft der Musikindustrie und was bedeutet dabei das Medium Internet?
    MT: Ich habe mit der Musikindustrie gottlob nicht viel am Hut. Was ich aber sehe ist, dass Musik heutzutage genauso produziert und verkauft wir wie Waschpulver oder Schuhe. Niemand geht Risiken ein, niemand investiert in junge Bands. Das ist der absolute Todesstoss. Ein Label verlangt heutzutage Demos in einer Qualität, die man nur noch auf CD pressen muss Aber die Technologie ist halt da. Jeder und seine Mutter hat mit einem Aldi-PC und einem Internetzugang die Möglichkeit sendefähiges Material zu produzieren. Das ist einerseits fantastisch, andererseits ist dadurch die Erwartungshaltung der Labels extrem hoch. Musik verkaufen hat heutzutage in erster Linie mit Halbwertzeiten zu tun. Das Demo muss 3 Hit-Singles haben, Budgets werden nicht mehr für Studiozeit sondern für Medienschmiere und Video-Rotationen rausgehauen und alle wollen schnell Geld verdienen. Wenn man sich z.B. die ersten Alben von U2 oder die erste Police-Platte anhört, so etwas fliegt beim A&R heutzutage nach 10 Sekunden in die Tonne. Billiger Trash wird in die Charts gehievt, Künstler kommen entweder fertig zum Label oder gar nicht, es geht um Titten und Ärsche und den aktuellen Trend. Musik an sich findet ja quasi nur noch als Subkultur statt, der Song ist Beigabe zum visuellen Spektakel. Das Internet als Vertriebsweg ist sicherlich eine fantastische Sache, aber da trennt niemand die Spreu vom Weizen und die Perlen die es gibt muss jeder mühsam finden und sich dabei durch pop-up verseuchte Müllseiten kämpfen. Wer hält das aus? Oder durch? Musik ist eine Ware, die man inzwischen frei haus bekommt, quasi nebenbei. Ich kenne Leute, die haben 400 gebrannte Scheiben im Regal und bezeichnen sich selbst als „Musikfans“. Das geht gar nicht. Ein Künstler hat das Recht für seine Leistung bezahlt zu werden. Leider werden im Moment meist Pappnasen fürs Hüftwackeln entlohnt.


    DF: Was bedeutet es für dich als Lehrer zu arbeiten und mit welchem Ansatz
    vermittelst du dein Wissen und dein Können?

    MT: Ich unterrichte gerne, ich glaube das ist eine Art Berufung. Ich versuche zu jedem Schüler einen individuellen Zugang zu finden, um jedem auf seine Art zu zeigen, wie großartig es ist Musik zu machen. Das bedeutet z.B. das ich nicht nach „Schema F“ verfahren kann, weil bei jedem Schüler die Gewichtung eine andere sein muss. Ich habe auch einige Schüler mit ADS (Anmerkung DF: Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom), da muss ich mich entsprechend drauf einstellen. Oft ist es so, dass eine Schlagzeugstunde quasi zur Therapiestunde wird, weil meine Schüler natürlich auch ihre persönlichen Probleme und Schwierigkeiten mit zum Unterricht bringen. Da sind dann häufig ganz andere Qualitäten gefragt als das Erklären von Paradiddles.


    DF: Den Tipp für das DF?
    MT: Weniger Diskussionen um Marken und mehr Diskussionen um Musik fände ich prima. Klaut soviel wie möglich Ideen bei anderen Schlagzeugern und seid offen für Neues. Und hängt nicht so viel vor dem Rechner sondern geht auch mal ne Runde üben ;)


    Dank an Matzdrums für das schnelle Beantworten der Fragen.



    Immer wieder ein Earcatcher: MT bei Workshops auf den Forums-Treffen ....................... und zusammen mit Ulf Stricker beim GigPig Tauglichkeits-Test

    Jeden Tag seinen Traum leben


    Bodo Stricker, der Bruder von Ulf, war ebenfalls auf der Musikmesse in Frankfurt auf verschiedenen Bühnen zu sehen und natürlich zu hören. Wie sein Bruder hat er das Trommeln im Blut. Im Drummerforum ist er als Dr.Doublekick unterwegs. Auch wurde er bei verschiedene Treffen in Astheim gesichetet. Es war an der Zeit, den offenen und sympathischen Trommlerkollegen ein paar Fragen zu stellen.



    DF: Wann ging es los mit dem Schlagzeug?
    BS: Ich glaube ich hab angefangen als ich so 10 oder 11 war. Genau weiß ich das nicht mehr. Ich hatte ja nie Unterricht und hab die meisten Sachen durch anhören-probieren, anhören-probieren usw. erlernt. Zu dem Zeitpunkt habe ich auch noch Klavier gespielt.


    DF: Warum gerade dieses Instrument, was bedeutet es für dich?
    BS: Ich hab es laut meiner Eltern schon als kleines Kind geliebt auf Sachen rumzutrommeln, von daher lag es wohl nah. Ich wollte ausserdem immer mit anderen zusammen Musik machen. Klavier war aufgrund meines Lehrers für mich zu sehr mit klassischer Musik behaftet also musste was anderes her ;o)
    Was es für mich bedeutet ist schwer in Worte zu fassen. Es ist quasi mein Lebensinhalt, meiner Art mich auszudrücken, mich zu "therapieren"...


    DF: Ab wann professionell? Was sind die Vorteile und die Nachteile des "Jobs"?
    BS: Richtig professionell wurde es ab Herbst 2002 als ich bei Final Virus eingestiegen bin. Da ging es dann direkt auf 2 monatige Deutschland Tour, die Messen in Ibbenbüren und Frankfurt und später dann ja auch nach China.


    Die Vorteile sind definitiv, dass man jeden Tag seinen Traum leben kann, immer coole neue Leute kennenlernt, etwas von der Welt sieht und man den Leuten etwas geben kann, wenn sie zu deinen Konzerten kommen. Sie können einfach mal für ein paar Stunden den Alltag vergessen und aus sich raus gehen, das ist ein tolles Gefühl, wenn man es schafft Leute dazu zu bewegen.
    Nachteile sind in meinem Fall der unsolide Lebenswandel, also zuwenig Schlaf, unregelmäßiges Essen, etc.. Ausserdem muss man wohl dafür geboren sein aus dem Koffern zu leben, heute dieses Hotel, morgen das, ständig neue Umgebungen, usw.. Und wie ja alle hier wissen, die das mit dem Trommeln etwas ernster betreiben: Beziehungen sind auch immer kritisch *L*


    DF: Wie siehst du die Funktion / Rolle des Drummers innerhalb einer Band / eines Projektes?
    BS: Ich denke das der Drummer eine der wichtigsten Figuren innerhalb einer Band ist. Wenn der Drummer seinen Job nicht ordentlich macht, dann taugt die Band oft nichts. Wenn er nicht groovt und das Timing scheisse ist, kann der Gitarrist noch so cool sein, oder der Sänger, es wird trotzdem nicht gut klingen. Umgekehrt hab ich schon mittelmäßige Bands gesehen die durch einen guten Drummer enorm aufgewertet wurden. Der Drummer sollte also die Zügel in der Hand haben, das Tempo bestimmen und, natürlich zusammen mit dem Basser, für das nötige Fundament sorgen.


    DF: Wie wichtig ist die zwischenmenschliche Kommunikation, muss ein Schlagzeuger
    einen ausgleichenden Charakter haben?

    BS: Kommunikation ist immer wichtig. Um mal meinen Bruder zu zitieren: Sprechenden Menschen kann geholfen werden. Wenn wir z.B. an neuen Songs arbeiten, werden die Parts und das Arrangement immer zur Diskussion gestellt. Kommunikation ist meiner Meinung nach innerhalb einer Band das A und O, damit alles richtig funktionieren kann. Ob es nun der Drummer sein muss der einen ausgleichenden Charakter hat, sei dahin gestellt, aber es hilft sicher so jemanden in der Band zu haben, der vermitteln kann und eine relativ neutrale Position hat.


    DF: Wie siehst du die Zukunft der Musikindustrie und was bedeutet dabei das Medium Internet?
    BS: Diese Frage ist sicherlich schwer zu beantworten. Für meinen Teil kann ich sagen, das das Medium Internet sehr wichtig ist. Unbekannte Bands haben z.B. ein Forum um sich vorzustellen. Es kommt oft vor, dass ich auf eine Band stoße, einen Song von ihnen runterlade, ihn gut finde und mir daraufhin die CD kaufe. Ich denke auch das Portale wie "Itunes" eine gute Sache sind um die illegalen Downloads zumindest ein wenig einzudämmen. Meiner Meinung nach würde es sich für die Plattenfirmen bezahlt machen, mal wieder längerfristig zu planen und eine junge Band langsam aufzubauen anstatt immer nur irgendeinen Schrott zu casten, ihn auf den Markt zu werfen und das schnelle Geld abgreifen zu wollen. Die Leute wollen Qualität. Hat ein Act nur einen Hit, warum dann die CD kaufen, wenn alles gleich klingt? Würde man eine Band aufbauen, über einen längeren Zeitraum hinweg und keine Schnellschuss Platte machen, dann würde die Qualität der Songs steigen und das Produkt für den Konsumenten wieder interessanter werden. Es sind schließlich alt eingesessene Acts wie Grönemeyer, Williams, Sting und Gabriel, die unglaublich viele Platten verkaufen weil die Leute wissen, dass sie da Qualität bekommen. Wer braucht da schon Gracia, Vanilla Ninja, Nu Pagadi und wie sie alle heissen.. Vielleicht wäre es auch gut, wenn CDs wieder billiger würden.


    DF: Auf der Messe konnten wir dich zusammen mit deinem Bruder erleben. Spielt ihr öfter zusammen und worin liegt
    der Reiz, mit jemandem aus der Familie zu spielen?

    BS: Leider können wir nicht so oft zusammen spielen, wie wir das gerne machen würden. Wir arbeiten allerdings, wenn es unsere Zeit erlaubt, an einem Duo Projekt mit 2 Schlagzeugen und haben auch schon einen kurze Show in Gladbach getrommelt. Es hat sich auch schon ein Management mit Booking und allem gefunden, das sehr großes Interesse an der Sache hat.
    Der Reiz liegt sicherlich darin das man sich seit Jahren kennt (DUH!!) und von daher auch weiß, was der andere spielt, kann, nicht kann, sein Timing, Groove, etc.. Es passt einfach alles viel besser zusammen, weil eine wortlose Kommunikation vorhanden ist.


    DF: Den Tipp für das DF?
    BS: Zuerst sollte man erwähnen, dass das Forum eine super Sache ist. Ich habe sehr großen Respekt vor den Machen und Betreuern, obwohl ich mir nur annähernd vorstellen kann wieviel Zeit und Arbeit in diesem Forum und dem drumherum steckt!
    Meine Tipps wären, viel und konstant üben, auch wenn es nur eine Stunde am Tag ist (Practice Pad zu Hause ist ne super Sache), viel verschiedene Musik hören damit man nicht festgefahren ist und alle Einflüße für sich nutzen kann und an sich selbst und seine Sache zu glauben. Klar ist es oft frustrierend und entmutigend, aber auf der anderen Seite wird man irgendwann für seine Arbeit belohnt. Keep it up!


    Vielen Dank an Bodo, dass er sich Zeit genommen und die Fragen sehr schnell zurück geschickt hat.



    Bodo Stricker und 00Schneider auf unserem Stand bei der Musikmesse Frankfurt 2005



    Bodo live mit 2$Haircut

    Mensch bleiben und offen für Einflüsse
    Auf der diesjährigen Musikmesse in Frankfurt hatte Ulf Stricker u.a. die Möglichkeit in der Festhalle seine faszinierenden Solokünste zu zeigen. Schon ein Jahr zuvor machte er mit seinem großen Set, dass er wirklich gut zu bedienen versteht, auf sich aufmerksam. Dem Drummerforum ist er besonders verbunden und als Metalfusion schreibt er fachkundige Beiträge.
    Der eine oder andere DFler hat ihn als netten, umgänglichen und immer hilfsbereiten Zeitgenossen zu schätzen gelernt. Höchste Zeit für ein Interview!

    DF: Wann ging es los mit dem Schlagzeug?
    US: Meinen ersten Trommelunterricht bekam ich im Sommer 1988. Das war allerdings klassischer Unterricht.
    Meinen ersten "echten" Setlehrer bekam ich 1993.


    DF: Ab wann Profi? Was sind die Vorteile und die Nachteile des "Jobs"?
    US: Nun ja, also professionell, seit dem ich mich entschieden hab, zu studieren, also seit 1997.
    Vorteile: Es macht einen Riesenspaß und man kommt viel rum und ist unabhängig.
    Nachteil: Dadurch, dass man viel rumkommt, hat man nicht immer so viel Zeit für seine bessere Hälfte,
    wie man das gern hätte. Außerdem schwankt die Höhe meines monatlichen Einkommens doch erheblich...


    DF: Was bedeutet das Instrument für dich?
    US: Das Instrument bedeutet für mich ALLES!
    :o) Nein, im Ernst: Ich mag es, vom Set aus zu dirigieren, das Ruder in der Hand zu haben oder auch mal völlig
    schleifen zu lassen. Außerdem liebe ich den Sound!



    DF: Wie siehst du die Funktion / Rolle des Drummers innerhalb einer Band / eines Projektes?
    US: Schlagzeug ist ein Begleitinstrument. Ich sehe den Drummer als Dirigenten, der einfühlsam mit
    seinen Mitmusikern kommunizieren sollte und offen ist für deren Einflüsse.


    DF: Wie wichtig ist die zwischenmenschliche Kommunikation, muss ein Schlagzeuger
    einen ausgleichenden Charakter haben?

    US: Generell finde ich die Chemie innerhalb einer Band wichtig. Wenn ein Typ ein A...loch ist,
    kann der noch so gut spielen, mit dem will ich nichts zu tun haben. Ich bin ein harmoniebedürftiger Mensch
    und verhalte mich in einer Band auch so.
    Allerdings sollte man sich als Schlagzeuger auch nie musikalisch in den Hintergrund drängen lassen.
    Die Wichtigkeit eines guten Grooves für einen Song wird oft unterschätzt.


    DF: Wie siehst du die Zukunft der Musikindustrie?
    US: Ehrlich gesagt hoffe ich inständig, dass die ganzen großen Plattenfirmen den Bach heruntergehen,
    damit es endlich wieder komplett mündige Musikkonsumenten gibt. Ich sehe das immer bei meinen Schülern.
    Ich spiele denen einmal eine gute Jazz- oder Fusionplatte vor, und dann will selbst der coolste Typ mehr davon
    und fragt sich, warum er nie erfahren hat, dass solche Musik überhaupt existiert. Mir ist es so oft geschehen,
    dass gerade auch im Popbereich der letzte Sch... gepusht und die richtig guten Sachen werden nicht mal angehört.
    Das gleiche gilt für die unglaublich arroganten Herren bei vielen Radiosendern, die meist ohne erkennbaren Grund
    wirklich gute Sachen einfach nicht spielen wollen und das selbst in sogenannten "Newcomer" Sendungen. Sorry, dass
    ich das sagen muss, aber EinsLive ist, was solche Leute angeht, ganz weit vorne. Da könnte ich Stories erzählen,
    die würden jedoch den ganzen Rahmen hier sprengen.
    Das Internet wird immer wichtiger, denn hier hat man mit ein bisschen Glück auch die Chance, als Musiker,
    der nach Qualität strebt, auch wahrgenommen zu werden. Viele Künstler verkaufen einen Großteil ihrer CDs mittlerweile
    übers Internet.



    DF: Auf der Messe konnten wir dich zusammen mit deinem Bruder erleben. Spielt ihr öfter zusammen und worin liegt
    der Reiz, mit jemandem aus der Familie zu spielen?

    US: Wir spielen öfter zusammen und arbeiten auch an ein paar Duetten. Ich kenne meinen Bruder ja nun schon
    etwas länger ;-p und weiß, was er kann und was er gerne spielt und er weiß das, was mich betrifft.
    Mit diesem Hintergrund kann man wunderbar zusammen Ideen entwickeln.
    Des weiteren hat mein Bruder eine sehr frische Art zu trommeln, was auch sehr viel damit zusammenhängt,
    dass er als Autodidakt komplett aus dem Bauch heraus spielt.


    DF: Den Tipp für das DF?
    US: 1. Seid immer und überall freundlich und loyal zu Euren Mitmusikern. Wenn man über Leichen geht,
    kommt man gerade als Freiberufler nicht weit.


    2. Es wird immer Leute geben, die besser sind. Bescheidenheit ist eine Zier!


    3. Lernt erst mal ordentlich 2 und 4 hauen, bevor Ihr Euch so Schwachfug wie Stöcke drehen etc. draufschafft
    bzw. endlose Diskussionen um Freehand, Möller usw. übers Knie brecht.
    Für die ganzen Sachen zahlt Euch kein Mensch auch nur einen Cent!


    4. Als Schlagzeuger sollte man in erster Linie eines machen:
    MUSIK!



    Dank an Ulf, dass er sich nach der Messe Zeit fürs Interview genommen und die Fragen unkompliziert und sehr schnell beantwortet hat

    Jeden Gig so spielen als wäre es der Letzte


    Armin Rühl dürften die meisten als Drummer von Herbert Grönemeyer kennen.
    In seiner Heimat im Rhein-Neckar-Delta ist er zusätzlich als reger Trommler
    unterwegs mit verschiedenen Bands (z.B. mit seiner eigenen namens Stahl)
    und Formationen. Wer ihn live sieht oder sich mit ihm unterhält, erfährt,
    dieser Mensch liebt seinen Job, es ist kein Beruf sondern eine Berufung.


    DF: Wann ging es los mit dem Schlagzeug?
    AR: Los ging es mit der kleinen Trommel, 1964, da war ich sieben Jahre alt. Bei der örtlichen
    Blaskappelle spielte ich die Marschtrommel. Das war insofern ganz gut, dass meine
    erste Erfahrung mit einer Band ein Orchester mit 36 Leuten
    war. Mit zwölf Jahren hatte ich dann zum ersten Mal ein komplettes Schlagzeug
    bekommen. Seitdem habe ich nicht mehr aufgehört zu trommeln. Man hatte gesagt,
    irgendwann gibt sich das mit dem Schlagzeug, irgendwann wird er vernünftig und lässt
    diese Spinnerei sein, aber, das war nicht so! Jetzt bin ich bald 50 und immer noch nicht
    vernünftig!
    Es heißt ja auch Schlagzeugspielen, es hat also etwas kindliches. Wenn ich zu meiner
    Tochter sage, ich muss heute Spielen gehen, andere Väter sagen, ich muss Arbeiten
    gehen, dann denkt sie, das Leben als Erwachsener kann nicht so schlimm sein, wenn
    Papa noch spielt.


    DF: Ab wann Profi?
    AR: Das war am 01. September 1978, da habe ich bei Edo Zanki angeheuert. Davor habe ich
    die mittlere Reife gemacht und Industriekaufmann gelernt und habe nur auf eine Chance
    gewartet, dass ich das hinter mir lassen kann. Ich war so 19 und stand noch unter
    Fuchtel von meinem Vater, der Zanki hat eine Band für eine Deutschlandtour
    zusammengestellt und jedem Musiker 1500 DM monatlich garantiert. Damals hatten die
    Plattenfirmen noch Geld. Jedenfalls, als Industriekaufmann verdiente ich 100 Mark
    weniger und hatte somit einen Grund zu meinem Vater zu sagen, dass ich als Musiker
    mehr verdiene.
    DF: Das konnte er nachvollziehen?
    AR: Äh, nee, ich bin dann zuhause rausgeflogen! Zehn Jahre lang war ich Profimusiker, bevor
    ich beim Herbert Grönemeyer eingestiegen bin. Ich hatte in der Zeit nie eine große
    Wohnung, andere Luxus war auch nicht drin, kein Auto, kein Urlaub, das habe ich aber
    auch nicht gebraucht. Ich war frei, ich war Musiker und brauchte morgens um sieben
    nicht aufstehen. Ich war das, was ich schon immer sein wollte, ich hatte mir meinen
    Schülertraum erfüllt, denn kein Mensch braucht morgens um sieben einen Schlagzeuger.
    Nächte um die Ohren hauen, kein Problem, aber, morgens will ich ausschlafen.


    DF: Was bedeutet das Instrument für dich?
    AR: Es ist mein Medium. Ich konnte es mir nicht aussuchen, bei mir war es
    definitiv in die Gene eingegraben worden. Ich nehme jeden Gig Ernst und spiele so,
    als wenn es mein letzter wäre, egal, ob mit Grönemeyer oder irgendeiner kleinen Band
    auf einer Hochzeit. Alle Gigs, die ich zuvor gespielt habe, waren nur dazu da, um diesen
    einen so gut wie möglich spielen zu können. Vor einem Gig mache ich mir bewußt, wie die
    Umstände sind, d.h. wie groß ist der Raum, die Band und welche PA steht da. Dann frage
    ich meine Trommeln, wer mitmöchte. Manchmal schreit dann aber auch eine, die eigentlich gar-
    nicht zu den Bedingungen des Gigs paßt.
    Ich habe musikalische Großeltern, da könnte es herkommen, keine Ahnung. Ich
    weiß nur, dass ich immer Trommler sein wollte. Meine erste Erinnerung ist, dass mein Opa
    mich vor dem großen Röhrenradio gesetzt hat und die Musik durch mich durchging und
    ich konnte nicht anders, als mir Kochlöffel zu besorgen und zu der Radiomusik zu spielen,
    da war ich vielleicht mal gerade drei Jahre alt. Das war und ist bei mir definitiv eine
    Berufung. Ich war berufen zum Trommler, fertig!
    In den 80ern zählte das Aussehen live mehr als die Qualität, ich spielte ein Pearl Export
    mit Chromfolie, weil das am besten aussah. Ich war ja Pearl-Endorser bis 1998 Willi
    Wahan kennenlernte. Er hat mir einen Prototyp seines Buchenholzsets zur Verfügung
    gestellt. Das war eine Offenbarung, jetzt hatte ich endlich das Schlagzeug, nachdem ich
    schon solange gesucht hatte. Zwischen mir und dem Hörer ist nichts mehr, was
    unzulänglich ist. Es macht mir richtig Spaß, auf den Sets von Wahan zu spielen. Übrigens
    habe ich das erste Set bestellt und selbst bezahlt, ich wollte es unbedingt haben, egal,
    was es kostete. Das Set hat mich beeinflusst, früher sah es nach einem Gig rund um
    mein Set aus wie im Hasenstall, kaputte Stöcke und so. Ich spiele immer noch mit Druck,
    aber mittlerweile mache ich nichts mehr kaputt, keine Felle mehr und auch keine Becken
    mehr. Die Mensch-Platte habe ich mit einem Schlagzeug und einer Snare aufgenommen,
    früher hatte ich bis zur acht Snares dabei. Das war schon recht nervig, die alle
    durchzuprobieren beim Soundcheck, da tat mir schon mal nach acht Stunden die Schulter
    weh und nervöser wurde ich dann auch. Das ist zum Glück vorbei, die Wahan-Snare ist
    so flexibel, da reicht nur eine. Normalerweise mache ich heutzutage keine langen
    Soundchecks mehr, zur Freude aller Beteiligten.



    Armin Rühl beim DF5.0 erklärt seine Welt des Trommelns


    DF: Stichwort Studio, produzierst du auch?
    AR: Ja. Das Studio habe ich schon lange, das haben wir 1984 gebaut, zehn Jahre später
    haben wir da auch eine Grönemeyer-Produktion gemacht. Heutzutage ist es aber wegen
    der technischen Entwicklung fast unmöglich , mit einem Studio Geld zu verdienen und
    der ganze Markt ist mittlerweile auch stark zerbröselt. Es gibt auch kaum noch Bands, die Wert
    darauflegen zusammen einzuspielen und dann womöglich noch analog. Der Trend geht zu MP3.
    Da braucht man keine teuren Mikrophone mehr, denn die Daten sind ja reduziert und die
    Hörgewohnheiten ändern sich.


    DF: Wie siehst du die Zukunft der Musikindustrie?
    AR: Finster, es gibt kaum noch Plattenlabels, die Geld in eine Produktion stecken und
    Liveclubs sind auch rar, du kannst als Musiker nur übers Internet versuchen, deine Aufnahmen
    zu verkaufen. Heute als Musiker überleben zu wollen, ist sehr hart, denn gerade für Drummer
    gibt es kaum Studiojobs. Das war in den 70ern ganz anders.



    DF: Wie siehst du die Funktion / Rolle des Drummers innerhalb einer Band / eines
    Projektes?

    AR: Der Drummer sollte der Puls sein, den Beat geben. Das kann auch jenseits der Musik
    sein. Ich war nie ein Trommler, der sich nur so hinter dem Schlagzeug gesetzt hat,
    sondern, auch beim Herbert, will ich mich einbringen, mein Verständnis von Rhythmus
    und meine Energie der Band zu Verfügung stellen. Das ist mein Job! Man muss sich aber
    unterordnen können, wenn jemand ganz klare Vorstellungen davon hat, wie sein Song
    klingen muss. Als jüngerer Mensch hatte ich damit meine Probleme und war schnell
    aufbrausend. Mein Schlüsselerlebnis war, dass der Bassist bei Edo Zanki zu mir sagte, ich
    sollte den Groove mal so und so spielen, das ging in Richtung das, was Steve Gadd
    damals machte. Ich war erst mal beleidigt, dass der mir sagen will, wie ich zu spielen
    habe. Dann habe ich den Groove aber doch so gespielt und der Song wurde später in der
    Fachpresse besprochen und es wurde ausdrücklich der geile Groove erwähnt, der wurde
    mir zugeschrieben. Nur ich wusste, das war gar nicht mein Groove, sondern der des
    Bassisten. Daraus habe gelernt, auch mal auf den Bassisten zu hören. Ein guter Bassist
    steht ja neben dem Drumset und hat eine Vorstellung, wie der Song klingen sollte.


    DF: Wie wichtig ist die zwischenmenschliche Kommunikation, muss ein Schlagzeuger
    einen ausgleichenden Charakter haben?

    AR: Ja, klar, das ist definitiv so. Mir kommt zugute, dass mein Aszendent Waage ist, ich habe
    den Drang, immer auszugleichen und zu vermitteln, das ist für die Teamfähigkeit sehr
    wichtig. Musik wird ja meistens im Team hergestellt. Neurotische Sänger oder
    ausgeflippte Gitarristen soll es ja auch geben. Aber, in der Band bin ich arg dem Team
    verpflichtet und versuche nicht nur mit meinem Instrument zu vermitteln, sondern auch
    zwischenmenschlich. Wenn das ein Trommler kann, dann ist das eine gute Sache. Das ist
    vielleicht genauso wichtig wie die Trommelkunst selber. Das heißt, du musst auch
    menschlich mit den anderen klarkommen und kannst nicht z.B. arrogant sein. Das muss
    man sich erarbeiten.
    Wir Trommler sind ein eigenes Volk und ich bin stolz darauf, dass ich dazugehöre. Bei
    meinen Reisen durch die Welt und durch die Zeiten habe ich festgestellt, dass Trommler
    auf der ganzen Welt Brüder sind. Wir sind wie von einer Familie. Z.B. in Afrika wurde ich
    gefragt nach meinem Beruf und als ich antwortete, Schlagzeuger, holten sie die
    Trommeln raus und los ging die Jamsession. Wir schoben uns die Licks zu. Große Sache,
    auf so etwas stehe ich.


    DF: Den Tipp für das DF?
    AR: Als Schlagzeuger vielseitig sein, verschiedene Stile spielen und hören, sich eine große
    stilistische Bandbreite erarbeiten, gerade, wenn du jung bist. Leise spielen ist auch sehr
    wichtig, eine große Dynamik ist sehr wichtig. Was mich aufregt, wie Schlagzeuger ein
    Stück kaputtprügeln, das kommt nicht gut rüber, denn sie spielen nicht angemessen. Das
    muss zu der Musik und dem Sound der Band passen. Es muss auch zum Raum passen, in
    einem Raum mit viel Hall kann ich nicht so draufdreschen wie im Proberaum. Da musst
    du dich zurücknehmen.
    Deswegen ist es auch wichtig, nicht nur im Proberaum sondern möglichst viel auf
    verschiedenen Bühnen in verschiedene Situationen zu spielen, nur so bekommst du die
    nötige Erfahrung.
    Ich habe ein gutes Buch zuhause, "The big beat" von Max Weinberg, der Drummer von
    Bruce Springsteen. Der hat große Drummer wie Bernhard Purdie interviewt, da erfährst
    du viel Hindergrundwissen.



    Armin in action


    Vielen Dank an Armin und an das Session in Walldorf, dessen Chef Harry Schubkegel uns
    selbslos sein Büro für das Interview zur Verfügung stellte.

    Arbeiten für und mit Drumheros


    Im Rahmen einer Werksbesichtigung bei Sonor in Aue bei Bad Berleburg hatten Worf und ich die Gelegenheit, den Artistrelation-Manager Milan Goltz ein paar Fragen nicht nur zu seinem sehr interessanten Job zu stellen.
    Für manch einen ist es sicherlich ein Traumjob, denn er hat weltweit mit etlichen Drumheros zu tun.
    Allerdings hat auch dieser Job seinen Preis, denn Milan Goltz ist z.B. viel unterwegs und kann seine Freizeit nicht langfristig planen.
    Aufgeschlossen und freundlich beantwortete er die acht Fragen. Wir möchten uns dafür bedanken,
    dass er sich Zeit für uns genommen hat, obwohl er im Rahmen seines Berufes sehr viel um die Ohren hat.


    DF: Bist du ein Schlagzeuger und wenn ja, wie lange spielst du schon?


    MG:Mit sieben Jahren habe ich angefangen, insgesamt neun Jahre ekam ich
    Unterricht. Mit 16 dann hatte ich meine erste Band, das war gar nicht so
    einfach, denn es ist etwas anderes, dass musste ich lernen, ob man alleine
    oder mit anderen zusammen spielt. Bis 20 spielte ich in mehreren Bands,
    wobei das Problem war, Leute zu finden, die technisch auf dem selben Niveau
    wie ich spielten. Das Angebot war eh nicht so groß, ich wohnte
    in einer ländlichen Gegend, entweder war ich besser oder die anderen spielten auf
    einem höheren Niveau. Zur Zeit habe ich leider keine Band.


    DF: Was bedeutet das Instrument für dich?


    MG: Für mich ist das Schlagzeug eine Möglichkeit mich künstlerisch
    auszudrücken, es ist sozusagen meine erste und einzige Liebe in Sachen
    Instrumente, ich spiele nichts anderes. Heute ist es für mich eine
    Möglichkeit der Entspannung.


    DF: Wie siehst du die Rolle eines Drummers innerhalb einer Band?


    MG: Der Drummer ist der versteckte Dirigent, die Basis. Er hält alles
    zusammen oder eben nicht, wenn ein Gittarist einen Fehler macht, werden die meisten
    das nicht hören, wenn der Drummer jedoch sich verspielt, dann
    bekommt das Publikum das mit.
    Wichtig ist außerdem, dass die Chemie zwischen den Musikern stimmt. Ich
    hatte das Glück, innerhalb einer solchen Band zu spielen, leider brach sie
    dann auseinander, als wir uns wegen Studium und Beruf in alle Richtungen
    verstreuten. Es muss also auch menschlich passen.


    DF: Welche Voraussetzungen gab es für deinen Job und worin liegen deine Aufgaben?


    MG: Das ist nicht so einfach zu beantworten, denn es gibt kein
    ausgeschriebenes Stellenprofil für meine Tätigkeit hier bei Sonor. Nach dem
    Abitur machte ich eine Ausbildung zum Industriekaufmann und begann danach
    ein Studium in Kanada. Schwerpunkt war die Webentwicklung, also Informatik
    zielgerichtet für das Internet. Nach dem Abschluss hatte ich verschiedene
    Jobs, unter anderem bei Plattenlabels. Wichtig für meinen Job sind auf
    jeden Fall gute Fremdsprachenkenntnisse, da ich Endorser weltweit betreue.
    Zu meinen Aufgaben zählt die Betreuung unserer Endorser, das kann auch
    heißen, ich baue ein Set für einen Workshop auf und ab. Wenn ein Teil über
    den Musikfachhandel kurzfristig nicht zu bekommen ist, fahre ich auch schon
    Mal quer durch die Republik und bringe es einem Endorser. So etwas passiert
    meist am Wochenende. Daneben kümmere ich mich auch um die Akquise von neuen
    Endorsern.
    Ein weitere Aufgabenschwerpunkt ist die Budgetverwaltung für die
    Endorsersets, da kommt mir meine kaufmännische Ausbildung zugute, ich mache
    auch die Bestandsführung. Das Verständnis für Finanzen ist sehr wichtig.
    Außerdem bin ich für die Organisation von Workshops verantwortlich. Dazu
    gehört auch, bei der kurzfristigen Absage eines Endorsers für Ersatz zu
    sorgen. (Anmerkung des DF: Das ist ihm letztes Jahr sehr gut gelungen, als Jojo
    Mayer und Benny Greb einsprangen und einen sehr interessanten Workshop
    u. a. im Rockshop Karlsruhe boten) Dann wäre da noch das Sponsoring,
    wofür ich auch verantwortlich bin.
    Zu meinem Job gehört das viele Reisen, es ist kein 8-16 Uhr –Job mit einer
    starren 40-Stunden-Woche und die Freizeit ist nicht wirklich planbar.



    DF: Warum hast du dir diesen Job ausgewählt?


    MG: Nun, eigentlich habe ich ihn nicht direkt ausgewählt, es war
    folgendermaßen: Ich hatte einen virtuellen Drumset-Builder in Flash
    entwickelt und stellte das Tool bei Sonor vor. Die Präsentation verlief
    sehr gut und wir kamen ins Gespräch. Ich fragte u. a., ob sie nicht noch Leute
    suchen würden und ob ich etwas bei Sonor machen könnte. Schließlich sollte ich
    eine Bewerbung schicken. Ich hörte einige Zeit nichts, dann hörte mein Vorgänger auf
    und ich wurde gefragt, ob ich mir diesen Job zutraue.
    Ich wurde ins kalte Wasser geschmissen und mein erster wichtiger Termin
    war die Musikmesse in Frankfurt, das war 2003. Ich brauchte natürlich Zeit,
    bis ich alles raushatte, wie dieses und jenes z.B. auf einer Messe funktioniert.
    Ich bin fast auf mich alleine gestellt, d.h. ich habe keine Mitarbeiter und
    arbeite direkt mit der Geschäftsführung sowie den anderen Abteilungen
    wie z. B. der Produktentwicklung zusammen. Unterstützt werde ich lediglich z.B. in
    den USA durch den dortigen Vertrieb.
    Wichtig ist, dass ich auf meine Erfahrungen, die ich bei den Plattenlabels
    machte, zurückgreifen konnte, aber, mein Job bei Sonor ist doch wesentlich
    produktbezogener.


    DF: Wie wichtig ist in diesem Zusammenhang der Umgang mit anderen Menschen für dich?


    MG: Sehr wichtig neben der Musik. Bei Sonor gefällt mir das angenehme
    Betriebsklima, dass auch im Umgang miteinander deutlich wird. Zu Beginn
    unterliefen mir natürlich Fehler, statt mich fertig zu machen, wurde sich
    Zeit genommen und zusammen nach Lösungen gesucht. Ein Grund hierfür ist
    sicher die familiäre Struktur, die immer noch bei Sonor zu finden ist.
    Der Umgang mit den Endorsern macht sehr viel Spaß, vor allem, wenn mal Zeit ist,
    sich zusammen zu setzen. Dann erzählen sie Geschichten aus ihrem
    Schlagzeugerleben und das ist schon sehr interessant bis unterhaltsam. Der
    persönliche Kontakt macht letztendlich ein Endorsment aus.


    DF: Zum Schluss, wie handhabt ihr bei Sonor das Thema Endorsment?


    MG: Wir sind bestrebt eine langjährige Zusammenarbeit aufzubauen
    und Loyalität ist dabei sehr wichtig. Bei uns gibt es nur ein Vollendorsment,
    d.h., wir stellen das Set. Andere Firmen bieten ja an, dass man Sets zum
    Einkaufspreis bekommen kann. Das machen wir nicht, denn dafür ist uns der
    Fachhandel zu wichtig. Der Fachhandel ist sozusagen unser Auge und Ohr
    direkt beim Kunden und wir wollen ihn nicht verärgern.
    In Frage kommen entweder Bandplayer, wenn eine Band über einen längeren
    Zeitraum erfolgreich ist und z.B. mit Autogrammstunden etwas für uns tun
    kann oder sogenannte Drummers Drummer, das sind Schlagzeuger mit Reputation,
    die dann z.B. Workshops machen.



    Milan Goltz und Worf im Sonormuseeum

    Musik, die einfach Spaß macht


    Kaiserslautern


    Zu den bekanntesten deutschen Drummer im Jazz ist sicherlich Wolfgang Haffner zu zählen. Nicht zuletzt wegen seiner Fähigkeit, sich dem Bandkontext unterzuordnen und sich nicht permament in den Vordergrund spielen zu wollen, ist er ein Schlagzeuger mit Vorbildcharakter. Im Rahmen seiner aktuellen "Zooming"-Tour bot sich Forumsmitglied Sebomaniac die Gelegenheit vor einem Konzert im Kammgarn in Kaiserslautern Wolfgang Haffner ein paar Fragen zu stellen. Ausserdem konnte Sebomaniac noch ein paar Bilder schießen.


    DF: Du bist ja gerade mit Deiner Band auf Tour um das neue Album vorzustellen, wie läuft die Tour denn bis jetzt, wie ist die Resonanz auf Tour und Album?


    WH: Also bis jetzt extrem gut. Die Platte kommt auch sehr, sehr gut an draußen, was wiederum hilft, dass die Tour auch ein Erfolg wird, weil entsprechend mehr Leute auf die Konzerte kommen. Die Reaktionen seitens des Publikums sind sehr positiv. Es ist eine komplett neue Band und ich bin sehr glücklich, wie wir zusammen spielen. Wir haben extrem viel Spaß auf der ZOOMING Tour!


    DF: Was erwartet denn die Zuhörer, wenn sie zu einem Gig von Euch kommen?


    WH: Erstens mal alle Stücke vom Album „Zooming“, zusätzlich spielen wir noch ein paar von den älteren Songs, aber im Prinzip ist es ja die Vorstellung der Platte in Live-Version.
    Musikalisch einzuordnen ist es schwer. Es sind rockige Elemente drin sowie Ambient Sounds, Loungeartige Sounds, teilweise hypnotische Grooves, loop-artig gespielt, die sich auch im Prinzip nicht großartig verändern. Das ganze ist mit Improvisation obendrüber versehen.


    DF: Für die, die Deine Vita noch nicht kennen, wann und wie ging´s los mit dem Schlagzeug?


    WH: Ich hab angefangen als ich 6 war. Mein Vater war Kirchenmusikdirektor und hatte ein Schlagzeug für die Gemeinde angeschafft, das stand dann bei uns in der Wohnung. Dann war´s natürlich klar, dass ich mir von allen Instrumenten, die bei uns in der Wohnung rumstanden, mir das Schlagzeug ausgesucht habe, nicht die Posaune meiner Schwester oder die Trompete meiner Mutter. Dann hab ich einfach jahrelang vor mich hingedengelt. Die erste Band, auf die ich stand, war The Sweet, ´ne Teenie Band aus den Siebzigern. Der Schlagzeuger hat mich sehr beeindruckt da er ein großes Ludwig Schlagzeug mit 2 Bassdrums spielte. Ich hab so vor mich hingetrommelt bis ich zwölf war, dann hatte ich ´nen Lehrer in Nürnberg für drei Jahre und dann noch einen anderen, den auch so für drei Jahre. Das war’s.


    DF: Wann ging´s denn los Richtung „Profi-Musiker“ ?


    WH: Das ging eigentlich los am letzten Schultag, als die Abschlussprüfungen geschrieben waren hat der Tourbus mich original vor der Schule abgeholt. Bin dann mit der damaligen Band auf Tour gegangen und seither sehr viel auf Tournee. Der erste richtig professionelle Gig allerdings war dann ein Jahr später mit Albert Mangelsdorff. Da ging’s dann richtig zur Sache. Mit Mangelsdorff spiele ich seit ´84, danach hab ich viel mit amerikanischen Jazzmusikern gespielt,. Ende der 80er wurde ich Drummer bei Doldinger´s Passport, Herbolzheimer Big Band, Chaka Khan Band, Konstantin Wecker Band... Im Laufe der Zeit hab ich im Jazzbereich in jeder maßgeblichen Band in Deutschland gespielt.


    DF: Mit den eigenen Stücken, der eigenen Musik, kam das aus eigenem Antrieb oder hat jemand von außen gesagt „mach doch mal....“ ?


    WH: Neee, das kam schon aus eigenem Antrieb. Ich hab früh angefangen Klavier zu spielen, auch als ich 6 war, parallel zum Schlagzeug. Ich hatte einen Deal mit meinen Eltern, ich durfte Schlagzeug spielen, allerdings musste ich auch Klavier lernen. Dafür bin ich heute sehr dankbar, denn durch das Klavierspielen kam ich auch zum Komponieren.


    DF: Zu den schlagzeugspezifischen Themen. Was bedeutet für Dich das Instrument ?


    WH: Früher dachte ich, das der Sound eines Trommlers allein vom Instrument kommt. Aber: Das Instrument ist lediglich dazu da, meinen Sound, den ich in mir habe, zu transportieren. Da hilft natürlich gutes Equipment. Schlagzeug, Becken und Felle sind die Verbindung zwischen Schlagzeuger und Publikum. Ich hab sehr viele Beispiele gehört, bei denen irgendwelche Trommler auf ihrem eigenen Instrument gespielt haben und dann zum Beispiel auf Festivals auf komplett anderem Equipment. Die klangen trotzdem genau so wie immer. Es ist, im ersten Moment eigentlich egal, welche Becken oder welches Schlagzeug man spielt. Der eigene Sound ist wichtig. Es interessiert auch niemanden, ob Du nun ein weißes Ambassador oder ein clear oder Pinstripe oder was auch immer spielst. Natürlich kriegst Du mit einem weißen Ambassador gewisse Sounds raus, aber wenn Du nicht weißt, wie Du draufhauen sollst, wenn Du keine Vorstellung hast vom Sound, dann wird es auch nie klingen, egal was Du da drauf schraubst. Ich seh´ das immer als Kette. Am Anfang ist der Musiker, dann geht es weiter mit den Stöcken, Schlagzeug, Becken etc.... Wenn diese Kette optimal ist, dann klingt es natürlich auch optimal. Also von daher hat das Instrumentarium natürlich Wichtigkeit, aber im Zweifelsfall ist der Mensch wichtiger als das Instrumentarium. Zum ersten mal richtig aufgefallen ist mir das auf einer Tournee nach Afrika. Da war ich 14, bin mit dem Gospel-Posaunen Chor nach Afrika gefahren. Wir haben im Busch ein Konzert in einer Kirche gespielt und dann kamen so ein paar örtliche Musiker und haben da getrommelt. Die haben sich die Trommeln selber aus irgendwelchen Hölzern geschnitzt. Das Klang mördermässig. Wir hatten halt auch so ein paar Congas und Bongos dabei, wo halt von uns jemand leidlich drauf rumgetrommelt hat. Dann hat sich einer von den Musikern eine von den Congas gekrallt und das klang genau wie mit seiner eigenen Trommel. Ich hab´ das dann wieder aus den Augen verloren, da ich in dieser Zeit dem Werbewahnsinn der Industrie verfallen war. Sobald ich mal wieder 50 Mark gespart hatte, habe ich wieder ein billiges Becken gekauft und so weiter. Ich hatte dann irgendwann 20 Becken ´rumliegen, die konnt´ ich eh nicht alle spielen, in sofern war´s eigentlich völliger Blödsinn. Ich habe die Fachmagazine gelesen, da hieß es „das Neueste, das musst Du haben , dann bist Du cool“ und blablabla. Aber das hat sich dann im Laufe der Zeit gelegt. Die Trommler sollten sich mit Equipment nicht verrückt machen, allerdings sollten sie natürlich Yamaha, Paiste, Remo und Vic Firth spielen (*lacht). Ich bin in der glücklichen Lage, dass ich genau die Instrumente bekomme, die ich spielen will. Ich habe bei diesen Firmen genau das gefunden, was meinen Sound unterstützt. Deswegen spiele ich diese Firmen... ABER es kann natürlich jemand auch auf anderen Instrumenten gut klingen, das ist klar.


    DF: Was macht Dir denn am meisten Spaß, große Besetzung wie WDR Big Band, wo ich letztens z.B. das Konzert mit Wolfgang Niedecken gesehen hab, oder Combo Besetzung?


    WH: Mich interessiert einfach nur gute Musik. Das Niedecken-Projekt war super. Ich hab viel Filmmusik getrommelt, das hat Spaß gemacht. Mit meiner eigenen Band macht es natürlich extrem viel Spaß, mit Till Brönner und Nils Landgren ist es ebenfalls super. Ich habe über die Jahre sehr viel Bigband gespielt, auch das gefällt mir sehr gut. Worauf ich keine Lust habe ist im klassischen Orchester zu sitzen und Pauken spielen. Ich hab das früher ab und zu gemacht, mein Vater hat Orchesterkonzerte in der Kirche organisiert, Weihnachtsoratorium und so.... Aber ich könnt mir das nie vorstellen im Orchester meinen Dienst zu schieben...furchtbar...
    Gute Musik ist für mich Musik der irgendeine Art von Groove zugrunde liegt. Und ich mag harmonische Musik, weil ich mit Johann Sebastian Bach aufgewachsen bin, das hat, glaube ich, stark abgefärbt.


    DF: Wie siehst Du die Funktion eines Drummers in einer Band?


    WH: Zunächst mal einen Groove so legen, das jeder gut draufspielen kann.... Ansonsten musikalisch gestalten. Dynamisch gestalten kann der Trommler mehr als jeder andere, also sollte er es auch tun. Ich find alle Schlagzeuger langweilig, die sich nur hinsetzen und nur irgendwelche Technik runterspielen, die sie jahrelang geübt haben. Bei allem Respekt vor jemandem der das jahrelang gemacht hat. Ich hab auch eine zeitlang sieben, acht Stunden am Tag geübt. Da gibt´s ja welche, die betreiben das viel extremer, die dann zehn, zwölf, vierzehn Stunden üben. Aber leider ist bei den meisten dieser Herren die Musik nicht sehr ausgeprägt. Ich hab mich, Gott sei dank, relativ früh davon befreit. Ich übe heute kaum Technik, ab und zu spiele ich als Warm-Up ein bisschen Paradiddle. Alleine üben finde ich grausam langweilig. Am Liebsten übe ich mit einer Band und mache Musik.


    DF: Also lieber ne Jamsession als 2 Stunden im Proberaum.... ?


    WH: Genau, Muss man aber vorsichtig sein, wenn man so was in der Öffentlichkeit verbreitet, weil, Du brauchst natürlich einen gewissen Grundstock um überhaupt draußen antreten zu können, das ist auch klar. Das technische Niveau ist heute wesentlich höher als vor 20 Jahren.... Aber die Musik ist nicht wesentlich besser, das sollte einem zu denken geben.


    DF: Gibt´s Drummer aus dem deutschsprachigen Raum, deren Spiel Dir besonders gefällt?


    WH: Es gibt ein paar, die ich extrem gut finde. Flo Dauner spielt hammermäßig, Oli Rubow, macht sehr interessante Soundgeschichten am Schlagzeug, Bertram Engel, Ralf Gustke, u.v.a.
    Es gibt wirklich viele gute Trommler bei uns! Mit Ralf war ich letztes Jahr bei Yamaha in Japan, wir haben Signature-Snares bekommen, die zur Messe vorgestellt werden.
    In Amerika gibt´s natürlich unfassbar gute Trommler, aber Tatsache ist auch, dass bei uns Typen rumlaufen, die ebenbürtig sind. In Amiland hab ich unglaublich viel gelernt, mit einigen der großen Musiker getourt und aufgenommen, das war natürlich ne gute Schule. Die letzten Jahre hab ich viel in Skandinavien verbracht, mit Nils Landgren gespielt. Ist natürlich auch klasse, aber man darf auch nich vergessen, was man selbst eigentlich machen will. Es laufen halt immer noch sehr viele Klons rum, früher war die Weckl–Zeit, da klang dann jeder zweite wie Weckl, unter anderem ich, ich war auch so ein verrückter Weckl-Anhänger, das war so Mitte der 80er, als der auftauchte. Ich habe das vielleicht nie so perfektioniert wie andere, aber ich war auf dem gleichen Trip. Einfach üben, üben, üben und akkurat, und schnell, das hat mir auch was gebracht. Dann war Weckl auch wieder mal ein bisschen mehr out, ich weiß jetzt nicht, wer aktuell der Typ ist, dem alle nacheifern....interessiert mich auch nicht. Es ist ja auch wichtig von den andern zu lernen, aber, wenn Du mal Interviews liest oder mit den Jungs sprichst, zum Beispiel mit Weckl oder irgendwelchen anderen, die eben auch über den amerikanischen Tellerrand rausschauen....da fallen da schon Namen wie Thomas Lang. Ok, der ist jetzt aus Österreich, ist ja auch egal, ich zähl´ den jetzt mal als einen von uns, Marco Minnemann sowieso, mein Name taucht da auch mal ab und zu auf und einige andere. Die kriegen das also sehr wohl mit, das es hier auch gute Typen gibt.
    Steve Smith hat mich neulich mal als seinen Sub für eine Tour mit Randy Brecker/Bill Evans All-star Band angerufen. Der wusste, dass es da jemanden gibt, der das sehr wohl spielen kann.
    Das hat hier keiner mitgekriegt, weil wir in Deutschland nicht gespielt haben.
    Ich kann nur appellieren, dass sich die Trommler aus diesem Land auch mal mit ein bisschen Selbstwertgefühl hinstellen und sagen „hey, wir haben auch was zu sagen“ und nicht immer nur kopieren, was alle anderen sowieso letztendlich besser machen. Wenn Du was kopierst wirst Du nie so gut wie das Original, logischer Weise. Also bis zu einem gewissen Grad inspirieren lassen und kopieren um zu lernen ist ja klasse, aber dann mit Deinem eigenen Kopf und Herz was eigenes machen, dann kann auch wieder was Neues entstehen. Das möchte ich euern Lesern noch ans Herz legen.


    DF: Thema Equipment. Wie sieht das typische Wolfgang Haffner Setup aus?


    WH: 22er Bassdrum, 10“ oder 12“ Toms, 14“ oder 15“ als Floor. Meistens spiele ich neben meiner 13“ Snare Drum eine kleine zweite Snare. Dieses Set, welches ich auf der Zooming Tour dabei habe, hat Yamaha speziell für mich gebaut. Das ist eigentlich das Standard Set für mich.
    Becken spiele ich die Traditionals von Paiste, Light Ride, 20“ oder 22“. Dann hab ich noch ein altes Flat Ride, Sound Creation, coole Serie. 15“ Medium Light Hihats aus der Traditional Serie. Thin Crash aus der Traditional Serie 18“ und 19“. Stöcke bin ich bei der Tour wieder bei SD4 Combo von Vic Firth gelandet. Ich wechsele hin und wieder, hängt auch von der Musik ab....bei dem Rockpalast-Konzert mit Niedecken habe ich 5A gespielt. Bei meiner Band ist das schon eher mal filigran, da spiel ich dann lieber dünnere Stöcke.
    Felle spiele ich die weißen Ambassador, nachdem ich auch alle möglichen durchhatte im Laufe der Jahre, Pin Stripe ganz früher, dann viele Jahre Emperors, dann war ich bei den clear Ambassador und jetzt seit zwei, drei Jahren die weißen. Die find ich sehr schön, weil die ´nen besonderen Oberton erzeugen. Ich dämpfe die Toms auch nich´ mehr so wie früher. Bisschen Moongel teilweise oder ganz offen. Mikrophone benutze ich von Beyerdynamic, die klingen super und sind praktisch.


    DF: Zum Abschluss: Gibt es DEN Tip von Wolfgang Haffner für die Trommelgemeinde?


    WH: Musikalisches üben. Ich hatte nie ein richtiges Übungsprogramm, aber wenn ich so was jetzt machen würde: Wenn man zum Beispiel 4 Stunden Zeit zum üben hat, dann zum Beispiel eine Stunde Technik und 3 Stunden mit Musik. Play-Along oder einfach zu Platten und CDs spielen. Beim Üben immer aufnehmen und anhören! Wir sind Gott sein dank Menschen und keine Computer, deshalb sollte man nicht alles bis ins Kleinste zerpflücken. Natürlich muss man mit Click oder Sequenzer spielen können, aber die musikalische Aussage ist wichtiger als dass jeder Schlag 150% exakt is. Das kann Logic oder Pro Tools sowieso besser.



    Wolfgang Haffner am Set



    Wolfgang Haffner in Aktion



    Die Wolfgang Haffner Band



    Setup


    Vielen Dank an Sebomaniac und Wolfgang Haffner für das Interview.

    Ein besonderer Mensch - ein genialer Drummer


    Oktober 2004/Februar 2005 Karlsruhe/New York


    Im Oktober letzten Jahres bot sich die Gelegenheit,
    mit Jojo Mayer nach einem Workshop im Rockshop Karlsruhe nach der
    Überreichung des obligatorischen DF-Schlüsseldingens eine paar Fragen und
    Gedanken auszutauschen. Seine freundliche Art, sich Zeit zu nehmen,
    beeindruckte nachhaltig. Ein gute Prise Humor schaffte zudem eine lockere
    Atmosphäre.

    So dauerte es auch nicht lange (die Fragen bekam er am 07.02.05), bis Jojo per
    Email die folgenden Fragen beantwortete, obwohl der Kosmopolit
    (er lebt in New York) großen Terminstress hatte und hat.
    Dafür gebührt ihm Respekt und ein großes Dankeschön!


    DF: Für die, die Deine Vita noch nicht kennen, wann und wie ging´s los?


    JM: Ich habe so mit 1 1/2 Jahren angefangen 'rumzutrommeln auf allen Möglichem.
    Meine Eltern haben mir dann irgendwann einmal eine Snare und eine Hihat
    besorgt, als ich das Mobiliar zu sehr in Mitleidenschaft gezogen habe. Damit
    habe ich dann zu Platten und zum Radio gespielt, so alles von den Beatles
    bis zu Sinatra. Wir lebten damals im fernen Osten in Hongkong, wo mein Vater
    (Bassist Valy Mayer) Musical Director des Hilton Hotels war.
    Dann haben sie mich regelmäßig in die Clubs mitgenommen, wo ich auch bei
    Jamsessions mitspielen durfte.
    Ich habe das Glück gehabt, in meiner frühen Kindheit immer von sehr viel
    guter Musik umgeben zu sein und kriegte von Früh an den ganzen 60's
    Soundtrack mit von den Beatles über Ellington, Tito Puente zu James Brown,
    Aretha Franklin, Ray Charles, Miles Davis, usw. und bis zu Sinatra. So hab ich halt
    immer schon gespielt...


    DF: Wann ging´s denn los Richtung „Profi-Musiker“?


    JM: Mit 18 kriegte ich meinen ersten internationalen Gig bei Monty Alexander.
    Ich spielte in dem Jahr unter anderem auch mit Nina Simone und Dizzy
    Gillespie.


    DF: Komponierst du auch und wenn ja, woher nimmst du deine Ideen?


    JM:J a ich schreibe auch. Die Ideen kommen aus ganz verschiedenen
    Richtungen. In letzter Zeit orientiere ich mich eher wieder an klassischem Material, aber
    ab und zu auch am elektronischen Sektor.
    Aber mittlerweile gelange ich immer mehr zu dem Punkt, wo ich die Ideen aus
    meinem Unterbewusstsein "heraussprudeln" lassen kann. Die Ideen und
    Inspirationen dazu kommen immer seltener aus der Musik als mehr dem Leben im
    Allgemeinen. Ich versuche dann einer emotionalen Grundstimmung, in der ich
    mich befinde, durch die Musik ein "Gesicht zu geben", also mich so
    künstlerisch auszudrücken. Wenn das gelingt, bin ich meistens zufrieden.


    DF: Zu den schlagzeugspezifischen Themen. Was bedeutet für Dich das
    Instrument?


    JM: Es ist das Instrument, welches ich am besten beherrsche um mich direkt und
    kompetent auszudrücken.


    DF: Wie siehst Du die Funktion eines Drummers in einer Band?


    JM: Das hängt ein bisschen von den Ansprüchen der momentanen musikalischen
    Situation ab, aber generell gesehen ist für mich der Drummer der Architekt.
    Er ist für Struktur und Dynamik verantwortlich, er ist der "Dirigent" und
    Kommunikator. Er ist der Herzschlag der Band (auch schon 'mal gehört
    gell...)


    DF: Wie siehst du die Zukunft der gesamten Musikindustrie?


    JM: In Zukunft werden, denke ich, nur noch Musiker eine Chance haben, die die Musik
    machen, DIE SIE WIRKLICH MACHEN WOLLEN.
    Für "Berufsmusiker"(seien sie noch so gut und versiert), welche hier und da
    noch einen "Job" reinziehen, wird es wenig Bedarf geben. Bands werden wieder
    wie in den 50er Jahren 250 Gigs im Jahr spielen um ihr Publikum um sich zu
    scharen.
    Es wird weniger ums absahnen gehen als darum spielen zu wollen.
    Back to the roots......
    Alles andere hat jetzt schon oft mit Musik noch soviel zu tun wie McDonalds
    mit einem Restaurant.


    DF: Zum Abschluss: Gibt es DEN Tipp von dir für die Trommelgemeinde?


    JM: Seid Musiker, nicht Trommler.....





    Jojo Mayer umringt von Drummerforumsler...



    Jojo beim Workshop (Dank an JB für die Bilder)

    Interview mit Willy Wahan, Wahan Drum Technology
    Dezember 2004 Mainz-Kastell / Karlsruhe


    Wer schon das Vergnügen hatte Willy Wahan persönlich
    kennen zu lernen,weiss wie sehr ihm seriöse Grundsätze
    am Herzen liegen. Wir konnten seine Philosopie schon
    mehrmals auf verschiedenen privaten und offiziellen Treffen
    -so auch bein Treffen 5.0 in Astheim im August 2004- erfahren.
    Höchste Zeit für ein kleines Interview, das wir dann im Dezember
    2004 mit ihm geführt haben. Teils "in der Höhle des Löwen" in
    Mainz-Kastell, teils bei seinem am Abend stattgefundenem Termin
    in Karlsruhe, wo er für die John Lee Hooker jr. Band ein Stage-Set
    zur Verfügung gestellt hatte.
    Des Drummers (John Handy) Kommentar nach dem Gig:
    "What the f**** hell was this?? I´ve never played on a better set!
    Who is this guy?"


    Während die Firma Wahan im europäischen Raum höchstes Ansehen
    geniesst - man erinnere sich an Armin Rühls legendäres Zeitungs-
    folierte Set der Herbert-Grönemeyer-Tour - ist der internationale Bekanntheitsgrad eher geringer.


    Wahan-Sets sind typische Handarbeitsergebnisse: Optimiert bis in
    die auch noch so "unwichtigen" Details, Massarbeit mit einem eigens
    dafür konstruierten Maschinenpark, extreme Materialkenntnis und vor
    allem: Jede Menge Enthusiasmus und Ahnung vom Wesentlichen.




    Drummerforum: Was bedeutet für dich das Instrument Schlagzeug?


    W. Wahan: Seit frühester Kindheit bin ich mit der Faszination Musik und
    Schlagzeug verbunden. Es ist ein unzertrennlicher Teil meines Lebens
    geworden. Noch als Kind habe ich auf fast alles geklopft, was mir in der
    Quere kam.
    Selbst heute noch, wenn ich eine Zeit lang nicht trommeln kann, werde ich
    fast krank. Es fehlt einfach was, denn es ist meine große Leidenschaft.
    Mit 11 Jahren, von heutiger Sicht relativ spät, fing ich an in einen
    Drum Corps zu spielen und bekam dort Unterricht an der Marschtrommel, mit
    all den Rudiments usw.
    Ich spielte zunächst mit dem "Traditional Grip". Später dann aber, in
    den Sechzigern, als ich schon in Bands gespielt habe, kamen die ersten
    lauten Verstärker mit dem Soul und Rock in Mode und ich war zu
    leise in Verhältnis mit den anderen Kollegen. So wechselte ich zum
    "Matched Grip", und konnte mehr Lautstärke erzielen. Zu der Zeit waren
    die richtigen PA`S noch nicht sehr verbreitet. Schließlich konnte ich
    dann eine Menge Erfahrungen mit Mikrophonen und Aufnahmetechniken von
    der Picke an sammeln. Zu dieser Zeit war ich öfter in Sachen Studio und
    Filmmusik beschäftigt und kehrte zum "Traditional Grip" zurück, denn ich
    bin eher ein filigraner Schlagzeuger und meine Leidenschaft ist nach wie
    vor der Jazz.
    Eigentlich spiele ich jetzt beides. Je nach Bedarf.


    Drummerforum: Wie siehst Du die Rolle des Schlagzeugers innerhalb einer Band?


    W. Wahan: Kurz gesagt: Er oder Sie muss möglichst eine gegenseitig
    ergänzende Einheit mit dem Bassisten/in bilden und das
    rhythmisch-harmonische Fundament für das Stück aufbauen.
    Zum Glück ist das Instrument aus dem Schattendasein im Laufe der Jahre
    herausgetreten und eine Menge Leute wissen zu schätzen, wie wichtig es
    für die gesamte Band ist, auch wenn die Solisten mehr im Mittelpunkt
    stehen.


    Drummerforum: Wie bist du zum Trommelbau gekommen?


    W. Wahan: Ich bin quasi in der Schreinerwerkstatt meines Vaters
    aufgewachsen und habe als Beruf Dreher / Fräser gelernt, kenne mich also
    aus mit der Holz- und Metallverarbeitung.
    Ich war immer bestrebt den Klang meiner Trommeln zu optimieren. Früher
    wurden noch Naturfelle benutzt und die Kesselränder waren ziemlich
    flach, nicht einmal abgerundet. Mein Vater riet mir, beim Kessel die
    Ränder etwas nachzuschleifen um die Obertöne besser im Griff zu bekommen
    und mehr Sustain den Trommeln zu entlocken. So sammelte ich
    reichlich Erfahrungen und schließlich probierte ich auch die ersten
    Plastikfelle aus, die es zu kaufen gab.
    Diese Felle wiederum bedurften eine andere Fellauflage, denn sie hatten
    auch einen anderen Grundklang als die üblichen Naturfelle. Kollegen
    hörten meinen Sound und so bekam ich die ersten Aufträge ihre Trommeln
    zu modifizieren.
    Ein Vorteil war, dass ich sehr viele Trommeln der verschiedensten Größen
    und Firmen ausprobieren konnte, mein Drumset wechselte öfters.
    Wie schon erwähnt, gab es in den 60er ein Problem mit der Lautstärke am
    Drum Set. Kurz entschlossen habe ich in der Werkstatt meines Vaters als
    erstes eine 26“ Bass Drum in traditioneller Bauweise gebaut, die laut
    genug sich gegen die elektrischen Gitarren durchsetzen konnte. Bald
    darauf folgte auch ein 13“ Tom, das etwas länger war als die
    Handelsüblichen. Schließlich hatte ich auch meine langhaarige Zeit
    gehabt.
    Bis zur Gründung meiner eigenen Firma spielte ich hauptsächlich in
    verschiedenen Bands und Projekten, gab Unterricht (immer noch eine große
    Leidenschaft von mir) und führte einen Musikalien-Einzelhandel. Nach der
    Gründung hatte ich endlich die Möglichkeit, meine Ideen, die ich im
    Laufe der Jahrzehnte bei der Modifizierung und dem Bau von Trommeln
    gesammelt habe, richtig umzusetzen und der Öffentlichkeit zu
    präsentieren. Dazu gehören jetzt auch das Marketing und der größer gewordene „Papier
    Krieg“, die seit der Firmengründung ein Teil meiner Tätigkeit geworden
    sind.
    Ich sehe die Instrumente, die wir bauen, als zuverlässige vielseitige
    Werkzeuge für die Drummer an. Das heißt, sie sollen ohne Bedenken im
    Studio, Proberaum und auf der Bühne eingesetzt werden. Man könnte auch
    sagen, wir bauen die "Hilti`s" für die Schlagzeuger. Die Optik ist
    natürlich auch wichtig, aber, wichtiger ist für mich immer noch der
    Klang. Der Klang war und ist hauptsächlich der Grund, weshalb
    auch Profi-Drummer unsere Trommeln kaufen.
    Es ist schon toll, dass Ideen, die ich zum Teil schon seit den
    Siebzigern habe, wie den Vario Lifter, BD Beater usw, endlich
    realisieren konnte. Ich möchte mich in diesem Zusammenhang bei meinem
    Bruder und den harten Kern von Freunden um mich herum bedanken, die mich
    immer noch unterstützend begleiten.


    Drummerforum: Wie siehst du die Zukunft der Musikindustrie?


    W. Wahan: Es hängt sehr von den Maßenherstellern und den Endverbrauchern
    ab. Der Markt ist dichter geworden als je zuvor und immer mehr Low
    Budget Herstellern kommen auf den Markt. Der preis für ein 5-teiliges
    Set inkl. Hardware für € 199,00 ist längst der Schnee von gestern. Wo
    soll das noch hinführen? Nur auf Kosten der Qualität ist so was machbar.
    Wenn es nach mir gehen würde, so ein Teil werde ich erst gar nicht
    auspacken und aufbauen, um ja nichts kaputt zu machen. Ich vermute
    mittelfristig wird sich manches von alleine regeln.
    Im Augenblick geht der Trend bei den Kunden immer mehr weg von dem
    Billigprodukt in Richtung Qualität, Individualität und Exklusivität.
    Die Ansprüche werden immer größer. Es kommt darauf an, inwieweit die
    Verbraucher bereit sind, dies zu finanzieren.
    Eine Sache muss ich noch loswerden. Mittlerweile verbreitet sich
    unter manchen Kunden und „möchte gern Trommelnbauer“ die Einstellung,
    mann nehme einen Kessel (meistens von Keller), schraube irgendeine
    Hardware drauf, zieht 2 Felle auf und damit hat sich`s. Der Rest
    erledigt eigentlich nur die Optik.
    Diese Sorte Companies gibt es in USA zu Genüge und nicht nur dort.
    Es wird leider übersehen, dass in solchen Fällen meistens die
    Eigenständigkeit und die Innovation im Detail auf der Strecke bleiben
    und das Instrument wird nur auf den Einzelwert der Teile
    zusammengerechnet.
    Geschweige denn, mit welcher Inkompetenz, Mangel an Know How und
    handwerkliche Geschicklichkeit manchmal der eine oder andere
    Arbeitsvorgang ausgeführt wird.


    ----------------------------------------
    Netzinfos auf: http://www.wahan.de/




    Willy Wahan. Dass der Trommelbau und das Schlagzeugspielen
    nicht nur ein Geschäft für Ihn ist, erfährt jeder, der sich mit ihm
    über diese Themen unterhält oder ihn beim Spielen erleben kann.




    Thomas Bauer, der kongeniale Mitarbeiter der Brainfactory und WW.





    Drei, die sich sehr schätzen: JB, Alex Zachow (hier vertreten durch die von ihm fürs Forum
    eigens gebaute und gestiftete Troyan-Snare) und WW anlässlich der Lieferung eines
    kompletten Wahan-Sets für den John Lee Hooker jr. Gig in Karlsruhe.