Trommeln im TV und anderswo
Antoine Fillon ist nicht nur Schlagzeuger der Harald Schmidt Show Band. Ausser seiner Präsenz im Fernsehen hat er das Glück z.B. mit seinem Trio seiner Leidenschaft, dem Trommeln, nachzugehen.
Bei einem Mini-Baden-Stammtisch in Schwetzingen ergab sich die Möglichkeit für ein Interview. Dank an Antoine, Commusanne und Commus für dieses spontane Treffen. Bleibt nur noch zu erwähnen, dass der kölsche Franzose ein sympathischer Zeitgenosse ist, mit dem es sich stundenlang gut plaudern lässt. Deswegen Daumen hoch für Pat, der den Kontakt zu Antoine herstellte!
DF: Wann ging es los mit dem Schlagzeug?
AF: Mit dem Herzen bin ich Schlagzeuger seit dem ich elf bin, richtiger Schlagzeuger wurde ich mit 15 Jahren.
DF: Warum gerade dieses Instrument?
AF: Als ich elf war, habe ich ein Konzert gesehen mit Magma, der Drummer Christian Vander ist nach wie vor mein Lieblingsdrummer, das faszinierte mich so, dass ich auch Schlagzeuger werden wollte. Dieser Drummer hat mich wirklich erwischt!
Leider hatte ich kein Geld für ein richtiges Drumset, so spielte ich auf Töpfen und ähnliches. Vier Jahre später bekam ich dann endlich mein erstes Schlagzeug, ein Hoshino, also Tama, hihi.
DF: Ab wann professionell?
AF: Seit dem ich 20 bin. Ich war in der Armee und war dort in einer Bigband. Das war eine gute Schule für mich. In Sachen Snaretechnik und Handhaltung habe ich sehr viel gelernt.
DF: Was liebst du an deinem "Job" und was magst du überhaupt nicht?
AF: Ich mag überhaupt nicht, wenn ich mein Instrument selber tragen muss und leider hat man ja nur bei den guten Jobs Roadies. Deswegen ist mein Drumset im laufe der Jahre immer kleiner geworden, ich habe einfach keine Lust mehr, so viel zu schleppen. Das ist eben der Nachteil des Schlagzeugers, du bist der erste beim Gig und der letzte.
Ich liebe am Schlagzeugspielen, dass du als Drummer sozusagen in der Mitte bist, alle Aufmerksamkeit gehört irgendwo dir, alle anderen Musiker achten auf dich. Du hast den besten Platz und du sitz auch noch dabei, hihi.
DF: Was macht für dich einen guten Schlagzeuger aus?
AF: Als professioneller Drummer musst du in der Lage sein, einen Sänger oder so zu begleiten. Außerdem mag ich noch Drummer, die vielleicht nicht so gut begleiten, dafür aber sehr virtuos spielen.
DF: Wie wichtig ist die zwischenmenschliche Kommunikation und sollte ein
Schlagzeuger einen ausgleichenden Charakter haben?
AF: Wenn du davon leben willst, ist 80% deines Jobs die Fähigkeit zur Kommunikation, du musst gut können mit den Menschen. Zu 20% musst du gut spielen können. Es ist eben wichtig, wen du triffst und wie du dich dabei präsentierst. Der menschliche Aspekt ist sehr wichtig in diesem Beruf, denn es gibt keine Regeln. Es passiert, was passiert. Ich glaube, alle Musiker, die erfolgreich sind, sind entweder richtig gut auf ihrem Instrument oder sind sehr angenehm im Umgang. Man kann mit ihnen sehr gut arbeiten.
Deswegen sollte man einen ausgleichenden Charakter haben. Wenn man alle Instrumente vergleicht, heißt es immer, Schlagzeuger sind sympathisch.
DF: Wie siehst du die Zukunft der Musikindustrie und was bedeutet dabei
das Medium Internet?
AF: Das Internet finde ich zur Kommunikation einfach nur super. Du kannst weltweit kommunizieren, das wäre per Telefon sehr teuer und per Brief würde es länger dauern. Durch das Internet kannst du sehr viele Sachen austauschen. Ich glaube, es wird noch einen größeren Platz im Business bekommen, du kannst ja heute schon jeden Menge Musik im Internet kaufen. Ich finde das wunderbar. Das heißt für die Musikindustrie, dass sie kein Geld mehr mit CD-Verkauf machen. Das tut mir nicht leid! Als Musiker haben sie mir nie geholfen. Die machen nur Kommerz. Sie verkaufen nur Musik um Geld zu verdienen.
Die überleben werden, sind die, die sich wirklich um die Musiker kümmern. Ich habe zum Beispiel ein Trio (nähere Infos unter http://www.antoinefillon.com) und wir verkaufen CDs übers Internet. Ich finde es also gut, dass das Internet und die Möglichkeit, alles runterzuladen das Musikbusiness verändert hat und weiter verändern wird. Es ist für mich egal, ob die Stars, die eh schon jede Menge Geld haben, ein par Millionen weniger verdienen.
Außerdem denke ich, dass Livemusik wieder mehr gehört werden wird. Man wird weniger durch Plattenverkäufe verdienen, dafür gibt es mehr Konzerte.
DF: Einige beklagen sich, dass die Livemöglichkeiten immer geringer werden, statt einer Band wird nur noch ein DJ angeheuert.
AF: Das stimmt, aber, dieses Jammern höre ich schon seit 20 Jahren, es hat immer geheißen, dass die Jobs abnehmen. Ich weiß nicht, aber, irgendwie ist es immer noch möglich, davon zu leben. Allerdings, wenn du dich entscheidest, davon zu leben, musst du dein Leben danach ausrichten und alles andere zurückstellen. Der Job steht an erster Stelle und erst dann kommt Freundin, Frau und Familie. Ich zum Beispiel habe vor dem Job bei Harald Schmidt in Frankfurt gelebt und bin dann nach Köln gezogen, als ich den Job hatte. Wenn du zu so etwas nicht bereit bist, dann wird es schwierig, davon zu leben. Es gibt eben keine wirkliche Sicherheit.
Mit dem Job bei Harald Schmidt habe ich sehr viel Glück gehabt, denn ich kann davon sehr gut leben und kann noch andere Dinge machen.
DF: ...zum Beispiel ein Interview für das Drummerforum...
AF: Ja, genau! Ich finde das Forum sehr gut, denn hier gibt es sehr viel Informationen zum Beispiel zu den Spieltechniken, sehr interessant.
DF: Den Tipp für das DF bzw. junge Drummer
AF: Ich bin jetzt 41 und als ich angefangen habe, gab es keine Videos. Heute besteht die Gefahr, dass du dir zu viele Videos und DVDs reinziehst und zuwenig spielst. Also, nicht nur schauen sondern üben!
Früher mussten wir rausfinden, wie hat einer denn das gemacht. Wir haben uns viel mehr Mühe gegeben. Du musst also aufpassen mit diesem ganzen Material, dass du wirklich etwas lernst und wirklich übst. Ich liebe diese Dinge und sammle sie auch, aber, ich habe auch gemerkt, dass zu Anfang ich nur noch geschaut habe und nicht mehr gespielt habe. Es ist unmöglich alles zu üben, was du dir kaufen kannst.
DF: Unterscheiden sich Drummer von anderen Musikern?
AF: Ich glaube nicht. Allerdings, die Verbindung untereinander ist stärker, wie man ja bei euch sieht. Ich glaube nicht, dass es so großes Bassforum gibt. Wir ziehen uns Ding ernst durch, nehmen uns selber aber nicht so ernst.
DF: Was möchtest du in der Zukunft mal verwirklichen?
AF: Ich habe ja ein Trio und würde damit gerne einen Workshop machen, wo du die verschiedenen Instrumente in den verschiedene Stilen zeigen kannst und eben nicht nur auf das Schlagzeug eingehen sondern auf die Band insgesamt. Es geht dann eben nicht nur um Technik oder Sport (Höher, Schneller, Weiter) sondern um den musikalischen Kontext. Wenn die Musik vom Band kommt, kannst du nicht so gut mit dem Publikum kommunizieren und reagieren. Du kannst dann auch Stücke mit der Band schneller spielen und sie merken, was sich alles dadurch verändert. Leider ist so ein Workshop immer eine Geldfrage.
Nach dem Interview demonstrierte Antoine während der Fotosession in einem Proberaum sein Können. Der Inhaber des Sets freute sich, dass seine Kiste (Tama Rockstar) doch relativ gut klang.