Da frage ich mich ob die Musiker während eines Konzerts konzentriert wie die Sau am Werk sein müssen, um es nicht zu vergeigen
Ehrlich gesagt denke ich, dass volle Konzentration die Grundhaltung beim Musizieren in der Öffentlichkeit sein sollte, ganz unabhängig vom Status "Profi" oder "Amateur".
Wenn man Profi definiert als "verdient den Lebensunterhalt mit Musik", dann war ich auch mal einer, kann also aus Erfahrung sprechen. Auch wenn ich meinen Lebensunterhalt schon lange anders verdiene, darf ich immer mal wieder mit den Profis spielen und versuche dabei, möglichst nicht als der Hobbymusiker aufzufallen, der ich mittlerweile eigentlich bin.
Grundsätzlich: Man sollte seinen Kram schon können (Dienstleistungsaspekt: die Leute bezahlen mich und ich bin daher vorbereitet) und, aus meiner Sicht das wichtigste überhaupt, man sollte auch seinen Werkzeugkasten kennen. Versucht man auf der Bühne Dinge, die man (noch) nicht richtig kann, geht es schnell mal schief. Es braucht Vertrauen in das eigene Können und Wissen um die Grenzen. Bewegt man sich innerhalb, sind die Voraussetzungen gut, dass es ein ordentlicher Gig wird.
Für mich ist es dabei ein Unterschied, ob man in der Unterhaltungsbranche aktiv ist, also Covermucke, Tribute und dergl. macht (hier gilt für mich: Original oder originell, gewollt und nicht gekonnt ist ganz schlecht), oder ob man mit eigener Musik unterwegs ist, also als Künstler. Unterhalter werden an der Vorlage gemessen, Künstler haben größere Freiheiten, erst wenn man als Künstler SEHR bekannt ist, wird man am eigenen Original gemessen. Das ist mir persönlich noch nicht passiert.
Dann gibt es noch ein Zwischending zwischen Unterhalter und Künstler: die Künstlerbegleitung, ein Segment, in dem ich immer mal aktiv bin. Ich werde quasi gebucht, um Künstlern die Bühne zu bereiten, spiele Originale, die aber nicht unbedingt den Bekanntheitsgrad des Materials von Coverbands haben. Derzeit arbeite ich am Material vom Piet Gorecki Trio, wo ich möglicherweise als Trommler einsteige und von Rockwark, wo ich möglicherweise als Sub für den eigentlichen Trommler aktiv sein werde. Ersteres würde mittelfristig auch die Mitarbeit an Kompositionen bedeuten, letzteres ist mit Click und Backingtracks und erlaubt daher kaum kreative Freiheiten, aber in beiden Fällen geht es im Wesentlichen um Kompositionen anderer Menschen, die ich lediglich umsetze. Dabei gehe ich selbstverständlich konzentriert zu Werke, ich will ja kein Störfaktor sein, siehe weiter oben.
Spielt man eine Aushilfe oder steigt irgendwo neu ein und ist von Notizen abhängig, wird's besonders mit langen Sets stressiger.
Absolut, ich arbeite auch gelegentlich mit Aufzeichnungen, versuche aber immer, diese so schnell wie möglich loszuwerden.
Letzten Monat war ich Teil der Begleitband einer Theaterproduktion. Abgesehen von einigen Coversongs, die Teil des Stücks waren (Deichkind, Dota Kehr und Faber), haben wir die Musik in den Proben mit dem Schauspielensemble selbst geschrieben. Dazu gehörte u.a., Übergänge zwischen Szenen musikalisch zu gestalten, damit keine Löcher entstehen, aber auch Szenen stimmungsmäßig zu unterstützen. Das erforderte einen großen Dynamikbereich, weil wir die Sprache nicht überdecken durften, aber an Stellen ohne Sprache auch mal Vollgas geben mussten, etwa in einer Prügeleiszene. Um den Überblick zu behalten, was genau wann dran ist, hatte ich entlang des Regieplans zu den Szenenbeschreibungen jeweils Hinweise zur Musik notiert. Auch solche Sachen wie, welche Schlegel ich wann einsetze bzw. wann ich sie o bereitlegen muss, um sie zum richtigen Zeitpunkt parat zu haben.