Vielen Dank für deinen Beitrag, michagottfried, er hat mich ordentlich zum Nachdenken und Klarwerden angeregt.
Als ich Ende der 80er Jahre die GRP-Live In Concert (Doppel-Schallplatte) zum ersten mal gehört hatte, war ich nachhaltig geplättet - wie kann man so klangvielfältig, virtuos und energetisch spielen wie ein Dave Weckl (oder Frank Gambale)? So kompliziert und dennoch tight zusammen? - und war auf der Stelle Fan.
Irgendwann hat sich mein Interesse verlagert, weg von der kopflastigen und glatten Fusion-Musik, hin zum rauen Underground der DJ-Kultur, hin zu den (gern von nicht trommelnden Rhythmusmachern programmierten) elektronischen Beats: egal ob minimalistische, fette Hip-Hop-Tracks, trancige Four-on-the-Floor, oder irrwitzig schnell und verspielte Drum 'N Bass Patterns. "Fusion? Vergiss es!!" "Dave Weckl? Pahhh…"
(Verrückt, wie sich Geschmack und Einstellung drehen können, aber auch die zur Bewertung angelegten Parameter)
Selbstverständlich gab es auch für die neue Leidenschaft eine hieb-und stichfeste Argumentationslinie.
Meine jeweilige Freundin jedoch, fand aber weder das eine, noch das andere toll - im Gegenteil. Egal, wie musikwissenschaftlich ich das Können, die Genialität, die Einzigartigkeit des jeweils Betroffenen verteidigte…
Also stelle ich fest, dass wenn man über den Musikgeschmack sprechen möchte, der intellektuelle Überbau eher im Weg steht (Fachwissen hat auch einen Hang zur Scheuklappenbildung und jeder erlernte Regel-Katalog schränkt gleichzeitig die Vielfalt ein).
Argumentatives Überzeugen lohnt sich eigentlich nicht, denn: Musik berührt einen, oder nicht. Und das ist eine höchst persönliche Einschätzung, vor allem eine situative (Mittlerweile höre ich mir durchaus ab und an eine alte Dave Weckl Scheibe an).
Ich versuche (so gut es geht), unbefangen zuzuhören und vermeide dogmatische Urteile, sprich entweder:
"Wow, das gefällt mir/berührt mich!" (da bleibe ich dran und gehe gerne in die Tiefe, warum dass jetzt so ist), oder aber : "Oh, damit kann ich GERADE nichts anfangen" (damit ist das Thema auch erstmal erledigt, denn meine Zeit widme ich doch lieber den mich packenden Dingen).