Thema staatliche Hochschulen:
also ich hab mir jetzt so ca. 2,5 Jahre den Spazz "Aufnahmeprüfungen" gegeben und ganz unterschiedliche, oft frustrierende Erfahrungen gemacht. Erstmal ist die Anzahl der Bewerber für die doch wenigen Plätze (ca. 1-2 pro Hochschule) enorm Hoch (an den grösseren Hochschulen zwischen 30 und 50 Leute) und zweitens gibt es da häufig schon vorher "Absprachen" d. h. Leute bekommen Plätze, die sie ganz objektiv nicht unbedingt verdient hätten, weil es unter den restlichen 42 bestimmt noch drei, vier Leute gab die einfach besser gespielt haben und geeigneter wären.
Dies bringt uns gleich zum nächsten Punkt, nämlich das man immer vor einer Komission aus Lehrern vorspielt (welche nicht mal immer unbedingt Drummer sein müssen) welche das gespielte subjektiv bewerten. Ausserdem gibt es ein gewisses "Pflichtprogramm", welches prinzipiell recht locker ist aber doch immer aus Jazz- und jazzähnlichen Stücken/Soli bestehen sollte, da sonst die Chancen eine Prüfung zu schaffen sehr gering werden. Die Studiengäge heissen zwar oft "Jazz und Popularmusik" oder "Jazz, Rock, Pop"...gemeint ist aber Jazz :).
Mal ein paar Beispiele: an einer grossen (ost-)deutschen Hochschule gab es in diesem Jahr nur einen Platz und der war auch schon vergeben, bevor es überhaupt los ging mit den Vorspielen. Ein Privatschüler des Profs. (der auch wirklich gut spielte, also der Schüler) bekam den, weil der Prof. den halt schon länger im Auge hatte. Zum anderen hab ich selbst (aus Gesprächen mit den dortigen Professoren und Lehrbeauftragten) an einer anderen Hochschule erfahren, das ich zwei Jahre hintereinander auf Platz 3 wahr (die ersten beiden Plätze können dann dort studieren). Dies ist sicherlich ärgerlich wird aber noch dubioser, wenn man dazu weiss, das in beiden Jahren vor mir Leute waren, welche bei den Professoren o. Lehrbeauftragten Schüler waren. Ohne mein eigenes Spiel jetzt übermässig loben zu wollen, aber da ich die Kollegen teils beim Einspielen und auch in der Prüfung gehört habe, kamen mir schon Zweifel....
Noch ein Beispiel: Im letzten Jahr hat ein sehr guter Drummer an mehreren Hochschulen vorgespielt, der allerdings wohl mit Jazz in seinem Leben weniger zu tun hatte. Er hat exzellentes Rock/Funk Drumming geboten, wurde aber nirgends angenommen....
Um mal meine Erfahrungen zusammen zu fassen (und ich sagen bewusst MEINE ERFAHRUNGEN): Wer an eine staatliche Hochschule will, sollte eine breite Jazzbasis haben und wissen was da abgeht, sonst hat man eigentlich nicht wirklich Chancen einen der wenigen Plätze zu bekommen. Wer an eine etwas renomiertere Hochschule will (Berlin, Köln, Essen, Hannover, Leipzig, Weimar) sollte dies einfach sehr gut beherrschen. Zu wissen wie da ungefähr ein Ridepattern im Jazz funktioniert, reicht nicht. Man sollte gute Stücke am Start haben (nicht zum X-ten Mal die ganz ausgelutschten Standards....die will da keiner mehr hören), in den Stücken improvisieren können (4/4, 8/8, Formen traden etc.) und auch zeigen, das man auch noch andere Dinge beherrscht.
Niemand hat da auf einen gewartet und man sollte eine gewissen Vorbildung im Klavierspiel und vor allem in der Theorie mitbringen (es gibt Hochschulen, da ist die Theorie sehr wichtig - da müssen wir jetzt auch nicht drüber diskutieren, es ist einfach so. An den Hochschulen diskutiert ja dann auch niemand). Man sollte auch nie vergessen (und dieser Satz stammt nicht von mir), das ein Studium an einer deutschen Hochschule im Bereich Musik ein Elitestudium ist. Die Realität sieht oft etwas anders aus (gerade wenn dann jemand den Platz nur durch "Vitamin B" bekommt - und ich sag euch, das frustet richtig).
Ich glaub man muss sich da irgendwie entscheiden und einen eigenen Weg finden. Im Musikmachen (wie im Leben) gibt es einfach nicht "richtig oder falsch". Es gibt Leute die haben hier in Deutschland an einer Hochschule studiert und sind heute super Profis, es gibt Leute die waren am DI oder DF und sind heute Arbeitslos (und natürlich andersrum). Es gibt Leute die haben eine Ausbildung gemacht, sind Autodidakten und trotzdem über Umwege Profidrummer geworden, es gibt Leute die haben viel musikalische Ausbildung genossen und sitzen heute bei Lidl an der Kasse....ich will nicht sagen, ich hab sie alle gesehen, aber die meisten Fälle. Jeder ist da einfach seines eigenen Glückes Schmied...
Die meisten die sich hier zum DF geäussert haben kommen ja auch (mehr oder weniger ) aus dem süddeutschen Raum. Ich als Randberliner kann eigentlich nur sagen, das man hier auf so eine Schule auch gut und gern verzichten kann. Es gibt so viele Möglichkeiten bei wirklich renomierten Leuten Unterricht zu nehmen, das man sich da gut sein eigenes Paket zusammenstellen kann. Und unterm Strich ist man dann wahrscheinlich noch günstiger als am DF. Das soll jetzt keine Wertung der Schule darstellen, da ich nicht viel davon weiss kann ich auch nix weiter drüber sagen. Aber so ist es eben hier.
Beste Grüsse (Fragen beantworte ich gern per PN),
Da BEAt