Hallo r37
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Original von r37
Vielleicht fehlt mir auch einfach der Anstoß, der Kick, der sprichwörtliche „Tritt in den Hintern“ oder jemand, der mich an der Hand nimmt und sagt „Los jetzt!“. Das kam dann wohl irgendwie mit einem kleinen Motivationstief zusammen und hat zu meinem Eröffnungs-Post geführt. Da hat 'Merrel' schon ein wenig Recht. Wenn ich das jetzt so nochmal lese, klingt das schon sehr selbstmitleidig.
Deine Posts lesen sich so, als ob Dir die Aussenbestätigung wichtiger ist, als das, was Dein Herz Dir sagt:
Wenn Dein Dirigent eine Ansage macht und Du dann auf´m Schlach stehst, heißt das doch nur, dass da der Antrieb von aussen kommt (extrinsisch), die entscheidende Motivation aber die von innen ist (intrinsisch): DAS ist der Teil, der einem den Kick gibt, weil man direkt an die eigenen Bedürfnisse angeschlossen ist...
In diesem Sinne ist es vielleicht auch nicht so sinnvoll, dass Dir jemand einen Tritt gibt, sondern wichtiger, dass Du Dich fragst, WAS am Drummen DIR Befriedigung und ein gutes Gefühl verschafft und WIE Du das ausbauen und den Teil der von aussen kommt und den Du offenbar als Druck (und damit eher als Hemmnis) erlebst, reduzieren könntest.
Ich selbst bin auch ein alter Sack (Anfang 40), bin seit fast 30 Jahren Gitarrist und habe mich vor erst kurzer Zeit darauf besonnen, dass ich in meiner Jugend eigentlich mal drummen wollte. Das war aber damals konsequent von der Elternschaft unterbunden und mangels Geld (und damaliger Höchstpreise für gebrauchte Sets) scheinbar ins Land der Unmöglichkeiten verbannt worden...
Habe mich dann irgendwann gefragt, WARUM ich mir das verboten habe und OB es jetzt wirklich zu spät ist? Ich hatte auch lange den Irrglauben, dass man mit knapp 40 motorisch nicht mehr so dolle lernfähig ist..
Alles selbst produzierte Blockierungen!
Es ist halt leichter, im Jugendalter gemeinsam mit anderen Gleichaltrigen zu lernen, als als Mittelaltermensch (scheinbar) in den Vergleich mit den Jungen treten zu müssen, die ja angeblich so viel schneller und besser lernen... und einen gar mitleidig anschauen
Irgendwann kam bei mir die Initialzündung, dass ich auf einer Versteigerung (nicht ebay, sondern real life) FAST ein Sonor 3000er ersteigert hätte und mir danach schlaflos ausgemalt habe, was gewesen wäre, wenn ich es ersteigert hätte... Die Idee reifte eine Woche, alle Selbstblockaden (zu alt, nicht mehr lernfähig genug, kein Geld, zu laut etc.) in den Wind geschossen und ein Tama Rockstar erstanden...
Danach war nichts mehr wie vorher: Kann seitdem keinen Tag ohne Spielen und Üben verstreichen lassen... Bin besessen!
Und der Witz: Meine Fortschritte sind riesig, weil ich nur das mache, was ich wirklich WILL, was aus MIR spricht und aus mir raus will und eben nicht, weil ich es vermische mit Fremdanforderungen, die ich dann übernehme und die mich dann behindern könnten...
Der einzige gültige Maßstab sollte Dein Spaß an der Sache sein, aber keinesfalls der Vergleich mit anderen (jüngeren) Drummern, die natürlich alle immer besser sind (wie war das noch: Clapton wollte seine Gitarre nicht mehr anrühren, als er das erste Mal Hendrix spielen sah ;-))...
Ich behaupte also, dass Du nicht falsch fahren kannst, wenn Du Dich mal konsequent beobachtest und nur noch DAS tust, was Dir auch entspricht. Offenbar GIBT es da etwas, was Dich zum Drummen zieht und bisher noch dabei gehalten hat.... Destilliere diesen Aspekt heraus!
Es ist sicher nicht immer ganz leicht, Außenwahrnehmungen und -bewertungen auszuklammern, aber wenn Du merkst, dass genau DIE den hemmenden Teil Deines Drummer-Daseins ausmachen, dann versuche Dich mehr davon zu lösen und auf das zu hören, wo Dir wirklich warm ums Herz wird...
(..und das betrifft nicht nur das Drummen!)...
... und wenn Du dann viele Jahre nur den selben 80er-Song spielst, ist es auch egal, wenn es genau DAS ist, was Dir den Kick gibt....
Und generell: Es gibt nur eine Regel, und zwar die, dass es keine Regel gibt....
In diesem Sinne bist Du natürlich ein Schlagzeuger!
cheers,
zwaengo