Früh da sein, dann gips auch einen Parkplatz Und drin gips Brötchen mit Schnitzel, Frikadelle (auch "Kniescheibe" genannt) und Käse. Und Pizza gips und Bier. Ach ja, das Konzert.
Äm. MP hatte zwei Sets dabei, eins natürlich mit so einer todschicken und total angesagten Riesenbasstrommel. Wahrscheinlich mit eingebauter Dusche und Tiefgarage. MP selbst war unter anderem mit einem grünen Bart und einem Sparkassen-T-Shirt ausgestattet Und ordentlich Rotze, wie üblich JP hatte ein paar Klampfen mitgebracht, widersetzte sich dem Alterungsprozess mit einem schwarzen, genieteten Heavy Metal-Fummel und zerzausten Haaren mit Strähnchen JM stand wie üblich ziemlich unbeteiligt im offensichtlich angeborenen Outfit auf der Bühne und fingerte auf seinem Bass umher, während JR die Welt um seine Keyboards drehte. Geniale Teile übrigens. Endlich hat jemand erfunden, was ich mir als 15-jähriger mal ausgedacht hatte: so eine Art Slideboard oberhalb der Tasten, mit dem man stufenlos die Tonhöhe und andere Parameter ändern kann. Klingt ungeheuer organisch Hört man besonders beim Titelsong und auf "Sacrificed Sons".
Musik? Ä ja. Ich nehme an, daß die Truppe das wohl gemacht hat gestern abend. Es spricht für das blinde Verstehen der Band, daß die überhaupt ein Zusammenspiel hinbekommen haben - bei dem Lärm. Alles niederwalzende Dröhnangriffe von Gitarre und Bass lösten bei den Hochtönern schrille Panikattacken aus, die JLB zu überquietschen versuchte - allein, die Amok laufenden Verstärker waren stärker, hilflos ging er unter. Aus diesem Soundschlamm Songs rauszuhören war manchmal echt schwierig, zumal die Truppe ja nicht unbedingt die Album-Versionen spielt. Ich (er)kannte auch gar nicht alle, zumal die ersten nicht, als der Verein noch "Majesty" hieß. Ganz knuffig war das Einbauen von fremden Songs (AC/DC, Pink Floyd, Iron Maiden...) in die eigenen.
Pause. Zugriff auf die im Foyer sich prostituierenden Nahrungsmittel. Für Geld gehen die echt mit jedem mit, oral ist auch kein Problem, sogar ohne Gummi! Beschluss: gleich werde ich mich ganz hinten auf die Tribüne setzen. Es gellt in meinen Ohren wie das Dröhen der Motoren. Hinter dem Mischpult muss die Freiheit wohl grenzenlos sein.
Wurde etwas besser. Die Bass-Tsunamis rollten unentwegt, aber zum Glück haben es die Schrilltöne nicht ganz die Tribüne rauf geschafft.
Haaach näää. Da ist dringend ein Gespräch mit der Personalabteilung fällig. Man kann die besten Musikanten der Welt versammeln - wenn die PA-Verleiher und die Mischer einen solchen Schrott anbieten, bleibt davon nicht mehr übrig als der Sound von 10000 voll aufgedrehten Tchibo-Kassettenrekordern. Wozu gibts eigentlich den Soundcheck?? JRs Synth-Solo allein brachte schon die Brüllwürfel zur Verzweiflung, wo sollten die anderen Instrumente sich da denn noch durchquetschen?? Letzes Jahr in Köln genau der gleiche Mist! Sind die Sound-Ingenieure alle taub?? Vierteilen und ohne Futter auf der Autobahn aussetzen!
35 Euronen kostete die Karte. In richtigem Geld sind das fast 70 Mark. Dafür muss man mehr verlangen dürfen als dieses unsägliche Geplärre. Das nächste Mal hole ich mir für die Vorverkaufgebühr lieber Zigarren, zünde sie mit dreieinhalb 10-Euro-Scheinen an und höre ne CD. Dabei rauche ich gar nicht.