Ach, zwei Herzen schlagen in meiner Brust...
Zum einen sehe ich es schon so, das Hobbymusiker den Profis "den Markt kaput machen", weil sie es sich eben durch ihren normalen Job "leisten" können für kleines Geld oder "auf Hut" zu spielen. Im Gegensatz zu Profimuckern sind sie nicht auf die Gage angewiesen. Profis müssen davon leben.
Auf der anderen Seite hätten Hobbymucker, wenn es fair für Profis zugehen würde wesentlich weniger Auftrittsmöglichkeiten, glaube ich. Ich habe den Eindruck, viele Veranstalter sehen es als Frechheit, wenn man als Hobbyband Eintritt verlangen würde bei einem Gig.
Diese Situation wird von Veranstaltern und Gastronomen eiskalt ausgenutzt und ja, Hobbymucker gegen Profis ausgespielt.
Aber was ist dann der "faire" Wert eines Auftritts? Wenn eine 6köpfige Band (egal ob Profi oder nicht) fairerweise 100-150 € pro Nase am Abend verlangt für eine 2-3 Stunden Show, ist das durchaus gerechtfertigt. Inklusive Anfahrt, Auf- und Abbau und Aufwand. Sind für den Gastronomen minimum 600€. Wenn sich ein Singer/Songwriter Duo für dasselbe Geld hinstellt, sind es für den Veranstalter nur maximal 200-300€. Das heißt also, wenn man eine große Besetzung hat und fair bezahlt werden will, hat man so gut wie keine Chance mehr (Ich lasse jetzt mal Stadtfest, Bierzeltveranstaltungen, Firmenfest etc. mit Top40 Bands außen vor, das zählt nicht ;)).
Es kommt auch drauf, ob man selbst einen Gig bei einer Location anfragt oder angefragt wird. Wenn ich selbst einen Gig anfrage kann ich beim ersten Gig in der Location nicht wirklich ankommen und 900-1000€ am Abend verlangen. Dann würde man gar nicht mehr auf der Bühne stehen. Aber wenn die Anfrage kommt: Warum unter Wert verkaufen? Das gilt für Hobby- als auch Profimucker.
Ich glaube, der Punkt ist der, wie es in dem Artikel schon geschrieben steht. Man sollte für sich einen Kompromiss finden, mit dem man selbst gut leben und auch seine Mitmusiker leben lassen kann bei den Auftrittsverhandlungen. Ich habe mir z.B. vorgenommen, keinen Hutgig mit mehr als 2 Stunden Spielzeit mehr zu machen. Dafür ist mir mittlerweile meine freie Zeit zu kostbar, um den Stress im Job zu kompensieren (ja, ich bin Hobbymucker und nicht drauf angewiesen ;)). Ich hatte sogar schon Verhandlungen, bei denen der Wirt noch nicht mal Freigetränkle und Essen spendieren wollte, das habe ich dann sofort abgebrochen mit der Bemerkung, dass das schon ne Frechheit ist. Mein Kompromiss bei Verhandlungen für die Band ist es, nicht unter 100€ pro Nase für maximal 3 Stunden zu spielen. Ein Stundenlohn um 20 Euro pro Nase (je nach Aufwand und Anfahrt) sollte meiner Meinung nach dem Veranstalter Livemusik schon wert sein (wenn man davon ausgeht, dass einen ein 3 Stunden-Job 5-6 Stunden minimum Zeit kostet), und auch wieder egal ob vom Profi oder Hobbymucker. Man kann sich aber natürlich auch anders verständigen, indem z.B. der Winzer eine gute Kiste Wein oben drauf legt für jeden oder die Bandmitglieder für ein folgendes Abendessen mit Familie einzuladen etc.
Abweichung von seiner Kompromisslinie nach oben oder unten muss man wahrscheinlich immer mal wieder machen. Wenn man sich z.B. mit einer Location auf eine Reihe von Gigs verständigt oder man langfrstig mit einem Verwantstalter zusammen arbeiten will. Aber auch dies sollte dann auf ein gegenseitige Geben und Neben mit Veranstalter/Location und Band hinauslaufen und nicht darauf, den Preis dauerhaft zu drücken.