Hallo Stefan,
wenn Du Dich fragst, was Du gegen den Raumhall tun must, dann lautet die Antwort: "Überführe den nackten Übungsraum in einen wirklich wohnlich eingerichteten Raum".
Warum?
Aus dem Vergleich Rohbau mit dem wohnlich eingerichteten Raum wissen wir: Er hallt dann deutlich weniger. WAS das ausmacht, können wir durch Beobachten und Vergleichen herausbekommen. Das führt uns zu Handlungsergebnissen (tue dies, lasse das). WARUM diese Handlungen etwas bewirken, könnten wir über Welleneigenschaften verstehen - wenn das noch nötig ist.
Beobachten wir also und vergleichen.
Ich war einmal in mehr oder weniger langen Fluren. Die haben praktisch nur nackte Wände und Böden, es steht so gut wie nichts herum. Vielleicht dort eine Garderobe, vielleicht hier ein Schränkchen, vielleicht ein wenig Teppich oder Fußmättchen. Meistens kein Schrank oder Schränkchen. Es gibt Türen, selten Fenster. Es hallt vernehmbar, mit oder ohne Fenster.
Ebenso hallen Räume im Rohbau unterschiedlicher Größe: Das Wohnzimmer, das kleine Zimmer, die Küche. Und sie hallen nicht mehr oder nur noch wenig, sobald sie eingerichtet sind. Was steht da also herum?
Typisches Wohnzimmer: kein Akustikvorhang, Teppich (teil- oder ganzflächig), Stühle und Tische, Couch und Tisch, Gardinen, Fenster, Tür und: Schränke oder (Bücher-) Regale mit 6 bzw. 5 voll umschlossenen Flächen (große Quader, halt).
Typisches kleines Zimmer: kein Akustikvorhang, Teppich, Schreibtisch und Stuhl, Fenster, Tür und: Schrank oder Regal.
Typische Küche: kein Akustikvorhang, Herd, Spüle, Arbeitsfläche, Fenster, Tür und: viele Schränke.
Was also auf jeden Fall gemeinsam ist, sind: Schränke und/oder Regale. Die sind offenbar akustisch gesehen wichtig.
Und: Sie sind praktisch einseitig aufgebaut. Will heißen: Läuft ein Schrank entlang einer Wand, dann gibt es auf der gegenüberliegenden nur selten, praktisch nie, auch einen Schrank oder ein Regal (Es baut ja Niemand einen 2 Meter Schrank vor das Fenster). Asymmetrie.
Und: Gemessen am Raumvolumen und Grundfläche nehmen diese Dinge meist nur sehr wenig in Anspruch (Bewegungsfreiheit). Aber sie wirken akustisch, irgendwie.
Das Besondere an diesen Schränken oder Regalen ist: Sie sind keine Kellerregale, die nur aus Böden und Streben bestehen. Im Gegenteil, sie haben einen massiven Korpus (finden Frauen oft schöner). Ein richtiger Schrank hat Türen aus Holz oder Glas (das ist egal). Ein richtiges Regal hat Inhalte, wie etwa Bücherfronten oder wenigstens Sammelkisten.
Was ist diesen gemeinsam? Sie bilden eine hintere Front (Schrank- oder Regalrücken) und eine vordere Front (Tür oder Bücherrücken oder Kistenflächen), mit einer Tiefe von etwa einer Elle (der Rauminhalt ist dann wieder nebensächlich: die Doppelfront zählt). Was den Wellenkenner dahinschmelzen lässt, und den Praktiker verwundert. Aber was soll's: Beobachtung ist Beobachtung.
Wie auch immer, mit dieser Ausstattung wird Dein Raumschall immer weiter abnehmen:
* mehrere großflächige Schränke und Regale mit 5 oder 6 massiven (Seiten-) Wänden (also: nicht-offen)
* aufstellen entlang einer Wand könnte reichen, entlang mehrerer Wände wird nicht schaden
* Teppisch (hast Du ja schon)
* Tisch(e) und Sitzgelegenheit(en) (muss nicht wuchtig sein, wie im Bild unten: zierlicher genügt)
* Schlagzeug usw.
* möglichst viele Kleinteile (Lampen, Schalen, Nippes, Blumen, aber auch musisches Handwerkszeug)
* die Decken- und Wandbehänge sind ja schon da: nenne wir sie "Gardine".
Den Pyramidenschaumstoff würde ich nach ästehtischen Gesichtpunkten behandeln. Akustisch wirken wird er so gut wie nicht, akustisch schaden auch nicht. Am besten dekorativ wie "Nippes" handhaben.
Und damit hast Du dem Schall reichlich räumliche, frequenzabhängige und zeitliche Möglichkeiten geschaffen, sich in alle Richtungen zu zerstreuen und zu verteilen - im Unterschied zum nackten Rohbau (man beachte auch die kugelförmigen Reflektoren für hohe Schallfrequenzen in der Bildmitte; die Gardinen wären nach den Beobachtungen optional; Couch und Tischelemente wirken wie Schränke, mit Doppelfronten). Was unser Ohr liebreizende vermerken wird
Grüße, Michael