Hallo,
jedes Haus reagiert anders ... bevor Du Deinen Keller akustisch ausbaust, scheint mir ein Vorversuch sinnvoll zu sein. Folgende Überlegung fand bereits ein anderer DHH-Besitzer sehr anregend, dessen Haus sehr hellhörig ist.
Kurzform: machen, aufschreiben, auswerten, verstehen - handeln.
Hintergrund:
Als Schlagzeuger müssen wir mit zwei Ausbreitungswegen rechnen: über die Luft (Luftschall) und über Böden, Decken, Wänder, Erdreich etc. (Trittschall). Der Vorversuch hilft Dir, beide Anteile qualitativ zu schätzen. Das geht durch deren besondere Eigenschaften und durch gezielte Veränderungen.
Luftschall breitet sich über die Luft aus und wird mit zunehmender Entfernung und Hindernissen im Weg (Türen, Wände, ...) immer leiser (Reflexionen lasse ich einmal weg, um es einfacher zu machen). Am Schlagzeug entsteht Luftschall i.W. durch die Felle.
Trittschall wird verständlicher, wenn man sich auch beim Haus alles scheinbar Beständige (Steine, Decken usw.) als wackelfähig vorstellt. Ein Tritt auf eine Stahlbetondecke, z.B. im ersten Stock, macht das auch spürbar erlebbar, und unser empfindliches Ohr hört dann den Resonanzton der Decke. Am Schlagzeug erschaffen wir den stärksten Trittschall durch unsere Fußmaschinen, und deutlich leiser, durch unsere Sticks.
Haben wir erst einmal per Schlag Schallwellen erzeugt (als Luft- oder Trittschall) bleiben die Wellen Wellen und werden nie wieder zu Nicht-Wellen. Wellen breiten sich aus, nehmen alle angebotenen Ausbreitungswege dankend an und folgen dabei vorzugsweise den effektivsten. Da kommt dann Dein individuelles Haus ins Spiel.
Trittschallwellen können sich vielfältig ausbreiten, und tun es auch: als Oberflächenwelle, als Biegewelle, als Verdrehwelle (Torsion), als Stoßwelle in Ausbreitungsrichtung usw.
Vorversuch:
Wissen ist in diesem Fall besser als vermuten, raten, überlegen oder annehmen ...
4 Fälle:
a) nichts machen (ergibt Bezugs-Stille)
b) nur Trittschall erzeugen (vergleichen: alle Türen+Fenster auf sowie alle Türen+Fenster zu)
c) nur Luftschall erzeugen (vergleichen: alle Türen+Fenster auf sowie alle Türen+Fenster zu)
d) beides erzeugen (vergleichen: alle Türen+Fenster auf sowie alle Türen+Fenster zu)
Überwiegt bei Dir der Trittschall, haben die Hindernisse im Luftweg (Türen, Fenster) nur geringen bis keinen Einfluss.
Überwiegt bei Dir der Luftschall, ist es mal lauter, mal leiser.
Tendenziell sollte der Luftschallanteil mit den Stockwerken immer weiter abnehmen.
Tendenziell könnte das Stockwerk oder die Lage im Haus die Trittschallübertragung nur unwesentlich beeindrucken (nahezu überall nahezu gleich laut).
Durchführung:
Dabei sind folgende Dinge wichtig:
* beide Schallquellen sollten in etwa gleich laut bleiben, wenn Du durch die 4 Fälle ziehst
* idealerweise beziehst Du Deinen Nachbarn mit ein, wenn das geht
* ersatzweise belauscht Du oder läßt Du Dein Haus in allen Räumen belauschen ... beim Nachbarn wird es näherungsweise ähnlich sein, möglicherweise leiser (aber das sollte man messen oder hören, nicht raten)
Zur Trittschallerzeugung könntest Du Deine Fußmaschine mit sehr gedämpfter Basstrommel nutzen. Oder ersatzweise einen Gummihammer, oder ersatzweise ein Gewicht (ca. 100 g - 1 kG), das Du aus geringer (und imer gleicher) Höhe fallen läßt (Vorsicht: Dellen). Es geht darum, effektiven Krach über den Boden zu erzeugen.
Zur Luftschallerzeugung bietet sich ein Verstärker an, über den Du ein möglischt lautes Musikstück abspielst. Das Schlagzeug wäre in sofern unpraktisch, weil es immer beide Anteile erzeugt ... da müsste man dann jeweils entsprechend dämpfen ... Musik ist da einfacher. Auch hier geht es dabei darum, hörbar andernorts zu stören.
Es kann auch nicht schaden, bei jedem der 4 Fälle Dein Haus von Außen zu behören ; -)
Ach ja: Ohrenschützer könnten für diesen Vorversuch im Keller sinnvoll sein. Und auch Notizen sind hinterher Gold wert, z.B. darüber, wie sich der Klang wo verändert (hell, dumpf etc.) - das ergibt weitere Hinweise.
Wie geht es dann weiter?
Deine Akustikmaßnahmen richten sich danach, ob in Deinem Keller Luftschall oder Trittschall dominieren, oder ob beide eine etwa gleich große Rolle spielen. Bei mir dominiert beispielsweise der in den Raum unter mir übertragene Trittschall.
Nur, um es zu motivieren: auch Keller könnten effektive Trittschallübertrager sein: Schlag auf Kellerboden, Oberflächenwelle läuft zu den Wänden, Wände zappeln vertikal, eine höher gelegene Stahlbetondecke kommt ins Schwingen, wie eine Trommelmembran - und da ist er ja, der Schlag im 1. Stock ! Wie laut der dann wird, hängt davon ab ... von vielen Dingen ab ... Versuch macht kluch ; -)
So weit ich das heute einschätzen kann, erfordert Trittschalldämmung die größere Sorgfalt: Luftschall mindert sich haufig etwas durch die Raumeinrichtungen (Reflexion + Dämpfungen).
Abschließend: dieser Vorversuch ist einfacher durchzuführen, als ihn zu beschreiben. Falls Du ihn machst, teile doch bitte Deine Ergebnisse mit uns oder mit mir ; -)
Dank + Gruß + viel Erfolg,
Michael
P.S.: es bietet sich sicher an, die Störquellen im Versuch einmal an alle für Dich interessanten Stellen im Keller zu verlegen.