Hallo hr808,
kannst Du einen Haupt- oder mehrere Nebengründe für Dein Tempo-Limit bemerken?
Einiges aus Deinen Schilderungen klingt nach dem Themenbereich "Unabhängigkeit", einiges nach "wo gehören die Pausen hin" an.
Zu den Pausen hat mir Benny Greb's Alphabet geholfen, auch am Bassfuß. Im Grunde stellt er alle 16 Möglichkeiten für binäre und alle 8 für ternäre Kombinationen dar. Beispiele dazu findest Du sowohl symbolisch als auch in Noten umgesetzt unterBenny's Alphabet bzw. als symbolische Notation . Ausnotiert steht es beispielsweise hier ganz schön: http://batteurpro.com/un-alphabet-rythmique/ .
Sein Schema ist wirklich sehr universell. Du kannst die Punkte und Striche auffassen als alle Viertel eines Taktes, und sie dann an der jeweiligen Stelle spielen oder auslassen (d.h. als Pause spielen). Oder Du fasst sie als alle 4 Sechszehntel einer Viertelnote auf und spielst entsprechden 16-tel Schläge und 16-tel Pausen. Da sind 'ne Menge Selbstverständlichkeiten und manche anfänglichen Stolperer dabei. (Andere Interpretationen könnten etwa sein Punkt=Betonung, Punkt=Doppelschlag, Punkt=eine-der-8-Triolenvarianten usw.)
Zum Üben gehst Du alle Arme und Beine durch und gibst Du Dir am Besten Viertel vor, z.B. vom Metronom, oder von der BD, wenn Du HH, Ride oder Snare beackerst. Oder halt Viertel am HH oder Ride und üben an der BD. Und dasselbe für den HH-Fuß. Das Entscheidende ist, zu merken, wo die Pausen liegen müssen und wie es sich dann anhören muss, unabhängig vom spielenden Arm oder Bein. Helfen für den Fuß-Groove kann auch betonen des Viertelpulses am 16-tel Glied, so vorhanden, also bei Buchstaben A, E, H, I, K, M, N und O.
Dabei werden Dir sicher eine Menge Dinge auffallen, wie unangemessene Haltung, Schmerzen an Folgetagen, merkwürdige koordinative Dinge, (noch) fehlende Muskelentwicklung usw. Bemerken, nachgehen, verändern, wiederholen.
Bisher gibt hier nur ein Glied den Viertel-Puls vor, ein anderes geht durch's (Pausen-) Alphabet. In Richtung Unabhängigkeit kommst Du relativ zwanglos, wenn Du die Rollen dieser beiden Glieder vertauscht oder durch all Kombinationen gehts (4' HH, 16' BD / 4' BD, 16' SN, ...) und so nach und nach komplexere Ostinati einbaust.
Das Geheimnis ist die wohlklingende Pause, bei kleinem, mittleren und höherem Tempo. Auch ich kann bestätigen: Das eigene Maximaltempo erhöht sich mit der Zeit und mit Wiederholungen (und es schwindet auch wieder, wenn man's nicht wieder abfordert). Auch Abwechslung scheint zu helfen (damit sich die Synapsen ein wenig sortieren können ; -)
Und mit Tommy Igoe's Worten geht es um entspanntes Spielen: "Spazierengehen, nicht hetzend Laufen (auch bei höherem Tempo)."
Grüße + viel Erfolg, Michael
P.S.: Noch ein Test als Gegencheck. Wenn die das Alphabet am Bass-Fuß als 16-tel bis zu einem bestimmten Tempo gelingt, dann müssen Dir 8-tel bis zum doppelten und 4-tel bis zum vierfachen Tempo gelingen.
P.S. P.S.: Außerdem reden wir über "Automatisieren". Es ist wie beim Fahrradfahren oder Tanzen. Am Anfang achtet man auf so viel. Dann kommt die Phase "wer denkt, verliert", und dann die Phase "ich schau' mich 'mal um, während meine Füße die Pedale treten, meine Ohren das Gleichgewicht halten, oder eben meine Glieder am Schlagzeug Bewegendes von sich geben". Gedacht - gespielt ; -)