hallo andre,
was sagt denn dein schlagzeuglehrer ? mein glück war es, auf meine familie zu hören und nach einer kurzen autodidaktischen phase unterricht zu nehmen. hast du einen guten, hört und sieht er deine möglichkeiten und schwierigkeiten ... und gibt dir stoff, daran zu arbeiten und zu wachsen.
das mit dem alter möchte ich einmal relativieren. sicher nehmen körperliche einschränkungen mit den jahrzehnten zu, und mit ende 30 geht's nicht so locker, wie mit 20 oder 5 jahren. aber entscheidender ist, wie man sein gehirn im laufe seines lebens gebildet hat: synapse für synapse. wer es gewohnt ist, zu lernen, der ... lernt.
ich beispielsweise hatte im zarten alter vom mitte 50 vor 3 1/2 jahren die verrückte idee, einmal schlagzeug zu versuchen ... und wenn ich heute so auf die mitwipper gucke, oder auf die bands, die, so sagen sie selbst, mit mir zusammen einfach besser spielen, ... dann muss ich wohl etwas richtig machen. zuhören und noch im schlagen agieren, gehört sicher dazu.
in diesem zusammenhang möchte ich auch kurz auf die nonnenstudie verweisen (Spitzer, "Digitale Demenz"). die nonnen eines klosters erklärten sich damit einverstanden, dass ihre hirne nach ihrem tod wissenschaftlich untersucht werden durften. nonnen deshalb, weil ihre lebensbedingungen nahezu identisch waren. viele dieser nonnen hatten anatomisch im hirn enorm starke verfallserscheinungen (demen), ABER ob man es ihnen zu lebzeiten anmerkte oder nicht, ließ sich vollständig auf ihren bildungsstand zurückführen. betagte anatomisch demente nonnen mit verantwortung für andere, oder mit lehraufträgen, erschienen geistig topfit, während einfach gestrickte, einfach ausgebildete nonnen ohne verantwortung auch dement erschienen. - unser gehirn hat also enorme kapazitäten und möglichkeiten auszugleichen ... wenn man es nutzt, so wie manche ihre muskeln trainieren.
auch das kennst du sicher: talent wird regelmäßig überschätzt. ein kurzer satz bringt es auf den punkt: der Amateur übt so lange, bis er etwas kann, der Profi übt so lange, bis er es nicht mehr falsch machen kann.
will heißen: technik und koordination kann man einüben, da gehört eher ausdauer und freude dazu und weniger talent. wenn technik dann einen gewissen stand erreicht hat, dann rückt sofort die musikalität in den vordergrund. ballert der schlagzeuger nur herum, wenn auch gekonnt, oder bringt er mit seinem beitrag die musik zum glänzen?
zum musikvideo: hatte korki ja schon beschrieben - da sind schon heftige stellen dabei. meine schlagzeuglehrer sagten dann immer: vereinfache das erst einmal. das kann bedeuten, eine hand oder einen fuß erst einmal komplett wegzulassen, oder erst nur die 4tel zu spielen, dann die 8tel dazu, zuletzt die 16tel. und sich einen für sich geeigneten handsatz zu überlegen. das hilft, zu entwirren, zu enthaspeln, und wahrzunehmen, was genau, wann, mir an diesem stück schwierigkeiten macht - und dann daran zu arbeiten (amateur vs. profi, s.o.)
fills gibt es ja wie sand am meer ... und dann sind da immer noch ein paar neue über. für den einen ist es gut, sich einen "wortschatz" an fills anzueignen, und bei bedarf abzurufen, also einfach zu spielen. für die anderen ist es gut, hand- und fußweise einfach alle kombinationen durchzugehen. ich kombiniere beides gerne
BEISPIEL zur hand- und fuß-bildung: 4/4-takt, ein gliedmaß gibt die "1" (ostinato), z.B. der bassfuß, das übende, z.b. die HH-hand, geht alle kombis durch, einzeln endlos oder mit mehreren wiederholungen pro zeile:
1 2 3 4
x x x x "baller"
x x x -
- x x x
x - x x
x x - x
x x - -
- x x -
- - x x
x - x - beat
- x - x back beat
x - - - puls (die "1")
- x - -
- - x -
- - - x
- - - - pause
zu pausen: die kommen ja reichlich vor - und ALLE müssen im timing stimmen. ich höre häufiger sinngemäß "die pausen singt / spielt man doch nach gefühl" ... und so gefühllos und immer schneller werdend hört es sich dann eben auch oft an. klar wird das sofort, wenn man die Pause an einem glied mit einer nicht-pause an einem anderen kombiniert, etwa so, wobei S für snare und H für hh stehen soll.
H - H H (eine der oberen kombis)
- S - - (ebenso, komplementär)
H S H H (was man dann hört; darf sich im timing nicht von "baller" unterscheiden !)
Soweit der 4/4 takt mit VIERTELn. Überraschung: Das Muster ändert sich auch nicht mehr bei 8tel und 16tel Sobald jedes glied alle muster kann, einzeln und in 2-er, 3-er und 4-er koordinationen ... dann kann dich kaum noch ein fill schrecken
Ich bin echt am schwanken, auf der einen Seite macht es echt Laune, auf der anderen Seite denke ich, wenn das so bleibt und ich für jeden Mini Schritt 'ewig' lernen muss.... vielleicht ists doch nichts für mich.
soweit ich es sehe, geht jeder drummer auf die eine oder andere weise durch das, was korki und ich dir bisher schrieben: die sitzen irgendwann, je geübter / gebildeter, desto schneller. wenn du das mit deinem bisherigen vorgehen vergleichst, kannst du die antwort auf deine frage bestimmt erkennen.
viele grüße, und bleib' deinem instrument treu, sofern es dir aus dem herzen spricht, michael