Vor kurzem habe ich mir ein E-Drumset zum Üben für Zuhause zugelegt. Ausgepackt, zusammengebaut und ein bisschen drauf rumgespielt. Nach einer halben Stunde klingelte es an der Wohnungstür. Die unter mir wohnende Mieterin (eine ältere Frau, die alles sieht und vor allem alles hört) stand vor der Tür und fragte mich, was denn plötzlich für ein eigenartiges Geräusch aus meiner Wohnung zu ihr hinunterdringen würde. Völlig konsterniert teilte ich ihr mit, dass ich mir nur ein elektronisches Schlagzeug zugelegt hätte, dass keine Töne von sich gäbe. Das glaubte ich zumindest damals noch ziemlich blauäugig. Auf jeden Fall war jetzt dringend Abhilfe angesagt – doch was sollte ich tun???
Nach dem Durchstöbern vieler diesbezüglicher Foren war klar, dass ich um ein Podest nicht herumkommen würde. Also ab in den Baumarkt und eine MDF-Platte 19 mm und eine Schaumstoff-Rohrummantelung besorgt. Nach dem Zurechtschneiden der Platte wurden anschließend 4 Schaumstoffstücke á 25 mm (vorher den Plastikverschluss entfernen) in die Ecken geklebt, Schlagzeug draufgestellt und erste Versuche durchgeführt. Erst jetzt zeigte sich, welch enorme Schwingungen die Pads (auch das Mesh-Head) und vor allem die Fußmaschine auf den Boden übertragen, denn die Platte vibrierte massiv. Diese Maßnahme allein genügte also bei Weitem nicht.
Nach vielem Hin- und Herüberlegen erinnerte ich mich, dass ich mir erst kürzlich eine Gel-Matte für meinen Motorradsitz zugelegt hatte, die die Vibrationen des Motors doch merklich absorbierte. Das könnte auch für mein Dämmproblem eine Lösung sein. Also wieder ab in den Baumarkt (Plastikdosen 85 mm Ø (im Elektrobereich), Alu-Vierkantprofile 15 und 10 mm, M4-Gewindestange plus passende Stoppmuttern) und beim Sattler eine Gel-Matte 15 mm gekauft. In die Dosen (die später unten an die Gestellfüße geklebt wurden) das Gel eingepasst, wegen der zu geringen Höhe des Gels noch eine Gummiplatte berührungslos angeklebt und einen Alurahmen für die auf dem Gel zu liegen kommende Fußmaschine angefertigt. Nach wenigen Arbeitsstunden waren nun sowohl das Schlagzeuggestell als auch das Kickpedal völlig von der Bodenplatte entkoppelt – hatten also keine direkte Berührung mehr nach unten. Nachdem das HiHat-Pedal kaum größere Schwingungen erzeugte, genügte hier das Unterlegen einer 10 mm PE-Schaumstoffplatte (Velvelin 35 PL 10 – ein Verpackungsmaterial). Die darauffolgenden Versuche waren vielversprechend, denn die MDF-Platte zitterte jetzt nur noch unmerklich.
Trotzdem stand am nächsten Morgen der alles entscheidende Test bevor. Ungeachtet eines flauen Gefühls in der Magengrube bearbeitete ich ab 9 Uhr eine halbe Stunde lang vehement mein Set, wohlwissend, dass die alte Dame unter mir zuhause war. Nachdem ein Klingeln an meiner Wohnungstür ausblieb musste ich mich aber doch letztlich vergewissern, ob nicht vielleicht wenigstens ein bisschen etwas zu ihr durchdrang. In dem daraufhin durchgeführten Telefonat bestätigte sie mir, dass sie absolut nichts mitbekommen hätte, obwohl sie während dieser Zeit lesend und ohne Radio in ihrem Sessel saß...
Der erstaunliche Erfolg all dieser Maßnahmen ist möglicherweise auf die zweifache Entkopplung zurückzuführen, also Gel-Lagerung plus MDF-Platte mit Schaumstofffüßen (das hier vielfach besprochene Sylomer SR11 ist also bei diesem Aufbau nicht unbedingt nötig). Ich habe auch bewusst statt der oft beschriebenen Multiplexplatte die MDF-Platte gewählt, weil diese m. E. aufgrund ihrer etwas geringeren Steifigkeit tieffrequenter schwingen kann und schon auf diese Weise ein bisschen Energie abbaut (je nach Gebäudestruktur könnte man vielleicht sogar auf die Platte verzichten?).
Anfänglich habe ich mich auch mit vermeintlich schallhemmenden und aller Wahrscheinlichkeit nach nichts bringenden Drumteppichen und auch mit dem von Roland angebotenen und völlig überteuerten NE-10-Noise Eater beschäftigt, von dem ich nirgendwo etwas lesen konnte – außer in einem englischen Forum, und dort steht „Geldverschwendung“. Die oben beschriebenen und garantiert funktionierenden Maßnahmen kosten neben dem verhältnismäßig geringen Arbeitsaufwand im Gegensatz hierzu nur etwa 50,- €.
Die auf dem mit Klebestreifen fixiertem Gel liegende Fußmaschine erlaubt ein völlig normales Spielgefühl. Das nun schwimmend gelagerte Gestell bewegt sich zwar beim seitlichen Berühren leicht Hin und Her, was aber beim Spielen keinerlei Auswirkung hat, denn hier bleibt es gänzlich ruhig. Um ein Verrutschen der Pedale zu verhindern, kann man sie mit einer Kunstoffschnur am Schlagzeughocker fixieren (oder den Kickpedal-Alurahmen einfach an der Bodenplatte festschrauben).