Wird mal Zeit etwas Öl ins Feuer zu gießen.
Aber bitte nur Raps- kein Mineralöl wegen der Klimabilanz.
sehr schönes Thema und dann noch so sachlich und kompetent diskutiert
Ich find's auch interessant und lustig, vor allem, weil niemand weiß, wo uns der nächste Beitrag hinführt... ![grin ^^](https://www.drummerforum.de/images/smilies/emojione/1f604.png)
Nachdem wir so viel über die Hersteller philosophiert haben, könnte man ja mal die Gegenseite, den Konsumenten in Augenschein nehmen. Ein Merkmal unserer zum Fluch oder Segen globalisierten Welt ist doch, dass so gut wie jeder (liquide) Konsument (der westlichen Welt) alles bekommen kann, was man für Geld kaufen kann. Bei den heutigen Möglichkeiten, Instrumente auf dem Gebrauchtmarkt zu ergattern, muss man sich ja gelegentlich noch wundern, dass überhaupt noch Neuware verkauft wird...
An den Herstellern haben wir uns mit Attributen von "gierig" bis "ums Überleben kämpfend" versucht. Aber wie sieht eigentlich die Zielgruppe, wie sehen "wir" Käufer eigentlich aus?
Hier ein Versuch: ![wink ;)](https://www.drummerforum.de/images/smilies/emojione/1f609.png)
Der Vintage-Liebhaber kauft nur Sets, die mindestens 40 Jahre alt sind, denn früher war alles besser, obwohl man ja nach dem Krieg nichts hatte.
Das kann sich die Jugend von heute ja gar nicht mehr vorstellen...
Der Made-in-Germany-Fetischist kauft grundsätzlich nur Produkte aus deutschen Landen, um die heimische Wirtschaft zu stärken und natürlich, weil kein anderes Land der Erde qualitativ an die teutonische Produktion heranreicht.
Es ärgert ihn jedoch, dass telefonische Anfragen nach dem prozentualen Anteil chinesischer Arbeitnehmer in der Bad-Berleburger Produktion nicht beantwortet werden.
Der Schnäppchenjäger kauft am liebsten von Menschen, die er übervorteilen kann. Da wird dann der Witwe, deren Mann sich gerade ins Grab getrommelt hat, großzügig 150 Euro für das komplette Horst-Link-Signature-Set geboten, denn
„so alte Schlagzeuge will ja heute niemand mehr“.
Der Preisbewusste kauft ordentliches gebrauchtes Material, das drei oder vier Jahre lang in deutschen Kinderzimmern nicht benutzt wurde, z.T. für 50-60% des Neupreises. Die Eltern davon zu überzeugen, dass sie nicht 80-90 % verlangen
können, ist manchmal jedoch ein hartes Stück Arbeit.
Der Snob kauft nur das Beste, denn das ist gerade gut genug. Er betont gerne die Nachhaltigkeit seiner Käufe, weil qualitativ Hochwertiges selten kaputt geht, kauft aber im Gegenzug dafür z.B. vier verschiedene Beckensätze, um jede
Musikrichtung optimal bedienen zu können. Da das kostbare Material bei den zwei oder drei Auftritten pro Jahr nicht zu sehr in Mitleidenschaft gezogen werden soll, kauft man natürlich ein Zweitset für die Bühne, vielleicht ein Stage-Custom oder ein
Superstar oder ein Force 3007... „Obwohl... ach komm! Wer billig kauft, kauft zweimal! Lass mal ein zweites SQ2 nehmen...“
Der Insider kauft nur das, was seinem Branchenkennerblick standhält. Er weiß genau, in welchem Jahr der nordamerikanische Ahorn aufgrund des Klimawandels zu schnell gewachsen ist, welcher Zulieferer in welchem Jahr an der Verchromung
gespart hat und welche Snareabhebung dysfunktional ist, weil sie (heimlich) aus alten Joghurtbechern hergestellt wurde.
Der GAS-Kranke kauft alles, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Er hat zwar schon drei Messingsnares, aber die neue hat ein Achtel Zoll mehr Untermaß, das gibt deutlich mehr Sustain und Durchsetzungskraft. Wenn er doch damals schon so klug
gewesen wäre, als es dieses Glockenbronze-Teil zu kaufen gab...
Der Gründliche kauft nur, nachdem er monatelang in Fachzeitschriften, Foren und auf Messen recherchiert hat, um den bestens Gegenwert für sein Geld zu erhalten. „Welche Bassdrum ist denn jetzt besser, die 9-lagige mit dem Birke-Walnuss-Mix
oder die 10-lagige aus Ahorn? Und warum hat die eine nur 8 und nicht 10 Stimmschrauben? Ich glaube, ich warte doch noch ein wenig mit dem Kauf...“
Der Jungspund, im DF gelegentlich etwas altväterlich als „mein junger Freund“ angesprochen, kauft alles, was ihm die Eltern und/oder Großeltern bezahlen...
Der DIYler kauft fast nichts, sondern baut alles mit großer Kunstfertigkeit selbst. Allerdings ist er ständig auf der Suche nach Material, was im Familienkreis zu Irritationen führen kann: „Sag' mal, hatten wir früher nicht Türen an der Schrankwand?“
![wink ;)](https://www.drummerforum.de/images/smilies/emojione/1f609.png)
Da kann man als Hersteller doch schon ins Grübeln kommen, wem man wie das Geld aus der Tasche ziehen kann...
Grüße