Beiträge von jalokin

    Die Pearl ist eine 70er Japan-Snare und übrigens alles andere als schlecht - wenn du eine taugliche Stahlsnare mit kackigem Crack gebrauchen kannst und die Hardware noch ok ist, lohnen sich neue Felle und Teppich.


    Meine hat mich immer wieder überrascht, da man ihr optisch ja nur wenig zutraut, sie aber durch den schweren Kessel erstaunlich gut klingt. Besonders wertvoll ist sie aber tatsächlich nicht, da sie für die meisten einfach zu unscheinbar und auch zu unbekannt ist. Sie ist vielleicht vergleichbar mit der Sonor D454, die zwar die schlechtere Kesselhardware hat, dafür aber bekannter und dadurch natürlich viel gefragter ist.

    Sowas?


    Neues aus dem Laden...
    Neues aus dem Laden...


    Etwas für mich sehr Positives hatte ich neulich:
    Ebenfalls ein junges Ehepaar mit Sohnemann (ca. 3 Jahre) wollte ne alte Gitarre mit einfachen Saiten neu beziehen lassen, damit der Junge drauf rumklimpern kann. Er wäre sehr viel beim Onkel der Mutter im Proberaum und hätte da einfach (ganz unhochbegabt ;) ) Spass mit den Gitarren. Um zu verhindern, dass die teuren Fideln Schaden nehmen, wollten sie also diese alte Wandergitarre spiel(zeug)fähig haben.


    Die Leute waren echt symphatisch, der Kleine hat sich mit Rasseleiern und Ukulelen vergnügt und sonst war grad nix los, naja... wir fingen an, Späße zu machen und uns einfach nett zu unterhalten. Dabei meinte sie, dass in der Familie nur ihr Onkel Musiker wäre, das aber als Profi. Allerdings könne sie mit dessen Musik einfach nix anfangen. Es stellt sich heraus, dass er Frontmann einer erfolgreichen Progressive-Rock-Band der 70er Jahre ist, deren Platten ich als Teenager verschlungen habe.
    Vor kurzem kamen die drei nochmal in den Laden und drückten mir ne Signierte CD von ihm in die Hand.

    Die Einwände sind berechtigt und ganz richtig. Aber um es mal mit Götz Alsmann zu formulieren:
    "Ich verliere lieber einen guten Freund, als eine gute Pointe!"
    ...ok, hier steht kein Freund, sondern mein Job auf dem Spiel, also achte ich zukünftig noch etwas mehr auf Anonymität und ändere vielleicht auch mehr. Die Konflikte bleiben aber an sich Real!




    Jetzt ist ja gerade Ferienzeit, weshalb es zumindest beim Umsatz tatsächlich etwas dünn aussieht. Was Besucherzahlen angeht, gibt es ebenfalls einen leichten Rückgang, allerdings hat sich die "Qualität" der Kunden stark verändert, so dass es gefühlt den gleichen Arbeitsaufwand (oder gar mehr) bedeutet - Es sind grad im Verhältnis echt deutlich mehr Flachzangen unterwegs!


    Wie es dazu kommt, lässt sich schwer ergründen aber ich habe eine Theorie:
    All die Leute, die regelmäßig in Musikgeschäfte gehen und auch etwas Ahnung von der Materie haben, sind grad auswärts - nur diejenigen, die sonst wirklich garnix mit Musik am Hut haben, haben grad mal Zeit und Muße übrig, in ein Musikgeschäft zu gehen und sich als Gitarrist auszugeben. Wenn wir eben was verkaufen, dann sind es meißt Billiggitarren.


    Der einzige Grund, weshalb ich so lange nicht mehr berichtet habe, ist, dass es dabei nur wenig neue Problemfälle gibt. Das meiste wurde bereits beschrieben.




    Eine Story möchte ich allerdings doch erwähnen, obwohl auch die Themen "alles aus Holz" und "hochbegabte Kinder" nicht neu hier sind:
    Ein junges Ehepaar ("ökig" - alternativ) mit einem 18 Monate alten Jungen sucht Bongos aus Holz mit Naturfellen. Der Kleine habe neulich beim Betrachten eines Spielmannszuges mitgeklatscht, woraus sie abgelesen haben, dass er offensichtlich ein ganz außerordentliches Rhythmusgefühl hat, welches nun natürlich ganz besonders gefördert werden muss.


    Sie lassen sich von mir sämtliche Bongos vorführen, und bemerken dabei, dass gute Trommeln nunmal ihren Preis haben. Auf die Frage, ob es etwas speziell für Kinder gäbe, präsentiere ich die Kiddy-Bongos eines nahmhaften Herstellers, welche sofort abgelehnt werden, da sie weder aus Holz sind, noch Naturfelle haben und außerdem mit bunten Djungelmotiven verziert sind. "Wir lassen unser Kind doch nicht mit Plastikspielzeug spielen!"


    Statt dessen entscheiden sie sich für billigste China-Bongos aus Tropenholz und pergamentdünnem Naturfell, die unter miesen Arbeits- und Umweltbedingungen in Kinderarbeit mit fragwürdigen Chemikalien behandelt, um die halbe Welt geflogen und zum Spottpreis angeboten werden. ... Aber aus Holz! :thumbup:

    Gut - kurz vorm Wochenende noch ne etwas weniger tragische Geschichte:


    Wir beliefern neben uns bekannten Profis sehr gerne und ausgiebig auch Schulen, KiTas und alles, was generell nach Folgeaufträgen klingt, mit nem sehr dickem Rabatt!
    Es gibt da tatsächlich einen solchen Kunden, der innerhalb dieses Jahres schon einige Tausender bei uns gelassen hat, die "Kontaktperson" ist allerdings leider ein echtes Arschloch-Exponat.


    Diese Person hat kürzlich wieder eine sehr umfangreiche Bestellung getätigt, allerdings blieb ein einzelner Posten daraus einfach nicht fristgerecht lieferbar: 10 Rassel-Eier aus Holz (Natürlich sollte es Holz sein - Plastik klingt hier zwar viel besser, aber es ist halt kein Holz! Undenkbar!)
    Wir haben wegen des Lieferengpasses über viele verschiedene Kanäle Holzeier geordert - davon viele zu nem unhaltbaren, lachhaften Kurs, und einen sogar per Express nur damit sie hoffentlich pünktlich ankommen - is dann zwar ein Minus-Deal, aber wir halten den Kunden hoffentlich bei der Stange! Heute kamen alle dieser verzweifelten Anfragen auf ein mal an, selbst die ursprünglich zu erst georderten, günstigen Eier...


    Wir haben grad so viele Eier im Haus, dass ich gerne brüten würde!
    Kaufen will die Person das jetzt übrigens nicht mehr - es gab ja im Web so billige Plastik-Eier...


    Hmmm... Brüten,... Brüten,... Töten,... Ich wünscht, ich wär ein Huhn,... Juhu!!! Ich dreh dann jetzt mal durch!

    Hinten an diesem Teil, durch die Loecher Richtung rueckwaerts, dann nach oben und nach vorn? Das ist meine Vermutung.


    äh,... ja... nun... Soll ich ernsthaft?.... ach scheiß drauf!
    Du bist hoffentlich Drummer - damit verzeihe ich dir nun jedes Unwissen bei solchen Gitarren!
    Also das würde so generell funktionieren wie du vorschlägst, wenn das Tailpiece tief genug eingestellt ist. Manche Hersteller machen es auch genau so. Hier ist die meistgenutzte Lösung aber anders...
    Es wird etwas klangvoller, wenn mehr Druck auf der Brücke anliegt. Wenn die Saiten obenrum geführt werden, ist der Abknick-Winkel einfach zu flach. Nach hinten, dann untenrum nach vorne durch, wäre viel besser, weil dann mehr Druck auf die eigentliche Brücke wirkt.


    Tatsächlich ist es hier aber einfach für doofe konstruiert worden: Gerade von hinten durch, über die Brücke bis zum Sattel.

    Nein. Leider ist es wahr.
    Ich nehme mir zwar die Freiheit heraus, etwas zu verallgemeinern oder etwas weiter auszuschmücken, aber alle Stories sind im Kern tatsächlich wahr.

    Gitarristen werden immer mehr meine Freunde...


    Ein ca. 20jähriger Junger Mann möchte Gitarrensaiten für eine E-Gitarre. Er spiele zwar schon ein paar Jahre, hätte aber eigentlich keine Ahnung von Saiten. Da er auch keine nähere Aussage zum Instrument oder der Musikrichtung machen kann, bitte ich ihn, einfach an einer unserer Gitarren zu demonstrieren, was er da so spielt. Das möchte er nicht. Wir einigen uns nach einigem Hin und Her auf einen stinknormalen standard 9er E-Git-Satz.


    Nach dem Bezahlen fragt er, ob es kompliziert sei, die Saiten aufzuziehen. Ich versuche nochmal heraus zu bekommen, was für eine Gitarre es ist, bzw. ob da ein Tremolo (mit der Vibrato/Tremolo Bezeichnungsverwirrung wollte ich ihn nicht noch mehr überlasten) dran wäre. Ein Floyd Rose ist ja etwas fummeliger. Er kann diese Frage aber auch nicht beantworten und nicht mal grob beschreiben, wie das Brett, der Kopf oder die Tonabnehmer aussehen. Es sei einfach ne normale E-Gitarre in blau.


    Ich vermute eine Strat(-Kopie) und zeige ihm an einer Anfängergitarre (schwarz), wo die Saiten da durchkommen, usw... Er meint, seine sähe irgendwie anders aus, er wisse aber wirklich nicht genau, was da anders wäre.
    Naja, usw... kürzen wir das mal ab!


    Nach ein paar Stunden ruft er an, es sähe an Seiner alles viel komplizierter aus, und er könne sich wirklich nicht vorstellen, wo da die Saiten eingefädelt werden müssten. Ich vermute, dass es sich tatsächlich um ein Floyd Rose-Vibrato handelt und bitte ihn, mit dem Instrument vorbei zu kommen.


    Er kam dann mit seiner Gibson Explorer vorbei.
    Na? Möchte jemand raten, wo da die Saiten eingefädelt werden?



    Edit: Zugegeben - seine sah etwas anders aus. Sie hatte die alten Saiten noch drauf und war blau.

    Bevor sich jemand aufregt: Diesmal stehe ich inhaltlich prinzipiell hinter der Kundin.
    Allerdings hat sie trotzdem derartig penetrant genervt, dass ich euch den Akt nicht vorenthalten will.


    Zwanzig Minuten vor Ladenschluss betratt eine Familie den Laden. Der Vater blieb still und verschwand recht schnell auf die Sitzbank vorm Laden. Die beiden Mädchen (zweieiige Zwillinge) waren sehr ruhig, die Mutter allerdings ein Prototyp der fortschreitenden Elitarismusforschung.
    Beide Mädchen sind Schülerinnen an einer Hochbegabtenschule, sie kommen nun ins 2. Schuljahr und sollen da ein Instrument lernen, dass sie sich jetzt ausgesucht haben. Eine möchte Querflöte spielen, die andere Geige. Natürlich werden diese Instrumente benötigt, was uns eigentlich freuen würde, wenn nicht,... naja...


    Beide Mädchen sind Linkshänderinnen, was eigentlich auch kein Problem ist, da bei beiden Instrumenten die "Spielseite" eh erst gelernt wird. So manch einer behauptet sogar, dass Linkshänder zumindest an der Geige Vorteile hätten, da die Feinarbeit - also das Greifen - auch von Rechtshändern mit der linken Hand gemacht wird. Egal - jedenfalls bringen die meisten Lehrer auch Linkshändern diese Instrumente "auf rechts" bei.


    Die Mutter war sehr beratungsresistent und stellte viel lieber immer wieder ihren Standpunkt klar, als Informationen oder Argumente abzuwarten... naja... - also nix gegen die beiden Mädels, die waren echt cool, aber die Mutter war offensichtlich nicht nur davon überzeugt, dass ihrer Familie als Elite die Welt zu Füßen läge, sondern auch, dass sich der Musikinstrumentenbau nach ihr zu richten hätte. Sie selbst sei übrigens auch Linkshänderin, früher wurde mit denen ganz schlimm umgegangen und jetzt seien wir ja schließlich im neuen Jahrtausend und da habe sie schließlich ein Recht drauf, dass es auch Linkshänderinstrumente in Kindergrößen zum gleichen (massenproduktions-)Preis gäbe, wie für Rechtshänder!


    Achja - und sie wolle die Instrumente natürlich nur mieten, denn die Mädchen wachsen ja noch.



    Ich finde tatsächlich, dass der Markt den Linkshändern gegenüber nicht gerecht ist, aber ich kann nur anbieten, was ich bekomme. Kein Händler wird solche Einzelanfertigungen besorgen, um sie ein halbes Jahr zu vermieten und sich dann für 15 Jahre an die Wand zu nageln, bis vielleicht mal wieder jemand danach fragt. So blieb es also ein ergebnisloses Gespräch, von dem eine halbe Stunde nach Ladenschluss stattfand - man ist ja höflich - und an dessen Ende die Pointe fiel:
    "Komisch! Das wurde mir in allen anderen Läden bisher auch schon so gesagt."

    Junger Anfänger und kein Plan is ok. Da will ich auch garnicht drüber lästern. Ich hab bei meinem ersten Fellkauf ein 150er für die BD verlangt! ...Da stand ne 150 auf nem Zettel des Verkäufers. Gemeint war wohl der Preis für die BD allein.
    Trotzdem ließ sich das auch vor der Internet-Aera per Zentimeterangabe noch retten - ich hatte tatsächlich vorher nachgemessen und war auch recht schnell überzeugt, dass 381 Cm niemals passen können!


    Wenn ich aber so etwa 25 - 30 Jahre alt bin, mein Gitarrengriffbrett regelmäßig in der Hand halte, und zrotzdem nicht weiß, wie es geformt ist - oder, ob da 3 eindeutige Plastiksaiten drauf sind... naja...

    Ich hatte heute eine phantastische Klangschalen-Kundin, nur leider wäre der Witz dabei über ihre schwere Behinderung gewesen und das mach ich nicht in der Öffentlichkeit. Tut mir leid, kommt lieber selbst in so einen Laden und genießt das Schauspiel mal live!



    Statt dessen ein Nachtrag zu "geballt auftretende Kundenwünsche" und "Gitarristen ohne Plan":


    Ein immer wiederkehrender Klassiker, mit dem man jeden unerfahrenen Gitarristen zielsicher beeindrucken kann, ist:
    " Ich brauch da ein Teil für die Gitarre mit so nem komischen Namen. Moment - mein Lehrer hat es mir aufgeschrieben..."
    "Kapodaster"
    "äh,... ja!... woher wissen sie...? "


    Das ist wirklich keine Hexerei, denn Kapodaster und Plektron sind die einzigen "komischen" Begriffe in der Gitarrenwelt und das Plek wird im Zweifelsfall als "Gitarrenplättchen", "Zupfpdingens" oder irgendwie anders (immer mit einer typischen Geste und leicht nachvollziehbar) bezeichnet. Nur mit "Kapodaster" kann tatsächlich kein Neuling so richtig was anfangen.


    Heute gab es 7 Kunden in direkter Folge, die ein Kapo suchten. Gefragt wird danach zwar fast täglich mal, aber nicht so oft in Reihe. (Nebenbei - Sowas wirkt echt seltsam auf mich und ich wüsste wirklich zu gern, wie es zu diesen Ballungen kommt. ?( )
    Ein Problem ist dann immer, wenn die Kunden mal wieder nicht wissen, ob für Klassik-, E- oder Westerngitarre. Bei jemandem, der nur z. B. fürs Kind oder den Lebensabschnittsgefährten eins mitbringen soll, ist das zwar lästig, aber verzeihlich - da mache ich absolut keinen Vorwurf. Leider wissen aber auch viele Gitarristen selbst nicht, was für eine Gitarre sie eigentlich spielen. Heute waren nur 2 Kunden in der Lage, auf die Gegenfrage nach dem Gitarrentyp sofort zu antworten. Von den übrigen konnte es nur eine Mutter mit "Drei Metallsaiten, drei aus Plastik" identifizierbar beschreiben, die anderen mussten erst mal Telefonieren oder sagten "Ich schau nachher noch mal drauf und komme Montag wieder".


    Bin ich eigentlich überheblich oder arrogant, wenn ich eine minimale Grundkenntnis des Instruments vom Kunden erwarte? Ich will einfach kein falsches Teil anbieten, da Enttäuschung und Umtausch im Ernstfall halt für beide Seiten scheiße sind.
    Achso... wir sind in nem Drummerforum, ich muss das Problem vielleicht erst mal erklären: Bei E- und Western-Gitarren ist das Griffbrett schmal und gewölbt, bei den klassischen ist es etwas breiter und platt. Das Kapo muss die jeweilige Form akkurat (nochmal "AKK." :D ) abdecken. Wir haben auch Kapodaster, die angeblich beide Griffbretter bedienen können, nur leider tun sie das bei beiden nicht so ganz zufriedenstellend.


    Wie schon oft erwähnt, haben wir keine Drumsets im Sortiment. Ich male mir also, nur für mich, aus Spass mal analog dazu aus, dass ein Drummer neue Felle für ein Schlagzeug von mir will aber die Größen, weder in Zoll noch in Cm, oder auch nur den Typ angeben kann... hähähä... muhahahaha...pfrrrrtz... *brüll!*
    Äh, Ok! ich bin offensichtlich überheblich und arrogant! ...aber ich hab Spass dabei! :P

    Hm... Ein Randgespräch mit einer heutigen Blockflötenkundin ist irgendwie erwähnenswert, wenn auch nicht lustig gemeint. Es würde allerdings auch in den "Nichtschlagzeuger-Thread" passen... Naja - es war in unserem Laden, also hier!


    Die Dame wollte für ihren Sohn (7 Jahre) eine Kunststoffblockflöte, weil er inzwischen die teure hölzerne von ihr anektiert hätte und sie sich einfach Sorgen um ihr Instrument machte. Nebenbei erwähnte sie noch, dass er sich auch nix aus Sport mache, aber voll auf Musik abfahren würde ( ...Hab den Jungen nie gesehen, aber YESSS!!! Du hast meine volle Sympathie!).


    Das eigentliche Verkaufsgespräch lief ganz sachlich und problemfrei ab - hier also nicht erwähnenswert - aber die anschließende Unterhaltung hat mal wieder gezeigt, wie Nichtschlagzeuger über unser Instrument und generell über Rock, Pop, usw... denken - selbst wenn sie dabei wirklich extrem wohlwollend und tolerant sind!


    Der Junge hätte seit der musikalischen Früherziehung immer wieder gesagt, er wäre gerne Trommler. Alle anderen Instrumente interessierten ihn bisher nur für wenige Monate, Trommeln wollte er aber seit dem immer. Er sei mit der Musik der Eltern (Classic Rock) aufgewachsen und genau das wolle er machen. Sie habe dann einen Bekannten gefragt, der in ner Rockband singt, und der meinte tatsächlich, dass man das nirgendwo lernen könnte - die Drummer machten das halt alle nur irgendwie aus Spaß. (...bessten Dank auch!)


    Da bin ich eingeschritten und warf das Stichwort "Musikschule" in den Raum. Sie guckte irritiert und meinte, dass das ja wohl falsch wäre - er wolle ja nicht Orchesterschlagwerk lernen.


    Dann hab ich mich selbst als Drummer geoutet, der ebenfalls Schlagzeugunterricht an ner Musikschule hatte, hab ihr erzählt, dass fast jede Musikschule auch Pop und Rock und sogar deren Drumming vermittelt und ihr noch ein paar entsprechende Flyer in die Hand gedrückt.
    Ihr Gesicht sprach Bände. Eine Mischung aus Unglauben, Freude, Erleichterung und "Verarschen Sie mich?"... Sie konnte nicht glauben, dass Musikschulen inzwischen im nächsten Jahrhundert angekommen sein könnten, obwohl es genau das war, was sie sich für ihren Sohn wünschte! Ich hab echt keine Ahnung, wieso sie da vorher nie nach gesucht hatte aber nun hoffe ich drauf, dass sie das endlich mal tut!


    Vielleicht muss da echt nur mal mehr Öffentlichkeitsarbeit gemacht werden - Zielgruppe und Unterstützer gibt es!

    welcher 18-jährige hat schon Geld für ne 1600€ Gitarre

    Ja, das ist halt kein Normalfall. Aber um auch Mc.Mans subtilen "Schubladendenken"-Vorwurf wieder aufzugreifen:
    Manchmal liegt man mit solchen Einschätzungen echt vollkommen daneben. Diese Fälle waren bisher immer irgendwie geil, nur leider viel zu selten.


    In einem Fall lagen wir Mitarbeiter alle gleich mehrfach daneben. Schlanker, sportlicher Jüngling (so ca. um die 20?), Lange blonde Haare, Kutte, Black Metal-Aufnäher, darunter ärmelloses Muscle-Shirt, enge Jeans offene Stiefel,... Mehr optisches Klischee geht eigentlich gar nicht. Er kaufte zuerst auch tatsächlich E-Gitarrensaiten, und schaute sich nur kurz mal bei den Akk.-Gitarren um. Da waren wir alle noch in unseren Vorurteilen bestätigt. Er war offensichtlich Student, auffallend eloquent ohne abgehoben zu sein und einfach nett.
    So eine Erscheinung ist in unserem Laden selten (also optisch! Eloquent und nett sind die meisten... und etwas abgehoben ;) ), deshalb merkt man sich diese Kunden natürlich sofort.
    Nach dem 3. oder 4. Besuch, fragte er dann sehr höflich, ob er mal die richtig teuren Klassik-Gitarren anspielen dürfe. Nicht die Westerns, sondern die Klassischen! Erstes Vorurteil im Arsch! Er suche etwas in Fichte/Palisander. (oh,... er kennt die Hölzer? Hat er vielleicht sogar richtig Ahnung von der Materie?)
    Als er darauf dann sehr sauber und einfühlsam Bachwerke spielte, war auch das 2. Vorurteil zertrümmert.
    Die richtige Gitarre war im High-End-Sortiment auch schnell gefunden.


    Allerdings haben "junge Leute halt keine Tausender locker" oder wie war das?
    Er kam dann noch ein paar mal vorbei, verglich auch weiter mit den Neuzugängen und kaufte das Teil schließlich - 3. Vorurteil dahin! Ok, bezahlt hat er in 3 Raten, die aber wegen der Gesamtsumme trotzdem noch heftig genug waren.


    Er kommt immer noch regelmäßig vorbei um seine Saiten oder Zubehör zu kaufen, testet aber keine Gitarren mehr. Wir Mitarbeiter der Instrumentenabteilung haben intern beschlossen, dass er immer nen starken Sympathie-Rabbatt bekommt - noch ein Grund, weshalb mein Chef hier besser nicht mitlesen sollte ;)



    Edit: Achja @ Trommeltom:
    "Das ist ja in etwas so, wie wenn wir einen Auftritt haben, und nachdem
    wir die Hälfte unserer Songs durchgespielt haben, plötzlich jemand
    fragt, ob wir auch was von Helene Fischer spielen könnten."
    - Eine Classic-Rock-Party-Band, bei der ichab und zu aushilfsweise getrommelt habe, hat genau diese Anfragen tatsächlich aufgegriffen und 2 Helene Fischer-Songs ins Programm aufgenommen... Als Hardrock-Cover, was es leider nur wenig besser macht. Man kann Kacke halt nicht aufpolieren.

    Das eigentliche Highlight heute, war definitiv eine Dame, die erst nur von außen durch die Glastür in den Laden schaute.
    Gut, sie macht sich erst ein Bild vom Laden. Find ich ok. Nach einigen Minuten fand ich das aber irgendwie doch seltsam. Ich war schon auf dem Weg zur Tür, da kam sie rein, ignorierte meine "Wie kann ich Ihnen helfen"-Anfrage und schaute sich näher im Laden um. Nach etlichen weiteren Minuten kam sie dann doch zu mir, kramte einen Zettel aus der Tasche: "XXX-CD-Player aus den 90ern, Plötzlich defekt".
    Ich erklärte, dass wir mit Elektronik nichts am Hut hätten, sondern fast ausschließlich rein akustische Instrumente anbieten würden, worauf sie mir die ganze Geschichte vom CD-Player-Erwerb bis zum plötzlichen Ableben des Gerätes erzählte. Ich erklärte ihr nochmals, dass wir für Elektrogeräte nicht der richtige Ansprechpartner wären und empfahl ihr einen Laden in der Nähe. Sie schien nun zu verstehen und wandte sich zur Tür. Kurz davor drehte sie sich um, und fragte mich, welche CD-Player ich im Angebot hätte. ..."Herrgottsackranochmalverdammteinzucht!" - sagte ich natürlich nicht, sondern bat sie nur höflich, den besagten Laden aufzusuchen, da ihr dort sicher geholfen werden könnte.


    Nach ner halben Stunde kam sie wieder. Dort hätten sie nur neue Geräte, also wollte sie noch mal fragen, welche günstigen Gebraucht-CD-Player wir hätten.
    Was ich dann gedacht habe, schreibe ich besser nicht auf, aber gesagt hab ich: "Leider gerade keine. Geben sie mir ihre Telefonnummer? Falls sich da was tut, melden wir uns natürlich gerne bei Ihnen."

    Naja, die erste Vorauswahl passiert ja bereits lange bevor jemand in die Nähe unseres Laden kommt - du würdest vermutlich eher zu einem unserer Mitbewerber gehen, die tatsächlich Drumsets im Sortiment haben. Wer in unseren Laden kommt, ist also schon durch das erste Sieb durch und lässt sich dann etwas einfacher bevorurteilen ;)

    Oh, eine Sache noch:
    "Das hab ich bei Tho... aber deutlich billiger gesehen!"
    - ist eine Aussage, die wir sehr häufig hören.


    Ja, glaub ich, stimmt! Was können wir als Einzelhändler denn auch dagegen anstellen?
    Wir wissen, wieso das goße T so günstig anbieten kann, wir haben selbst als Fremd-Mitarbeiter alle auch selbst schon mal dort bestellt und echt viele Kundenberatungen gegeben, die aber dann doch nur zu Bestellungen beim T führten,... eigentlich schämen wir uns alle... Ob für unseren Geiz oder für die Beratungsresistenz mancher Kunden.


    Nein, keine Sorge! Ist schon ok! Herr T kann halt fast alles günstiger anbieten, als wir das bei Ihnen vor Ort können, also vergleichen sie ruhig und bestellen lieber online! Den Service bietet er ja dazu auch an.


    Nur bitte! Von etwa 60 Instrumenten, die ich seit Oktober wieder spielbar gemacht habe, oder denen ich sogar neue Ersatzteile maßanfertigen musste, waren mindestens 40 Eigenmarken vom großen T. Wenn sie schon dort kaufen, belästigen sie uns doch nicht mit deren Wartungsaufgaben. Wir müssen ihnen dafür echt Geld abnehmen, dort haben Sie nen kostenlosen Garantieanspruch!


    Ja, war diesmal garnicht lustig, aber denken sie bitte mal drüber nach!

    Es ist schon witzig, wie schnell man Kunden nur wegen optischer Merkmale eingeordnet hat, noch bevor sie die Glastür zum Laden ganz öffnen konnten.
    Noch witziger ist, dass man dabei mit wenig Übung schnell nah an die 100%-Trefferquote ran kommt und eigentlich immer vorher schon weiß, wie die Frage des Kunden lauten wird.
    Ok, das ist so natürlich übertrieben. Eine grobe Einteilung der Kunden passiert aber wirklich auf den ersten Blick - ob gewollt oder nicht. Schön ist 's, wenn man sich dabei mal total irrt, aber erschreckend oft trifft das Vorurteil dann doch zu - mal ganz exakt, mal nur nah dran. Diese Vorauswahl erfüllt nebenbei auch einen sehr substanziellen Zweck für mich: "Will der Kunde zu mir oder will er in die Notenabteilung? Bekomme ich was zu tun oder kann ich endlich mal eine rauchen gehen?"


    Zuerst ein paar vereinfachte Kunden-Grundtypen für den kleinen Vorurteils-Anfänger:


    - Geschlecht egal, Alter egal, Klassik-Gitarrentasche auf dem Rücken -> die D-Saite ist gerissen. Entweder wünscht er die einzelne Saite oder einen ganzen Satz. Ich muss sie allerdings auch aufziehen.


    - ganze Familie (Vater, Mutter + X Kinder) -> für das älteste Kind wird ein Anfängerinstrument gesucht. Vater bezahlt mit EC-Karte. ( Ab 7 Jahren: Junge - Gitarre / Mädchen - Geige. Jünger: Blockflöte)
    (- Mutter mit einem Kind -> Das Kind ist mindestens das zweitgeborene. Mutti hat das Geld in Bar bei sich... sonst s. O.! )


    Abgesehen von diesen Sonderfällen ist das Alter meist ein gutes Indiz:
    (Kinder und Teenager ohne Eltern, sind nur von Vorurteils-Fortgeschrittenen und -Profis einzuschätzen!)


    - weiblich, zwischen 20 und 30, sportlich -> sucht ne Alt-Blockflöte, Klassik-Gitarre, vielleicht sogar ne Geige oder, ganz selten, ne Querflöte, jedenfalls für Anfänger
    - männlich, zwischen 20 und 30, sportlich -> sucht ne Anfänger-Western-Gitarre
    ( - Männlich, gleicher Typ mit langen Haaren -> E-Gitarren-Starter-Set)
    - weiblich, zwischen 20 und 30, aber alternativer Öko-Typ -> sucht ein Cajon
    - männlich, 20-30, gleicher Typ -> Didgeridoo, Rainmaker, Ethno-Percussion... was in der Art


    - w, 30-40, geschminkt, gepflegter Typ -> Geigensaiten oder -zubehör. Seltener Gitarrensaiten (Nylon)
    - m, 30-40, geschminkt, gepflegter Typ -> "Mamma Mia"-Musical-Songbook für Keyboard
    - m, 30-40, weniger aufs Äußere bedacht -> Western-Gitarren zwischen 500,- und 1000,- Euro
    - w, 30-40, weniger aufs Äußere bedacht -> Chor-Noten


    - w, 40-50, sonst undefinierbar -> was "Verrücktes" (ich zitiere nur :rolleyes: ) wie Djembe, Ukulele,... vielleicht sogar "mal 'ne Western?"
    - m, 40-50, sonst undefinierbar -> Western-Gitarre von Martin


    - m, 50-60, gepflegt und gut in Schuss -> wahrscheinlich Streicher, oft sogar Profi. Noten oder Zubehör für Geige, Bratsche, Cello. NICHT für Kontrabass!
    - w, 50-60, gepflegt und gut in Schuss -> Chornoten (Mezzosopran oder Alt) oder Klaviernoten.
    - m, 50-60, untersetzt und Bluthochdruck -> ne Westerngitarre ab 1000,- Euro
    - w, 50-60, ähm... naja,... sehr stark geschminkt -> Noten für Querflöte, Klarinette, Bratsche oder Cello



    - w, über 60, körperlich fit -> Gospelchornoten oder Klangschalen
    - m, über 60, körperlich fit -> Akkordeon (je nach Herkunft Hohner, Weltmeister oder ein Italienisches)
    - w, über 60, körperlich nicht mehr so fit -> was für's Enkelchen... Windspiele, Glockenspiele, Rasseleier, Klanghölzer, generell jeder Orff-Kram, pentatonische Flöten, etc... Aber bitte nur aus Holz! ...oder Gospelchornoten.
    - m, über 60, körperlich nicht mehr so fit -> Mundharmonika ("Echo-Harp" oder "unsere Lieblinge")


    Es ist natürlich absolut unfair, ab 60 schon den Vorurteilsschlussstrich zu ziehen, aber leider ändert sich darüber tatsächlich nicht mehr viel am Kundenwunsch. Und überhaupt geht es hier ja nur um "Vorurteile", also darf ich da auch alle über 60 einfach mal platt als Altsäcke diffamieren! :D . Die Realität sieht natürlich viel differenzierter aus, aber als kleine Einführung in die Kunden-Vorurteilskunde, taugen die Beispiele leider schon irgendwie...


    Einen mächtigen Altersschritt gibt es dann aber doch noch: Wenn es einzelne Menschen über 90 noch mal aus eigener Kraft bis in unseren Laden schafften, dann gehörten gerade DIE zu den interessantesten, spassigsten, homorvollsten und einfach angenehmsten Kunden, die ich bisher kennenlernen durfte.
    Wie die Jüngsten sind die aber nur was für den Fortgeschrittenen oder gar Vorurteilsprofi.

    Davon abgesehen, dass ich ein Akkordeon durchaus als ein fähiges Instrument betrachte,

    Ja, ich verallgemeinere natürlich etwas. Grundsätzlich ist es nicht die Waffe, die tötet, sondern der Finger am Abzug,... also habe ich z. B. den Bulgarier verheimlicht, der weder Musettewalzer noch Shanties, sondern interessante, komplexe Kompositionen gespielt hat - und das beeindruckend gut!
    80% aller Akkordeonkunden sind aber leider Hobby-Hamburger-Fährmänner über 70, ohne Talent und Können...
    Wenn jemand ernsthaft damit umgehen kann, kann ein Akkordeon tatsächlich cool sein.

    Kannst Du noch eine Fundstelle zur Clarina-EU-Problematik liefern?

    Ich hab halt beim deutschen Vertrieb angerufen. Nach deren Aussage wird das Teil möglicherweise überarbeitet, um besagte Richtlinien für Kinderspielzeuge dann wieder zu erfüllen. Was genau das Problem war, habe ich nicht erfahren. Wahrscheinlich wie immer - Kleinteile verschluckbar, oder zu viel Weichmacher im schmackhaften Kunststoff, oder so ;) Jedenfalls wurde es vom Markt genommen.



    Edit: Da Deutschland heute in die USA einmarsch... äh... gegen die USA gespielt hat, war eigentlich ab Mittag niemand mehr im Laden. Somit nix Neues aus dem Laden ;)

    Juhuu! Die neue Woche fing schon großartig an...



    Montag: Tag des inoffiziellen Clarina-Freundeskreises
    Also, das ist schon eine seltsame Sache, wie bestimmte Kundenwünsche manchmal zeitlich zusammen fallen. Es gibt wochenlang keine Nachfragen zu einem bestimmten Gerät, aber an einem einzelnen Tag, in einer einzelnen Stunde, kommen plötzlich pausenlos Leute, die genau DAS wollen - und zwar NUR das. Sicher spielt meine selektive Wahrnehmung da auch mit rein, aber zumindest für diesen Montag tat sie das ganz sicher nicht. Es wollten gleich mehrere Kunden unbedingt eine Clarina ( http://www.hohner.eu/index.php5?1054 ). Ein Instrument, nach dem seit meinem Dienstantritt in dem Laden noch niemand gefragt hatte - und zumindest Dienstag und Mittwoch auch keiner wieder gefragt hat.


    Schön an diesen geballten Anfragen ist, dass man nur ein mal die nötigen Recherchen macht und allen weiteren Kunden dann sofort erzählen kann, dass z. B. die Clarina aktuelle EU-Richtlinien für Kinderkram nicht mehr erfüllt und deshalb aus dem Verkehr gezogen wurde...


    Witzig ist aber, wie unterschiedlich die Kunden auf diese Nachricht reagieren.
    Typ A: "So ein Quatsch!Mir hat es auch nicht geschadet! Die EU hat se nicht alle!"
    Typ B: "Ach, wie schade! Gibt es Alternativen?"
    Typ C: "Ohgott! Ich hab alle meine Kinder mit SOWAS (teuflischem) spielen lassen???"
    Typ D: "Ok, dann bestell ich sie bei Amazon."


    Typ A und D waren recht schnell wieder aus dem Laden raus (ich tippe auf "Fußballschuhe kaufen" ), bei Typ B und C hatte ich noch Gelegenheit, nach einer adäquaten Lösung suchen zu dürfen und auch da gab es doch drolliges Individualverhalten.
    Der erste Vorschlag war die Triola ( http://de.wikipedia.org/wiki/Triola )


    Einigen Kunden war dieses Instrument zu unsexy designed. Es sei "kantig", "sehe ja gar nicht aus, wie ein Instrument", da "wolle doch kein Kind drauf spielen", usw...
    Da frag ich mich ernsthaft, ob es das Grauen an sich irgendwie verbessert, wenn das Teil eine Pseudo-Trötenform hat??? Eigentlich sind beide Instrumente in der Funktion identisch. Übrigens sieht man hier auch den Unterschied zwischen BRD und DDR, denn beides waren früher absolut alberne, musikpädagogisch eher zweifelhaft nutzbare Spielzeuge aus Plastik mit fürchterlichem Klang, nur eben jeweils auf einer Seite der Mauer...
    Gut, die Triola gewinnt bei mir emotional, weil wir Verwandte in der DDR hatten und ich diesen als Kind dort sehr gerne und ausgiebig mit ihrer Ostblock-Tröte den letzten Nerv geraubt habe. Wir, im Westen, hatten immerhin Sonor-Glockenspiele, mit denen ich den diesseitigen Verwandten den letzten Nerv,... äh... ich schweife ab.


    Andere Kunden bemängelten, dass die Triola aus Plastik sei. "Haben sie nicht was aus Holz?"
    Was soll man denn da noch sagen? ...Die Clarina nicht?




    Dienstag: "Eine Matallsaite für meine Yamaha-Gitarre, bitte!"


    Schon wieder geballt. Zwei Kunden stellten nahezu die gleiche Aufgabe an mich, einer morgens gegen 10, der andere Nachmittags gegen 16 Uhr.
    Beide hätten eine Yamaha-Gitarre und beide wollten einfach nur "eine Metallsaite".
    Beim ersten hab ich, zugegeben, noch etwas naiv reagiert, gefragt welche Saite es denn genau wäre und dann bei den Saiten für Westerngitarren danach gewühlt. Als er dann nebenbei fragte, ob die Plastiksaiten auch irgendwann reißen würden, kam ich mir zwar etwas verarscht vor,... aber ok... Also doch keine Western, dann bekommt er also die Nylon A-Saite mit Metallumspinnung.


    Beim 2. war es deutlich einfacher. Gleiche Ansage, aber
    1. Indiz: "Es ist die dritte von den Dicken." - also eine D-Saite
    2. Indiz: "Da sind drei Metallsaiten und drei Plastiksaiten drauf"
    3. Indiz: "Ich bin ja noch Anfänger"


    Ahja - das erste Indiz reicht eigentlich. Ich arbeite noch nicht so lange im Musikladen und bin absolut kein Gitarrist, aber man lernt hier schnell, dass die D-Saiten bei den Nylons schnell mal reißen, da sie im Verhältnis die höchste Zugkraft/Material haben.
    (Um Das kurz ins Bewusstsein zu rücken: Als Einzelsaiten haben wir für Nylons die dreifache Menge an D-Saiten vorrätig, es gibt auch komplette Nylon-Saitensätze mit doppelter D-Saite. Der erste Kunde hatte mich mit seiner A-Saite etwas in die Irre geführt, aber auch die kann ja mal reißen...)


    Zu 2.: Eine Belehrung in Sachen "das ist alles Nylon, aber bei den Basssaiten ist eine Metallumspinnung drumrum" kann ich mir bei solchen Kunden leider nicht verkneifen, die haben sie beide bekommen. Wenn ein Drummer nicht weiß, welches Fell zu seinem Wunschsound passt, ist das was Anderes, denn hier geht ja prinzipiell echt alles, aber bei "Gitarristen", die nicht wissen, was für einen Gitarrentyp sie spielen,... hmmm... Ey Leude, sucht euch doch bitte mal nen Lehrer!


    Das dritte Indiz ist etwas schwammig, aber die meisten Anfänger sind auf ner Nylon-Gitarre unterwegs. Schwammig... also ich z. B. hab mit ner E-Gitarre angefangen, mein Bruder mit ner Western. Wir können aber beide nicht wirklich Gitarre spielen, also war das wohl falsch ;)



    Mittwoch: Tag des Akkordeon-Terrors


    Der heutige Mittwoch war gespickt mit Akkordeon-Kunden. Glücklicherweise leiten wir solche Kunden direkt an den Chef in die obere Etage weiter, wo auch die meisten Akkordeen stehen. Unglücklicherweise sind die Dinger laut und es gibt keine schalldichte Trennung zwischen den Etagen. Ich hatte heute einen echt üblen Tag.

    Mein Highlight der Woche:
    lots of Friends of a Godin Multiac


    Wir sind eher auf rein akustische Instrumente spezialisiert aber wir haben seit nem Monat eben obige Gitarre günstig im Angebot. Seit dem waren schon recht bizarre Typen deswegen da, aber mitgenommen hat sie bisher noch keiner.


    Lustig ist aber, wie eben diese Typen ihre "derzeitige Klammheit" begründen:
    "Geile Gitarre, aber:


    1.: nicht meine Farbe
    2.: geht ja nur über nen Amp
    3.: sie hat ja Nylon-Saiten
    4.: hab sie mit ner Fender verwechselt. Habt ihr Fender-Westerns mit TA? (NEIN! Natürlich nicht!)
    und erst dann
    5.: vielleicht nächsten Monat


    Es wäre jetzt auch nicht so, dass sie offen im Schaufenster läge, wo jeder Honk drüber fallen würde. Wer in unseren Laden kommt und gezielt nach dem Teil fragt, der weiß schon, dass wir keine E-Gitarren führen, oder er sieht es recht schnell.
    Nur beim Finish in Natur-Optik war ich auch nicht so sicher. Ist offensichtlich Blödsinn. Doch besser pink? Jedenfalls nix, woran man erkennt, dass da Holz verbaut wurde! ;)


    jaaa,... also das könnte natürlich alles etwas abgehoben klingen, es ist aber tatsächlich so, dass diese nicht repräsentative Umfrage nur bei Leuten durchgeführt wurde, die explizit nach diesem Instrument gefragt hatten. Das ist also vergleichbar mit: Haben sie ein Sq2? Ach,... nee. Ist ja von Sonor!