Beiträge von jensensen

    Allein die Tatsache, dass der Body der E-Gitarre anfangs dem
    einer akustischen Gitarre nachempfunden wurde, obwohl das technisch gar nicht
    nötig war, zeigt, dass die E-Gitarre als Ersatz bzw. Alternative für die
    A-Gitarre geplant war (allerdings sollte sie lauter sein als diese, nicht
    leiser).



    Erst als sich neue Spieltechniken und Soundmöglichkeiten
    eröffneten, wurden auch futuristische Formen (Explorer, Flying-V etc.) gebaut.
    Da hatte sich die E-Gitarre allerdings schon als eigenständiges Instrument
    etabliert.



    Fender und Polfus hatten keinen Schimmer, was Jimi Hendrix
    15 Jahre später mit ihren Erfindungen anstellen sollte. Sie wollten eine
    einfache und bezahlbare Gitarre bauen, die auch auf großen Tanzveranstaltungen (Country-Music)
    eingesetzt werden konnte und deshalb auf einfache Weise verstärkt werden konnte
    – ohne das lästige Feedback, das gerne in hohlen A-Gitarren-Bodys entsteht.
    Einfach mal Fender (alternativ: Gibson) Advertisement 1950 googeln. Da sieht
    man tolle Anzeigen mit Lester Polfus im Anzug und Mary Ford im langen weißen
    Kleid jeweils mit umgehängter Les Paul. Gewünscht war ein natürlicher, klarer
    Sound – bloß die schwächlichen Amps damals hielten nicht mit und fingen bei
    hoher Lautstärke an zu verzerren. Blöd – klang aber für einige interessant.



    Kein Flamenco-Gitarrist würde eine E-Gitarre in Betracht
    ziehen, nicht mal zum Üben (obwohl sie über Kopfhörer gehört sogar leiser wäre
    als die A-Gitarre). Umgekehrt würde kein Metal-Gitarrist eine A-Gitarre für
    böse, ultra-verzerrte Riffs einsetzen. Es sind halt eigenständige Instrumente
    für eigenständige Musikrichtungen.



    kride20: Es geht nicht um Neuentwicklungen von Gitarren,
    sondern darum, wofür die E-Gitarre mal erfunden worden IST und was sich dann –
    völlig eigenständig – daraus entwickelt hat. Trommeltotti meinte ja: erst die
    Pflicht (perfekte Imitation), dann die Kür (Entwicklung zum eigenständigen
    Instrument). Die Geschichte zeigt aber, dass das weder bei Gitarren noch bei
    Pianos geklappt hat. Im Gegenteil: erst durch die unvollkommene Imitation wurde
    die Entwicklung zum eigenständigen Instrument gefördert. Das war bei Simmons
    auch so. Die gingen aber pleite und der „Siegeszug“ der Sampler/ROMpler begann.




    Die Eigenständigkeit von E-Drums wie Norddrums, Mandala
    Drums etc. wurde ja schon erwähnt – da sollte die Reise weitergehen.



    Ich erwarte von einem E-Drum, dass ich mich anders auf ihm
    ausdrücken kann, als auf einem A-Drum (und damit meine ich nicht das Abfeuern
    von Hundegebell-Samples). Wenn ich von einem E-Drum nur die perfekte Simulation
    eines A-Drums bekäme, wäre ich enttäuscht – das habe ich ja schon. :)

    Zitat trommeltotti:



    „Fender Gitarren sind
    elektro-akustische Instrume welche zur einer Zeit geboren wurden wo
    Mikroelektronik noch fast niemand aussprechen geschweige denn sich vorstellen
    konnte wie zukünftige Computertechnologien die Welt erobern werden.“





    Das ist ja gerade der Punkt, lieber trommeltotti, um den es
    geht und den du einfach (und ich habe vieler deiner Beiträge gelesen) nicht
    verstehen WILLST. :)




    Die akustische Gitarre gibt es seit hunderten von Jahren und
    die elektrische Gitarre seit mehr als fünfzig Jahren – und trotz
    Mikroelektronik und 2013 spielen Gitarristen immer noch und mit Begeisterung
    beide Instrumentengattungen. Und selbst da, wo die Mikroelektronik Einzug in
    der Gitarrenszene gehalten hat, nämlich bei den Verstärkern (Amp-Simulationen
    etc.) kehren viele Gitarristen wieder gerne zu ihren „Steinzeit“-Röhren-Amps
    zurück.



    D.h. kein neues Instrument hat ein altes verdrängt und
    selbst ganz aktuelle Entwicklungen (Mikroelektronik) haben keine alte
    Instrumentengattung zum Aussterben gebracht. Soviel zum Steinzeit-Argument.



    In meinem Beitrag oben geht es um das elektrische Schlagzeug
    als EIGENSTÄNDIGES Instrument, und da musst du mir auch nicht mit Steinzeit
    kommen. Ein analoges Simmons SDS 5 ist von den Ausdrucksmöglichkeiten und der
    Dynamik jedem modernen TD-X-Gedöns-irgendwas-Rolahama überlegen. Stufenlos
    arbeitende Filter und unendlich viele Dynamiklevel mit den damit einhergehenden
    subtilsten Klangfarbenveränderungen finden sich selbst 2013 nicht in den
    modernen E-Drums.




    Hier sollte mal angesetzt und weiterentwickelt werden, statt
    immer noch zu versuchen, ein hochkomplexes und superdynamisches akustisches
    Schlagzeug mit seinen unendlich vielen Klang- und Dynamikvariationen 1:1
    nachzuahmen.



    Ein Fender Rhodes oder Yamaha CP-70 (beide +40 Jahre alt) ist
    auch heute noch jedem modernen E-Piano an Ausdruck und Dynamik überlegen. Und
    wenn eine Hammond B3 nicht so sauschwer und so empfindlich wäre, würde sie auch
    heute noch live viel öfter eingesetzt. Es sind einfach eigenständige
    Instrumente mit einem eigenen Sound und das Tolle ist, dass sie eben NICHT
    versuchen, ihr akustisches Vorbild originalgetreu zu reproduzieren.



    Kurz: Es ist noch nie gelungen, ein akustisches Instrument 1:1
    in allen Feinheiten elektr(on)isch nachzuahmen. Warum sollte das ausgerechnet
    beim Schlagzeug das erste Mal gelingen? Bloß weil wir 2013 haben und nicht mehr
    in der Steinzeit leben? Falscher Ansatz!





    Zitat pbu:



    „Fender, Polfus und
    Rhodes haben nie den Anspruch erhoben bzw. behauptet, Klang und Handhabung
    ihrer Instrumente seien "supernatural" oder "most
    realistic".“



    Natürlich sind die Dinger seinerzeit mit genau diesem
    Anspruch vermarktet worden. Die alten Werbeanzeigen aus den 1950ern behaupten genau das.
    Gottseidank hat das schon damals niemand geglaubt und jeder Musiker hat seine
    eigene Verwendungsmöglichkeit dafür entdeckt (verzerrte Verstärkung etc.). ;)

    Zitat von »One«
    Was ich an der Diskussion nicht ganz verstehe, warum kann man E-Drums nicht einfach als eigenständiges Instrument sehen?



    Weil, so provozierend das für einige auch klingen möge, es im Grunde genommen eine grandiose Selbstverarschung darstellen wird! Nach meiner Meinung hat erst die Pflicht zu folgen und dann die Kür. Als Schlagzeuger- als welchen ich mich unbedingt definieren möchte - erwarte ich aus bekannten akustischen Gegebenheiten grundsätzlich eine authentische leise Alternative zu einem A-Schlagzeug. Das ich dann mit Hilfe der Technik noch zusätzlich meine Klangeigenschaften am Set variabel bis in das Extreme verändern kann welche mit einem Schlagzeug Instrument eigentlich gar nichts mehr gemeinsam haben werden, ist für mich ein "Zusatzbonbon" und sollte mich nicht davon abhalten die grundsätzlichen Qualitäten eines dynamischen und lebendigen Instrumentes einzufordern.

    Wenn Leo Fender und Lester Polfus genauso gedacht hätten, würden heute noch verzweifelte Techniker versuchen, den Klang einer akustischen Gitarre bis ins Detail nachzuahmen und niemand hätte die Klangwelten einer elektrisch verstärkten Stratocaster oder Les Paul entdeckt.
    Dave Simmons hat das Thema "Authentizität" ja auch einfach ad acta gelegt und etwas komplett Eigenes entwickelt. Sein Misserfolg kam übrigens erst, als er mit dem SDX eine echtes Schlagzeug nachahmen wollte.